Das Frühstück in der Playa Xcanan war noch in etwa so wie wir es aus 2015 gewohnt waren. Also nagut, eine Art Omelette ist dazu gekommen. Und es wurde von einem genau so enthusiastischen Fabio mit seinen Maya-Mannen vorbeigebracht wie drei Jahre zuvor. Widererwarten zeigte sich auch ein wenig Sonne auf der Terrasse knapp über dem Strand. Die Perspektive ist schon besser auf der oberen, wenn man über Büsche und Palmen hinweg gucken kann, aber gut. Hauptsache Karibik.
Kaum zehn Minuten nachdem Fabio vorbeigewandert war und uns fragte, ob wir Frühstück möchten, klopfte es auch schon an der Zimmertür und einer der etwas gedrungenen, breitschultrigen Bauarbeiter Fabios und eine der muchachas servierten das Frühstück auf die Terrasse. Witzig, dass alle immer gleich mehrere Stellenbeschreibungen ausfüllen, nicht zuletzt Fabio selber als Besitzer, Bauherr, moralische Stütze, Postbote und was er nicht alles noch so macht.
Da kann man selber schon fast ganz hibbelig werden, wenn man ihn immer so in Eile herumstapfen sieht. Aber das legt sich sofort wenn er einem mit breitem Lächeln und seiner Mafiosistimme (tut mir leid, es lag einfach zu nahe) versichernde Worte spricht, wie er sich dort eben seinen Traum aufbaut.
Während wir so am Frühstücken waren kam Fabio nochmal vorbei und fragte, beinah wie vom Blitz getroffen, ob wir vielleicht neben Nescafépulver auch Espresso haben wollen, er hätte welchen da. Sagt man natürlich nicht „ne“ zu und so hatten wir kurze Zeit später noch eine zweite Kanne auf dem Tisch.
Überraschenderweise reichen die paar Scheiben Toast mit Nutella oder Marmelade und das Omelette schon aus, um erstmal für den Vormittag gerüstet zu sein. Ansonsten gäbe es ja im Chedraui süße Teilchen und da müssten wir später sowieso hin.
Bis wir mit frühstücken fertig waren zog auch schon die nächste Schlechtwetterfront übers Meer. Nix mehr mit Sonne.
Leider war auch das erste, was wir am Strand zu tun hatten den Plastikmüll aufzusammeln. Davon gab es eine Menge und wir wollten nicht, dass die Kinder da durch krabbeln oder das im Buddeleimer haben. Leere Flaschen und Getränkedosen hatten die netten Gäste vor uns auch stehen gelassen, deren Entsorgung übernahmen wir also, trotz Ekel, auch, damit unser Kleiner da nicht ran geht. Alles ein wenig ernüchternd, aber so ist das wohl mit netten Stränden und hedonistischen Urlaubern. Scheiss auf alle anderen, Hauptsache ich habe meinen Spaß.
Wir verbummelten so den Tag vorne am Strand, an Baden war nicht zu denken, da kam einer der Hunde von der Playa Xcanan vorbei getrottet. Die anderen beiden, die 2015 noch in der Sonne faulenzten, gab es wohl inzwischen nicht mehr. Schade eigentlich. Waren schon witziges Accessoires, wie sie da im Sand lagen den ganzen Tag.
Von den Hütten hat man vom Strand aus auch nicht mehr sehr viel gesehen. Anscheinend sind die Palmen und der Busch davor die drei Jahre zuvor nochmal etwas gewuchert.
Mit der zweiten Unwetterwelle wurde es dann auch ziemlich kühl. Der einsetzende Nieselregen machten es auch nicht gerade besser. Ostseefeeling statt Karibikfeeling. Da war es verständlich, dass das Töchterlein lieber drinnen eine Folge auf dem iPad gucken wollte. Ich konnte dem ganzen irgendwie trotzdem was abgewinnen, auch wenn ich nicht übermäßig erfreut war.
