Mal wieder hier

Frau und Kinder

Ich glaube schon seit letztem mal oder vielleicht auch seit unserem längeren Aufenthalt 2011/12 hatten wir uns überlegt nochmal Weihnachten in Mexiko zu verbringen und das sagenhafte Hochlandklima von Puebla am 24. zu genießen. Letztes mal waren wir ja nun zum Heiraten im Frühjahr in MX und haben somit in meiner zweimonatigen Elternzeit Kind Nr.1 legitimiert, was natürlich auch sehr schön war. Da zwei Jahre später mit Kind Nr. 2 nochmal die Option auf Elternzeit und somit einen langen Urlaub stand, haben wir beschlossen uns auch mit zwei Kindern den langen Flug und eventuelle Fahrerei anzutun und sind nach einiger Überlegung ob es nicht nach NZ gehen sollte (wo sich nun zur gleichen Zeit meine Cousine mit Mann und Kindern aufhält) doch wieder bei unserem Lieblingsland Mexiko hängen geblieben.

Schnellzug

Günstigerweise haben wir durch geschicktes Reservieren von Myriam die ganze 4er-Reihe an der Wand im Flugzeug bekommen, wo man seine Beine ein wenig austrecken kann und auch Platz hat die Kinder zu manövrieren.

Unglücklicherweise ging die Wochen vorher daheim natürlich einiges an Erkältungswellen rum, was über die Kinder auch zu uns mit kam, wie zuletzt leider auch die aggressive Magen-Darm-Grippe, die zum Ende 2017 durch Deutschland fegt, sodass es in der Nacht nach unserer Weihnachtsvorfeier mit der Familie am 16.12. bei Kind Nr. 2 gegen halb eins mit Kotzerei losging. Da wir nicht unbedingt zwischen halbverdauten Käsespätzle schlafen wollten, musste somit auch die Bettwäsche gewechselt werden. Nach ein paar weiteren, kleineren Eumeleien hatte es sich zu Tagesbeginn auf das übliche Babymilchgeblubber eingeschränkt und wir haben unser möglichstes versucht uns und Kind Nr. 1 vom Babysabber fern zu halten.

Sitzen wie ein L

Wie wir in der Folgenacht feststellen mussten, war letzteres selbstverständlich nicht sehr erfolgreich, weil es dann wieder gegen halb bis dreiviertel eins bei Kind Nr. 1 mit Essensgegurgel losging. Also ein weiterer Bettwäschewechsel und bei uns die Panik, ob es uns nun die Folgenacht erwischen würde und die Frage wie zum Teufel wir es schaffen sollten uns mit zwei Kindern und Koffern zum Flieger zu schleppen, während uns das Essen des Vorabends wieder durch den Kopf ging und die Erkältung wütet.

Diese Sorge bewahrheitete sich immerhin nur bei mir, weil Myriam noch Stillhormone hat oder sowas. Etwas verspätet wurde ich 1:45 Uhr vor unserem Flug mit diesem seltsamen Gefühl wach und war zunächst sehr verwirrt was das denn nun zu bedeuten hatte. Das klärte sich wenig später, als ich nochmal sämtliche Aromen des Asiahähnchens vom Mittag durchgegangen bin.

Unter besten Voraussetzungen also ging es am Morgen per Straßenbahn und TXL zum guten alten Otto-Lilienthal, um zunächst nach Frankfurt und dann Cancun chauffiert zu werden. Hatten wir uns schlau überlegt, dass wir diesmal über die Karibik fliegen, um einerseits nen kürzeren Flug zu haben und andererseits nicht die blöde Serpentinenfahrerei und das Gedrängel durch Mexikostadt (aka D.F.) nach einem elendslangen Flug.

Endlich da

Das mit der Flugzeit belief sich dann auf ganze 30min. Zeitersparnis und da das International Terminal in Cancun ungewöhnlich abweisend für mexikanische Verhältnisse ist (keine Geschäfte, kein ATM, nix) und die Lufthansels es verpeilt hatten uns die Formas de Immigración in den 11:30h des Fluges zu überreichen, die wir dann zwischen Tür und Angel noch ausfüllen mussten während die einen Flugbegleiter uns rauswerfen, die anderen nicht raus lassen (??) wollten, hatten wir noch einen derartigen Stress nach einem recht machbaren Flug, dass wir eigentlich auch noch genau so gut in einen zweiten Flieger Richtung Puebla hätten steigen können, wenn es denn abends noch einen geben würde.

