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Kaum da, schon wieder weg

Schlafzimmer bei José, El Pilar, Cuautlancingo, Puebla

Einmannkoje für vier

Noch am Abend in José Haus haben wir überlegt was wir nun eigentlich die nächsten Tage anstellen wollen und wie wir es uns und den Kindern einerseits bequem, andererseits interessant halten. Nun geht das bei nem Städtetrip mit Kindern eigentlich nur indirekt, wenn man nicht gerade den ganzen Tag aufm Spielplatz oder so rumhängen will.

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Mal wieder hier

Frau und Kinder

Ich glaube schon seit letztem mal oder vielleicht auch seit unserem längeren Aufenthalt 2011/12 hatten wir uns überlegt nochmal Weihnachten in Mexiko zu verbringen und das sagenhafte Hochlandklima von Puebla am 24. zu genießen. Letztes mal waren wir ja nun zum Heiraten im Frühjahr in MX und haben somit in meiner zweimonatigen Elternzeit Kind Nr.1 legitimiert, was natürlich auch sehr schön war. Da zwei Jahre später mit Kind Nr. 2 nochmal die Option auf Elternzeit und somit einen langen Urlaub stand, haben wir beschlossen uns auch mit zwei Kindern den langen Flug und eventuelle Fahrerei anzutun und sind nach einiger Überlegung ob es nicht nach NZ gehen sollte (wo sich nun zur gleichen Zeit meine Cousine mit Mann und Kindern aufhält) doch wieder bei unserem Lieblingsland Mexiko hängen geblieben.

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Besorgungen

der Morgenpo

der Morgenpo

Die zweite Nacht mit gejetlaggtem Kind machte sich schon wesentlich besser. Obwohl wir sie am späten Nachmittag und abends (also spät in der Nacht eigentlicht für uns) wachgehalten hatten, war wieder gegen drei Uhr früh Weckruf und wir wieder zu müde, um wirklich viel zu machen, außer das im Bett Rumgewurschtel über uns ergehen zu lassen und aufzupassen, dass sich Lily nicht runterstürzt.

gibt es Nicht-Bio-Mediziner?

gibt es Nicht-Bio-Mediziner?

Das langweilig und müde sein ist dann auch auf Lily übergegangen, die zum Glück nochmal eingeschlafen ist, sodass wir auch bis zum Sonnenaufgang ungefähr schlafen konnten. Dann sind wir nach dem Obstsalat-Guacamolebrot-Frühstück zu den Biomédicos nach Atlixco rein gefahren für unsere prenuptiales. Das ist ein Bluttest, den man braucht, wenn man in Mexiko heiraten will und bei dem auf sexuell übertragbare Krankheiten untersucht wird. Dass wir da mit Kind angetanzt sind hat so rein gar nicht gestört.

cruce peatonal?

cruce peatonal?

Jedoch hat man uns nach kurzer Befragung direkt wieder hinaus gewiesen: Einerseits muss man komplett nüchtern da antanzen, weil sonst der Test verfälscht würde und andererseits brauchten wir „fotos infantiles“. Haben wir uns erstmal alle am Kopf gekratzt. Kinderfotos? Davon hatte keiner was gesagt! Nach einigem hin und her sind wir dann drauf gekommen, dass quasi „Fotokinder“ gemeint sind, also ganz kleine Fotos von uns.

Edelshopping zwischen Schrotflinten und automatischen Gewehren

Edelshopping zwischen Schrotflinten und automatischen Gewehren

Haben wir also unsere Verluste (in Mexiko meistens zeitlich) weggesteckt, beschlossen später nochmal Doris zu fragen, ob es den Fotografen beim Zócalo noch gibt und haben uns auf den Weg nach Puebla gemacht, um in Angelópolis shoppen zu gehen, denn wir Herren waren beide noch anzuglos. Außerdem wollte ich so ungern in schwarzen Skaterschuhen heiraten. In der größeren Stadt ist natürlich auch die Chance auf Micro-SIM-Karten höher, das stand also auch auf der Agenda.

