Schlagwort-Archive: Landschaft

Bahia Puerto Balandra

Blick ausm Fenster

Am 27.12. haben wir beschlossen nach dem Abenteuer der letzten Nacht und aufgrund von windigen Bedingungen, die eine Bootsfahrt nicht sehr empfehlenswert machten, ganz Chillness zu machen. Dementsprechend haben wir bis beinah halb neun gepennt und wie auch am Vortag, gings für mich dann erstmal auf Kolibri-Jagd, bevor ich mir ein Frühstück erlauben konnte.

Weiterlesen

San Carlos

Im Fliegen essen? Pff, kann ich auch! Ich nehme das chicken massala.

Für den 26. stand ein Ausflag zum an der Pazifikküste gelegenen San Carlos an, um dort in der Bucht nach Walen zu gucken, die Myriam ja so gerne sehen mochte und die mich als juvenilen Walexperten inklusive Walbücher mit ausklappbaren Schnitten natürlich auch nicht ganz kalt gelassen haben.

Was passiert eigentlich, wenn Kolibris an Kaffeeblüten naschen?

Überhaupt sind Wale nach den Dinosauriern die zweitcoolste Tierfamilie (stamm? wie auch immer) der Welt und auch meistens ziemlich groß, was sie neben ganz kleinen und toughen Tieren eben auch so cool macht. Und so.

Der tut doch noch!

Fjedstn Fall gings nicht allzu spät nach deftigem, mexikanischem Frühstück – in der Gesellschaft zweier Kolibris – auf zu jenem Trip durchs tiefkalifornische Ödland, wobei etwa 100m vom B&B entfernt dieser einfach zu herrlich verrostete Truck auf der palmengesäumten Sandpiste von Seitenstraße stand, der mich urstübelst an Half Life² erinnert hat.

"mittwochs links abbiegen"

Die Strecke von La Paz aus war dann nicht so sonderlich kompliziert, dem Straßensystem in BC geschuldet. Besser noch als die Anzeige des Navis waren aber die Straßenschilder mit der Aufschrift „Tijuana – 1469 km“.

die saftigen, grünen Weiden Bajas

Aber ich muss sagen, ich kann dieser Landschaft wirklich was abgewinnen. Irgendwie. Obwohl sie eigentlich karg und öd ist.

Set für Terminator 5?

Zum Glück waren keine nackten Terminator Modell ü60 anwesend, die aus glitzernden, silber Miniplaybackshow-Kugeln gestiegen sind. Obwohl, es hätte die Fahrt spannender gemacht.

die erste große Kurve, finanziert durch Drogengeld von 300000kg Kokain

Dafür musste dann die einzige, große Kurve auf der Strecke dienen. Spektakulär!

2012 soll die Nachfrage nach Staub erheblich steigen!

Eine Stunde später kamen wir auch mal durch ein kleines Dörfchen und haben dort eigentlich zum ersten mal das Hollywood-Mexiko gesehen, mit seinen öden Steppen, staubigen, armen, kleinen Siedlungen und generell nicht viel, woran das Herz hängen könnte. Es erweckt irgendwie den Eindruck, als würden sich generell Filmemacher nicht so richtig ins Land hineintrauen. Wenn wir nun schon 1500km fliegen müssen, um mal das zu sehen, was uns in eben erwähnten Terminator-Filmen z.B. versprochen wurde und nicht immer nur grüne Täler, freundliche, farbenfrohe Städtchen im schicken Kolonialstil und generell diesen für die Filmindustrie ein unangenehm angenehmes Bild vom Nachbarland zeichnenden Scheiss.

Das Verkehrsministerium (lol) hilft weiterhin mit nützlichen Hinweisen aus.

Kurz nachdem wir dann auch tatsächlich in Constitución abbiegen mussten gabs wieder dufte Schilder, die einem das Leben erleichtern. Wie z.B. diesen Hinweis „Wenn Sie trinken, fahren Sie nicht“ und der dahinter angebrachte Hinweis auf die nächste Mülltonne. Endlich! Ich musste schon die ganze Zeit zusammenkneifen, bei den ganzen Verpackungen und Plastetütenstückchen in meiner Hosentasche!

Die braucht nur mal neuen Lack, dann isse wie neu!

