Das diesmalige Häuschen

Zylinderbäume estilo México

Mit zwei angeschlagenen Kindern sind wir dieses mal quasi gezwungen die Sache noch etwas ruhiger anzugehen, als mit der Woche Grippe 2015 schon. Andererseits haben wir auch eine Woche Puffer mehr, insofern sollte es hoffentlich aufgehen.

Wenn man den Platz hat

Abgesehen davon haben wir natürlich eh keine größeren Ambitionen mit den Kindern irgendwelche längeren Tagesausflüge zu machen so wie früher. Bringt ihnen ja nichts und ist bloß anstrengend, wenn wir uns pueblos mágicos ansehen anstatt Seen, Spielplätze und Meer. Wobei Cuetzalan mit Wasserfall … aber ne, das dauert 3h da hin mindestens und das Wasser ist eisekalt. Aber die Voladores mit Drohne filmen und überhaupt da durch die Täler fliegen, das wäre mal was. Die Stadt postet ja auch selber immer so schöne Videos.

Krähennest überm Wohnzimmer

Auf jeden Fall haben wir den ersten richtigen Tag hier der Erholung halber größtenteils in und ums Haus verbracht und gleich mal ein paar recht kalte Nächte gehabt, sodass es morgens dank der mexikanischen Bauweise auch ein Weilchen gedauert hat bis halbwegs brauchbares Klima war. Wobei die Kinder uns auch gegen halb bis um vier wach gemacht haben, da steckt einem natürlich eh noch die nächtliche Kälte vormittags länger in den Knochen, als wenn man ausgeschlafen zu Sonnenschein aufwacht.

Der Gang ins nichts

Auf jeden Fall habe ich die Zeit des Rumlungerns natürlich auch genutzt, um mir nochmal ein wenig das Haus anzuschauen und die mir am merkwürdigsten erscheinenden Dinge für hier abzulichten. Wie viele Häuser in den fraccionamientos hier ist auch dieses ein Mix aus amerikanischer Architektur und mexikanischen Vorlieben. Im Erdgeschoss befinden sich Küche, Essbereich, Wohnzimmer und Muchacha-Raum mit Waschmaschine und Trockner und im ersten Stock die Schlafzimmer und komplette Bäder.

Oi!

Am auffälligsten ist vermutlich das Schlafzimmer zum Garten, das komplett auf Großbritannien ausgerichtet ist, wie man sehen kann. Naja, bis auf die Überdecke mit Union Jack, die ich kurz vorher der besagten Morgenkälte wegen aufs Wohnzimmersofa befördert hatte, wie man auf dem Foto zwei weiter oben sieht.

Schesselongsch

Vorhänge, Schrank und Sofa bezeugen jedoch das Thema. Das kann man aber immerhin kindlicher Faszination zuschreiben, im Gegensatz zu dem Gang vorm Zimmer, der über den Essbereich führt und über das Wohnzimmer blickt. Dieser führt zu einem schmalen Balkon, der auch über die hinter den Harry-Potter-Vorhängen verborgene Tür erreichbar ist. Was man da drauf jedoch soll ist mir etwas schleierhaft. Immerhin die Malinche kann man durch zwei Häuser hindurch sehen, aber eigentlich ist der Balkon zu schmal, um darauf sinnvoll etwas zu tun, durch den Gang und die Treppe zu weit weg von der Küche, um darauf etwas anzurichten und der Garten zu karg und trostlos, um den Ausblick zu genießen.

Whhyyyyy

Auf der anderen Seite des Mr.Bean-Zimmers führt eine Tür ins Bad. In ein Durchgangsbad. *schauder* Warum man sich sowas ausdenkt weiß der Geier. Will man wirklich für sich sein, muss man zwei mal quer durchs Bad rennen, um zwei Türen abzuschließen, was aber dank ungleich verteilter Lichtschalter auch nötig ist, wenn man aus der anderen Richtung kommt. Sonst sitzt man im Dunkeln.

