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Drohnenbild von den cabañas in Tulum

Nanu, so duster?

Der dritte Tag in Tulum wurde nach dem üblichen Frühstück mit nem kleinen Drohnenflug begonnen, zu dem sich die Sonne nochmal für 5min umgedreht und sich die Wolkendecke über die Schulter gezogen hat. Was solls, derlei Bebilderung hatte ich ja das letzte mal auch schon. Hat schließlich für Apple auch gereicht.

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Der große Tag

Fängt schonmal gut an

Fängt schonmal gut an

Bei meinem ersten Blick durch das Schlafzimmerfenster über die Veranda zum Strand am 12.3. stachen mir schon die schuftenden Cabaña-Mitarbeiter ins Auge. Ich hatte grade sämtliche Energiereserven verbraucht, um mich aus dem Bett zu erheben und mit noch zusammengekniffenen Augen zur Verandatür zu torkeln.

undankbare Arbeit hoch drei

undankbare Arbeit hoch drei

Die Herren schippten schon fleißig in der schwülen Morgenhitze das Seegras vor der Brandung weg, das Myriam so ungern auf den Hochzeitsfotos haben wollte und transportierten es Schubkarrenweise davon. Was aber leider auch nicht so superviel geholfen hat.

Nanu, Hipsterpalme?

Nanu, Hipsterpalme?

Ebenso stand schon der oben zu sehende Bogen für die Zeremonie da und ein paar Palmen hatten schon weiße Stoffschals bekommen. Da kam doch ein bißchen Vorfreude oder sowas bei mir auf.

Ich verstehe, was ihr sagen wollt, ihr süß säuselnden Sirenen.

Ich verstehe, was ihr sagen wollt, ihr süß säuselnden Sirenen. Tipp: Den vorigen Satz als Schwanzus Longus lesen.

Mein Plan für den Tag war so weit erstmal noch fix ein paar Lieder für die Hochzeitsplaylist zusammengrabbeln und auf dem Laptop, leicht zu finden, abzulegen, sodass man das dann delegieren kann. Das hatte ich irgendwie so lange vor mich hergeschoben, dass es tatsächlich noch am Vormittag vor der Trauung sein musste. Andererseits ist so’n paar mp3s rumschieben auch keine große Sache. Hab ich mir die ganze Zeit umsonst Stress damit gemacht. Oder war das meine Frau??

Lischdorgädde

Lischdorgädde

Dann nochmal die 1-2h Ruhe vor dem Sturm zu genießen und in den Wellen zu planschen (zum Abkühlen), die schon wieder so tierisch einladend ausgesehen haben und letztendlich Anzuch an und heiraten am Nachmittag. Alles ganz relajado.

Die wedding plannerin am Werk

Die wedding plannerin am Werk

Irgendwie sind aber, als ich nach dem Frühstück so am Musikauswählen war, auf einmal alle nochmal in die Stadt gefahren, wo meine Mutter noch nen Termin zum Nagelbepinseln genau auf die Zeit gelegt hatte, als die Stylistin für Myriam bei uns in der Casa Tranquillo ankommen sollte.

der fertige Bogen und ein Tisch mit Totopos

der fertige Bogen und ein Tisch mit Totopos

Das war dann so’n bißchen ungünstig, weil Myriam somit auch aus dem Game raus war und keiner von den kostenlosen Babysittern mehr Lily bespaßen konnte. Um die habe ich mich dann mal wieder (die Tage zuvor hatte ich ja ziemlich viel Freiraum) gekümmert bis sie nach einem Weilchen total erschöpft war und bei einem vermeintlich kurzen Päuschen auf dem Sofa (mir lief natürlich auch die Suppe, so entfernt von der frischen Brise am Strand) einfach auf mir eingepennt ist.

Endlich alles bereit.

Endlich alles bereit.

Ein Glück stand mein kleiner, feiner Laptop und die Foto-Festplatte auch in Reichweite und ich hatte mir eh nen großen Becher Wasser mit ans Sofa genommen, damit man mich nicht am späten Nachmittag als rosinenartige Mumie vorfindet. Da ich sonst nicht viel machen konnte, habe ich die nächsten Stunden einfach einhändig Fotos bearbeitet und Lily hat richtig lange Nachmittagsschlaf auf ihrem Papa gehalten.

