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Montag, Teotihuacan

Izta-popo

Nachdem wir uns am Wochenende mit Safari und Pancakes ja doch eher ausgeruht haben, waren wir am Montag körperlich und vorallem geistig wieder entspannt genug, uns mit einer Google-Maps-Weganweisung und nem ahnungslosen Navi bewaffnet auf den Weg zur Ruinenstätte Teotihuacan zu begeben. Die liegt etwas nördlich von Ciudad de México. Somit führte uns unsere Route diesmal eher am Iztacíhuatl, dem nördlichen der beiden Vulkane Popocatépetl und Izta-popo, vorbei.

Leider führte uns das etwas gehandicappte Navi auch nicht auf der schönen Autobahn, die ziemlich direkt von Puebla nach Teotihuacan führt, zum Ziel, sondern auf einmal in irgendeinen Ort namens Apizaco rein, der komplett in der falschen Richtung lag, weil wiedermal eine Abfahrt nicht ordentlich angezeigt war. So sind wir dort erstmal rumgekurvt und nach einer Weile wieder halbwegs auf der richtigen Strecke gewesen. Allerdings kennt das Navi die richtige Autobahn nicht, sodass wir uns in Schlangenlinien um diese rumbewegt haben, statt gradezu zu fahren.

Trotzdem haben wir mit Hilfe unseres Google-Maps-Ausdrucks dann nach nach Teotihuacan gefunden und nachdem wir auf einem Hinterhof ein paar Tortillas verputzt haben, gings auf zu den Pyramiden.

Sonnenpyramide in Teotihuacan

Dort war allerdings erstmal der nahegelegene Eingang gesperrt, sodass wir zum nächsten wandern mussten, wo sich schon eine ganze Menge Menschen und wegen der Hitze ein Notarztwagen und mehrere Speiseeis-Verkäufer versammelt hatten. Glücklicherweise werden hier Warteschlangen ungefähr 10000x so schnell abgearbeitet wie in Deutschland und wo wir 2h Warterei in der knallenden Mittagssonne erwartet hätten, standen wir vielleicht 10min. an, bis die 50 Menschen vor uns ihre Tickets hatten.

Inspiration? Abbey Road?

An diesem Eingang zum Gelände befindet sich direkt die Sonnenpyramide, die größte dort und auch insgesamt drittgößte Pyramide der Welt. Allerdings hatte sich auch um die eine Schlange von mordsmäßigem Ausmaß gebildet, sodass wir erstmal davon abgesehen haben, diesen Monumentalbau beklettern zu wollen.

Und da stellt man sich immer vor, den Mexikanern mangele es an Disziplin, von wegen!

Da zumindest eine der Seiten der Pyramide, also die die hier zu sehen ist, doppelt beschlangelt war und die Schlange noch um 1,5 weitere Seiten geht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, die war mindestens 777m lang. Was, nunja, ziemlich abgefahren ist, in der Mittagshitze in México am Ende einer 777m langen Schlange zu stehen. Aber wie gesagt, allzu scharf drauf diese Erfahrung zu teilen waren wir nicht, von daher sind wir nur um die Sonnenpyramide drumrum und weiter in Richtung Mondpyramide.

Mondpyramide von weitem

Wobei ich glaub, die Treppen der Sonnenpyramide wären auch mal ein abwechslungsreiches workout gewesen, wenn auch bei weitem nicht so lang wie beim Sport sonst.

Treppen auf die Sonnenpyramide

Nach der Dreiviertel-Umrundung der Pyramide gings dann über die Straße der Toten (und die Hitze hat einem doch so ziemlich das namensgebende Gefühl vermittelt) zur Mondpyramide.

Straße der Toten, aber echt ey

Trotz ihres namens war die aber ebenso sehr belebt an dem Tag.

Boar! Ich will so eins! Gibts das auch in Drum&Bass??

Und der Grund für die ganzen Menschenmassen war der Frühlingsbeginn, zu dem manche Hardliner schon zum Sonnenaufgang in ihren Selbstmordsekten-Kutten auf der Sonnenpyramide stehen und das Y von der YMCA machen. Und alle weniger harten gehen halt einfach tagsüber hin und empfangen ihre diesjährige Dosis Solarenergie per Rumliegen, Yogasitz oder eben besagtes Rumstehen als Y.

Sonnenfreaks, ob man die auch ab und zu mal gießen muss?