Ähhh … ?

Denn auch bei Tageslicht sind Toilette und Dusche durch klapprige Türchen abzutrennen, die ganz im amerikanischen Stil etwa 30cm über dem Boden offen sind, sodass man prima drunter durch krabbeln könnte, wenn das dank der etwas eingerosteten Schienen (oder vielleicht war es schon immer so?) erforderlich sein sollte.

Are ya ready, kids?

Auf der anderen Seite des Bades, zur Straße hin, befindet sich das Spongebob-Zimmer. Das Zimmer mit dem kleinsten Fernseher im ganzen Haus, welches meine Eltern als Schlafzimmer auserkoren haben, weil es wiederum das zweitgrößte Bett hat. Das größte Bett haben wir uns zu viert reserviert, damit wir wie immer nebeneinander schlafen können.

Blick über den Muchachagang

Aus dem Spongebobzimmer kann man auch am Durchgangsbad vorbei über den Muchachagang gucken, der wenig glamourös zwischen den zwei Betonwänden der angrenzenden Häuser lang in den Garten führt. Für mich umso interessanter ist natürlich die Leiter aufs Dach (wo sich Gas- und Wassertank und eine eventuelle Aussicht auf die Vulkane befinden), die jedoch selbst nur per Klappleiter oder aus dem Badfenster heraus erreichbar ist.

Durchgänge en masse

Dreht man sich zurück, kann man vom Spongebobzimmer ins Durchgangsbad oder raus auf den Gang, zur Treppe oder zum gegenüber liegenden Masterbedroom.

Herein herunter

Der Masterbedroom guckt wiederum durch einen Schacht zum Wohnzimmer. Eine Art Atrium? Auf jeden Fall befindet sich darin eine Bananenstaude Monstera und noch paar andere Sträucher und die großen Fenster sorgen dafür, dass relativ viel Tageslicht ins Wohnzimmer kommt. Auf jeden Fall könnte man so gucken, ob die Kinder noch spät Fernsehen gucken … oder so.

El Schachto mit dem Blick vom Elternschlafzimmer zum Wohnzimmer

Natürlich ist alles grünlich verglast, damit bloß nicht zu viel warme Sonne ins Haus gelangt. Hach, sie wissen bei all der Sonne das hammer Wetter hier einfach nicht zu schätzen!

Das Familienbett

Für Privatsphäre sorgen die rosa Vorhänge an beiden Seiten des Zimmers. Als eine der ersten Aktionen hier habe ich das Monster von Massivholzbett unter Aufbringung all meiner Kräfte und Bodenhaftung aus der Mitte des Raumes zum Fenster ins Haus hinein geschoben, damit wir eine Seite haben wo Jonathan nicht raus kullern kann. Obwohl die Fenster hier überall nur einfach verglast sind, befinden sich an diesem praktischerweise etwas über Betthöhe zwei Metallstangen, sodass man auch keine Sorgen haben muss da zu doll gegen die Scheibe zu stoßen.

Stylish

Auf der anderen Seite geht ein Balkon zur Straße raus, auf dem man den ganzen Tag Sonne hat, somit also auch schnell mal was trocknen kann, wenn man vom Wasserhahn im Elternbad vollgesprüht wird, der immer etwas overexcited loslegt. Oder wenn man einfach zu lange im kalten Haus war und sich mal aufwärmen muss. Das macht einen Unterschied von geschätzt 10°C, wenn nicht gar drüber.

Back in the nineties I was in a very famous teeeeveee show

Geht man die Treppe runter, steht man zunächst mal vor diesem Elektrokamin, der aber nicht angeschlossen ist. Ansonsten wäre es sicherlich die ersten Abende etwas gemütlicher gewesen, aber andererseits wird es hier ja auch nicht sooo kalt. Jedoch die ganze Pferdedeko, ein Teil derer sich zunächst auf dem Esstisch befand, welchen ich dann auch auf den Kamin geräumt habe, um ein stimmiges Gesamtbild zu schaffen … nunja.