Centro de Abastos

Denn nachdem wir die Formas ausgefüllt hatten und ungewöhnlich schnell durch die Immigración waren fingen die Schwierigkeiten mit dem Hotel-Shuttle an, das STA Travel angeblich für uns gebucht hat. Zielstrebig sind wir an den ganzen „Taxi, Taxi good price!“-Marktschreiern innerhalb des Flughafengebäudes vorbei und mit Kindern und Koffern durch die tropische Hitze zum  Parkplatz für die shuttles und Minibusse, wo uns auch der Herr von der Touristeninformation hin verwiesen hatte. Zwischen Hertz, National, Alamo usw. war aber von Comfort Inn nichts zu sehen. Hilfsbereit wie die Mexikaner nunmal sind, wurden wir nach kurzem Suchen von einer Dame sogar auf Deutsch angesprochen, ob sie uns denn helfen könnte, aber auch bei den Taxis und Shuttleservices, die alle per du sind, wusste keiner etwas von STA Travel (wenig verwunderlich) oder Comfort Inn. Letztlich verwies man uns auf den anderen Ausgang, der an einem unbeleuchteten Seitenweg lag.

Ami-Pickups im Lebensherbst

Diesen zu durchqueren wurde uns von der dort arbeitenden Dame der vigilancia verwehrt und wer weiß, ob wir mit den Reisekoffern überhaupt durch die engen Drehkreuze gepasst hätten. Stattdessen verwies sie uns auf den Haupteingang für Abholservices: Da wo wir grade herkommen waren. Just in diesem Moment kam ein Taxifahrer o.ä. von draußen rein, der uns ebenfalls seine Hilfe anbot und so nett war für uns beim Hotel anzurufen, was uns – bei zweifelhaftem Ergebnis – 5€ die Minute aufwärts gekostet hätte.

frittiertes, mexikanisches Essen am morgen

Man müsse das shuttle 24h im Voraus reservieren – ja kein Problem, sollte STA Travel vor 6 Monaten gemacht haben – und überhaupt sei es jetzt schon zu spät, das führe ja nur bis 21:00 Uhr – okay, aber dann könnte man dafür ja keine Reservierung machen mit einem Flug, der 20:30 Uhr oder so erst landen soll und, ach was solls, er würde um 22:10 Uhr noch ein Shuttle schicken mit dem wir fahren könnten. Puh, diskutieren hat sich gelohnt, um aus unserer verzweifelten Lage ohne Geld und ohne Telefon zu kommen. Wir sollen einfach an dem Terminal warten wo wir schon vorher standen, der Fahrer käme dann. Dort haben wir noch ein paar Mitreisende getroffen, die in das gleiche Hotel wollten, was dann wiederum zu sorgen führte, ob wir überhaupt alle in den Bus passen würden mit unseren Koffern. Schließlich hatte ich am Telefon von zwei Erwachsenen und zwei Kinden gesprochen.

Marienschrein muss sein, auch an der hintersten Ecke

Wiederum kamen uns drei Herren eines unabhängigen Service zu Hilfe, die abermals für die anderen und uns beim Hotel angerufen haben, zumal der Zeitpunkt für die erwartete Ankunft inzwischen auch überschritten und wir langsam völlig am verzweifeln waren. Schließlich war ja der Sinn der Übung, das wir vor dem nächsten Flug etwas Nachtruhe bekommen. Nach weiterer Diskussion, die die Taxi-Service-Mitarbeiter mit der Hotelrezeption führte, stellte sich heraus, dass der Fahrer zum anderen Terminal gefahren war und wir zurück ins Flughafengebäude und zum anderen Ausgang heraus mussten, der für „family & friends“ reserviert war. (wo es aber eine ATM geben sollte!) Kind Nr. 1 war inzwischen völlig bockig und kaum noch zu irgendwas zu bekommen, sodass wir gerade aus dem anderen Ausgang gelaufen kamen, als der Shuttlefahrer aufs Gaspedal trat. Ein verzweifelter Schrei meinerseits und der Minibus mit der Aufschrift vom Hotel blieb gottseidank stehen. Als wir viere dann grade fertig eingepackt waren und die Fahrt beginnen sollte, kamen auch die besagten Mitreisenden angetrottet, die noch am anderen Terminal ausharren wollten.