Der Abendbrottisch

Der Abendbrottisch

Gegen halb vier waren dann endlich wieder alle da und der Metallgehalt von Myriams Haaren hatte wohl auch gehörig zugenommen. Kurze Zeit später ist auch Lily aufgewacht und konnte zum beinah fertig angezogenen Opa abgegeben werden. Überhaupt waren alle schon so gut wie fertig für die Zeremonie, bis auf mich, der ich die letzten Stunden gehandicapt auf dem Sofa saß – in T-Shirt und kurzen Hosen. Kein Grund zur Bange jedoch, ich musste ja eh nicht mehr machen, als nochmal den ganzen Schmutz abzuduschen und dann in meinen super preiswerten Leinenanzug aus Puebla zu steigen. Dafür braucht man ja dann auch keine Stunde.

Grade nochma gutgegangen

Grade nochma gutgegangen

Nur das mit dem Wasser wurde damit nix. Oder meine Kamera irgendwie vorzukonfigurieren und unauffällig irgendwo hin zu stellen. Zum Beispiel mit 400er Tele auf den Balkon und die kleine GoPro in den Sand irgendwo gesteckt. Aber auch das war schließlich kein Grund zur Panik, denn wozu hat man denn professionelle Hochzeitsfotografen? Die waren dann auf einmal auch schon da und warteten, dass ich bescheid gab wenn ich meinen Anzug anziehen würde. Bißchen Videogefilme von irgendwo hinter der Palme oder mit GoPro auf der Stirn hätte ich aber auch nett gefunden. Dann hätte ich davon sogar was ins Urlaubsvideo schnipseln können.

Irgendwie hätte mir ein Spitzhut noch gut gestanden.

Ein Spitzhut. Ich hätte definitiv einen Spitzhut tragen sollen!

So bin ich denn schnell unter die Dusche, was nur insofern Sinn machte, als dass irgendwelche Sonnencréme und Sand von mir runter ist. Die beiden Bäder sind nämlich die einzigen Räume im Haus, in denen so gar kein Durchzug herrscht. Man kommt also nass aus der Dusche und in meinem Fall bleibt man es mehr oder weniger auch. Trotzdem hab ich es geschafft mich in Schale zu werfen und bin alsdann mit der restlichen Truppe raus an den Strand, während Myriam noch fertig in ihr Kleid eingerollt wurde oder so.

Am Pavillon warteten auch schon die drei Farfáns, Gaby, Ale und José und wir haben gerade eine Position für Laptop und Lautsprecher gesucht, als sich auf die Schnelle noch ein Regenschauer ankündigte, kurz bevor es losgehen sollte.

Die Fotoknechte beim Terrain-Abstecken

Die Fotoknechte beim Terrain-Abstecken

Myriam war zum Glück noch im Haus und wartete auf das Go. Wir anderen haben uns für die 5min. heftigen Schauers unter dem Pavillon verkrochen und ich habe versucht so gut wie möglich den Laptop von irgendwelchen quer gewehten Wasser fernzuhalten. So schnell wie der Regen gekommen war, waren die Wolkentürme auch schon wieder verschwunden und die Flecken auf den Klamotten im tropischen Sonnenuntergang von der Meeresbrise weggeföhnt. Dann gings los mit Heiraten.

Warten aufs Abendbrot

Warten aufs Abendbrot

Der kleine, stetig grinsende und damit irgendwie asiatisch aussende Standesbeamte las den spanischen Text vor und unser wedding plannerin Mindy hat es auf Englisch wiedergegeben. Dem jeweilig Bejahenden wurde der Ring angesteckt – Myriams Verweunderung über diese Tatsache verstehe ich immernoch nicht – dann mussten wir unsere Daumen auf dem Tintenkissen schwärzen und hier und da auf die mexikanischen Heiratsurkunden pressen.

