Archiv für den Tag: September 23, 2011

Guadalajara

Nordnebel

Letzte Woche wurde der Beginn des Unabhängigkeitskrieges der Mexikanistaner von den Spanistiarten gefeiert. Daher war Donnerstag und Freitag frei. Da aber in der ganzen Woche generell schon feierliche Stimmung herrscht, kommen viele Leute auch Montag, Dienstag und Mittwoch nicht zur Arbeit. Was im handwerklichen Ingeneursbereich vielleicht auch der Gesundheit zuträglicher ist. Dementsprechend haben auch viele Praktis frei, weil ihre jefes ja nicht auftauchen. War bei mir nicht der Fall, aber da meine Chefin nett ist und der Kollege, der mich mit Aufgaben versorgt ebenfalls, habe ich die Tage auch frei bekommen, sodass einem richtig langen Trip unsererseits nichts im Wege stand. Eigentlich hatten wir geplant, die Woche nach Veracruz zu fahren, einem Badeort an der Atlantikküste, eine für hiesige Verhältnisse kurze Autofahrt (etwa 3-4h für uns) entfernt. Ebenso war geplant, über Weihnachten nach Puerto Vallarta zu fahren, um dort unter Palmen die Cristi Navidad zu feiern und irgendwelche Wale zu gucken, wenns gibt.

Allerdings haben wir noch rechtzeitig erfahren, dass es mit Walegucken schlecht ist in der Gegend und man das eher von Niederkalifornien aus macht und dass Veracruz, gleich Acapulco oder Miami nicht für eine ganze Woche Badeurlaub lohnt. Also haben wir umgeplant und uns Puerto Vallarta direkt für die letzte Woche vorgenommen. Da man auf dem Weg noch ein paar andere Orte gleich mit abhaken kann, haben wir die Route entsprechend über diese gelegt.

Nein, das ist nicht mein weißer Bart, der vorm Objektiv hängt.

Erstes Ziel war dabei Guadalajara, von dem uns Nachbar Jaime schon im März viel vorgeschwärmt hat. Auf den Weg gemacht haben wir uns vorletzte Woche Sonntag, auf gen Norden, wo tiefhängende Wolken auf uns warteten. Aber auch für Mexikanistan sonderbare Ansichten wie ein riesiger See im Hochland, auf dem sich auch noch so etwas wie Straßen abzeichnete.

Selbst im See sind Schlaglöcher.

Nach einigen Stunden oder auch einigen Stunden mehr an Fahrt (es könnten so gut an die 7 gewesen sein) kamen wir dann abends im etwas abseits gelegenen Stadtteil Zapopan an, das von der Lage her ein bißchen das Charlottenburg von Guadalajara ist.

Zapopantor

Dort hatten wir zunächst Schwierigkeiten, unser Hotel zu finden, da Navis in Mexico größtenteils fürn Sack sind und Adressen auch eher schwierig, da es immer eine Nord- und eine Südversion der Straße gibt und manchmal Hausnummern auch einfach völlig zufällig verteilt zu sein scheinen. Somit sind wir dann erst nach Einbruch der Dunkelheit nochmal losgezogen und haben versucht was zu Essen zu finden, wobei es sich als gute Idee rausgestellt hat, nicht den nächstgelegenen Italiener aufzusuchen, sondern ein paar Hundert Meter bergauf zu schlurfen und somit quasi eine der Hauptlebensadern von Zapopan zu entdecken. Eine Fußgängerzone voller Restaurants, Bars, Clubs mit lauter Mucke und Jahrmarktsständen.

Jahrmarktsstand!

Dort lag auch der Palacio Municipal (das Rathaus) und das Instituto Zapopan, auf deren Vorplatz das mexikanistanische Wappen als Bronzestatue installiert ist.

Snakes on a statue, holey sh-!!

Ein paar Meter weiter befand sich die Basilica de Zapopan, die interessanterweise auf jedem ihrer beiden Türme ein Kreuz aus blauen Neonröhren trägt.

Basilica de Zapopan

Naja und nachdem wir dann uns dann dort ordentlich den Wanst mit ‚kanischem Essen vollgeschlagen haben, konnten wir grade noch so den Berg runtertapsen, im mexikanischen Restaurant gegenüber vom Hotel noch ein paar zwei-zum-Preis-von-einem-Biere trinken und dann im Prinzip ins Bett fallen.

Am nächsten Tag wollten wir eine Bustour nach Tequila machen, dem Ort wo dieser komische Schnapps herkommt, von dem vielleicht der ein oder die andere schonmal gehört hat. Als wir im Zentrum ankamen und nach Touren fragten, waren wir wohl aber schon zu spät dran, denn die Bustouren gehen halb neun los und enden irgendwann abends. Das war uns sowieso zuviel, weil wir uns ja Guadalajara auch angucken wollten. Haben wir also das gemacht und uns dort im Zentrum rumgetrieben.