die schlafende Frau

die schlafende Frau

Tatsächlich haben wir recht schnell Leinenanzüge und Bootsschuhe (muss bei Hochzeit in der Karibik einfach sein, auch wenn ich die danach potentiell nie wieder anziehe) gefunden, nur mit den Schnitten und Größen war das so ein bißchen schwierig. Entweder zwickte das Jacket unter der Brust oder es saß alles super, bis auf die Nähte unter den Achseln, die eher so Richtung Bauchnabel angesiedelt waren, sodass ich kaum die Schultern darin heben konnte, ohne wie ein Kampfjet mit Deltawings auszusehen. Wie es die erste Verkäuferin dann recht treffend formulierte „Wenn die Mexikaner groß sind, dann in allen Dimensionen“. Sprich so eine mittelkorpulente Talla für mich wird dort normalerweise nicht verlangt. Entweder man ist klein und schlaksig oder gleich ein richtiger Bulle mit Kanonkugeln als Schultern und einer kräftigen Pansa.

Müllkultur

Müllkultur

Ein paar Läden weiter haben wir dann aber doch recht flott was für mich gefunden und hatten dann nur das Dilemma, dass Myriam einerseits mit den Farben von Hemd und Krawatte nicht so zufrieden war, andererseits mir nichts vorschreiben wollte worin ich mich nicht wohlfühle. Bwlwwllwrrrll … Frauen halt. Nach nochmaligem Hickhack mit einer sehr geduldigen Verkäuferin habe ich dann einfach entschieden das zu nehmen, was mir schon ganz zu Anfang gefallen hatte. Genauso haben wir dann einfach die etwas zu langen Schuhe aus dem ersten Geschäft geholt (Schuheshoppen mit hohem Spann … wuhey!), um dem mal ein Ende zu bereiten.

der cerrito in Atlixco

der cerrito in Atlixco

Zwischendurch hatten Matthias und ich noch die schon beschriebenen Telcel-SIMs mit grandiosen 200MB Internet à 12€ geholt und waren somit mobil erreichbar und so. Nur leider hatten wir unsere Nummern nur der netten Dame vom Service angesagt, die es zumindest bei mir geschafft hat, Matthias‘ Nummer als Gratisnummer bei mir einzurichten, sie aber nicht gegenseitig gespeichert, was das Wiederfinden im riesigen Angelópolis dann doch etwas erschwert hat.

Auf jeden Fall ist nun so gut wie alles Nötige für die Hochzeit besorgt, was auch nochmal ein großer Stein vom Herzen ist.

Farbfeingefühl

Farbfeingefühl

Mit erschöpfter Lily ging es zurück nach Atlixco, wo wir nach kurzer Verschnaufpause nochmal mit Doris zusammen in die Stadt gefahren sind, um das mit den Fotos zu regeln und direkt noch ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen einzulegen.

achja, die hutzeligen, überfüllten Straßen

achja, die hutzeligen, überfüllten Straßen

Ein paar Straßen vom zócalo entfernt geparkt (um Parkgebühren zu sparen und den nervigen Parkplatzwächtern mit ihren Pfeifen zu entgehen), sind wir hoch zum Fotografen gelaufen.

beinah fast so gut wie am Park

beinah fast so gut wie am Park

Was für ein geniales Gefühl nach Jahren des Fernwehs wieder die Straße zwischen mercado und zócalo langzulaufen!

das Beste vom Besten

das Beste vom Besten

Das Fotofachgeschäft war wie auch die anderen Läden, Taquerías und sonstwas drumrum ein kleines Kabuff, das leicht zu übersehen wäre, im Erdgeschoss der Kolonialstilgebäude.

Vielleicht hätten wir auch gleich Portraits im Freiheitskämpferstil machen lassen sollen?

Vielleicht hätten wir auch gleich Portraits im Freiheitskämpferstil machen lassen sollen?

Drinnen gab es feinste Fototechnik aus den Jahren 1970-1989, was mir das direkt ein bißchen sympathisch gemacht hat, so schwer wie man in Deutschland teilweise an die passenden Batterien für seine Belichtungsmesser, Motorwinders und alten SLRs kommt. Durch eine extrem schmale Tür wurden wir in das von dem rechts zu sehenden Holzverschlag abgetrennte Hinterzimmer geführt, das nur von den modeling lights der zwei großen Softboxen beleuchtet wurde und ansonsten zappenduster war. Zweimal schnell geblitzdingst, wodurch das Zimmer dann wirklich in Schwarz getaucht wurde und man nur noch das Nachglühen des IR-Auslösers sah und ein paar Minuten später hatten wir unsere „Kinderfotos“.

