Der dritte Tag in Tulum wurde nach dem üblichen Frühstück mit nem kleinen Drohnenflug begonnen, zu dem sich die Sonne nochmal für 5min umgedreht und sich die Wolkendecke über die Schulter gezogen hat. Was solls, derlei Bebilderung hatte ich ja das letzte mal auch schon. Hat schließlich für Apple auch gereicht.
Etwa eine Stunde später war dann auch der große Kernreaktor so gütig uns auf einigermaßen direktem Wege ein wenig elektromagnetische Strahlung zukommen zu lassen, sodass es sich ganz nett am Strand sitzen ließ. Natürlich stapfte Fabio hier und da vorbei, stets beschäftigt und fragte trotzdem immer mal, ob man noch was braucht.
So richtig warm und karibisch war es allerdings noch nicht, sodass das Töchterlein kurzerhand Myriams viel zu große Jacke angezogen bekam und mit Schlabberärmeln ein wenig was von einem Pinguin hatte.
Ich habe die Chance genutzt und bin mal ein wenig herumgestapft, um Fotos unserer näheren Umgebung zu machen.
Dabei habe ich auch mal einen etwas näheren Blick auf die vorderste Hütte direkt am Strand vorne geworfen, hinter deren Vorhang sich zwei Betten erkennen ließen. Ich weiß immernoch nicht wofür die gut ist, weil ich zu doof war zu fragen.
Für die Windsurfer in Tulum war der heftige Wind natürlich ebenso praktisch wie auf Isla Mujeres, sodass während wir morgens beim Frühstück saßen schon einer der Typen, manchmal auch zusammen mit Fabio, unter unserem Zimmer verschwand, um Surfbretter zu holen. Da die cabaña auf Stelzen steht, ist unter den Bodendielen nämlich noch ein guter Meter Platz, sodass sich dort Kayaks, Surfbretter und allerlei anderer Kram verstauen lassen. Außerdem findet die Vermietung wohl vom Katamaran aus statt, mit dem ich 2015 ja mitfahren durfte.
Ebenfalls 2015 saß da schon der selbe, sonnengegerbte Typ drauf, der die besagten Brettchen mit Ruder und aerodynamischem Korpus (wie heißt das wohl korrekt?) unten dran holte und uns manchmal dabei grüßte.
Als dann saß er immer den Großteil des Tages mit seiner Sonnenbrille und dem Cap, unter dem die fransigen, gebleichten Haare hervorguckten, bei Wind und Wetter wartend auf dem Boot.
Wir indes sind auf Myriams Wunsch hin die zwei Kilometer nach Norden gefahren und zum Mittag bei La Luna eingekehrt. Die hatten maßgeblich an unserer Hochzeit mitgewirkt damals und eigentlich hätten wir auch dort unterkommen sollen, wäre nicht irgendwas mit Überbuchung oder so gewesen. Oder vielleicht wurde auch eine der großen Cabañas damals grade erneuert? Auf jeden Fall hatten sie einen Vertrag mit der Casa Tranquillo[sic] (inzwischen Casa Tranquilo[sic]) geschlossen, wo wir letztlich auch prima gewohnt haben.
Egal, wir wollten nochmal vorbeischauen und da bot sich das Mittagessen ja irgendwie an. Wahrscheinlich waren wir etwas früh dran, da wir auch die einzigen zu sein schienen. Ungünstig an der Wahl des Restaurants war, dass La Luna inzwischen wohl so gut wie nur noch Fisch und Meeresfrüchte serviert, was weder uns noch die Kinder besonders begeistern kann. Also gut, letztere haben eigentlich eh nur zwischen Pommes und pasta al burro variiert, je nach Tageslaune, da war es recht egal was sonst noch auf der Speisekarte stand.
Blieb nochmal den Kellner anzusprechen, weil ich „ni pescado, ni mariscos“ mag, ob sie denn nicht was anderes hätten. Musste er kurz überlegen: Also an Fleisch gäbe es arrachera. Na also! Ist doch nicht so kompliziert. Myriam hat es doch mit den Fischtacos probiert, glaube ich, jedoch waren die eher als taquitos ausgelegt, so in der Größe von chalupas mit ihren 10cm Durchmesser. Nicht sonderlich sättigend. Die Kinder entschieden sich diesmal für pasta. 50/50 Chance. Dadurch, dass sonst niemand da war, beschäftigten sich die Kellner ein wenig mit unseren Kindern und man kam ein wenig ins Gespräch, wie auch darüber, dass wir eben dort geheiratet hatten. Brachte allerdings auch nur ein milde interessiertes Heben der Augenbrauen seitens der Kellner mit sich. Die Kinder waren spannender. Wohl vorallem der Sohnemann, der dauernd in Richtung Strand ausbüchsen wollte.
