Den Großteil des 27.12. haben wir im und ums Haus, etwa im Garten oder auf dem Balkon, herumgedödelt und versucht die Kinder halbwegs bei Laune zu halten.
Am Nachmittag dann wollten meine Eltern Nägel mit Köpfen machen und haben vorgeschlagen nochmal nach Cholula zu fahren. Myriam ist mit dem Sohnemann im Haus geblieben, während das Töchterlein und ich mit sind.
Zunächst sind wir diesmal nachdem das Auto am zócalo abgestellt wurde auf die Pyramide hochgestiegen. Zumindest wir Erwachsenen. Lily saß bis zum halben Weg auf meinen Schultern, hatte dann aber trotzdem das Gefühl etwas bewerkstelligt zu haben und flüsterte auf der Plattform zwischen Kirche und erster Treppenstufe „Geschafft!“.
Den Rest des Weges hat sie dann Matthias getragen, weil ich von der Seite über die Mauer guckend eine ganz nette Perspektive auf die voladores auf dem Platz unten entdeckt hatte und sich herausstellte, dass wenige Meter vor uns auch noch ein schicker Kolibri in den orangen Blumen saß, der anscheinend wusste, dass ihm dort keiner was kann.
Entsprechend frei war ich dann weiter zu fotografieren und zu filmen. Etwa die Avenida de Los Fresnos herunter, auf der die Bahn entlang fährt oder einfach die ganzen Dächer, die hauptsächlich utilitär zum Wäschetrocknen oder einfach als Müllhalde verwendet wurden.
Von der Kirchenmauer aus hatte ich mir eigentlich erhofft einen Zeitraffer der Vulkane schießen zu können, sodass man den Popo seine Wölkchen hätte spucken sehen können. Mit viel Glück vielleicht sogar eine große, fette fumarola. Jedoch war es inzwischen so diesig, dass man die Vulkane im Seitenlicht kaum erkennen konnte. Der Plan hatte sich also erledigt.
Trotzdem hat man natürlich von oben nochmal eine bessere Sicht auf Cholula und kann auch super Richtung Zentrum Puebla gucken, wo man das Riesenrad bei Angelópolis oder den Hügel La Paz sieht. Wahlweise auch Malinche weiter im Norden oder die Hochhäuser bei der Caseta Richtung Atlixco. Man hat einfach eine ziemlich gute Aussicht und wenn man beim Hochsteigen auf den Pyramidenhügel schon ins Hecheln kommt, kann man sich natürlich umso glücklicherschätzen, dass man A) noch am Hecheln ist und B) das Ding nicht erst bauen musste, um dann da hoch zu kraxeln.
Der Kirche sah man auch noch die Zeichen des Erdbebens an, obwohl anscheinend relativ fix die von den Kirchtürmen abgebrochnen und heruntergefallenen Teile wieder hochgewuchtet und halbwegs an Ort und Stelle befestigt wurden. An den Kuppeln, in den Fenstern der Glockentürme und an der Nordwestmauer auf dem Weg zur Kirche hoch waren zich dicke Holzbalken zur Verstärkung eingesetzt worden und zwischen der Kuppel der Kirche und den Türmen ragte ein Baugerüst, selbstverständlich ohne Sicherung, von dem aus Mörtel und Farbe verteilt wurden.
Relativ pünktlich etwa 15min vor Sonnenuntergang bin ich dann meinen Eltern, die mit Lily schon vorgegangen waren, nach unten gefolgt, habe viele Gelegenheiten ausgelassen die Steile Treppe hinab zu stürzen und bin dann nochmal in die Seitenstraße zur Ciudad Sagrada abgehoben, um im herrlichsten Abendlich mit der Drohne abzuheben während die anderen ein Kleid für das Kind kaufen gegangen sind.
Tatsächlich hat es sich meiner Meinung nach bezahlt gemacht, wo ich doch so schön Kirche, Vulkane und Sonnenuntergang ins Bild bekommen habe. Als der Akku zur Neige ging, hab ich das Fluggerät wie auch am Vortag wieder zu mir geholt und die Fliegerei dann trotz Ersatzakkus beendet, zumal ich ja nicht wusste wie lange die andern brauchen würden und wir am Auto beim zócalo verabredet waren.
Dort war ich dank forschem Schrittes allerdings der erste. So konnte ich auch da nochmal die Kamera auspacken und ein bißchen in der Dämmerung knipsen. Tatsächlich ist genau als meine Eltern mit Lily neben mir eintrafen in einem Schaltkasten vor dem Auto ein Relais mit lautem „Klonk“ umgesprungen und überall um den Platz und über den Straßen ging die Weihnachtsbeleuchtung an. Zufälle gibts.