Don’t act like youuuu don’t know

Dazu noch Puppen und Plastikblumen und man weiß überhaupt nicht mehr was das eigentlich alles soll.

Öhhhh

„Angie“

Natürlich wird aber nicht an Krachmachern gespart, sodass man bei Bedarf ganz gut Mucke ballern kann, was nett ist.

Das Zentralstück des Esstischs

Angenehm groß ist der quadratische Esstisch mit seinen 12 Sitzplätzen. Nur entsprechend der Tischlerkunst, die wir aus El Christo gewohnt sind, ist das Ding teilweise recht wackelig für seine Größe. Andererseits kann man den halben Tisch mit Elektronik und anderem Gedöhnse voll stellen und hat trotzdem noch mehr als genügend Platz mit vier Erwachsenen und zwei Kindern dort zu speisen.

Hach ja, man kennt es

À propos Tischlerhandwerk: In der Küche gehen natürlich auch die Schränke nicht ordentlich zu, alles mögliche an Türen und Schubladen schleift oder schließt nicht richtig und läuft nicht auf ausziehbaren Schienen, sodass man sich gut mal ne Schublade voller Porzellan auf die Zehen hauen kann, wenn man sie so weit aufzieht, dass man auch sieht wonach man sucht. Oder man ist einfach nicht sonderlich hoch gewachsen, geht natürlich auch.

Küchentisch

Über der Spüle findet sich ein weiterer Anschluss für Kabelfernsehen und Strom, so wie eine Wandhalterung VESA 50, denn schließlich kann man schlecht Geschirr abspülen, wenn nicht aus 4 verschiedenen Zimmern 4 verschiedene Netflix-Serien tönen.

Ähhhh

Wie, watt? Wie rum muss ich denn jetzt drehen? Riecht es hier nach Gas?

Beim Gasherd ist einer der Knöpfe nur falschrum anzubringen und einer fehlt komplett. Kann man mit leben, ist aber trotzdem leicht merkwürdig.

Mampfi mampfi

Am besten ist jedoch was man in den Schränken noch von den Vormietern findet. Neben diversen halb verbrauchten Soßen, Mehl, Desinfektionsmittel für Tiere, Lebensmittelfarbe und einem halben Weißwein in der Pappverpackung, den wir genau so auch im Kühlschrank stehen lassen werden ist das beste noch eine Zahnspange im Fach über dem Ofen.

Hm

Von der Küche aus blickt man beim Geschirrspülen auf den wie schon beschrieben etwas kargen Garten. Können halt nicht alle sonen Seramis-Daumen haben wie Mutti. Immerhin mögen die Kolibris die Pflanzen, die an dem Weihnachtsbaum hinten in der Ecke hoch wachsen und holen dort regelmäßig morgens Nektar aus den nach Flaschenbürste aussehenden, knallroten Blüten und verweilen dann meist noch auf einem der unteren Zweige.

Blick aus Wohnzimmer und Essbereich

Trotz allem fühlt man sich hier nach einigen Tagen heimisch. Man hat haufenweise Platz, kann sein eigenes Ding machen und hin und wieder die Nachbarn überraschen, indem man verrückte Dinge macht wie auf dem Gehweg laufen oder den straßenseitigen Balkon zu benutzen, statt sich im Garten zu verkriechen.

Katzenklappe ohne Klappe im Muchacha-Raum

Nur der stinkende Abfluss im Elternbad ist nicht so richtig zum dran gewöhnen und brachte folgende Unterhaltung am ersten Abend

Jacob: Puh, riecht ganz schön … nach Abfluss hier, irgendwie

Lily: Papa?

Jacob: Ja?

Lily: Ich find das riecht nach Leute-Kacka.

Jacob: Ja …