Plaza de Armas

Angefangen an der Catedral Basilica Asunción de María, an deren vier Seiten jeweils ein offener Platz liegt, sind wir nach Osten zum Plaza de Liberación, wo eine wütende Hidalgo-Statue die Ketten der Kolonialherrschaft sprengt.

Hi-Hulko oder so

Passenderweise hatten sich auch die Schüler aus der Gegend überlegt, genau an diesem Montag die Ketten des kaputten Bildungssystems zu sprengen und prompt zu Beginn der Unabhängigkeitswoche einen Strildungsbike gemacht. Der wie immer von freundlichen Männern mit automatischen Waffen, aber auch von Feuerwehr auf niedlichen, roten Quads bewacht wurde.

Irgendwie putzig

Die Streikprozession bewegte sich dann zum Palacio Municipal wo dann auch am lautesten Parolen geschrien wurden.

StrülerScheik!

Lautsprecherwagen wie bei uns da gabs nicht, aber dafür Basteleien.

Hat jemand daran gedacht, ihr den Kopf abzuhacken oder wird sie als Zombie auferstehen?

Einen Blick haben wir noch zurückgeworfen, aber wir wollten ja eigentlich die Stadt sehen und das ganze löste sich sowieso langsam auf.

Da fühlt man sich gleich als Demonstrant gleich viel geschützter, wenn so ein Maschinengewehr auf einen zeigt.

Also sind wir weiter Richtung Shoppingmeile, wo Wahrzeichen der Stadt wie dieses hier standen.

╞φ-Zeichen

Dahinter in einem der Parks gabs diese Töle, wobei ich das anketten nicht ganz verstehe.

Töle

Entweder ist das Vieh so friedlich und verpennt in der Hitze, dass man ihn nicht anketten muss oder das Vieh ist aggro, wacht auf und ruppt den Baum einfach um. No entiendo. Ein paar Meter weiter ist der famulöse Stadtbrunnen.

Schlangenbrunnen

Im Zuge dessen Erichtung man wohl nicht bedacht hat, dass der Hals doch recht dürre ist oben und einen Kopf aus Metall tragen soll. Das hat dann dementsprechend nicht so richtig geklappt und man hat den Kopf wieder abgemacht. Funktioniert ja auch so, wie man sieht.

Und immer und immer weiter auf der Shoppingstraße kamen wir zu so völlig merkwürdigen Sitzen, wo sich yours truly einfach mal fotografieren lassen musste. Ist so richtig was fürs Wohnzimmer, so’n Teil.

Bow before your new chairy overlords!

Also wenn man Freddy Krüger heißt, isses was fürs Wohnzimmer.

Ohrensessel

Nach der Pause dort sind wir in den hiesigen mercado reingeschlendert, wo wir nach Schuhen für Myriam geguckt haben. Die waren aber alle etwas … speziell.

Straußennoppenschuhe

Die Anprobiersocken sind hier übrigens auch geil, wie ihr oben schon seht. Und werden selbstverständlich recyclet … beim nächsten Kunden.

Socken

Und obwohl das mit den Schuhen nicht geklappt hat, haben wir dann beim Poncho-kaufen noch Sookie kennengelernt.

Sookie

Danach gings ins Untergeschoss, wo es unter anderem auch ausgefeilte Methoden zum Abmessen von Lebensmitteln gab.

Messflasche

Dann hatten wir so langsam keine Lust mehr auf mercado und sind in Richtung unseres Hotels noch in einen riesigen Park gefahren, der – als große Entspannungs- und Naturattraktion angekündigt – eher langweilig war, bis auf ein paar sehr freche Eichhörnchen und einen japanischen Garten. Vielleicht lags auch daran, dass uns die ganze Latscherei langsam über wurde.

Neugierhörnchen

Unscharfhörnchen

Jardín japonés

Auf der Suche nach mexikanischem Kakteengarten und Bonsaibäumchen haben wir wieder einen von diesen riesigen, golden glänzenden Käfern gesehen und sind ihm ein bißchen auf die Pelle gerückt.

Goldene Käfer, auf die Idee sind ja auch schon einige 'kaner hier gekommen.

Und da wir wie gesagt keinen Bock mehr hatten und schön angelaufen waren von der ganzen Latscherei, sind wir dann zurück in unser eigentümliches Hotel mit überdachtem Hof und Pool darin.

Hotel

Hier auch mal der Blick aus unserm Zimmer.

Albierca vorm Fenster

Und denn sind wa ins Bett gefallen.