Auf zum zócalo!

jede Menge VSCO, but that is how I roll (for now)

Dann konnten wir weiter uns was zu essen suchen und endlich mal wieder am zócalo langflanieren.

Cerrito und Kloster im Abendlicht

Cerrito und Kloster im Abendlicht

Wie schon vorher so oft, kam uns das Meiste bekannt vor, nur die Restaurantfront wurde in den letzten Jahren neu modelliert, was eigentlich ganz schön war.

Palacio municipal am zentralen Platz

Palacio municipal am zentralen Platz

Niedergelassen haben wir uns selbstverständlicherweise beim Mexikaner.

Feierabend im Kloster

Feierabend im Kloster

Da wurde dann nach kurzer Überlegung eine Grillplatte für 6 Personen bestellt, mit ordentlich Arrachera (yesss!), Hühnchen, gebrutzelter Chorizo und lecker Guacamole und grünem Reis mit jeder Menge Koriander drin. Einfach geil.

Brügge sehen ist wie, als wäre man in einem Traum.

Brügge sehen ist wie, als wäre man in einem Traum.

Da wir ja aber nur 4 Personen und ein bebé waren und ich mir zudem vorher noch eine Maiscrémesuppe bestellt hatte in vollem Überschwang, waren wir dann alle ganz gut vollgestopft, als wir uns Richtung mercado zurück zu den Autos begeben haben.

Zocker in Atlixco

Zocker in Atlixco

Da wir ja mit unserem Abendessen recht früh dran waren, ging in der Stadt natürlich grade erst so richtig das Leben los. Und das ist ja irgendwie auch das Schöne an Mexiko. Dass es so lebt und lebhaft ist. Das gibts in Deutschland irgendwie nur zur Fußball-WM.

AutoCAD-Kurse und VW-Käfer in der selben Straße

AutoCAD-Kurse und VW-Käfer in der selben Straße

Wie auf Bestellung gabs auch direkt nen richtig feinen Sonnenuntergang an dem Abend.

die Dauerwerbung an den Wänden

die Dauerwerbung an den Wänden

Als wir grade die mal nach ner Lücke im Verkehr schielen wollten, um in die Autos einzusteigen, ist uns aufgefallen, dass nun auch eine schön kräftige fumarola über dem Popo stand.

Popo dampft über Straße

Popo dampft über Straße

Also sprich ein Auswurf von heißem Dampf, Asche und ich glaube von Schwefelwasserstoff (faule Eier) ist immer mal die Rede, aber ohne Internet lässt sich das so schwer nachprüfen.

Popowolke ... ich kanns einfach nicht lassen

Popowolke … ich kanns einfach nicht lassen

Aber so ein Schauspiel nehmen wir natürlich auch mit mexikanischer Gelassenheit hin. Das Problem ist ja nicht wenn er raucht, sondern wenn er nicht raucht und sich drinnen alles staut, im Popo. Oops, I did it again.

Gutenachtpopo

Gutenachtpopo

Arbeit

Centro Técnico

Da hab ich ungefähr 5 von den 6 Monaten gearbeitet. Und tatsächlich 2 Tage vorm Ende meines Praktikums war der neue Look fertig und die Fassade geupdatet.

Weihnachtsparty CT & Post-Venta

Beleuchtung

Am Freitag nach der Riesenweihnachtsfeier von Organización stand auch schon die Weihnachtsfeier vom Centro Técnico und auch noch die von der Abteilung zu der ich gehöre an. Am gleichen Tag. Außerdem war auch noch Workshop. Eine organisatorische Herausforderung. Ach nein … Moment, wir sind ja in México! Ganz einfach bin ich morgens zum Workshop, nachmittags hat mich mein Chef aus dem CT abgeholt, wir sind zur Feier auf dem Sportgelände der UDSTAC und haben dort eine Taquiza gehabt, was auf mein Nachfragen im Voraus folgendermaßen erklärt wurde „Es con tacos … esteee… más bien, ¡es un chingo de tacos!“ also ungefähr „Das ist mit Tacos … besser gesagt es ist ein scheißgroßer Haufen Tacos!“