Als nächstes unterschrieben noch die Trauzeugen und schwupps waren wir verheiratet!

fast wie getarnt

fast wie getarnt

Es folgten ein paar Gruppenfotos, ein bißchen Fotos von uns zweien wie wir am Strand wandeln, wobei eine heftigere Welle mir dann doch Schuhe und Socken durchnässte, was bei den Temperaturen aber total egal ist und dann wurden wir von den Fotografen auch mal für ein paar Minuten zu unseren Gästen in die cocktail hour entlassen, während derer wie von uns bestellt eine Marimbaband ihr Set zum Besten gab und man leckere Empanadas, Totopos mit Ceviche, Guacamole oder einer Kürbiskerncréme mampfen konnte und unterm Pavillion cocktails zubereitet wurden.

José mit Marimband ... Marimbi ... Marimbaband

José mit Marimband … Marimbi … Marimbaband

Davon haben wir allerdings nicht sonderlich viel mitbekommen, weil die letzten Sonnenstrahlen dazu genutzt werden mussten, noch ein paar Fotos von uns auf dem Dach der Casa Tranquillo zu schießen. So haben wir tatsächlich nur 10min. von der Band (die wir uns so ein bißchen von Augustos Geburtstag abgeguckt haben) mitbekommen und von der leckeren Kürbiscréme habe ich auch viel zu wenig gefuttert.

Mehr cocktails! Ja!

Mehr cocktails! Ja!

Allerdings waren, als wir wieder runter zum Strand kamen, die Köche auch schon wieder so weit, dass wir uns zum Abendbrot an den Tisch unter Lichterkette und Palmen setzen konnten. Dann wurden Arrachera, mexikanischer Reis, Fisch in Bananenblätter gewickelt und Hühnchen in Mole serviert und wir haben alle so gut es ging reingehauen.

Deko estilo mexicano

Deko estilo mexicano

Vor dem Nachtisch (gebackene Bananen mit Kokoseis) haben uns die Fotografen ein letztes mal rausgezerrt, ob wir noch irgendwelche Fotos möchten oder Ideen haben. Ein paar Versuche mit Langzeitbelichtung am Strand hat es noch gegeben (na mal gucken was sie aus den RAWs noch zaubern können), dann sind die Jungs abgezogen und wir konnten für unsere Gäste den Hochzeitsschokokuchen anschneiden, auf denen sich diese kleinen Figürchen im von José Guadalupe Posada begründeten Stil befanden, der in Mexiko sehr beliebt und verbreitet ist. Ein kleines, albernes Spiel hatten die älteren Semester noch für uns vorbereitet, aber ich glaube falls es da eine Möglichkeit gab zu gewinnen, dann haben wir das geschafft. Falls nicht: auch.

Dat soll doch so nicht.

Dat soll doch so nicht.

Zum Abschluss der Feierlichkeiten am Strand mussten wir uns dann noch beim „first dance“ ein bißchen zum Affen machen (wir haben eben nicht das mexikanische Rythmusgefühl), was uns aber zum Großteil dadurch erspart blieb, dass sich Lilys Haare in Myriams Ohrring verfangen hatten, sodass wir die Hälfte von Fly Me To The Moon einfach damit verbracht haben, dass ich die beiden wieder entheddert habe, während Myriam ihren Ohrring entfernt hat und wir danach noch ein bißchen von einem Bein aufs andere gewackelt sind.

Keiner lacht? So schlimm ja?

Keiner lacht? So schlimm ja?

Der weitere Plan für den Abend wäre dann gewesen, dass wir alle hoch auf unser Dach steigen und dort noch entspannt Bier und Herradura añejo vernichten, jedoch kam es ein bißchen anders.

Für Lily war langsam Bettzeit, als wir den offiziellen Part beenden und unsere eigene, kleine Party zwischen den Palmenwipfeln angehen wollten, sodass Myriam mit ihr schonmal hoch ins Haus ist, um sie umzuziehen und die zwei kleinen Zähnchen zu putzen. Wir anderen standen derweil noch unten am Cocktail-Pavillion (der mit den Schaukeln), als Myriam auch schon wieder rauskam und mich gefragt hat, ob ich ihre Handtasche auf dem Bett ausgeleert hätte und ob ich wüsste wo ihr Portemonnaie sei. Mein Verdacht fiel zunächst auf Peter, der kurz vor der Zeremonie noch die Ringe aus besagter Tasche holen sollte und in meiner Vorstellung dabei vielleicht einfach nicht sonderlich zimperlich war, weil die Zeit gedrängt hat.