Dort hin sind wir nach dem Begleichen der Rechnung allesamt auch gegangen und mussten einerseits feststellen, dass das Schildchen von La Luna am Strand ziemlich schick aussieht und andererseits unsere damalige Unterkunft das genaue Gegenteil davon tut und gar nicht mal mehr so schick aussieht. Liegt wohl zum einen daran, dass komische Haarstyling-Pavillions und Werbung für Massagen am Strand davor stehen, zum anderen, dass das Ding mit einem hässlichen Maschendrahtzaun umzogen wurde, der den Sinn von Tulum – direkt am Strand zu sein – so ein winziges bißchen unterminiert.
Wieviel der nun bringt sei auch dahin gestellt. Aber stell man sich das doch mal vor! Da sitzt man in einem der bequemen orangen Strandstühle dort und statt mit den Füßen im Sand auf das türkise Meer zu schauen, hat man kleine Rauten aus Draht vor der Optik. Das mindert doch wohl das Urlaubsgefühl. Ich muss auch sagen, ich denke man fühlt sich dort eher als Gefangener oder Betrachtungsobjekt, als dass man das Gefühl hat dort vor der Außenwelt geschützt zu sein.
Ob das ganze eine Reaktion auf die Klauerei in unserer Hochzeitsnacht ist? Die Gitter vor allen Fenster und Türen wirkten ja damals schon recht paranoid.
Immerhin bemerkenswert war, dass überhaupt gar kein Seegras am Strand lag. Da hatte der eine Maya-Typ damals doch recht viel zu tun mit Schaufeln vor unserer Zeremonie.
Außerdem wurde das Haus wohl auch farblich angepasst und strahlte nicht mehr fröhlich orange und einladend sondern verschmolz inzwischen mit Sand und Palmenstämmen in einem sehr cremigen Weiß.
Nachdem die Kids noch ein wenig die Schaukeln von La Luna in Anspruch genommen hatten, deren Strand wesentlich müll- dafür aber leider auch palmenfreier war, als der bei der Playa Xcanan, sind wir zu letzterer zurückgefahren. Dort sind wir zu den zwei rosa Hängematten gangen, die wir von unserer Veranda aus immer sehen konnten und haben es uns dort unter den Bäumen mit den rundlichen Blättern gemütlich gemacht. Die wachsen neben Palmen als einzige holzige Pflanzen mit einem wirklichen Stamm dort am Strand und spenden mit ihren runden Paddelblättern gut Schatten. Außerdem scheinen sie stabil genug zu sein eine Hängematte zu halten, in der ein beinah 100kg schwerer, fauler Sack liegt.
Mir war eigentlich eher danach auch wirklich am Strand zu liegen und den Blick aufs Meer und auch den Wind zu genießen. Dafür waren wir ja schließlich da. Mit Genehmigung bin ich also die paar Meter um den Busch herum und habe mich auf eine der Strandliegen gefläzt, wobei mir das Töchterlein für eine Weile Gesellschaft geleistet hat.
Flatterhaft und von beinah unbändiger Energie getrieben wie Kinder in dem Alter nunmal sind, war es ihr recht schnell langweilig und sie ist zurück hinter die „Büsche“, zu Mutter und Bruder. Dabei sollte letzterer eigentlich gerade in seinen Nachmittagsschlaf gestillt werden.
Als sie wieder bei mir war sprach uns einer der Mitarbeiter Fabios an, die eigentlich an den Bauarbeiten für dessen neue Familiencabaña näher zur Straße beteiligt war, ob wir eine frisch gepflückte Kokosnuss haben möchten. Da sagt man nicht nein. Also schnappte er sich ein langes Werkzeug von der Sorte, die man als Obstgärtner so zur Verfügung hat und pflückte direkt von der Palme neben uns eine reife Kokosnuss, die prompt per Machete geschlachtet wurde. Einen Strohhalm hat er auch noch irgendwo hergezaubert und wir haben uns noch ein wenig über seine Arbeit und empfehlenswerte Restaurants in der Nähe unterhalten. Für den Fall, dass man mal nicht in die Stadt möchte.
