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Donnerstag, Kurztrip nach San Baltasar

Spider-Auto, Spider-Auto, macht was immer das Spider-Auto kann.

Am Donnerstag war wegen Spanisch-Unterricht und Matthias‘ Arbeit lediglich Zeit für nen kleinen Trip. Nach ein bißchen Rumtrödelei hatten wir noch ziemlich genau 2h, um was zustande zu bringen und das passte eigentlich ganz gut, um nochmal Richtung Metepec, bzw. was wir erst als Metepec vermutet hatten (am letzten Sonntag, das mit dem Wasserfall und den Pferden), was aber eigentlich San Baltasar war, zu fahren, um die Süßwasser-Quellen und den nahegelegenen Riesenbaum zu sehen, von dem uns der Nachbar erzählt hatte.

Dafür mussten wir zwar durch Metepec, aber inzwischen hatten wir bei unserer Fahrt nach Tepoztlán aber festgestellt, dass man dafür nicht über irgendwelche Feldwege und quer durch das Einbahnstraßengewirr von Atlixco muss, sondern einfach über die Autopista fahren kann, was irgendwie 15min. dauert.

Dann wieder in Metepec den Hügel hochgefahren und schon befindet man sich auf einem kleinen Bergplateau mit Blumenfeldern und der Ruine einer alten Finca und einem guten Ausblick auf den Popo.

Popocatépetl auf dem Weg nach San Baltasar

In San Baltasar an den Pferden vorbeigefahren und noch über ein paar sehr, sehr steile Straßen einen Hügel hochgeschlängelt, waren wir dann auch schon am Ziel angekommen, dem riesengroßen und wahrscheinlich uralten Baum, von dem ich hier mal ein Panorama gemacht hab.

Nein! Da leben keine blauen Weltraumkatzenmenschen drin!

Welches ihm irgendwie nicht ganz gerecht wird, aber dazu komm ich später noch. Jedenfallz war der nicht nur sehr groß, sondern auch ziemlich interessant geformt.

Wurzel vom Ahuehuete in San Baltasar

Hätte auch ne Requisite aus Sleepy Hollow sein können.

Hier wohnt Christopher Walken.

Außerdem hatte der in seiner Krohne, einige Meter über unseren Köpfen die tierischsten Dreadlocks. Wie auch unser Nachbar, der uns den Trip empfohlen hat. Zufall?!

Dreadlockbaum

Anscheinend hat der Baum für die locals aber auch ne Bedeutung, wenn man sich die Deko mal so anguckt.

ein ziemlich unpraktischer Wäscheständer

Unweit von dem massiven Baum, sozusagen auf dem selben Gelände, befindet sich die besagte Süßwasserquelle, die wir bei unserem ersten Besuch verfehlt haben, die man aber genauso mit Pferdchen wie mit Auto erreichen kann. Und daran angeschlossen, nur durch einen Zaun getrennt, Fischfarmen für Forellen.

Forellenfarmen in San Baltasar

Wenn man genau hinguckt, sieht man rechts unten im Bild sogar welche rumhüpfen, da wo der Stock/Köcher drinsteckt. Außerdem war die Ecke, wo die Quelle sich befand auch ganz nett.

Süßwasserquelle unterm Felsen

Und das Wasser war glasklar, weshalb unser Nachbar wohl früher, statt im Supermark Wasser zu kaufen, mit den leeren Wasserkanistern auf seinem Motorrad da hingedüst ist und dort neues Wasser geholt hat, weil der Preis fürs Supermarktwasser und der fürs Benzin für die Strecke zur Quelle sich wohl nicht wesentlich unterschieden haben.

glasklar, der shice

Myriam hat auch tatsächlich mal die Füße reingehalten und gekostet, ich war allerdings mit Fotos machen beschäftigt und ich mein … Wasser schmeckt halt wie Wasser, was will man groß erwarten.

Kaltes, klares Wasser, ihr wisst schon

Und zum Schluss nochmal ein Größenvergleichsfoto.

Größenvergleich mit Myriam und Ahuehuete

Danach gings dann über die übliche Route nach Puebla.

Steinbruch aufm Weg nach Puebla

Was wiedermal unter einer dicken Smog-Glocke lag.

warum auch immer die so neidisch auf die deutschen Autobahnen sind, sieht doch ganz ordentlich aus, was die hier haben

An der Maut-Station endlich mal einen der typischen Polizisten vor die Linse bekommen.

mexikanischer Polizist/Maut-Wärter

Und nachm Spanisch auf der kostenlosen Landstraße mal wieder straßenseitige Angebote von nützlichen Gütern erspäht.

alles was das Herz begehrt gibts hier am Straßenrand

Naja, dann das Übliche und der Tag war vorbei.