Die große Enttäuschung folgte auf den Fuß: Es kam keine Mülltonne. 🙁 Dafür etwa 20min. später die ersten Anzeichen, dass man tatsächlich irgendwo in der Nähe eines großeren Gewässers ist. Wir sinds dann doch etwas geduldiger angegangen und mit einem anderen Boot in die Bucht raus.

San Carlos, BC

San Carlos stellte sich als noch weniger raus, als das was uns Gloria angekündigt hatte. Nämlich als drei Eimer Sand und ein paar Betonhütten. Nach einer Rundtour durch dieses hässliche Nest haben wir auch tatsächlich ein kleines Anküngigungsposter für Waltouren an einem geschlossenen Restaurant gesehen und wurden dort von so einem Hausmeister oder sowas an den Käp’n weitervermittelt.

ein gewesenes Seepferdchen

Der lud prompt sein Boot auf den halb durchgerosteten Anhänger und fuhr mit uns zum Pier, wo sich Albatrosse und Möwen wie üblich am Angebot des Gewässers gütlich taten. Nur dass das dort etwas anders aussieht, als bei uns an Nord- und Ostsee.

Eeeeiiineee Insel mit zwei Walen und nem Hauf'n von Delfin' ...

Alsdann brauste uns auch schon die Gischt und das Dröhnen des Außenborders um die Ohren und wir waren auf dem Weg quer durch die Bucht, zu deren „Mund“ zum Atlantik.

Auuuck! Auuuck!

Unterwegs haben wir noch – ganz ecotouristisch – den ein oder anderem Schwarm von schwarzen Vögeln und Pelikanen aufgescheucht und auf ner Boje so ein Seeviech gesehen, dass uns mit lautem Auuckauuck aus seiner Hood vertreiben wollte, dann aber einsehen musste, dass ein Haufen Plastik und Metall mit fünf marinen Trockennasenaffen vielleicht doch überlegen ist.

Mirin' mah mad fishn' skillz, brah?

Ebenso reingepounct sind wir in die Fischparty von einem anderen Vogelschwarm, der ganz gechillt einfach auf ein paar Fischernetzen die Augen nach Fastfood offen hielt.

Abandon ship, brahs!

Ich glaube das allerdings nicht nur, um die Viecher zu trollen, sondern weil dem Käptn gesagt wurde, dass sich dort irgendwo die vereinzelte ballenita, also das „Wälchen“ aufhielte. Gesehen haben wirs dort allerdings nicht.

Ja, es gibt tatsächlich eine langweiligere "Sportart", als Curling!

Deswegen sind wir auch noch bei paar Anglern reingeplatzt und haben ganz ungeniert den Aufenthaltsort des Wälchens erfragen wollen. Die konnten uns aber auch nicht helfen. Haben sich aber bestimmt gefreut, dass vier europäisch/us-amerikanisch aussehende Spackos volle Kanne in ihren Spot gedonnert kamen, um mal hallo zu sagen.

WANTED "Wal" dead or alive

An der Öffnung der Bucht hatten wir auch kein Glück mit irgendwelchen Walfontänen oder Flossen oder springenden Wälchens. Lediglich ein Walfängerdorf für japanische Walfangbote gabs am Ufer und nebenein das Skelett eines im letzten Jahr gestrandeten Blauwals, von dem ich mal nonchalant ein Panorama geschossen hab.

Myriams Trophäenkammer kann sich durchaus mit der des Predators messen!

Ein paar hundert Meter weiter an der Küste der Halbinsel entlang gab es dann auch noch ein ausgestorben wirkendes Fischerdorf an dessen Strand die Kieferknochen eines Blauwals ästhetisch mit den Schädeln zweier Grauwale angerichtet waren.

schicke Tapete immerhin

Auf dem Weg nach City 17 Etwas weiter vom Boot entfernt fand sich diese Hütte.

physikalisch korrekt eingestürzt

Headcrabs gab es zum Glück keine. Ich hätte auch mein Brecheisen nicht dabeigehabt. Btw. jemand sollte dort mal einen Film drehen.

Kater

Zwischen den Walknochen schlenderte allerdings ein hübscher Kater herum. Was auch immer der dort so treibt.

Walception

Und irgendwer hatte in die Augenhöhle des Grauwalschädels, der auf die Kieferknochen des Blauwals gebettet war, noch einen kleineren Schädel gelegt. Vielleicht von einem Delfin oder so. Wahrscheinlich wars dieser DiCaprio. Dem würde ich alles zutrauen!

José! Räum deinen Strand auf!!