Sonnenglut unterm Wolkenband

Während der Fahrt dann der nächste alberne Gedanke: Wenn das Shuttle nicht reserviert war – würden sie dann die Reservierung für das Zimmer auffinden können?

Asbestzentrale oder so … und diese absolut TÜV konformen Aufbauten bei den Pickups

Jedoch als wir mit unseren zwei kleinen Kindern, denen uns mehr oder weniger das Shuttle zu verdanken war, zuletzt am Tresen dran gekommen sind (Danke für die Rücksichtnahme, egoistische Penner), hatten wir auch ratzdifatz den Zimmerschlüssel in der Hand und konnten immerhin nach einer erfrischenden Dusche noch erholsame, knappe vier Stunden schlafen.

Die funky Volariskiste

Leider ist das Flughafenshuttle auch nur ein One-Way-Shuttle, sodass wir am nächsten Morgen abermals vor dem Problem standen kein Geld zu haben, denn für die ATM war ja in der Eile keine Zeit mehr gewesen. Die Taxis am Flughafen akzeptieren nämlich liebend gern VISA, die zum Flughafen nur harten Cash.

Der recht mexikanischen Wegbeschreibung folgend fand sich tatsächlich etwa 100m hinter dem Hotel, vorbei an zwei straßenseitigen Essensständen, die wohl in die Kategorie „speckiger Löffel“ fallen und aus denen es lecker roch, eine Bank und da auch noch der Kurs gut stand, habe ich uns erstmal 2000$ MXN abgehoben. Etwa 85€ oder so. Ein Problem weniger.

Fluffytropenwolken

Tatsächlich war das Frühstücksbuffet dann auch gar nicht schlecht, ebenso wie die Betten, sodass man das Comfort Inn Cancun guten Gewissens als Übergangshotel empfehlen kann, wenn man es denn schafft dort hin zu gelangen.

Guckapparat

Mit den Pesos gewappnet sind wir nach dem Frühstücksbuffet per Taxi zum Flughafen, dessen Terminal für nationale Flüge oder zumindest Flüge auf den gleichen Kontinent schon wesentlich mehr zu bieten hat und dort in den Volarisflieger für den kleinen Hopser Richtung Puebla.

Bergöhh!

Kind Nr. 1 wollte natürlich am Fenster sitzen, dann aber zum Seriengucken die ganze Zeit die Jalousie zu haben, sodass ich nicht rausfotografieren konnte. Allerdings war ihr dann auch schlecht, obwohl sie die Kotzerei ja eigentlich schon in Berlin hinter sich gelassen hatte. Die Reisekrankheit hat sie wohl leider von ihrer Mutter mitgenommen. Aber gut, solange das Immunsystem auch etwas mehr von der mütterlichen Seite mitnimmt, ist es wohl fair. Bis zum holperigen Landeanflug halfen noch Schlückchen Wasser und Kekse, doch dann musste die Hoffnung aufgegeben werden und es war jeden Moment damit zu rechnen, dass die Tüte benötigt würde.

Oh, die Malinche! Und davor natürlich die Planta VW.

Obwohl wenig Gegenwind zu sein schien, wurde selbst mir ein wenig mulmig ob der viszeralen Antigravitation bei manch einem Hüpfer gen Boden, sodass ich gut verstehen konnte warum unser Mäuschen am Weinen war vor Übelkeit. Sie hat jedoch tapfer ausgehalten und nach der Landung ist sie auf dem kurzen Weg vom Flieger ins beschauliche Flughafengebäude eingeschlafen.

Popo und Izta auch bei solch klarer Luft

Dort erwartete uns schon Jose Luis Farfán Junior, der uns in seiner Mittagspause die Kindersitze vorbeigebracht hat, die seine Schwester Ale von einer Freundin geliehen hat. Wie unglaublich lieb diese Farfáns sind! Ich weiß gar nicht wie wir ihnen gebührend danken sollen.

El Farfágüar

Immerhin, den Mietwagen zu übernehmen, den wir erst wenige Tage zuvor reserviert hatten ging ziemlich schnell, sodass wir gleich raus zum Parkplatz, zurück in das angenehm trockene und warme Hochlandklima konnten.