Sonntag, Metepec oder so

Ziehkäse

Sonntag stand erstmal der Ziehkäse aufm Tisch. Lustiges Zeug, die Konsistenz ist wie zu gummi gekochtes Hühnchen, also man kann den so fasermäßig auseinanderziehen, aber es ist eben Käse und schmeckt auch wie Frischkäse. Dementsprechend isst er sich ziemlich gut mit Marmelade.

Fertiggefrühstückt sind wir einer der vielen Empfehlungen unseres Nachbarns nachgegangen, zu den „freshwater springs“ und dem dabei stehenden, riesigen, alten Baum zu fahren, die sich in Metepec, gleich hier um die Ecke sozusagen, befinden sollten.

Nunja, iiirgendwie hätten wir da nochmal genauer nach dem Weg fragen sollen. Los gings erstmal damit, dass wir vorm Fraccionamente statt nach links nach rechts gefahren sind, was das Navi zutiefst verwirrt hat. Zur Strafe hat es uns erstmal in das Einbahnstraßenlabyrinth in Atlixco geschickt, wo wir erstmal ne Weile rumirren durften, bis wir auf irgendeiner steinigen Buckelpiste gelandet sind, die evtl. mal wieder den Unterboden des Autos hat aufsetzen lassen können. *ahem* Oder so. Nachdem wir schon beinah die Hoffnung aufgegeben hatten, landeten wir auf einmal an einer Autopista, auf der wir dann noch 30m fahren konnten bis zur Ausfahrt „Metepec“.

In Metepec sind wir dann ein wenig rumgeirrt, weil hier in Mexiko ist ja nicht unbedingt alles großartig ausgeschildert und so, dass man einfach mal ohne sich die Route anzugucken drauflosfahren kann. Was wir aber ein wenig blauäugig gemacht haben, weil Metepec kein großer Ort ist. Dementsprechend sind wir nicht bei den Quellen gelandet, sondern in einem Hotel-Resort mit Freibad. Irgendwie sind mir ja Hotel-Resorts nichts und von daher war mir dort von der ersten Sekunde an etwas unwohl. Allerdings hatten sie nen Berghang von wo aus man ganz gut auf Atlixco gucken konnte.

Hügel von diesem merkwürdigen Hotel-Resort aus

Bzw. auf die krassen Armutshütten direkt vor diesem Resort.

Armutshütten von Metepec aus

Was mal wieder gut die im Vergleich zu Deutschland größere Arm-und-Reich-Schere hier zeigt. Da die Pesos für den Resort-Eintritt aber auch nicht verschwendet sein sollten, sind wir noch in das erstbeste Restaurant in dem Teil eingekehrt, um ne Kleinigkeit zu trinken. Auch dort, bzw. dort meiner Meinung nach noch viel mehr, herrschte diese unangenehme Stimmung. Aber das lag vielleicht auch daran, dass der Raum aussah wie der Frühstücksraum eines Hotels, dass dieser allerdings bis auf 3 Leute komplett leer war.

leeres Restaurant im Metepec-Resort

Außerdem schien das Personal so träge und lustlos, irgendwie war das unangenehm sich in deren Griffel zu begeben. Also schnell die Limo ausgeschlürft und endlich wieder raus da und nach ein wenig Rumgefrage in die richtige Richtung begeben. Was verrückte Serpentinen ohne Leitplanken und doppeltem Boden auf einem Hügel beinhaltete, die uns auch wieder an tollen … „Wohnungen“ vorbeibrachte.

eine Wohnung, das sind 4 Wände und ... eine Tür

Irgendwann waren wir ganz aus Metepec raus über drei Hügel gefahren, durch zich Felder und hatten schon gar keine Ahnung mehr wo wir waren, als wir einem kleinen Ort, den wir für San Pedro gehalten haben, angekommen sind, wo irgendwie ein Flüßchen war. Das gab uns Hoffung, denn ein Fluß hat eine Quelle. Und in dem Fluß badeten Mexikaner. Die haben wir direkt mal auf Verdacht ertränkt, könnten ja Drogenbosse sein. Die haben wir, sogut es die vereinigten Spanischkräfte unservierereins vermochten, nach dem Weg zu den Quellen gefragt. Uns wurde dann empfohlen einfach zum ersten Restaurant zu fahren was wir sehen und von dort aus mit Pferden unseren Weg fortzusetzen. Haben wir glatt mal gemacht und so saß ich, widererwartens zum ersten Mal in meinem Leben auf einem echten Pferd.