Da’s langsam dunkler wurde und haben wir unseren kleinen Landgang nach der kleinen Runde auch beendet und uns etwas enttäuscht Richtung Steg aufgemacht.

Sittin' on the deck of the boat, wastin' tiiihihihihiiiime ...

Aber wir wurden doch noch von ein paar ballenitas überrascht. Die zählen für Myriam allerdings nicht zu den Walen. Weil sie zu klein sind.

Nessie!

Ich fands super. Unser Steuermann hat nämlich eingelenkt und die Viechter gebufft. Das haben die sich nicht gefallen lassen und sind einfach mal mit unserem Boot um die Wette geracet.

Um das gut festhalten zu können, lag ich letztlich bäuchlings auf der Spitze des Bootes, mit der Kamera (die alles andere als wasserfest ist, weil fürs Studio gedacht) vielleicht 1m-1,50m vom Wasser entfernt und hab versucht bei meiner freshen Planking-Aktion, die mir einige blaue Flecke und Muskelkater einbrachte, nicht mal eben ein paar Tausend € zu vernichten. Irgendwie erinnert mich das ganze im Nachhinein an diese fürchterlichen Fernsehwerbungen aus den 90ern, mit diesen total beschissen animierten Silber-Definen, die auch noch richtig behindert in irgendwelche LSD-Environments reingerendert waren.

Split-tone-Sonnenuntergang

Als die verspielten Dinger dann aber nach ein paar Runden auch keinen Bock mehr hatten, sind wir letztlich doch zurückgebrettert, im merkwürdig durch die Wolken gefilterten Sonnenuntergangslicht und haben nochmal die rumchillenden Vögel durch die Gegend gescheucht.

trolling the trolls

Die sollen ma lieber arbeiten gehen!

Sandbank mit Seelöwen oder so ... und Berge

Aufgrunddessen, dass inzwischen die Ebbe eingesetzt hatte, mussten wir uns dann alle nach vorne setzen, damit das Boot nicht so weit aus dem Wasser steigt und der Motor nicht irgendwo im Kies und Sand rumwühlt.

Fischer

… haben noch ein paar zurückkehrende Fischer gesehen …

Blick 1

… haben noch ein …

Blick 2

… oder zwei Blicke auf die hinter uns gelassene Bucht geworfen und uns dann ein bißchen enttäuscht keine Wale gesehen zu haben direkt auf den mehrstündigen Weg zurück nach La Paz gemacht.

Verrrdammte Mongokarre, Jungö!

So waren wir dann vielleicht 20min. unterwegs, bis unter der Motorhaube des kackengeilen Miet-Renaults auf einmal Dampf hervorstieg, die Karre komisch brummte und dann den Geist aufgab.

I am sun. And uhhh, oh yeah: fuck you guys!

Es stellte sich heraus de manera misteriosa war das Kühlwasser verschwunden und ganz unerklärlich zu Dampf geworden. Okay, hat man schon öfters mal am Autobahnrand gesehen, dass sich eine überhitzte Karre abkühlen und neu aufgefüllt werden musste. Haben wir also unsere mittags glücklicherweise noch erworbenen restlichen paar Liter Wasser in den beim Öffnen wie ein Teekessel fiependen Tank gegossen und uns erhofft, somit weiterfahren zu können.

Funkturm

Pustekuchen! Der Motor wollte partout nicht mehr anspringen. Standen wir also da, irgendwo im unbekannten nirgendwo, 1km hinter dem Hinweisschild für die dort heimische Klapperschlangenart, die Sonne gerade untergegangen und haben versucht, dem mexikanischen Mietwagensupport klarzumachen, dass wir keine Lust haben, dort zu übernachten.

Sternchens

Das ist aber gar keine so leichte Aufgabe, wenn sich das Frollein am anderen Ende so blöde anstellt, wie die Tante, die unglücklicherweise unseren Anruf entgegennahm. Ganz mexikotypisch kamen so Fragen wie „Rufen Sie vom Festnetz an?“ und ähnliche Gehirnfürze, bei denen man einfach durch den Hörer greifen und dem Gegenüber ordentlich die Locken waschen will.