Die Mondpyramide war zum Glück bei weitem nicht so voll, es gab nichtmal ne Schlange (war ja auch kein Mond), aber der Anstieg ist ja auch ähnlich steil, da quält man sich natürlich lieber auf die renommierte Sonnenpyramide. Unser Glück, haben wir ein gutes Plätzchen auf dem mittleren Plateau gefunden, direkt an der Kante, unter der es erstmal paar Meter steil runter ging, von der man aber auch ne gute Aussicht auf die Sonnenpyramide und Straße der Toten hatte.

Pyramiden in Teotihuacan

Am Fuß der Pyramide standen Polizisten mit Megafonen, die (meiner Meinung nach überflüssigerweise) immer die Leute hoch und runter gelotst und vor der Kante gewarnt haben. Gut, bei älteren Leuten oder Leuten mit Kindern mag das vielleicht noch Sinn machen, denn die Stufen sind ungefähr kniehoch, also als kleiner Mexikaner müsste man sich mit Händen und Füßen da hochbehelfen.

Platz vor der Mondpyramide

 

In der Ferne waren etwa ameisengroß die Menschenmassen, die sich die Sonnenpyramide hoch und runter schinderten zu sehen.

Sonnenpyramide von der Mondpyramide aus

Und ein paar Hundert Meter die Straße der Toten runter sah man wie sich das Gelände weiterhin erstreckte, aber dahin zu gehen hatten wir dann keinen Bock mehr. Auch wenn wir es vermutlich hätten tun sollen.

Straße der Toten von der Mondpyramide aus

Aber vielleicht ist ja nächstes mal dort nicht ganz so viel los und wir können direkt über die Autobahn hin, dann könnte man ja auch nochmal auf die richtig große Pyramide. Die allerdings wegen hügeliger Landschaft und so an der Spitze gar nicht höher ist, als die Mondpyramide.

Bei einem letzten Rundgang auf dem Plateau haben wir noch ein paar … Opfergaben(?) entdeckt.

Opfergaben

Um dann wieder hinabzusteigen und an zich unsäglichen Souvenirverkäufern vorbei gen Ausgang zu gehen.

Auf dem Weg zum Auto sind wir nochmal in nem Restaurant eingekehrt, um ne Kleinigkeit zu trinken, wobei ich dann direkt die sich mir bietende Gelegenheit ergriff, mal ne Pulque, also „Bier“ aus der Agarve zu trinken. Wobei das hier wohl von weiter Weg importiert war und außerdem Mangogeschmack beigesetzt hatte.

Mangopulque

War aber gut, so nach der ganzen Sonnenballerei sowatt süßes mit ein klein wenich Alkohol. Der Nahuatl sprechende Kellner hat mir dann glatt noch eine mit Kokosgeschmack vorgeschlagen und auf meine Nachfrage hin auch eine „echte“ Pulque, ohne Zusatzgeschmack – das sei nur für die Touristen – herbeigebracht, die wohl aus dem Nachbarstaat Tlaxcala oder aus Puebla kam und die ich dann ebenfalls mitgenommen habe.

Und à propos Nahuatl, der Typ war echt witzig, konnte ein wenig Deutsch, Französisch, ganz gut Englisch, natürlich Spanisch und eben sein Nahuatl, was wohl so kompliziert und langatmig ist, dass für ihn Fremdsprachen eher eine Erleichtung waren.

Naja und danach gings dann über die – endlich – ordentliche Cuota auf direktem Wege nach Hause, was uns vielleicht zwei Drittel bis die Hälfte der Zeit des Hinwegs gekostet hat, das aber auch nur weil in Puebla, auf dem Weg, viel Verkehr war.

Freitag, Chalcatzingo – Cuernavaca

Hab ich euch eigentlich schon erzählt, wie ich als junger Mann 1940 in Mexiko war?

Freitag haben wir beschlossen, unseren für Mittwoch geplanten Ausflug nach Chalcatzingo – Tepoztlán – Cuernavaca nochmal anzugehen. Allerdings ohne Tepoztlán, weil zumindest dort waren wir ja am Mittwoch.  Das führte uns dann dementsprechend auch wieder über die schicke Route um die Vulkane herum. Glücklicherweise hatte der Popo nicht nur ne schöne, vertikale Rauchwolke über seiner Öffnung, sondern waren auch noch Striemen dahinter!

dampfender Popo mit Striemen

Diesmal hatte das Navi gar keine Schongs, uns die Abfahrt nach Chalcatzingo zu versauen, weil kurz vorher ein Unfall war und man prompt direkt von der Autobahn in irgendein popeliges Bauerndorf umgeleitet wurde, was erstmal nicht so prall ist, wenn das Navi nur ein paar Autobahnen in der Umgebung kennt und man sozusagen nach Sonne und Sternen navigieren muss. Dann allerdings stellte sich raus, dass die Straße durch das Dorf sowieso unter der Autobahn lang ging und nach Chalcatzingo führte. Dort noch über ein paar Staubpisten gebuttert und wir waren an der archäologischen Stätte des Ortes.