Zum Nachmittag haben wir die Kinder dann mal ins Auto gepackt und ich habe so richtig die Rückfahrkamera schätzen gelernt als ich zwischen den krumm und schief gesprossenen Palmen ausparken musste, deren Stamme kurz über dem Boden teilweise 90°-Wenden hinlegen. Somit ist die Sicht aus dem Fenster nicht ganz verlässlich in Bezug auf die relative Position zum Auto. Mit der Karosse andengeln könnte man, auch wenn der Baum selbst noch einen halben Meter vom Fenster weg ist.
Nach der typischen Strecke unter Palmen, zwischen Dschungel und cabañas und dem schnelleren 60km/h Abschnitt Landstraße wenn man vom Strand und den ganzen bummeligen Leuten auf Fahrrädern und Röllerchen weg ist, haben wir uns mal durch den südlichen Teil des municipio Tulum geschlängelt und sind dort am westlichen Ende beim mercado heraus gekommen. Dort haben wir letztlich die Windeln abgegeben, weil die Wäscherei vom Vortag keine Kapazitäten mehr dafür hatte.
Man muss ja auch sein Kapital diversifizieren. Zu zweit wären wir wohl direkt noch in einem der Imbisse direkt neben der Wäscherei eingekehrt, aber mit den kids wäre es einerseits nicht so bequem gewesen und ändererseits hätte es für sie wohl auch nichts Schmackhaftes bei all den mexikanischen Leckereien gegeben. Also haben wir noch eine Runde durch die Einbahnstraßen gedreht und sind an der carretera Chetumal-Cancun, die mitten durch Tulum führt, beim Italiener eingekehrt. Der hatte schon draußen auf der Tafel mit Arrachera-Pizza geworben, was mich überzeugte. Außerdem war mit pasta al burro zu rechnen, also Nudeln mit Butter. Neben Pommes war das im Urlaub so ziemlich das einzige gekochte Essen, was dem Töchterlein recht war.
War gar keine schlechte Wahl, wie sich herausstellte. Lustige licuados hatten sie, von denen wir von jeder Sorte gleich mal einen bestellt haben und die Vorspeisen waren auch sehr lecker. Besonders meine taquitos de pollo. Die Fleischfresserpizza (heißt wirklich so) ist aber auch zu empfehlen, was ich dann mit den zwei amerikanischen Damen am Nachbartisch auch gleich mal durchgezogen habe. Echt nett, trotz Regen und frischem Wind, der uns alle frieren ließ.
Leider stand noch ein Abstecher zum Chedraui an, dieser französischen Costco-Variante, bevor wir zurück zur cabaña am Strand konnten. Eigentlich hab ich ja nichts gegen Snack-und-Bier-Shoppen, aber ich … musste mal und das wollte ich nicht dort erledigen. Allein schon, weil mir das 2015 schon mal so ergangen war und sich die Toiletten wohl nicht verändert haben würden. Abgesehen davon ist man mit öffentlichen Toiletten in Mexiko meist nicht gut beraten. Komisch eigentlich, wo wir bei VW viele Mexikaner als Sauberkeitsfreaks kennengelernt haben. Aber die Toiletten bleiben außen vor. Nagut, ich will nicht zu sehr ins Detail gehen. Mir ging es nur um den Wasserhahn.
Der ist typisch für Mexiko und ich raffe es nicht. Man muss diesen kleinen Penökel immer irgendwie zur Seite biegen, damit ein dünnes Rinnsal Wasser fließt, was wiederum bedeutet, dass das natürlich zich andere Leute ebenfalls notgedrungen mit ihrem Schmutzgriffeln machen und gemacht haben und man nun mit den frisch eingeseiften Händen an deren mikrobiologischen Unrat geht. There has to be a better way! Wenn schon keiner von den „1s 5bar“-Infrarotsensor-Wasserhähnen, dann vielleicht einfach ein Hebel, den man mit dem Handgelenk oder dem Unterarm anheben kann?
Okay, das ganze war erledigt und eine Wiederholung nicht erwünscht. Danach konnte es mit dem Shoppen weitergehen. Nach der Brottheke mit seinen Teilchen für ungefähr 8 Cent das Stück haben wir für die Kinder noch ein paar Joghurtdrinks eingepackt, die natürlich in ausgefalleneren Geschmacksrichtungen verfügbar waren, als bei uns daheim.