Tatsächlich hat sie nach einigen Minuten begriffen, dass wir nicht cocktailschlürfend in der Hotellobby in La Paz sitzen und „nur mal so“ anrufen, sondern dass die fucking Karre im Eimer ist, das Kühlwasser verliert und nicht mehr angeht und wir gerne noch diese Nacht in das einige Stunden entfernte La Paz zurückwöllten. Mit dem Hinweis „sie würde mal sehen, was man da machen kann“ ließ sie uns dann vorerst einfach mal dort sitzen, anstatt evtl. anzugeben wie lange ein Abschleppwagen aus Constitución zu uns brauchen würde, dass wir dort vielleicht erstmal was zu Trinken und zu Essen und evtl. eine Taxifahrt bekommen könnten.

Schon etwas gestresst und verzweifelt haben wir dann vorsichtshalber noch im Hotel angerufen, um von Gloria als Einheimische und Mexiko-Sachverständige Ratschlag einzuholen. Die beruhigte uns erstmal, die Gegend sei ziemlich sicher und wenn eines der vorbeikommenden Autos anhalten würde, dann nur um sich zu erbarmen und uns zu helfen. Ebenso würde sie nochmal bei dieser beknackten Autovermietung anrufen und nach dem Status fragen. Tatsächlich meldete sich Europcar etwa 20min. später auch und wir bekamen gesagt, dass sich ein Techniker mit einem zweiten Auto von Loretto aus zu uns auf den Weg machen würde. Da wir damit natürlich nicht allzu viel anfangen konnten, baten wir dementsprechend noch um Auskunft wie weit das weg sei und wie lange es dauern würde. In etwa 2-3h. Juchhei! Was ein Service!

Aber immerhin war das schonmal ne Hausnummer. Damit die Zeit nicht ganz so langsam vergeht, hat uns Matthias in der Wartezeit die Hälfte des 700-Seiten-Wälzers „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“ nacherzählt, den er kürzlich gelesen hatte und ich hatte zum Glück mein Gorillapod dabei und bin damit dann ein wenig ums Auto herum die in der beinah ungestörten Dunkelheit gut sichtbaren Sterne fotografieren gegangen.

Sternchen mit Wolken

Irgendwann war da aber auch die Luft raus und ich bin lieber ins das inzwischen von innen komplett beschlagene Auto gestiegen, das für die Vorbeifahrenden wie etwas aus einer Folge Akte-X ausgesehen haben muss. Matthias hatte es wie gesagt ungefähr bis zur Hälfte seiner absurden Geschichte geschafft, die ein Mix aus Ocean’s-Eleven, Catch Me If You Can und Per Anhalter durch die Galaxis gewesen sein muss, als nach 2,5h tatsächlich ein Auto anhielt und zu unserem Verdruss jemand mit einer hellen Taschenlampe durch die beschlagenen Scheiben leuchtete.

komplett vernebelt und obfuskiert

Tatsächlich war es der angekündigte Techniker, der zur Beruhigung aller direkt seinen Europcar-Ausweis ins gerade geöffnete Seitenfenster hielt. Überraschenderweise hatte er, genau wie am Telefon angekündigt, wirklich nur „ein anderes Auto“ dabei. Und war allein. Nungut, soll nicht unsere Sorge sein, dachten wir, denn wir würden ja mit dem mitgebrachten Auto nach La Paz fahren und er würde sich mit dem Renault rumschlagen können. Erklärten wir ihm also, dass das Auto Kühlwasser verliert und wir bereits unser restliches Wasser ohne Erfolg in den Kühlkreislauf gekippt haben. Für Mexiko ungewöhnlich schnell hat er unseren Vertrag auf das andere Auto geändert und wir konnten losfahren. Tatsächlich sprang durch seine Jesushände der bei uns noch streikende Renault sogar wieder an.

der gestrandete Mietwagen

Kaum einen Kilometer weit gekommen, setzte er den Warnblinker und zog an den gegenüberliegenden Straßenrand. Wir, genervt, mit ihm. Er hatte festgestellt, dass das Auto kein Kühlwasser hat und der Motor streikt und fragte uns, ob wir Wasser dabei hätten. Nachdem ich ihm den bisherigen Verlauf der Ereignisse zum dritten Mal geschildet hatte und er wohl auch geschnackelt hat, dass wir nicht unter unseren Pullovern noch jeder einen Sixer rumschmuggeln, fragte er grade uns, die wir inzwischen für drei Stunden im Dunkeln dort gestrandet waren, ob wir nicht losfahren, Wasser holen und zurückkommen könnten.