Und so ähnlich war es dann auch. Es war auch das, was es schonmal auf der Halloweenfeier der technischen Entwicklung gab: Einige Töpfe mit mexikanischen Speisen und ein großer Korb voll Tacos, in die man alles einrollt. Je nach gusto ist das eigentlich ziemlich lecker und auch tatsächlich echt mexikanisch, gibt es doch meist chiles verdes, so mit Soße und Zeugs, Chicharrón (frittierter Schweinebauch, hier sehr, sehr beliebt und an jeder Ecke zu bekommen), Huhn in mole poblano, was eine süßliche Soße aus bis zu über 80 Gewürzen ist, die hier aus Puebla kommt und dazu mexikanischen Reis (also mit Knoblauch und so Krams), rajas (Chilistreifen) in saurer Sahne (om nom nom nom!!) und Kartoffeln mit Schinken. Achja und in diesem Fall Rippchen in Chilisoße, was sogar mir, der ich kein Rippchenfan bin, ziemlich dufte geschmeckt hat.

Gut befüllt und mit einem Bierchen vor uns sind wir dementsprechend in den Nachmittag geduselt, als auf einmal ein Anruf das allgemeine Gebrabbel verstummen ließ. Anscheinend war einer der Kollegen, die bislang nicht aufgetaucht waren, tot in seinem Auto vor seinem Haus aufgefunden worden. In der folgenden halben Stunde wurde durch mehrere Anrufe geklärt was ungefähr vor sich gegangen war und ob es nun der Schwager jenes Kollegen oder der Kollege selber gewesen war, was zuerst nicht so richtig eindeutig war.

Anscheinend hatte es aber doch tatsächlich einen Mitarbeiter erwischt, sodass das allgemeine Klima zur Zeit von Myriams Ankunft recht gedrückt war. Entsprechend des mexikanischen Totenkults wurde allerdings keine Schweigeminute eingelegt, sondern es wurde das Lieblingslied des Verstorbenen aufgelegt und anschließend eine Minute lang für das Leben desjenigen applaudiert. Das legt zumindest meiner Meinung nach tatsächlich viel mehr den Fokus auf die glücklichen Momente, die man mit dem Dahingeschiedenen verbracht hat, als auf die Tragödie seines Todes und deswegen finde ich das abermals wesentlich besser, als unser „ich muss trauriger sein, als du“-Spiel.

fliegende Leucht-Piñata

Da sich die Party natürlich aufgrunddessen so nach und nach auflöste, haben uns Myriam und ich dann auch auf den Weg zum Abendessen mit meiner Abteilung gemacht und sind aufgrund von Zeitüberschuss einfach mal quer durch die Stadt gefahren, sodass wir noch die oben zu sehenden Beleuchtungsinstallationen im historischen Zentrum Pueblas sehen konnten. Wie z.B. die etwa 2m hohe, beleuchtete Piñata hier.

Nach dem ausgiebigen Mal im 5-Sterne-Hotel, in dem das Essen stattfand, gab es auch bei uns noch eine Weihnachtsaktion. Für den oben genannten Workshop nämlich musste jeder Mitarbeiter einen anderen interviewen, ohne dass die anderen Personen wissen durften wen man denn auszufragen hat und zu Beginn des Workshops sich selbst als diese Person vorstellen. Jedoch lediglich mit den aus dem Interview gewonnen Informationen zum curriculum vitae jener Person. Währenddessen mussten die anderen raten wer man ist und somit beweisen wie gut sie ihre Kollegen eigentlich kennen. Weiterhin musste man seinem Interviewee zum Abendessen ein handgemachte Weihnachtsgeschenk mitbringen, was nach dem Speisen verschenkt wurde.

Da ich ein Klops bin und mir erst kurz vorher etwas eingefallen ist, habe ich einfach eine Kollage aus zum CV passenden Bildern und einem Bild der Feier der vorigen Woche zusammengeschnippelt, bei dem sich mein direkter „Chef“, den ich eben auch als Interviewee gezogen hatte, beim Tanzen die Jeans so zerfleddert hatte, dass er letztlich nur noch mit einem Hosenbein dastand. So muss dat, würde ich sagen. Der Beweis einer gelungenen Party kann ja durchaus mal eine zertanzte Jeans sein.