Arschologisch? Da is dor jarnischt!

Die nicht nur Pyramiden zu bieten hatte, sondern auch eine schöne Landschaft.

Watt jetz die weiße Pyramide mit dem schwaazen Berg zu tun hat, das werd ich dir jetz ma erklärn Junge.

Wobei jetzt „nur“ Pyramiden falsch gesagt ist, die Buddler dort sind schon an was dran, denn da wird tatsächlich immernoch gebuddelt und ge-presslufthämmert. Denn Chalcatzingo war früher einst eine wichtige Stadt der Olmeken, die auf einer der Handelsrouten zwischen dem Hochland und Südmexiko lag. BOAR RANDOM HUND, DER DA WICHTIG RUMLAG!

Ebenfalls ausgebuddelt: Ein mysteriöses Relikt aus der Olmeken-Zeit

Die Berge wiederum sind erloschene Vulkandinger, wie man sie hier ja des öfteren mal sieht. Und sehen schick aus, so mit Kaktussen Kaktussies Kackten Kakteen bewachsen.

die beste Sandburg soweit

Anscheinend hatte eine von den Olmeken-Sandburgen soger etwas wie ein Abwassersystem. Für das Blut der geopferten Gegner oder so vielleicht.

da schlängelt sich das Abwasser lustig den Berg hinunter

Ein paar Meter weiter führte ein Pfad zu einem kleinem Steinhügel. Hat mich auch fasziniert, war aber nix ausgeschildert. Könnte also der damalige Herrscher drunter verschaufelt sein oder auch das morgendliche Geschäft des derzeitigen.

Wer da wohl verscharrt ist?

An anderer Stelle jedoch war offensichtlicher, was sich da so befindet, wo die sich ein 10x20m großes Areal abgesteckt und den Dreck weggefriemelt hatten. Naja und wo bei uns erstmal drei 10000V-Elektrozäune drumrum wären und davor noch ne Grube voll Krokodile (bzw. Cocodrilos), vertrauen die Mexikaner einfach mal darauf, dass die bekloppten Touris NICHT in die Ausgrabungsstätte ihrer Ahnen tappsen und lassen das einfach mal frei rumliegen.

Buddelkasten für Große, mit extra viel Steinchen

Über einen Weg gings durch die Hitze…

sieh an ... ein ... WEG!

Zu beeindruckenden Bäumen, die erstens ziemlich beinah weiße Rinde hatten. Oder zumindest irgendwie hellgelbe oder so, konnte vor Sonnenschein den Wald nicht erkennen. Und zweitens so aussahen, als würden ihre Wurzeln zerfließen. Naja und drittens waren sie halt ziemlich groß.

große, beinah weiße Bäume und wer meine Eltern findet, darf mich behalten

Irgendwie erinnern mich diese Wurzeln an Cheddar, auf einem Burger, aber das kommt wohl vom mexikanischen Methylalkohol und diesen lustigen, kleinen Kakteen, die es immer als Beilage gibt.

Käsebaum

Da wir ja eigentlich noch nach Cuernavaca wollten und mit diesem Vorhaben nicht noch ein zweites mal scheitern wollten, musste ich mich sputen, noch an den aktiven Grabungsstätten vorbei einen Hügel hinaufzuklettern, um noch ein weiteres Exemplar fotografieren zu können.

ernsthaft, ein Käsebaum

Und ich muss sagen, nach der halben Stunde in der Sonne, die abseits vom Hochland doch ein ganzes Stück heißer ist, sympathisierte ich sehr mit dem armen Baum.

Käsewurzeln

Aber so köstlich unser Moment empatischer Zweisamkeit auch war, um noch was von Cuernavaca zu sehen, mussten wir weiter und so sprintete ich schweißtriefend mit dem ganzen Fotogeraffel wieder den Berg runter und weiter ging die wilde Fahrt.

ein kleiner Zapata reitet in Cuernavaca

Leider wars schon relativ spät, als wir in Cuernavaca ankamen und ich muss sagen, die Stadt wirkt auf den ersten Blick auch nicht besonders schön, aber man muss sich wohl einfach an die Touri-Attraktionen halten und nicht zuviel auf das Stadtbild geben.