OMG kleines Mädchen, HINTER DIR!!!

Anfänglich war mir das ja nicht so genehm, auf diesem wackligen Ding zu sitzen, irgendwo oben mit haufenweise Kameraequipment. Hätt mich ja auch im nächsten Moment abwerfen können. Außerdem erschien es uns, dass ich, als Größter und Schwerster von uns vieren, das kleinste Pferd bekommen hatte, was unserer jungfräulich-frischen Beziehung auch nicht unbedingt zuträglich war. Im Ernst, ich dachte nur „Mich auf ein Pferd setzen, das ist doch Tierquälerei von gleich zwei Tieren!“

Aber nach kurzer Eingewöhnung gings dann und ich habe unter anderem als Vorteil dieser Fortbewegungsmethode erkannt, dass man den Leuten hoch vom Rosse aus prima in die Gärten spionieren kann.

vom Pferd kann man gut Omas Unterbuchsen auf der Leine ausspionieren

Okay, ist in Mexiko zumeist nicht so spektakulär, man wird zumeist nen Truck, ne Wäscheleine und ein oder zwei Hunde sehen. Hier und da vielleicht mal’n Eselchen. Abseits davon gabs locationbedingt in manchen Straßen auch nen ganz schönen Ausblick auf die Landschaft.

wir auf Pferdchen

Oder die nähere Umgebung, sofern nicht von irgendwelchen alten Plastikflaschen verschmutzt.

aufm Weg zu den Cascadas Encantadas

Achja, „Quellen“ hatten wir den Pferdetour-Anbietern irgendwie nicht vermitteln können, lediglich „cascada“ konnten wir aus unserer Restvokabularkammer noch zusammenkratzen und so wurden wir dann von den Pferdeführerinnen da hingebracht. (Wie sich später, am Donnerstag, rausstellte, wollte mich das kleine Mädchen, das mein Pferd führte, tatsächlich erst zur Quelle des Flusses bringen, die wir uns ja eigentlich angucken wollten.)

Unterwegs stand auch mal einfach so ein Pferdle auf der Wiese, das nach unserem Anblick noch kurz mampfte, dann dämlich den Kopf in die Luft hob und geistlos wieherte.

dummes Pferd, so ganz allein

À propos Vorteile von aufm Pferd unterwegs sein nochmal, aus der Perspektive konnt ich endlich nochmal ein Bild von diesen winzigen Hockern machen, auf dem die (ebenfalls sehr kleinen) Omas auf den Märkten immer sitzen. Und es scheint ihnen dabei gut zu gehen.

die minikleinen Hocker, auf denen die Verkäuferinnen aufm mercado immer sitzen

Unweit von den Karren tauchte dann auch die lokale Hippiekommune auf, zu der uns unsere Pferdeführerinnen bringen wollten.

tatsächlich hab ich auch irgendwo dope gerochen

Und das sah eigentlich ziemlich gemütlich aus, was die da so machten. Allerdings die „Cascada encantada“ selber war alles andere als spektakulär, weshalb es etwas verwunderlich ist, dass sich da soviele Menschen drum versammelt haben.

Cascada encantada, nicht grade so spektakulös wie die Niagarafälle

Sogar ein paar Stände mit Essen und Trinken hatten sich dort angesiedelt, also muss das ja geplantermaßen dort öfters stattfinden, die Versammlung.

Stände, Cascada encantada

An einem der Stände konnte man auch ne piña colada in ner echten piña bekommen, was dann meine Eltern direkt mal geordert haben. Allerdings alkoholfrei, die pussies.

Ich bin dann während der Zubereitung selbiger mal bißchen Richtung Wasserfall rumgeklettert und an sonem Berghang rumspaziert, um nen Überblick über die ganze Situation zu bekommen und zu ergründen, ob’s irgendwo vielleicht noch ein aufregenderes Fleckchen gibt. Gabs allerdings nicht. Nachdem ich so’n bißchen Fotos von oben auf das bunte Treiben geschossen hatte, war ich grad dabei wieder herunterzuklettern, als meine Kamera die Aufmerksamkeit einer Gruppe Mexikanistaner erregte, die schon etwas lustig zu sein schienen und deswegen gerufen haben, dass ich ein Foto von denen machen soll.

Da ich ja immer nicht so in your face mit Leute fotografieren bin (also im Urlaub, bei Fremden), dachte ich „nungut, warum nicht, haste mal’n Foto von paar Mexikanistanern“.