Sonstige Geschenke umfassten einen Bilderrahmen aus Kaffeebohnen, ein Gemälde von Popo und Izta für mich und ein mit Gravur beschrifteter Bierhumpen + zwei handgemachte Brownies, die wohl entweder das Ergebnis fehlenden Back-Geschicks oder „böser, französischer Frauen, die nachts in die Wohnung kommen und die Brownies essen und nur einen Klebezettel mit der Aufschrift ‚Pardon … pardon … pardon que comimos todos los brownies‘ hinterlassen“ waren. Zweitere Geschichte war wiederum die Erfindung meines Interviewees und ist jetzt zum geflügelten Wort geworden.

Naja, auf jeden Fall war der Abend doch noch recht schön und spaßig, es gab ein paar bewegende Weihnachtsansprachen (jenes Attribut kann man der meinen leider nicht zuordnen), wobei sich unter anderem herausstellte, dass eine Kollegin vor zwei Monaten schwanger geworden war und wir haben von unserer Chefin Arbeits-Dankes-Zertifikate (in Ermangelung einer besseren Beschreibung) bekommen.

Blumenmarkt 2

noch mehr Plumen

Am Sonntag vor den días de muertos wollten wir uns in Huaquechula die Riesenaltäre angucken, für die dort wohl so ziemlich das ganze Gehalt in dieser Jahreszeit draufgeht, aber irgendwie waren wir dann doch zu faul und sind zu Hause geblieben tagsüber.

Da lernen sich Rad und Radkasten mal richtig kennen!

Allerdings mussten wir irgendwie noch Daniel und Caro unseren Schlüssel zukommen lassen, bevors am Montag nach Oaxaca auf ging, damit sie sich um die Kätzchen kümmern konnten.

Bewässerung

Die beiden wollten abends auf den Blumenmarkt und noch ein paar Tacos essen. Da wollten wir uns nicht lumpen lassen und haben uns prompt angeschlossen. Abends war die Stimmung genauso geschäftig wie am Tag zuvor, Tonnen von Blumen wurden verladen und doch herrschte irgendwie ein angenehmes, zufriedenes Klima.

Taquería

Nach kurzer Suche haben wir uns dann einfach an einem kleinen Stand niedergelassen, der Caro wohl noch vom letzten Jahr bekannt vorkam. Bis auf Daniel, der Vegetarier ist, bestellten wir uns alle ein paar Tacos mit Rinderfleisch und „Gemüse“, also Zwiebel und Koriander, nahmen uns, bis auf Myriam, die sowas nicht trinkt, ein Bier aus dem vollgestaubten Kühlbottich und spissen, was ab 2313 das offizielle Präteritum von „speisen“ ist.

bunte Blümchens

Da es in der mexikanischen Gastronomie unmöglich ist Rechnungen zu teilen und wir glaube ich alle keinen Bock auf Rumgezettel hatten, hat Daniel uns kurzerhand eingeladen und wir zogen nochmal wohlgesättigt eine Runde, die auch einen Pancake- und einen Pommesstand mit einschloss, wo noch Nachtisch geholt wurde. Anschließend sind wir nochmal ins „Gebrauchsblumenzelt“, da Daniel und Caro noch kein Blumenshopping betrieben hatten und auch noch was fürs Haus suchten.

Sträußchen

Dort waren immernoch Unmengen von den üblichen Verdächtigen zu finden.

mehr ... Sträußchen ...

Wobei glaube ich keines der Angebote den beiden so richtig das Herz aufgehen ließ. Stattdessen hatte Caro dann eher ein Auge auf die gelben Totenblumen – Cempasúchils – geworfen, die in wohnzimmertauglichen Sträußen aber eher schwer aufzutreiben waren. Ebenso wollte Myriam noch eine von den rot-violetten Terciopelos, die sie weiterhin vor das gleiche Problem stellten. Nachdem Caro für eine Minute irgendwie im Dunkel verschwunden war, kehrte sie erfolgreich mit Strauß zu uns zurück und auch für Myriam fand sich noch eine vom Laster gefallene Blume, von denen es natürlich entsprechend viele gab. Passenderweise trug Myriam violette Bluse, pinken Mantel und pinken Cowboyhut zur violetten Blume, aber wie sollte es auch anders sein!?

Cempasúchils - und zwar nicht zu knapp

Vor dem Fraccio-Eingang wendeten immernoch die bis zur Unmöglichkeit vollgestapelten Pickups und brachten Ladung für Ladung neue Blumen und so ging es dann sicherlich auch noch zumindest durch diese Nacht hindurch, denn wie die Feier mit den Toten, gehört auch das Vorglühen auf dem Blumenmarkt inzwischen mit zur Tradition.