Dort passierte dann das Unglück. Während Myriam und José gerade geschaut haben wie man die Kindersitze im Auto unterbringt hat Lily sich aus dem Schlaf heraus über sich, mich, die Trage und ihr Sonnenbrillenetui erbrochen. Keine schöne Art aufzuwachen.

Alles blöd

Also war statt schnell zum Haus fahren, ankommen und ausruhen erstmal Reinigungsaktion und Klamottenwechsel angesagt. Selbstverständlich ging es Lily danach auch nicht unbedingt besser und sie war trotz der warmen Sonne am Zittern.

Hach, dieses Wetter!

Nach 10-15min hat sich unser Mäuschen ein Herz gefasst und beschlossen, dass es weitergehen soll und wir die blöde Autofahrt hinter uns bringen. Da exakt bei unserem VW Vento die Möglichkeit fehlte den Passenger Airbag auszustellen und statt des Schlosses nur eine Plastikabdeckung im Handschuhfach war, mussten beide Kindersitze nach hinten und ich in die Mitte dazwischen, da Myriam ja die geübtere Fahrerin ist und schon mehr vom Mexiko-Chaos geschmiedet und abgehärtet. Das war dann schon ein wenig eng und die Buckelpisten, die man hier teilweise als Straßen schimpft, haben es Lily auch nicht grade leichter gemacht.

Bauch einziehen

Immerhin ist gerade Trockenzeit und der periférico, also die Umgehungsautobahn um Puebla, die wir schon hunderte Male zu unserer Praktikumszeit lang gefahren sind, sah auch nicht schlimmer aus als sonst. Allerdings auch nicht gerade besser. Nur der Teil vor der caseta in Richtung Atlixco hatte sich verändert. Dort durfte man nicht mehr wenden, stattdessen gibt es eine Brücke über die 8(?) spurige Straße, für die man sich hätte rechts halten müssen, wenn man das gewusst hätte. Habe ich selbst mit Google Maps verpeilt, da auch nirgendwo an entscheidenden Stellen Schilder sind, so man es eben gewohnt ist.

Vulkane und Cholula

Also mussten wir einmal die Maut Richtung Atlixco löhnen, kurz hinter der caseta wenden und nochmal zahlen, um wieder Richtung Puebla rein fahren zu können, wo sich auch direkt rechts der Eingang befinden sollte. Nach 30min im Auto mit einem durchgängig auf voller Lautstärke schreiendem und einem Kind, dem übel ist, haben wir auch diesen verpasst und sind ein paar hundert Meter weiter verzweifelt am Straßenrand stehen geblieben, um den Kleinen eine Pause zu gönnen und nochmal nachzufragen, ob das was Gmaps jetzt anzeigte wirklich zum Ziel führen würde oder ob wir abermals mehrere Kilometer auf irgendwelchen Pisten zurücklegen würden für nichts und wieder nichts.

So oder so ähnlich, bis auf dass man inoffiziell direkt hinter der caseta wenden kann und offiziell etwa 100m weiter, so musste ich damals mit dem Fahrlehrer aus Atlixco nämlich nichts zahlen

Das wurde mir immerhin von dem freundlichen Bartender so bestätigt, der gerade am Gläserspülen war und tatsächlich hatten wir 10min. später zum Haus gefunden, wo wir uns nach langer Einweisung durch den Vermieter Miguel endlich ausruhen konnten.

Menú al Chedraui

Ich bin dann seit langem mal wieder Auto gefahren, wofür so ein fraccionamiento beinah die perfekte Umgebung ist, und bin ein mal im überaus amerikanischen Chedraui grocery shopping gegangen, sodass es für uns Erwachsene als Abendmahl noch eine feine Fertigmahlzeit von dort gab. Auf dem Rückweg bin ich in einen nicht ausgeschilderten und aufgrund seiner ernormen Größe, mit mehreren Grundstücken in der Mitte, nicht zu erkennenden Kreisverkehr in die falsche Richtung gefahren, was mir durch Hupe und Lichthupe freundlicherweise klar gemacht wurde. Zurück zuhause musste Lily sich nach einem kleinen Schluck Cola nochmals übergeben und wir sind letztlich einfach alle zusammen nach ein wenig Netflix früh ins Bett.

Patsch, ich komm da ja ran!