Amatitan und Tequila

Altersheim

Von Guadalajara aus sind wir am Dienstag der freien Woche Richtung Tequila gefahren, um uns die Felder mit der blauen Agave (aus der das Zeug gemacht wird) und ein Tequila-Werk anzuschauen. Da es das erste auf unserer Strecke war, haben wir uns direkt mal für das Herradura- (Hufeisen) Werk entschieden, das in Amatitán, kurz vor Tequila, liegt. Herradura ist in México einer der meist verkauften Tequilas und wir hatten auch schon des öfteren mal ne Flasche davon in der Minibar bei uns im Wohnzimmer rumstehen. Die Firma gehört inzwischen zur dem Unternehmen, dem auch Jack Daniel’s, Southern Comfort und Finlandia Vodka gehört, produziert aber immernoch in der gleichen Hacienda im Amatitan-Tal wie schon seit 1870.

In der Hacienda gibt es am Eingang einige kleine Häuschen, die sozusagen das Altersheim für die besonders lange in der Firma tätigen Mitarbeiter darstellen.

Ab gehts zur siesta.

Beim Warten an besagtem Eingang kam uns dann auch direkt der Kerl mit dem Eselchen entgegen, voll Klischee! Kurz danach ging die Tour los und uns wurde eben so einiger geschichtlicher Krams über Herradura erzählt, wobei es dann an der Abfüllanlage und einem kleinen Show-Agavenfeld vorbeiging zum Jimador, der sich um das Ausbuddeln und zerlegen der Agave kümmert.

Nachdem die piña (die Wurzel der Agave wird auch so genannt) also so von dem Herrn im Schweiße seines Angesichts zerhackstückelt wurde, kommt sie in einen großen Ofen und wird dort mit jeder Menge Dampf zerkocht.

Piñas werden in der Ofen geschaufelt

Mit Hilfe eines Baggers, eines Förderbands und einigen Leuten, die auch ab und zu mal in den Ofen klettern müssen.

Agavenpiñas

Und wenn das Zeug dann für eine Weile bedampft wurde, bleibt ein brauner, zuckriger Klumpen zurück, den man dann nochmal in Streifen geschnitten auch probieren kann. Das Zeug ist sehr faserig, aber süß, von der Konsistenz her wie noch nicht ganz reifer Spargel.

Agavenstreifen

Der fertige Schmarn wird dann über Förderbänder und verchromte Leitungen von den Öfen in ein anderes Gebäude transportiert.

Förderband

Wo die Soße dann in riesige Tanks kommt.

Tequila-Tanks

In denen sie von Hefe vergoren wird. Was nicht sehr appetitlich aussieht. Und auch nicht so schmeckt.

vergärende Agave

Wenn die Hefe nichts mehr zum Vergären findet, kommt dieses mostartige Zeugs in die Destillerie, wo nach einem Durchlauf der Ordinario rauskommt, der noch schön mit Methylalkohol versetzt ist, wie bei Onkel Pawlowitschs Gutem, Selbstgebrannten. Nach ein paar Runden mehr hat man den durchaus trinkbaren Tequila blanco, der allerdings so nicht verkauft wird. Zum Leidwesen meinerseits. Ich bin kein Fan von Tequila, meistens wird mir beim ersten Schluck übel, aber der Blanco, einfach roh mit seinen 55% hat mir tatsächlich geschmeckt.

Das miese Zeug und das geile Zeug.

Naja und normalerweise wird der Blanco dann, mit Wasser verdünnt, in ein Fäßchen gefüllt und je nachdem was am Ende rauskommen soll (añejo, reposado, selección, …) bleibt der dann so und so lange darin und nimmt mehr oder minder den rauchigen Holzgeschmack an, den ich anscheinend nicht leiden kann. Es sei denn es ist wirklich ein völlig extremer Mezcal, der quasi wie Barbecue-Soße schmeckt im Abgang. 😀

Nachdem wir so den normalen Prozess gezeigt bekommen haben, wurde noch erklärt wie das anno dazumals gemacht wurde, per Hand oder mit Eselchen und Mahlstein.

Damals©

Was auch ganz interessant war, obwohl ich sogut wie gar nicht gerafft hab, was jetzt eigentlich mit welchem Gerät dort bewirkt wurde.

Mahlstein

In dem Bereich gings dann auch zur Verkostung der verschiedenen Marken des Hauses (der Blanco war schon nicht mehr dabei), von denen mir glaube ich auch der Jüngste dann am besten geschmeckt hat. Oder der suave, weiß nicht genau. Nach einem Halt im Souvenirshop, der uns ein paar Shirts und ein paar Flaschen Tequila einbrachte, nahmen wir den Weg nach Puerto Vallarta wieder auf, der uns auch durch die Stadt Tequila führte, die –  für mein Empfinden – merkwürdigerweise zu den pueblos magicos gehört, also den magischen Dörfern Mexicos, obwohl sie eigentlich nicht wirklich schick ist. Aber vielleicht haben wir nun auch grade nur die hier in Nordamerika so verbreitete Schundmeile gesehen.

Etwas enttäuscht war ich davon, dass wir lediglich ein Fabrik-internes, kleines Agavenfeld gesehen haben und nicht die echten Dinger, wo sich die Jimadores jeden Tag beim Agavenausbuddeln und -zerhacken einen Abschindern, die aber aufgrund der schönen Landschaft auch ziemlich schön sein müssen. Trost dafür gab es einige Kilometer nach Tequila, wo es sich ergab, dass wir nochmal auf einen Hügel gefahren sind, auf dem auch irgendwer seine Felder liegen hatte, sodass ich dort mal eben noch durch den Stacheldraht fotografieren konnte.

Agave tequilana

Wären die blöden Oberlandleitungen nicht, wäre die Landschaft wirklich richtig schön.

Amatitan

Das setzte sich auch weiterhin auf dem Weg zur Küste so fort.

Landschaft von Jalisco

Deren Nähe sich auch weit im Landesinnern schon durch tropische Wolkenberge über den richtigen Bergen ankündigte.

Cambio de luz

So haben sich uns dann beim durchqueren der Berge einige krasse Lichtsituationen geboten, bis wir letztlich selber kurz in die Wolken gefahren sind, beim Überqueren des letzten großen Bergs vor der Küstenstraße.

Gefährliches Material

Auf besagtem Berg gings dann auch nur noch quälend langsam voran, weil ständig irgendein LKW oder Lastwagen mit Anhänger vor einer Kolonne von Autos klebte und das Überholen in den engen Serpentinen doch eher nur was für gottesfürchtige Mexikaner ist.

Gebirgswetter

Nach der Etappe wurde es dann aber wieder schöner, weil man die letzten ungefähr 60km oder so ständig nah an der Küste fährt und durch das Klima dort alles sehr Regen- und Urwaldartig wirkt. Mit 30m hohen Palmen und Bäumen, die von Schlingpflanzen umhüllt sind, hier und da mal Bananenstauden und überall kleinen Dörfchen, in denen einem auch schon mal ein paar wagemutige Hühnchen vorm Auto quer weg flitzen.

Palmööön!

Jungleich

Besagter Jungle spuckt einen dann auch direkt nach Puerto Vallarta aus, wo wir, wie gehabt, noch ein Weilchen nach unserem Hotel suchen mussten, das tatsächlich ein paar Kilometer südlich der Stadt, an seiner eigenen Bucht und einem beliebtem Gebiet zum Schnorcheln lag. Zu dem fetten Teil dann aber im nächsten Post mehr.