Blumenmarkt 1

vom Lastwagen gefallen

Am Anfang des Monats wurden hier die días de muertos gefeiert. Dazu kehren der Legende zufolge die Seelen der Toten für eine Nacht zurück zur Erde und es wird mit ihnen gefeiert was das Zeug hält. Damit besagte Seelen ihren Weg zum Haus finden, werden Altäre mit allerlei Sachen vorbereitet, die den Toten gefallen hätten und diese werden dann mit den oben zu sehenden, gelben Cempasúchil-Blumen (Aufrechte Studentenblume zu Deutsch, auch nicht schlecht!) geschmückt, weil die Toten die Farbe Gelb laut indianischer Überlieferung besser wahrnehmen können.

Markteingang

Der eigentlich Grund ist sicherlich wohl eher, dass Blumen einfach mal gut riechen und man ja traditionell mit Blumen dekoriert, speziell was so Totenkulte angeht.

Kann man tatsächlich schlecht übersehen.

Auf jeden Fall ergibt es sich dementsprechend jedes Jahr, dass vorm Fraccio, also auf der anderen Straßenseite, ein riesiger Blumenmarkt eröffnet wird, auf dem Lasterweise Blumen angekarrt und verkauft werden. Das sicherlich auch aus dem Grund, dass Puebla insgesamt eine Anbaufläche für Blumen von 3600 Hektar besitzt und speziell auch einer von Atlixcos vier Hauptgeschäftszweigen der Anbau von über 200 Arten von Blumen ist.

Jeder hat so seine Laster.

Aufgrunddessen, dass glücklicherweise eben nicht nur die aufrechten Studenten angebaut werden, ist das ganze auch für uns interessant, da man auch nach Lilien, Gladiolen und was weiß ich noch für Weiberkrams für vergleichsweise wenig dinero shoppen gehen kann.

Eine Kugel gelb und eine rot.

Da der Markt aber eben auch professioneller Umschlagplatz ist, werden die großen Mengen an „Totenblumen“ aus den Feldern rangekarrt, verkauft und mit den richtig großen Lastern in andere Gemeinden, zum Verschönern der Altare geschafft.

die lila-roten sehen zwar puschelig aus, sind sie aber auch

Dabei entsteht ein beträchtlicher Umsatz, sodass sich leider auch die Nebenkultur entwickelt hat, die Blumenfahrer in ihren Pickups auf dem Rückweg zu überfallen und des Geldes für ihre Bauern zu berauben. Der leider typisch mexikanische „dirty underbelly“ sozusagen.

Blumen für jederfrau

Von solchen Unannehmlichkeiten bleibt man als Marktbesucher glücklicherweise allerdings verschont, da der Markt selbst von einer sicherlich ein Dutzend Mann fassenden Polizeitruppe überwacht wird, sodass man in Ruhe Blümchen gucken und kaufen kann.

Gebrauchsblumen

Die Chance haben wir uns nicht entgehen lassen und direkt mal zwei Sträuße fürs Wohnzimmer gekauft und einen für die Hochzeit in der Nachbarschaft, zu der wir abends noch eingeladen waren.

"Und schauet die Lilien!"

Und dann noch – ich weiß nicht warum – einen dicken … Strauß (?) Rosmarin.

Cempasúchil und Terciopelo

Myriam wollte sich die ganze Zeit noch diese puscheligen Terciopelos mitnehmen, aber die sind eben nur in den kommerziellen Dimensionen von Sträußen mit einem halben Meter Durchmesser zu kaufen, was dann doch etwas viel für die paar Vasen im Wohnzimmer gewesen wäre.

Der auffälligste Spionage-Wachturm aller Zeiten.

Dick beladen mit Blumen haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, wobei mir noch ein weiter Fotografierender/Filmender auffiel, der in einem der bis zum Achsenbruch beladenen Laster steckte.

Frechdachs 1

Zu Hause hatten es sich die Frechdachse im Blumentopf gemütlich gemacht. Das Feeling von echter Erde unter den Füßen schien ihnen irgendwie zu verlockend zu sein, sodass überall die rausgescharrte Blumenerde rumlag.

Frechdachs 2

Aber überhaupt machen die beiden nur Unsinn.