Selbstverständlich noch ein paar Bierchen für den Papa und bisken wat Limo für de Muddi, ein mal die Arzneiregale durchgucken was es da alles so an over the counter Zeugs gab und welche die größte – billigste – Aspirinpackung ist, dann konnten wir zur Kasse und zurück zur Playa Xcanan abdüsen. Also zumindest bis die Straße zur boca paila übergeht und man zwischen brüchigem Straßenrand und den besagten Fahrradfahrern und sonstigen Besoffskis herumeiert. Der Tiguan hat schon irgendwie nen breiteren Achsstand, als der Crossfox, fiel mir da so auf, wenn immer mal wieder der vor sich hin bröselnde Straßenrand als Ruckeln von der rechten Seite des Autos her zu fühlen war.
Immerhin hatte es am Strand aufgehört zu regnen, allerdings war es noch dunkler geworden. Lag wohl auch daran, dass sich prinzipiell der Sonnenuntergang näherte.
Zwei lotes weiter gab es inzwischen eine Strandbar mit Cocktails und angeblich auch preiswerten, leckeren Tacos. Oder gab es die 2015 schon? Wir hatten uns überlegt, dass wir mal hin gehen würden. Evtl. zum Abendbrot, damit wir mit den Kindern nicht mehr in die Stadt oder die boca paila entlang fahren müssten.
Das große Haus, das direkt ans Playa Xcanan angrenzt, war 2015 aber definitiv noch nicht fertig gewesen. Dafür hatte es inzwischen zum Strand hin wohl alles, was gebraucht wurde. So richtig einladend sah es nicht aus, aber wer weiß. Vielleicht ist es ja drinnen oder mit der Aussicht ganz nett.

Da weht einem ordentlich Sand und Salzwasser in die Augen und die Ohren und das Gesicht und die Nasenlöcher und sowieso
Der Wind hatte inzwischen so zugenommen, dass man dank verwehter Gischt komplett mit Sand eingekleistert wurde. Den bekommt man kaum noch ab, wenn er erstmal in allen Windungen und Verwerfungen der Ohrmuschel verfestigt ist und mit Salzwasser festgeklebt wurde. Da wird die Feingranularität, die ansonsten so angenehm an den gepolsterten Abschlüssen der Gehstelzen ist, mal zum Nachteil.
Ein paar Verrückte, die auch bei kaltem Wetter ohne Sonne ins Wasser gegangen sind, gab es trotzdem.
Ich hingegen habe nach dem Benetzen der Füße lieber mal das Fluggerät ausgeklappt. Man muss ja auch mal gucken was für Wind die so verträgt und ich habe mich immernoch ein wenig dafür gebissen, dass ich auf Isla Mujeres nicht gleich die Chance genutzt habe loszuflattern. Deswegen wollte ich auch bei schlechtem Wetter mal ein bißchen aufs und übers Meer und vorallem über die Palmen gucken, was einem sonst ja eher schwer fällt.
Ganz interessant war auch der Blick über den Dschungel und mal ein wenig über die andere Seite der Straße hinweg zu gucken, die einen sonst nur parallel zum Strand zu den cabañas führt. Tatsächlich reicht das Dickicht so ziemlich so weit das Auge reicht und gegenüber der Unterkünfte am Strand kommt nicht mehr viel. Wäre vielleicht mal ganz interessant das in Pisté zu machen und zu gucken wie weit man sehen kann. Ob vielleicht bei genügend Höhe sogar die Küste zu sehen wäre.
Immerhin konnte man von meiner Position in der Nähe der Playa Xcanan schon bis zur Lagune im Bioreservat Sian Ka’an sehen, die 5km entfernt ist. Höher zu fliegen habe ich mich wegen des Windes allerdings nicht getraut, zumal es ganz offiziell nicht erlaubt gewesen wäre.
Wenig später wurde es dunkel und wir haben uns nach drinnen zurückgezogen, wo ich das lokale Bier, das auch im Supermarkt vertrieben wurde, einem Geschmackstest unterzogen habe.
Währenddessen hat das Töchterlein aus ihrem neuen Aufblastier und sämtlichen Stoffwindeln, die zu finden waren, eine Art Schlafstätte gebaut.