Was allerdings nett anzusehen war in den letzten Wochen, ist dass die meisten fotografierenden Leute hier noch mit Faltkameras und Rollfilm arbeiten.

Kein Hipster, sondern nur arm: ein Faltkamerafotograf

Naja, wohl gezwungenermaßen, aber ne kleine DSLR hier und da sieht man auch schon mal. Was uns aber auch noch übern Weg gelaufen ist, war die berühmt-berüchtigte Cucaracha, also Kakerlake.

La Cucaracha, la cucaracha!

Und auf der gleichen Straße eine Mariachi-Truppe, die zur gleichen Kirche unterwegs war wie wir.

Keine Ahnung was die hier gegen Antonio Banderas haben.

Erschossen haben sie allerdings keinen und in den Koffern waren soweit ich sehen konnte auch tatsächlich Instrumente drin. Vor besagter Kirche kam uns dann überraschenderweise eine kleine Gesellschaft entgegen, die von einer Frau im roten Kleid und weißen Turnschuhen angeführt wurde.

Junge, junge wattn fettes Teil! Also die Kamera.

Wobei uns nicht klar ist, was die da eigentlich gemacht haben. Aber man kann ja auch mal im roten Kleid und mit Kameramann in die Kirche gehen. Die übrigens so aussah, mit kleinem Totenschädel und crossbones überm Eingang, passend zu den Palmen im Garten.

Kirche in Cuernavaca

Zu der Kirche sind wir aber genau zur richtigen Zeit, als dort nämlich durch ein rotes Fenster das abendliche Sonnenlicht genau auf die Maria schien.

ausnahmsweise mal nicht überall Goldkitsch

Zumindest … schätze ich mal, dass sie das sein soll, keine Ahnung.

Rotlichtmilieu

Die Quelle der feierlichen Beleuchtung war eigentlich auch ganz fetzich.

Ob das nicht den falschen Eindruck erweckt?

Und nach der ganzen Kirchenbeguckung wollten wir noch in einen nahegelegenen Garten, sozusagen als Ersatz für den richtigen, botanischen Garten, für den uns die Zeit fehlte, aber auch der kleinere Garten hatte schon zu. Da wir eh irgendwie kaputt waren und Cuernavaca heiß und stickig ist, haben wir dann beschlossen, es gut sein zu lassen und wieder nach Hause zu fahren, so ein Garten oder Museum läuft einem ja nicht weg.

Sonnenuntergang Cuernavaca

Auf dem Weg zum Parkplatz sind wir noch an einem Computer-Krankenhaus vorbei.

Computerkrankenhaus

Und denn gings bei beinah Vollmond mit offenem Dach und offenen Fenstern über die Autopista nach Hause.

Dienstag, Cacaxtla

Pyramide in Cacaxtla

Dienstag war abermals Pyramidengucken angesagt, wobei wir wiederum einer Empfehlung unseres Nachbarn gefolgt sind, nach Cacaxtla, im Bundesstaat Tlaxcala zu fahren, wo es eine Ausgrabungsstätte geben sollte. Pyramiden gab es ein paar und eine Ausgrabungsstätte gab es ebenso, allerdings war die doch etwas größer, als erwartet.

Ausgrabungsstätte in Cacaxtla von weitem, watt ein Riesenteil!

Und auch noch komplett überdacht! Kluge Leute! Und das war das also, was bei Guhglmaps so komisch aussah. Erstmal 5 Holztreppen hochgelatscht befand man sich fast ganz oben auf der Ausgrabungsstätte/auch Pyramide und unter diesem gewaltigen Dach.

auf/in der Ausgrabungsstätte

Bzw. erstmal auf einem Plateau, um das herum sich die Gebäude von Cacaxtla befanden. Oben zu sehen sind unter den Säulen ein Teil der Wandgemälde, die unter anderem wegen ihres guten Zustandes zu den besten in Mittelamerika zählen. Erkennt man jetzt da nicht so prima, aber ein paar Bildchen weiter sieht man, dass die Zeichnungen wirklich noch gut erkennbar sind.