Er meinte das Bauwesen zahlt für normale Arbeiter in Tulum mehr als unterirdisch und da sei es bei Fabio noch ganz gangbar. Vorallem sei die Stimmung wohl viel besser und dass Fabio überall mit anpackt und sich selbst die Hände schmutzig macht sei ein gutes Vorbild. Um es kurz zu fassen: „Es buena onda.“, wie er sagte. Außerdem waren es der Tipps zum Speisen ein ganz paar, sodass ich glatt mal ein paar in der Tripadvisor-App in die Merkliste packen musste. Leicht zu merken waren dabei das Restaurant gegenüber der Playa Xcanan auf der anderen Straßenseite und das in der Unterkunft direkt nebenan, im Tita Tulum, dessen Besucher wir ja den Tag über immer wieder am Strand sahen. Die beiden müsste man sich also auf jeden Fall in der Hinterhand halten, wo sie doch neben La Eufemia die einzigen in Laufdistanz waren.
Im Anschluss an unser Gespräch hatte der gute Mann wieder anstrengenderen Dingen nachzugehen während wir so nach und nach die Kokosnuss ausschlürften. Natürlich sollten Myriam und der Sohnematz, die immernoch hinter den Büschen vor unserer Terrasse lagen, auch nicht leer ausgehen, sodass wir die noch fast volle Kokosnuss mit zu ihnen brachten.
Ich finde frische Kokosnüsse ja irgendwie cool und auch lecker, aber irgendwie ist mir das Wasser darin dann doch immer zu süß, sodass ich das Ding problemlos an Myriam und die Kinder abtreten konnte und trotz Windböen lieber nochmal ne Runde Drohne geflogen bin, wo doch mal bei all dem wankeligen Wetter regenbeladene Wolken, aber auch güldene Nachmittagssonne war.
Leider hat der kurze Flug schon wieder ausgereicht irgendwie für Zwistigkeiten zu sorgen, weil das Töchterlein wohl ihren Bruder trotz der Beschäftigung mit der Kokosnuss nicht schlafen lassen konnte, was wiederum Myriam erzürnte, die sich ein wenig Ruhe und Frieden erhofft hatte. So galt es dann eine genervte große Frau, eine frustrierte kleine Frau und einen unausgeschlafenen kleinen Mann wieder zu pazifizieren, wo ich mir doch auch Hoffnung auf ein wenig echte Freizeit gemacht hatte, die ich meinem Fluggerät widmen wollte.
Nunja, auf irgendeine Art und Weise haben wir es bis zum Abend hin geschafft und da Myriams Fisch-Taquitos nicht ganz so erfüllend waren wir mein Arrachera, sind wir tatsächlich zum ersten mal im Urlaub zwei mal im selben Tag ins Restaurant speisen gegangen. Da es doch schon recht spät war, sollte es eines der Etablissements in Laufnähe sein. „El Arca„, das wohl direkt vor dem Eingang der Playa Xcanan sein sollte, habe ich auf der Karte von Google Maps nicht gefunden, was natürlich nichts heißen musste, aber so sind wir lieber zum Tita Tulum, dessen sopa azteca … oder sopa de lima (?) und authentisch-yucatekische Speisen uns auch Fabio nochmal ans Herz gelegt hat, als er uns auf dem Weg nach draußen zur Straße begegnete. Eigentlich hätten wir auch über den Strand gehen können. Hm.
Obwohl wir auch hier so gut wie die einzigen Gäste waren, brauchten Bedienung und Küche ewig bis endlich was auf dem Tisch stand. Ungünstig mit den kids, aber auch uns schien die Wartezeit echt lang. Die Suppe war dann tatsächlich ganz lecker. Vom pollo pibil hätte ich mir mehr erwartet. Das war in mérida und zu unserer Hochzeit (gut, da war es cochinita, kein pollo) dank Achiote und Zitrusfrüchten geschmacklich breiter gestreut und intensiver. Diesmal nur Hühnchen mit ein wenig Paprika-Geschmack. Myriam und die Kinder konnten es nicht lassen auch noch Nachtisch (crêpe mit Schokosoße und Eis) zu bestellen und so sind wir mit einer Rechnung von 1700$ da raus und hätten vermutlich schneller gegessen, wenn wir doch erst mit dem Auto in die Stadt gefahren wären. Don Caféto hat ja schließlich gutes Arrachera auf Abruf.