In einer moralischen Zwickmühle angelangt:

  • wir sind Kunden und keine Servicetechniker
  • es ist verdammt nochmal Europcars Verantwortung, was ihre Servicetechniker so treiben
  • der verdammte Mietwagen hätte uns längst bis nach La Paz bringen sollen
  • wir haben noch beinah die gesamte Fahrt vor uns
  • nach dem stundenlangen Warten haben wir Hunger und Durst
  • wir haben bereits am Telefon erzählt was mit dem Wagen nicht stimmt

Andererseits:

  • wir wollen ja auch nicht, dass dem Trottel das gleiche passiert

Haben wir zugestimmt, in dem von ihm beschriebenen Ort „ein Dörfchen, 5min. entfernt“ nach Wasser zu gucken, es ihm zu bringen und dann die Fliege zu machen. Also ging die Fahrt weiter. Und weiter und weiter, an diversen Dörfern ohne jeglichen Anschein irgendeines Ladens vorbei, bis wir kurz vor Constitución nochmal bei der Service-Uschi angerufen haben, um ihr abermals zu erklären was gerade passiert. Die stellte sich wieder seltendämlich an.

Ob sie denn mal den Servicetechniker sprechen könnte. Ja, da müsse sie bei ihm anrufen, weil wir seit 30min. einen Laden zum Wasserkaufen für den Doofkopp suchen. Wir sollen ihm doch einfach mal das Telefon reichen. Sehr gerne, nur steht er ungefähr 25km weiter Richtung San Carlos. Achso und was wäre denn das Problem? Dass er ohne Wasser mit leerem Kühlwasserbehälter irgendwo im Nirgendwo stünde und vielleicht einen Kollegen bräuchte, der ihm aus der Patsche hilft, weil wir verdammichnochmal zurück nach La Paz müssen. Ahja, so wäre das also. Mal schauen was sie da machen könne. Ob sie nicht vielleicht seine Handy-Nr. hätte, fragten wir. Na sie würde da mal gucken.

Dumme Trine. In Constitución angekommen haben wir vorsichtshalber nochmal den Tank vollgemacht, um nicht damit noch in Schwierigkeiten zu geraten und haben gefragt, ob nicht vielleicht jemand von der Tanke dem armen, aber leider etwas naiven Kerl helfen könne, der nun dort rumsteht. Ja, das ginge schon, sie könnten einfach so einen 20l-Wasserspenderbehälter vorbeibringen. Aber sie bräuchten von uns Geld fürs Benzin usw. *trollface* Da wars dann mit unserer Geduld entgültig zu Ende, wir haben uns gesagt „Scheiss auf diese Scheisse“, sind nach La Paz abgedüst, Matthias hat das komplette Buch auf der Fahrt zu Ende erzählt, es gab noch ein-zwei Beruhigungsbierchen im Palmenhof und dann gings geschlaucht in die Koje.

A Baja California

D.F.

Am 25.12. gings früh aus den Federn und mit Nachbar Markus, der sich wie wir in einer unchristlichen Frühe erhob, zur Haltestelle der Estrella Roja (roter Stern), was ein Anbieter von Omnibustouren ist. In einem jener Busse dann wiederum ins 20-Millionen-Dörfchen (nach konservativen Schätzungen) D.F., was eine der hiesigen Bezeichnungen für das ist, was uns ignoranten Gringo-Abguckern als „Mexico City“ bekannt ist. 😛 Hierzu muss gesagt werden, dass es sich bei der ER um richtige Reisebusse mit Beinfreiheit, W-LAN per 3G und einem Snack und Getränk handelt. Das allerdings alles für ca. 12€ und eine Strecke von 1,5-2h.

wiuuuhhhh

Vom D.F. dann im Flieger nach La Paz, Baja California, wo wir die ersten Tage der Weihnachtsferien verbracht haben. Also in BC. Nicht im Flieger!

See

Noch am Festland vorbeifliegend haben wir in einem der nördlicheren Staaten an der Küste, wie Nayarit oder Sinaloa, jenen recht interessant geformten See gesehen.

Isla Ceralvo

Und kurz vorm Überqueren der letzten Hügel in recht geringem Abstand noch die Isla Ceralvo, die ich fälschlicherweise schon für die Insel vor La Paz hielt.

Lapazsche Hügel

Direkt hinter den Hügeln sind wir dann nach vielleicht 3h Flug auch zu Boden gegangen.

Fliech0r

Wo wir dann auch unsere Mietkarre von Europcar (uhh … uhhhhhhhh sag ich euch) entgegengenommen haben.