Über Holzwege und Treppchen kann man sich dann über die Ruinen bewegen und die Grundrisse der Räume noch erahnen, bzw. teilweise haben sie auch schon tiefer gebuddelt.

Wir waren auf dem Holzweg.

An manchen Stellen sind die Ruinen dann auch von außen wieder mit irgendwas bewachsen, was auch ganz nett aussieht. Wobei das auf der Ebene fast so aussieht, als wär da absichtlich was gepflanzt worden.

letztes Jahr hattmer überall Kartoffeln, Kartoffeln, Kartoffeln

Ein paar Meter weiter, auf der Innenseite, kann man in den ehemaligen Templo Rojo, mit seinem dazugehörigen Wandfresko reingucken, zumindest soweit er ausgegraben ist.

Sone Lehmhütte muss man auch erstmal hinkriegen!

Und man sieht auch ganz gut die typischen Farben der damaligen Zeit, wovon das Rostrot dem Tempel seinen Namen gab. Wieder zurück auf der großen Fläche kann man die zuvorgenannten Kriegsgemälde „Mural de la Batalla“ links und rechts von der Treppe sehen, die den Kampf zwischen Jaguar- und Adlerkriegern darstellen. Da sind zwar dämlicherweise Plexiglasplatten davor, aber mit ein bissle Photoshop geht das schon.

In der Mitte sieht man, wie einer von den Adlern gerade unter viel Blutvergießen von einem Jaguar abgemurkst und auch so ein bißchen gewürgt wird.

Adler- und Jaguarkrieger, etwas fancier als Frank Millers "300"

Über die Treppe selber kann man zwar nicht in den eigentlich Raum gehen, der sich über den Gemälden befand, aber man kann, an weiteren verrückten Wandgemälden vorbei, daneben aufsteigen, wobei man eigentlich von der ganzen Ausgrabungsstätte aus mehrere kleine Pyramiden in der Nähe (wie die im ersten Bild) und eine große auf einem nahegelegenen Hügel sehen kann.

Ausblick über das Mural de Batalla zur nächsten großen Pyramide

Jedoch in die andere Richtung geblickt gibts unter anderem noch diese Zeichnung zu sehen, die einen Adlerkrieger in voller Pracht zeigt. Rechts von ihm ein Ara und unter ihm eine bärtige Schlange. Was der eckige Rahmen aus Armen links oben bedeutet weiß wohl keiner so richtig.

Adlerkrieger

Was man den Olmeca-Xicallanca, neben ihrer Fähigkeit crazy ass Wandgemälde zu fertigen, lassen muss, ist dass der Ort für ihre Hauptstadt ziemlich gut gewählt war, da man in alle Richtungen vom Gipfel dieses Plateaus, bzw. des ganzen Hügels, ziemlich weit gucken konnte und somit sicherlich eintreffende Feinde frühzeitig gesehen hat.

Aussicht von Cacaxtla aus

Kurz bevor man die Stätte verlasst, hat man von einem etwas höher gelegenen Punkt nochmal einen ganz guten Überblick über die ganze Siedlung.

Die Grube oben rechts, das ist der Templo Rojo, links in der Mitte das Plateau und darunter, zum Betrachter hin, die Säulen mit rotem Fuß, unter denen sich das große „Mural de Batalle“ befindet.

Hier hat früher der Bär gesteppt.

Auf dem Rückweg zur Karre musst ich dann noch mal mitnehmen, dass sogar die Mülltonnen dort entsprechended gebrandet sind.

Macht euch nix vor, Werbefutzies! Corporate design kannten auch die Olmeca-Xicallanca schon.

Es folgte noch ein Besuch in einem kleinen Ein-Frau-Restaurant, das irgendwie etwas schräg war, was so die Einrichtung betraf und wo ich zum ersten mal gebratenen Kaktus gegessen hab. Dann Spanisch-Unterricht für Matthias und mich, Mutter von Arbeit abholen und einkaufen fahren. Da unsere Nachbarin Patty auch ganz gern mal’n Bierchen trinkt, von deutschen Köstlichkeiten bislang aber nur gehört hat, hatte ich mir vorgenommen beim nächsten Besuch in diesem einen Supermarkt in Puebla mal ein Erdinger mitzunehmen, weil die dort so drei oder vier Sorten von deutscher Gerstenkaltschale anbieten, wovon zwei aber leider Bock (bah!) sind.

