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Cuetzalan Tag 1

La Malinche

Mitte Oktober gabs den Praktiausflug Nummer zwei für uns und Zeit wurds auch! War schließlich schon 2 Monate her, dass wir kaum angekommen völlig furchtlos ins gewaltgeplagte Acapulco gefahren sind und nach den Startschwierigkeiten ein ziemlich nices Wochenende verbracht haben. Diesmal gings aber so ziemlich in die entgegengesetzte Richtung: Nordosten, nach Cuetzalan. Den Ort hatten wir schon seit längerem auf der (bei Google gehosteten multiauthor-) Agenda, weil ich irgendwann mal auf Arbeit gefragt hatte, wieso es eigentlich so schwer ist hier an guten Kaffee zu kommen und mir dann eine Reise ins Kaffeegebiet Pueblas empfohlen wurde, um das Zeug quasi direkt an der Quelle abzufangen, bevor da irgendwas nach Europa geschifft wird.

Zufällig traf es sich, dass von den anderen Praktis Anfang Oktober auch jemand nach Cuetzalan wollte, was dann der Anstoß war, das auch durchzuziehen. Die Fahrt ging nach Puebla raus gen Norden, recht nah vorbei an der Malinche, dem Vulkan direkt nördlich der Stadt.

Pico de Orizaba

Und noch weiter im Norden war dann auch eine mehr oder minder gute Sicht auf den Pico de Orizaba (bzw. Citlaltépetl), den höchsten Berg Mexikos und höchsten Vulkan Nordamerikas.

"There's a storm coming."

Die Landschaft und das Wetter waren auch mal wieder ganz nett, was die Fahrt durchaus erträglicher machte.

paisaje

Weiter im Norden vom Bundesstaat Puebla gibt sich die Landschaft überraschend deutsch, mit einigen Nadelbäumen und generell wenig exotischem Zeugs wie Palmen oder Bananenstauden.

Bäumsche

So Deutsch in der Tat, dass sogar ein kleiner, gelber „Niedernhall“-Aufkleber auf dem Auto der anderen Praktis öhhh … sich manifestierte!

Bimbo, du Mongouh!

Immer wieder etwas skurril erscheint es mir hier, wenn ich die Auslagen oder Werbung zu Produkten der Firma „Bimbo“ sehe, was hier zwar nicht für das politisch völlig korrekte „Neger“ steht, wie bei uns, sondern wie auch in den USA für eine „mujer atractiva y de pocas luces“, also eine hübsche Frau, die etwas unterbelichtet ist, was ja jetzt auch nicht unbedingt etwas ist, womit man sein Unternehmen als Namen kröhnen will.

extra für deutsche Touries importiert, der ganze Quark

Alsbald gings dann aber auch schon wieder in bergigere Gefilde, da Cuetzalan so ziemlich an der Grenze zwischen Hochland und zum Atlantik hin flach laufenden Tiefland liegt.

Jebürge

Ganz im Gegensatz zur Landschaft entgegen dem Pazifik, die immer höher und höher zu steigen scheint, bis man dann auf einmal da ist und grade aus dem Gebirgsnebel gekommen schon an der Meeresküste steht.

Tlayoyos

Ähnlich beschissen sind allerdings die Straßen in beide Richtungen, auf den letzten 50km gibt es jeweils hunderte von Baches – Schlaglöchern – und die Straßen sind aufgrund ihrer Serpentinenhaftigkeit eigentlich so schon anstrengend zu befahren. Deswegen kann man für ~200km schonmal gut 3,5h brauchen, wenn man Wert darauf legt mit intakten Reifen anzukommen. Was wir zum Glück geschafft haben. Im Hotel haben wir uns erstmal ein bißchen was zu futtern und ein Nachmittagsbier bestellt. Gegeben hats unter anderem die lokaltypischen Tlayoyos, Teigtaschen gefüllt mit einer Paste aus Avocadoblättern und mit Salsa und Käse bedeckt. Ich muss sagen, mein Fall ist es gar nicht. Dieses badezusatzartige der Avocadoblätterpampe widerspricht meiner Vorstellung von herzhaftem Essen.

Straße in Cuetzalan

Alsdann gings ab in die City, weil wir noch Höhlen erkunden oder Wasserfall sehen wollten. Wie in Guanajuato sind die Straßen in Cuetzalan aufgrund der Lage speziell. Speziell ungeeignet für Autos, deren Unterboden nicht in den meisten Situationen einen großen Abstand zur Straße aufweisen kann. Denn die Straßen dort sind steil und wenn man dann doch ein mal ein planes Plateau erreicht, geht dies einfach in einem Knick von der Straße ab, sodass man allein schon für das Überwinden des Steigungsunterschieds ein wenig Spielraum braucht.