Quasi wie neu, erst 60.000 aufm Buckel!

Einfach um am Ende auf der sicheren Seite zu sein und nicht chingart zu werden, hab ich von dem Drecksteil dann schonmal paar Fotos gemacht.

Kofferraum, jetzt extra mit gepolstertem "Sicherheitsfach"!

Das Fräulein, was die Schlüsselübergabe machte, versicherte uns natürlich, dass es bei der Rückgabe gar keine Probleme geben würde, aber da waren wir uns nicht ganz so sicher.

¿Placa? ¿Qué chingaos es una placa?

Wahrscheinlich würde man bei der Rückgabe einfach auf jemand ganz anderen treffen, der natürlich „von nichts weiß“ *ahem* und dann Ersatz für das „schöne, neue Auto“ fordert, was man ja bekommen hat. Passiert ja hier bei anderen Dienstleistern von eher grundlegenden Dingen genauso.

B&B

Egal, erstmal zu angenehmeren Dingen. Und zwar wars vom Flughafen nicht sonderlich weit zu unserem Hotel in La Paz, das sich in der Tat als putziges und sehr schönes Bed & Breakfast im mediterran-mexikanischem Stil herausstellte.

Pool mit Nixe

Dort wurden wir vom US-amerikanisch-mexikanischen Pärchen Richard und Gloria begrüßt, die das Ding betreiben und auf der Terrasse im wirklich hübsch gemachten Innenhof in Empfang genommen und mit haufenweise Reisetipps versorgt. Dort gesellten sich auch prompt die winzigen Haushunde (Prinzessin Nefertiri und ihr junger Begleiter), die Hauskatze (Nikita), der Haus-Papagei und ein Kolibri dazu.

statt Kohlmeise: Kolibri

Nachdem wir in etwa 30min. komplett on-the-fly die nächsten Tage durchgeplant hatten, haben wir uns entschieden erstmal was fratzen und danach noch ein bißchen gucken zu fahren. Durch die Zeitverschiebung war dann auch gar nicht mehr soviel Zeit für alles, sodass wir noch in der Dämmerung durch die romantisch kargen Hügel aus erodiertem, roten Sandstein gefahren sind, die sich über die Landzunge Richtung Festland erstrecken und zwischen denen sich die schönen Strände von La Paz befinden und mussten dann irgendwann einfach beschließen, das letzte Licht zu nutzen, am nächstbesten Strand anzuhalten und uns dort kurz umzugucken.

Seegrasschmu

Dadurch haben wir auch den direkt an der Straße gelegensten und mülligsten (ausnahmsweise nicht menschenverursacht) erwischt, was aber aufgrund des netten Lichts dann irgendwo auch schnuppe war.

Abendrot

Zurück gings am Hafen für die Ferry Baja, die riesige Fähre, die zwischen Festland und Halbinsel pendelt, einigen Golfresorts, nett auf großen Felsen im Wasser gelegen und von Buchten umsäumt, zurück über den malecon, den Küstenboulevard La Paz‘, zum Hotel, um dort noch ein paar cervezas im Innenhof zu genießen und zu entspannen.

malecon

Nikita (nicht Krustchow)

Wobei uns abermals Hauskatze Nikita Gesellschaft leistete, die wohl ein besonderes Ding für Gäste hat, dafür aber nicht soviel mit ihren eigenen Menschen rumhängt.

Planschebecken

Achja, abends ist der ganze Hof auch noch von einer zauberduften Lichtinstallation in angenehme Töne getaucht und der Pool fadet von Farbe zu Farbe, was ziemlich nice anzusehen ist. Alsdann ein paar von jenen Gerstenkaltschalen aufgezehrt waren, schlug sich doch das frühe Aufstehen und das leichte Jetlag selbst und auch uns nieder.