Überraschenderweise hatten die genau am Dienstag so’n gemischten Tisch dort aufgebaut, auf dem sie alle möglichen ausländischen Biersorten ausgestellt haben, die sie im Angebot hatten. Darunter ein paar britische und US-amerikanische und eben auch ein paar Deutsche, wie zum Beispiel eben das Erdinger, das Bockbier, Paulaner (sogar auch die Oktoberfest-Version) und WTF Öttinger!? Die können doch hier höchst kunstfertig ihre eigene Plörre brauen, wozu brauchen die denn Öttinger?

Echt jetz Mexikanistan?? Öttinger?

Vorallem „precio bajo“, ich glaub es hackt, 25 Peseten! Das sind über 1,40€! Und bei uns kostet der Scheiss 0,28€. Also wenn die das tatsächlich alles verkauft bekommen, touché.

Aber egal, ich hab Patricia dann das Erdinger und noch paar ausgeflippte mexikanische Biersorten für mich mitgenommen, sie hat sich gefreut und wir sind dann noch ne Badehose für mich kaufen gefahren für diese heißen Quellen und die Ahuehuetes (die großen Bäume) von Samstag. Dafür sind wir in die Monstermall in Angelopolis, wo mir schon beim ersten mal eine eatery namens Beer Factory aufgefallen war. Also weil ich die Einrichtung so ansprechend fand und so. Das Ambiente. Und als Trost für den Einkaufstrip (ich hasse ja sowas) und weil wir sowieso alle Hunger hatten, sind wir denn einfach mal da hin und ich muss sagen, es war eine sehr gute Entscheidung, kann man echt empfehlen.

Erstens haben die dort voll leckeres, selbstgebrautes Bier (das man dadurch aber leider nirgendswo anders bekommt T_T ), wie zum Beispiel ein sehr dunkles Stout.

Wenn man Guinness mag, kann man sich in das Dark Stout nur verlieben!

Das beinah wie Guiness schmeckt, nur irgendwie … rauchiger, dunkler. Völlig genial.

Und unter anderem auch ein Pale Ale, das eher leichter und ein wenig blumig schmeckte.

Pale Ale, auch fein, mit leicht blumiger Note, jetz echt.

Aber neben den leckeren Biersorten wie eben Ale, Stout, Pilsner und eine ganz eigene Fruchtbierkomposition, die mir allerdings etwas zu abgefahren klang, haben sie auch eine leckere Mischung aus US-food und mexikanischem Essen, wie z.B. mein derzeitiger Favorit Arrachera, was, wie ich schonmal berichtet hab, einfach ein großes Stück Fleisch mit irgendwelchen Beilagen ist, die sich je nach Lokal unterscheiden. In diesem Fall wars Bohnenpuré mit Käse oben drauf, ein seeehr leckerer Enchilada und Chilis und Lauch in Rahmsoße.

Arrachera, bestest Fleisch-Erfindung ever

Zum kröhnenden Abschluss haben wir beim Rausgehen noch Bierlutscher bekommen – die allerdings leider nach Passionfruit schmeckten – deren „Schaum“ sogar so ein prickeliges Blubberzeug war, wie es früher auch manchmal in den Lutscherpackungen gab.

Myriam hatte sich fest in den Kopf gesetzt, dass so ein Lutscherbild besser aussieht, wenn jemand darin zu sehen ist.

Und das war so der Dienstag. Ist für dies mal also mal wieder ein kleines Update des Bierzählers fällig.

Probiert: Indio, Sol, Victoria, Bohemia Hell, Dos Equis, Negra Modelo, Tecate, Leon Schwarz, Modelo, Montejo, Barrilito, Pacifica Clara, Bohemia Dunkel, Kloster, Beer Factory Dark Stout
noch nicht probiert: Superior, Gallio (oder sowas)  und … das wars dann soweit fast

Samstag, Cholula

Matthias baut den Grill zusammen

Samstagmorgen wurde erstmal der frisch erstandene Grill assembliert.

Grill!

Was natürlich die Voraussetzung für das heutige Fleischgelage ist. Ebenso Voraussetzung ist die Barbecuesoße für „Carne y pollo“, also Fleisch und(!) Hühnchen und ein paar Bier, von denen ich gestern im Superama ne gemischte Kiste eingepackt hab, so kann ich gleich zwei Sorten mit einer Klappe schlagen. Eigentlich könnt ich die ja auch gleich alle in ein großes Glas kippen, das erspart mir die Mühe soviele einzelne Dosen/Flaschen zu trinken.