Die Theorie musste ich allerdings schnell wieder verwerfen, als sich wenig später herrausstellte, dass überhaupt Myriams Handtasche quer zwischen die Badezimmertür geworfen herumlag, befüllt mit ihrem E-Reader und meinem iPad, das darin mal so gar nichts verloren hatte und dass auch unsere Handies alle nicht aufzufinden waren. Weitere Überprüfung ergab, dass auch die Brieftaschen meiner Eltern geplündert worden waren und unter deren Matratze gestopft wurden.

Glücklicherweise wurde im Erdgeschoss nichts mitgenommen – vermutlich weil dort die Köche noch Essen fertig gemacht haben und so die meiste Zeit wohl jemand da war – wo zum Beispiel das Unterwassergehäuse mit Port und Dome, mein Fotorucksack, die Foto-Festplatten und meine Kameratasche und mein Portemonnaie lose im Wohnbereich  lagen.

Als wir so einigermaßen nen Überblick hatten was fehlte wurde dann die Polizei gerufen und bei der Frühschicht in der Bank in Deutschland angerufen, um Myriams Geldkarten sperren zu lassen. Unsere wedding plannerin – Mindy – und Myriam waren schon etwas aufgelöst. So hätte der Abend natürlich nicht enden sollen! Und Lily hätte eigentlich auch längst ist Bett gehört, statt noch sone Aufregung mitzubekommen.

Ein paar Revisionen – was nun alles weg und was noch da ist – später kam auch die Polizei an, die wie immer wie eine paramilitärische Macho-Sicherheitstruppe aufgetreten ist, mit demonstrativ vorgeschnallten, automatischen Gewehren, kugelsicheren Westen und Knöpfchen im Ohr und hat sich die ganze Geschichte angehört. Viel machen könnten sie sowieso nicht (Ach!?) und wir sollten am nächsten Tag nochmal aufs Revier kommen, damit ein richtiger Bericht verfasst werden kann. Da ja das Haus aber nunmal wahrscheinlich offen stand und man theoretisch als Weißer vermutlich einfach hereinspazieren hätte können, (was wissen die mexikanischen Köche auch schon wer nun wirklich zur Hochzeitsgesellschaft gehört) haben wir uns eh keine großen Hoffnungen gemacht, dass irgendeine Versicherung sich bereiterklärt uns etwas von den gestohlenen Sachen zu ersetzen.

Edit: Wobei die Polizei eher der Meinung ist, dass jemand über den Balkon eingestiegen ist (Okay, auch ne Möglichkeit. Wir waren ja am Strand.) was auch im offiziellen Bericht steht. Ich war ja nicht mit auf dem Revier. Da waren wir grade zum Cenote-Shoot am nächsten Tag.

Da haben alle Beteiligten ein bißchen gepennt, als es um die Umverteilung der Verantwortlichkeiten geht. Weil wir die Feier nunmal vor unserem Haus und nicht vor den cabañas mit den anderen Gästen haben wollten, (die eh schon gegafft hatten nachmittags und mit ihren Handys filmten) hatte das die Gastbewirtschaftung eben einfacher gemacht, dadurch, dass die in unsere Küche konnten. Dadurch war aber auch das Haus während unserer Zeit am Strand anscheinend nicht abgeschlossen, wie es das sonst gewesen wäre und keiner vom Personal hatte einen Überblick wer alles ins Haus darf und wer da rotzfrech einfach ankommt.

Aber es hätte ja auch wesentlich schlimmer kommen können. Immerhin hatten wir noch beinah alle Kreditkarten, Führerscheine, die Pässe waren unangetastet und mein Fotozeugs und die bislang festgehaltenen Erinnerungen gab es auch noch. Trotzdem ein Scheiss Ende für den Hochzeitstag. Andererseits eine weitere, interessante Geschichte zum Erzählen.