Guadalajara

Nordnebel

Letzte Woche wurde der Beginn des Unabhängigkeitskrieges der Mexikanistaner von den Spanistiarten gefeiert. Daher war Donnerstag und Freitag frei. Da aber in der ganzen Woche generell schon feierliche Stimmung herrscht, kommen viele Leute auch Montag, Dienstag und Mittwoch nicht zur Arbeit. Was im handwerklichen Ingeneursbereich vielleicht auch der Gesundheit zuträglicher ist. Dementsprechend haben auch viele Praktis frei, weil ihre jefes ja nicht auftauchen. War bei mir nicht der Fall, aber da meine Chefin nett ist und der Kollege, der mich mit Aufgaben versorgt ebenfalls, habe ich die Tage auch frei bekommen, sodass einem richtig langen Trip unsererseits nichts im Wege stand. Eigentlich hatten wir geplant, die Woche nach Veracruz zu fahren, einem Badeort an der Atlantikküste, eine für hiesige Verhältnisse kurze Autofahrt (etwa 3-4h für uns) entfernt. Ebenso war geplant, über Weihnachten nach Puerto Vallarta zu fahren, um dort unter Palmen die Cristi Navidad zu feiern und irgendwelche Wale zu gucken, wenns gibt.

Allerdings haben wir noch rechtzeitig erfahren, dass es mit Walegucken schlecht ist in der Gegend und man das eher von Niederkalifornien aus macht und dass Veracruz, gleich Acapulco oder Miami nicht für eine ganze Woche Badeurlaub lohnt. Also haben wir umgeplant und uns Puerto Vallarta direkt für die letzte Woche vorgenommen. Da man auf dem Weg noch ein paar andere Orte gleich mit abhaken kann, haben wir die Route entsprechend über diese gelegt.

Nein, das ist nicht mein weißer Bart, der vorm Objektiv hängt.

Erstes Ziel war dabei Guadalajara, von dem uns Nachbar Jaime schon im März viel vorgeschwärmt hat. Auf den Weg gemacht haben wir uns vorletzte Woche Sonntag, auf gen Norden, wo tiefhängende Wolken auf uns warteten. Aber auch für Mexikanistan sonderbare Ansichten wie ein riesiger See im Hochland, auf dem sich auch noch so etwas wie Straßen abzeichnete.

Selbst im See sind Schlaglöcher.

Nach einigen Stunden oder auch einigen Stunden mehr an Fahrt (es könnten so gut an die 7 gewesen sein) kamen wir dann abends im etwas abseits gelegenen Stadtteil Zapopan an, das von der Lage her ein bißchen das Charlottenburg von Guadalajara ist.

Zapopantor

Dort hatten wir zunächst Schwierigkeiten, unser Hotel zu finden, da Navis in Mexico größtenteils fürn Sack sind und Adressen auch eher schwierig, da es immer eine Nord- und eine Südversion der Straße gibt und manchmal Hausnummern auch einfach völlig zufällig verteilt zu sein scheinen. Somit sind wir dann erst nach Einbruch der Dunkelheit nochmal losgezogen und haben versucht was zu Essen zu finden, wobei es sich als gute Idee rausgestellt hat, nicht den nächstgelegenen Italiener aufzusuchen, sondern ein paar Hundert Meter bergauf zu schlurfen und somit quasi eine der Hauptlebensadern von Zapopan zu entdecken. Eine Fußgängerzone voller Restaurants, Bars, Clubs mit lauter Mucke und Jahrmarktsständen.

Jahrmarktsstand!

Dort lag auch der Palacio Municipal (das Rathaus) und das Instituto Zapopan, auf deren Vorplatz das mexikanistanische Wappen als Bronzestatue installiert ist.

Snakes on a statue, holey sh-!!

Ein paar Meter weiter befand sich die Basilica de Zapopan, die interessanterweise auf jedem ihrer beiden Türme ein Kreuz aus blauen Neonröhren trägt.

Basilica de Zapopan

Naja und nachdem wir dann uns dann dort ordentlich den Wanst mit ‚kanischem Essen vollgeschlagen haben, konnten wir grade noch so den Berg runtertapsen, im mexikanischen Restaurant gegenüber vom Hotel noch ein paar zwei-zum-Preis-von-einem-Biere trinken und dann im Prinzip ins Bett fallen.

Am nächsten Tag wollten wir eine Bustour nach Tequila machen, dem Ort wo dieser komische Schnapps herkommt, von dem vielleicht der ein oder die andere schonmal gehört hat. Als wir im Zentrum ankamen und nach Touren fragten, waren wir wohl aber schon zu spät dran, denn die Bustouren gehen halb neun los und enden irgendwann abends. Das war uns sowieso zuviel, weil wir uns ja Guadalajara auch angucken wollten. Haben wir also das gemacht und uns dort im Zentrum rumgetrieben.