Achja da im Hintergrund steht übrigens noch der Krimskrams vom Blumenmarkt, der nicht in die 5 Blumensträuße (OMFG LUL) gepasst hat. Wobei die Dinger mit den großen Blüten schon von letztem Sonntag sind und aufm mercado gekauft wurden. Der Strauß hat allerdings auch nur in etwa 5€ gekostet und ich sag euch, das Ding würde in Deutschland mindestens 30 Ocken kosten.

übergebliebene Blumen und Grillkohle

Anyway, nachm Frühstück gings dann gestern auf nach Cholula, einem Vorort von Puebla, wo das Volkswagen-Werk steht. (für Neueinsteiger: Mutti arbeitet bei VW und deswegen könn wir hier so prima tofte Urlaub machen) Unterwegs wieder vorbei an den zich straßenseitigen Geschäften, wobei wir Ziegelsteine, Kuhfänger, diverse Stände voller Melonen und Orangen, Mangos und Guaven schmähten, aber dann doch an einem Stand mit Strohhüten angehalten haben, weil unser zarter, deutscher Teint selbst mit der Sonnencréme Lichtschutzfaktor 50 nicht unbedingt gegen einen Tag Pyramidenstakserei gefeit ist. Myriam suchte sich folgendes lila beblumtes Prachtstück aus.

Myriam mit neuem Hut

Und für yours truly gabs – nein ganz knapp keinen Stetson oder Strohhut – nen simplen, schwarzen Hut mit gepimpter Goldverzierung über der Krempe. Fehlt nochn blutroter Nadelstreifen und ich würde in unseren Nationalfarben flanieren.

in diese Augen kann man sich nur verlieben und sie lenken auch von der Wampe ab

Auf dem Weg zu der Pyramide in Cholula haben wir noch bei der Kirche San Francisco Acatepec angehalten, wo sich dieser interessant apostrophierte Werbeschriftzug fand.

"THEKING'OF' FIGHTERS", Sklave schlechter Zeichensetzung

Juegos heißt Spiele, falls sich jemand wundert. Kennt man ja auch von diesem Film, wie die Nashörner und Elefanten aus diesem Haus rausrennen. Bei der Kirche selber sind wir dann erstmal in ne Hochzeit reingeplatzt. Naja, nicht wirklich, wir haben bloß mal vorbeigeguckt, aber genau in dem Moment wo wir das Kirchengelände betreten haben, durfte die Braut losmarschieren.

San Francisco Acatepec, inklusive Hochzeit unten drin

Von dem schick gekachelten Ding aus gings dann beinah direkt weiter zur nächsten Kathedrale. Vorher noch kurz was gefratzt und wiederum Wachmänner mit dicken Flinten gesehen. Einer davon hatte grade demonstrativ sein einer Mossberg Navy nicht unähnliches Gewehr durchgeladen, kurz bevor wir vorbeigelaufen sind und zielte damit unangenehmerweise aus einem halben Meter Entfernung (wohl eher unabsichtlich) auf uns. Trotzdem gruselig.

Vollgefressen haben wir uns dann mit ein paar hundert anderen Menschen aus aller Herren Länder (u.a. auch laut plappernde Deutsche) wiederum einen steilen Aufstieg gegeben, der uns zur Iglesia de la Virgen de Los Remedios brachte, wo erstens irgendsoein Typus die ganze Zeit Polenböller in die Luft geschossen hat, die einem beinah das Trommelfell zerrissen haben (ist hier einfach so eine Art seiner Heiligen zu gedenken) und zweitens, in dem Gebäude, eine Trompetenkapelle lustig dahinschmetterte, was einen ähnlichen Effekt hatte wie die zuvorgenannten Knaller. Ach und an der Tür hatten sie ein funky Schild.

Keine Alimenten zu verspeisen

Und ihre Heiligen verehren sie auch auf andere interessante Weise, in Vitrinen gesperrt und mit bunten Neonröhren beleuchtet. Warum die den jetzt Homo Bono nennen weiß ich auch nicht, aber ich finde es hört sich nicht nett an.

Homo Bono, der Schneider

Außerdem sahen die teilweise auf dem einen Bild nicht sehr gesund aus, erkennt man jetzt hier vielleicht nicht so gut, aber die Gesichter der Personen unten links haben reichlich viel grün im Hautton.

die sehen jetzt nicht so ganz gesund aus, unten

Aber ich will ja nicht kritteln. Hier mal ein kleines Shift-Panorama von dem gesamten Ding, das komischerweise trotz Objektiv-shift schief ist! Ich meine wie geht denn das, das ist doch schon geshiftet!