Mexikanistaner an der Cascada encantada

Hab dann kurz signalisiert, dass es gut geworden ist und war im Begriff weiter hinabzusteigen, als die sich gespielt überaus enttäuscht gaben und noch ein Foto verlangten. Dacht ich, klar, kein Ding, kannste in Ruhe fokussieren und so. Hab noch ein paar Fotos von denen gemacht und wurde dann direkt mal auf ein Bier eingeladen. Der señor ganz links sprach auch ein wenig Englisch und hat den Dolmetsch zwischen seiner Gruppe und mir gemacht, wobei ich natürlich auch das ein oder andere Stückchen Spanisch verstanden hab.

Wie üblich, wurde ausgetauscht, woher man kommt und was einen dort hin verschlagen hat und dann gings los, dass wir uns gegenseitig unsere Sprachen beibringen wollten. Allerdings war keine Zeit mehr, weil die Pferdeführerinnen uns zurückbringen mussten, um die nächste Gruppe dort hin zu reiten. Also haben wir uns noch schnell ne E-Mail-Addresse von denen geben lassen, damit ich denen die Bilder schicken konnte und wurden prompt noch für den Tag der Toten die heilige Woche, „semana santa“, zu denen nach Metepec eingeladen. Da sind wir allerdings, bis auf Mutti, wieder in Deutschland.

nach ausgiebigem Alkohol- und Drogenkonsum muss erstmal der Rausch ausgeschlafen werden

Nach der kleinen Cerveza auf nüchternen Magen haben mein Pferd – welches auf dem Hinweg irgendwie nicht stehenbleiben und mich absteigen lassen wollte – und ich uns auch gleich viel besser verstanden. Dementsprechend war mir dann auch nicht mehr so mulmig dabei, einfach mal beide Hände vom Sattel zu lassen und die zum Fotografieren zu nutzen. So’n Pferd wackelt ja ganz schön und so kricht man kaum ein ordentliches Foto nur mit einer Hand gehalten hin. Also mit zweien ist es schon schwer. Aber die Perspektive ist eben ganz praktisch.

Entschuldigen Sie, Sie haben da verdammt nochmal einen Hund aufm Dach!

Ein paar Minuten später wars vorbei mit der Reiterei und wir waren wieder am Ausgangspunkt, dem Restaurant angekommen, wo zwischen den ganzen großen Pferden auch ein paar Folen und Ponies standen. Wobei das hier auf dem Foto sowas von merkwürdig aussieht, mit der kurzbeinigen Dame daneben. Verkehrte Welt. Alice im Wunderland. Herr der Ringe!!

Kommt der Cowboy ausm Friseur - Pony weg.

Außerdem hat es blaue Augen, wtf, es will meine Seele essen! Das Fohlen scheint da schon eher in die Szenerie zu passen.

Fohlen

Geschickterweise startet und endet das ganze Gereite ja an nem Restaurant und weil wir eh Hunger hatten, haben wir uns dann auch glatt in den dortigen Biergarten gesetzt und was gefuttert.

ganz nett gemacht, der Biergarten

Und während wir da so saßen, hatten sich unsere Sitznachbarn irgendein rotes Biermixzeug bestellt, was ich dann auch ma haben wollte, denn erstens steht sichs auf einem Bein schlecht und zweitens will ich euch ja in vollem Umfang berichten können, was es hier so für Bier gibt und wovon man die Finger lassen sollte. Also haben wir der Kellnerin gesagt „Jacob will das, was die da drüben haben“ und sie brachte mir dementsprechend ein Glas zum Drittel voll mit rotem Saft und einem Salzrand oben und ein Bier.

Bierperversionen gibts, this goes on no cow skin.

Wie ich da bereits vermutet und später auch bestätigt hab, ist das Rote Tomatensaft, Tabasco (oder irgendein Chilizeug) und Limettensaft. Da kippt man dann das Bier dazu und trinkt es über den Salzrand. Nennt sich in seiner Gesamtheit Michelada und das kann man auch mit Nachos bestellen, die man dann sogar da drin dippen kann.

Klingt komisch, schmeckt auch so. Speziell wenn man wegen eines Bierchens auf nüchternen Magen eh schon einen im Tee hat. So hab ich mir dann die erste Mischung reingekippt, das ganze mit dem Rest Bier weggespült und bin um eine Erfahrung reicher gewesen, die ich nicht unbedingt wiederholen muss.

Danach noch nachhause gefahren, alltäglichen Kram gemacht und ab ins Bett.