Plaza de Armas

Angefangen an der Catedral Basilica Asunción de María, an deren vier Seiten jeweils ein offener Platz liegt, sind wir nach Osten zum Plaza de Liberación, wo eine wütende Hidalgo-Statue die Ketten der Kolonialherrschaft sprengt.

Hi-Hulko oder so

Passenderweise hatten sich auch die Schüler aus der Gegend überlegt, genau an diesem Montag die Ketten des kaputten Bildungssystems zu sprengen und prompt zu Beginn der Unabhängigkeitswoche einen Strildungsbike gemacht. Der wie immer von freundlichen Männern mit automatischen Waffen, aber auch von Feuerwehr auf niedlichen, roten Quads bewacht wurde.

Irgendwie putzig

Die Streikprozession bewegte sich dann zum Palacio Municipal wo dann auch am lautesten Parolen geschrien wurden.

StrülerScheik!

Lautsprecherwagen wie bei uns da gabs nicht, aber dafür Basteleien.

Hat jemand daran gedacht, ihr den Kopf abzuhacken oder wird sie als Zombie auferstehen?

Einen Blick haben wir noch zurückgeworfen, aber wir wollten ja eigentlich die Stadt sehen und das ganze löste sich sowieso langsam auf.

Da fühlt man sich gleich als Demonstrant gleich viel geschützter, wenn so ein Maschinengewehr auf einen zeigt.

Also sind wir weiter Richtung Shoppingmeile, wo Wahrzeichen der Stadt wie dieses hier standen.

╞φ-Zeichen

Dahinter in einem der Parks gabs diese Töle, wobei ich das anketten nicht ganz verstehe.

Töle

Entweder ist das Vieh so friedlich und verpennt in der Hitze, dass man ihn nicht anketten muss oder das Vieh ist aggro, wacht auf und ruppt den Baum einfach um. No entiendo. Ein paar Meter weiter ist der famulöse Stadtbrunnen.

Schlangenbrunnen

Im Zuge dessen Erichtung man wohl nicht bedacht hat, dass der Hals doch recht dürre ist oben und einen Kopf aus Metall tragen soll. Das hat dann dementsprechend nicht so richtig geklappt und man hat den Kopf wieder abgemacht. Funktioniert ja auch so, wie man sieht.

Und immer und immer weiter auf der Shoppingstraße kamen wir zu so völlig merkwürdigen Sitzen, wo sich yours truly einfach mal fotografieren lassen musste. Ist so richtig was fürs Wohnzimmer, so’n Teil.

Bow before your new chairy overlords!

Also wenn man Freddy Krüger heißt, isses was fürs Wohnzimmer.

Ohrensessel

Nach der Pause dort sind wir in den hiesigen mercado reingeschlendert, wo wir nach Schuhen für Myriam geguckt haben. Die waren aber alle etwas … speziell.

Straußennoppenschuhe

Die Anprobiersocken sind hier übrigens auch geil, wie ihr oben schon seht. Und werden selbstverständlich recyclet … beim nächsten Kunden.

Socken

Und obwohl das mit den Schuhen nicht geklappt hat, haben wir dann beim Poncho-kaufen noch Sookie kennengelernt.

Sookie

Danach gings ins Untergeschoss, wo es unter anderem auch ausgefeilte Methoden zum Abmessen von Lebensmitteln gab.

Messflasche

Dann hatten wir so langsam keine Lust mehr auf mercado und sind in Richtung unseres Hotels noch in einen riesigen Park gefahren, der – als große Entspannungs- und Naturattraktion angekündigt – eher langweilig war, bis auf ein paar sehr freche Eichhörnchen und einen japanischen Garten. Vielleicht lags auch daran, dass uns die ganze Latscherei langsam über wurde.

Neugierhörnchen

Unscharfhörnchen

Jardín japonés

Auf der Suche nach mexikanischem Kakteengarten und Bonsaibäumchen haben wir wieder einen von diesen riesigen, golden glänzenden Käfern gesehen und sind ihm ein bißchen auf die Pelle gerückt.

Goldene Käfer, auf die Idee sind ja auch schon einige 'kaner hier gekommen.

Und da wir wie gesagt keinen Bock mehr hatten und schön angelaufen waren von der ganzen Latscherei, sind wir dann zurück in unser eigentümliches Hotel mit überdachtem Hof und Pool darin.

Hotel

Hier auch mal der Blick aus unserm Zimmer.

Albierca vorm Fenster

Und denn sind wa ins Bett gefallen.