Iglesia de la Virgen de Los Remedios, auch orange Kirche genannt

Joar, denn, nachn paar Schnappschüssen auf die Stadt wieder runter vom Hügel und uns gewundert wo die Pyramide ist. „No i must find the pyramid!“ he shouted.
The radio said „No, John. You are the pyramids“
And then John was a church.

Wer den absoluten Chartbreaker in Sachen Horrorromane, auf den ich hier anspiele, nicht kennt, der informiere sich. Auf jeden Fall ist der ganze Hügel wo die Kirche draufstand die Pyramide gewesen, weil der Knusperkopp Cortez die da draufbauen lassen hat.

No. You are the pyramids.

Zum Glück ist die aber zum Teil wieder ausgebuddelt, so dass man architektonische Kunstschnitte wie diesen begutachten kann.

architektonische Raffinessen

Ich mein, so für normal mag das ja gehen, da springt man einfach zur Seite runter, auch wenn ich nicht wüsste, warum man überhaupt runter in diesen Graben wöllte, da is ja nix. Aber was ist, wenn man mal was Schweres tragen muss, nen halben Esel oder so?

Weiter umde Ecke gabs dann auch nen richtig pyramidigen Teil Pyramide, der allerdings, genau als ich angefangen hab Fotos davon zu machen, (wieder mal!!) von ner wilden Meute Spanier belagert wurde.

die Geschichte wiederholt sich, Spanier auf der indio Pyramide

Nach Ach ne war doch vor dem Bekraxeln und Beglupschen der Pyramide haben wir uns noch paar verrückte Azteken oder so reingezogen, die sich kopfüber an Seilen hängend um einen etwa 10-15m hohen Pfahl drehend zum Boden senkten. Und dabei Flöte spielten und trommelten!

Außerdem ein random Hund, der von einem Dach guckt.

random Hund OMG!

Aufm Rückweg aus Cholula haben wir dann noch die Gelegenheit ergriffen, auf einem Parkplatz an der Mautstraße zu halten, von wo aus man ganz gut das umliegende Gelände überschauen kann. Außerdem ging so langsam die Sonne unter und der Dunst vom Popo (ach kommt, ich bin doch nicht der Einzige, der an dieser Stelle kichern muss!) hat das Licht angenehm golden und … irgendwie softe gemacht.

Direkt unter dem Abhang vom Parkplatz aus saßen ein schwarzer Hund auf schwarzem Grund und ein weißer Hund auf … nunja weißem Grund sozusagen.

weißer Hund, schwarzer Hund

Etwas weiter entfernt wieder einer von den lila Bäumen, mit Rot drin. Ja, was soll ich viel schwafeln, war halt einfach schick.

lila Baum, bloß mit Rot

Nochmal 20min. weiter, wir waren fast zu Hause, musste ich drauf bestehen bei irgendner kleinen Landstraße halt zu machen, weil wiedermal am Fuße des Popocatépetl ein völlig genialer Sonnenuntergang am Abgehen war, wie letztens schon, als wirs nichtmehr ganz rechtzeitig geschafft haben noch irgendwo anzuhalten. Diesmal hat sich aber sogar der beinah wahrlos gewählte Ort als günstig erwiesen, weil nämlich hinter der Tankstelle an der Ecke ein grünes Gemüsefeld oder sowas lag, was nen netten Kontrast für den roten Sonnenuntergang geboten hat.

lecker Sonnenuntergang

Latürnich hatte ich, wie immer wenn ichs grad brauche, nicht mein Stativ auf Verdacht im Kofferraum und auch die Russentonne war zu Hause geblieben, sodass ich weder HDR, noch richtige Tele-Aufnahmen machen konnte, aber da bietet sich hoffentlich nochmal die Gelegenheit.

Zuhause angekommen haben wir uns im Garten noch ein bissel die Grillen reingezogen, die hier ein mordsmäßiges Konzert abliefern jede Nacht.

Und abends gabs dreierlei Gesaufe und somit ist der Literstand:

Probiert: Indio, Sol, Victoria, Bohemia, Dos Equis, Negra Modelo, Tecate, Leon Schwarz
noch nicht probiert: Kloster, Pacifica Clara, Montejo und noch ein paar, die ich gesehen, aber wieder vergessen hab
lieber Methylalkohol, als das: Miller Lite, Budweiser (US Version)