Müllmexis

Das aber war uns zu dem Zeitpunkt pupegal als wie als ob wir zu Fuß unterwegs waren. Was allerdings doch wiedermal sauer aufgestoßen ist, war diese mexikanische Müllwirtschaft, wobei schöne Natur eigentlich immer von alten Plastikflaschen, leeren Dosen und sonstwas für Verpackungen verunstaltet wird.

Bosque biatch!

Nach kurzem Fußweg aus der Stadt raus (vielleicht 300m vom Stadtkern zum Rand) haben wir uns zu 20 Mexikanern in so ein Gefährt gedrängt, was früher vermutlich auch mal ein Pickup oder sowas war, nun aber ein dünnes Stangengestell aufgeschweißt bekommen hatte, über das eine Plane gespannt war, also eigentlich so gut wie ein Bus ist. Da 20 Mexikaner + 8 Deutsche für sone Ladefläche noch längst nicht genug sind, haben sich hinter uns noch ein paar reingedrängelt, was die Fahrt eigentlich nur kuscheliger gemacht hat. Hatte ich erwähnt, dass es in Cuetzalan wesentlich wärmer ist, als hier? Wir hatten also noch ein wenig kostenloses Sauna&Spa-Programm bei der lediglich 5$ MXN billigen Fahrt mit dabei. Toll! Ansonsten gings dann über Topes und Stein, wobei zumindest der nicht grade klein geratene Gerrit seine liebe Not damit hatte, während der vielen Beschleunigungsvorgänge in diese und jene Richtung seine Birne nicht mit dem Stangengestellt allzu enge Bekanntschaft schließen zu lassen.

wahrscheinlich auch alles aus alten Styroporbechern gebaut

Und denn waren wir auch schon quasi da, ein kleiner Junge hat uns für 5 Peseten über einen schmalen am Hang liegenden Pfad, durch diverse kleine Randsiedlungen geführt, die schon bald im tropischen Wald lagen, bis wir beim Wasserfall angekommen sind, der tatsächlich fast völlig frei von irgendwelchem Plastikscheiss war.

kleine Köppe da unten

Dadurch wars auch wirklich schön dort und hätte der Autor gewusst, dass es nicht in die Höhlen, sondern dort hin ging, hätte er auch seine Badehose dabeigehabt und wäre ins kalte Nass getipselt, aber leider wusste ers nicht und ihr müsst nun mein Wort aus zweiter Hand für voll nehmen, dass die Suppe kalt war.

Waldhütte

Nachdem ich mit unserem kleinen Guide und Matze ordentlich Steine übers Wasser hüpfen lassen hab, wars den Badenden dann langsam auch genug und nach einer Wiederbegegnung mit einer großen Gruppe anderer Praktikanten, die auch genau an diesem Wochenende nach Cuetzalan gefahren sind, haben wir uns auf den Rückweg gemacht, wieder durch die besagten Siedlungen.

Weg

Neben den üblichen schmucklos-kargen Betonhütten und einigen niedlichen Kätzchen, die bei einer alten Frau lebten gab es hier und da auch mal ein frei wanderndes Huhn zu sehen, von denen sich Steffen direkt mal eins schnappen wollte. Aber das Huhn war ihm körperlich und intellektuell überlegen. Wie es Hühner der menschlichen Rasse im Allgemeinen ja sind.

Plátanos

Weniger schwere Ziele stellten die am Wegesrand wachsenden Bananen…

Kaffö

und der Kaffee da, der mich überhaupt erst auf den Ort aufmerksam werden ließ. Da wir keinen Bock hatten auf nen Bus zu warten, geschweigedenn auf die merkwürdige Fahrt, sind wir die läppischen 1-2km zurück in die Stadt gelaufen, vorbei an jeder Menge schwarzen Hühnchen und Truthähnen, diversen Aussichtspunkten über fruchtbare Schluchten und sogar einigen romantisch verwitterten Ruinen.

Voladores v2.0

Am Zócalo bereiteten sich grade die lokalen Voladores auf ihre Show vor, die aufgrund der Höhe des Stammes doch nochmal ein Stückchen spektakulärer ist, als die gleiche Geschichte in Cholula oder Atlixco. Leider brauchten sie noch eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich hochgeklettert sind, aber oh well, ist halt ein Spektakel.

Nach Sonnenuntergang dann herrschte immernoch geschäftiges Gewusel in den Straßen, als wir uns auf die Suche nach was zu Futtern gemacht haben.

Die hotcakes am Stand links wirkten auf jeden Fall schonmal verlockend.

Was wir dann in einem Restaurant direkt am Zócalo gefunden haben, deren Speisen und Service von grandios weit entfernt waren, aber was solls. Zurück im Hotel wurden die vorher besorgte Kiste Bier und der Havana Club angerissen und das ansonsten sehr ruhige Hotel noch ein bissle aufgemischt, bis es dann gegen drei oder vier auch für die letzten Zeit zum Schlafen wurde.

Nachti-schlampe