Schlagwort-Archive: Badezimmer

Guanajuato zum Zweiten

schlafende Frau

Wie immer bei den Wochenendsausflügen sind wir auch am Wochenende nach der Beer Factory direkt am Freitag nach der Arbeit aufgebrochen. Diesmal zum Abschluss für Peter Richtung Guanajuato, die Stadt, die uns beiden als hübscheste in Erinnerung geblieben ist.

Klingonisch

Der Weg führte uns seit Langem mal wieder in Richtung Norden am D.F. vorbei, wo wir auf einer einsamen Tafel in der weiten Ebene Entfernungsangaben auf dem etwas kaputten Display lesen konnten.

Autobahn

Am Ende der Umgehungstraße um die Hauptstadt, dem sogenannten Arco Norte, ging dann auch die Sonne unter.

Glühball

Sodass der Rest der Fahrt im Dunkeln stattfand, was das Ganze gefühlt sehr viel länger macht.

Callejón Barrancas

Schlussendlich in Guanajuato angekommen standen wir vor dem üblichen Problem, unser Hotel finden zu müssen. In Guanajuato ist das umso kritischer, da nicht nur das typische Einbahnstraßen-System vorhanden ist, sondern die meisten Straßen auch sehr verschlungen und von stark variierender Breite sind. So führte uns das Tomtom diesmal – man glaubt es kaum – zielsicher zur richtigen Straße, der in der sich unser Hotel befand, aber jene führte in großem Bogen durch die Berge am Stadtrand und verengte sich stellenweise so stark, dass mit angeklappten Spiegeln nur noch 5cm Platz auf jeder Seite des Autos zum nächsten Haus waren. Im obigen Foto so ungefähr kurz vor der Abbiegung nach rechts, ganz oben, zu sehen.

Badezimmer

Nachdem die Straße überwunden war, mussten wir aber immernoch ein Örtchen für unsere Karre finden, wo sie das Wochenende über stehen könnte. Auch das ist in Guanajuato nicht ganz so einfach, aufgrund der engen Straßen. Natürlich gibt es hier und da Parkhäuser, aber erstmal eins von denen zu finden und dann noch eins, dass 24/7 offen hat, kann schon schwierig sein, wenn man sich dort nicht auskennt und dazu noch nachts unterwegs ist. Auf gut Glück sind wir einmal aus dem Stadtzentrum rausgefahren, wieder rein und dann durch irgendwelche Tunnel, bis tatsächlich irgendwo ein „Estacionamento“ also ein Parkplatz oder Parkhaus ausgeschildert wurde. Hoffnungsvoll den Schildern folgend ging es durch weitere Tunnel … und mehr Tunnel … und Tunnel, bis tatsächlich nach vielen geschlossenen Türen ein Parkhaus zu unserer Rechten lag, das noch geöffnet hatte. Schnellstmöglich die Karre dort abgestellt, haben wir uns mit den Koffern auf den Weg ins Zentrum gemacht, was auch nervig war, mit dem Koffern übers Pflaster zu scheppern.

Alsdann war die große Aufgabe, das Hotel wiederzufinden, an dem wir ja angeblich schon vorbeigefahren waren, vom dem wir dabei aber nichts gesehen hatten. So haben wir uns zu der Gelegenheit auch nochmal schön zum Affen gemacht, sind mit Taschen und Koffern beladen mal hier, mal da hin gewandert und hatten so schon an dem Abend den wichtigsten Teil des Zentrums beinah komplett erkundet, bis wir wieder in dem engen Callejon angekommen waren, wo Myriam schon heldenhaft das Baguetin – also unseren Golf Kombi – durchmanövriert hatte. Nach einigem Suchen an der Ecke des Gässchens fiel uns ein offener Hauseingang auf und mangels anderer Optionen sind wir in den dann mal hineingegangen. Tatsächlich war es unser komplett ungekennzeichnetes Hotel.

In unser Zimmer geführt überraschte uns zunächst mal das innerhalb des Zimmers errichtete Badekämmerchen, in dem sich Dusche und Toilette befanden.

Balkontür

Aber insgesamt wars ganz nett. Irgendwie sauberer und moderner, als in Oaxaca, wenn auch vom Stil her ähnlich.

Nachdem wir uns kurz ausgeruht hatten, gings nochmal auf ein Bierchen und nen Cocktail in die nächste große Querstraße – Hunger hatte nach dem Stress keiner mehr so richtig – und denn war Schlafenszeit. Bei lediglich 15°C draußen wurde es allerdings nachts recht kalt, sodass man sich richtig zudecken musste.

Blick vom Balkon

Dafür wars morgens glatt schonwieder sonnig und warm, von irgendwoher schallte laut Popmusik und die Stadt erwachte zum Leben.

Unterirrung

Am verführerischen Tunnel direkt bei uns um die Ecke sind wir vorbei, auf dem Weg ein bißchen die Stadt zu erkunden, einfach random irgendwelche Straßen langgehend.

ein sehr schmales Haus

Das wiederum brachte uns unweigerlich zum zentralen Platz mit der Kirche.

Dings

Mit der impressionanten Tür.

grooße Tüüür

Und dahinter einem impressionanten Innenleben.

Innenleben

Danach gings zu lustigeren Sachen über.

HNO?

Wie zum Beispiel dem Titel dieses  … ich vermute mal Hals-Nasen-Ohren-Arzt?

Unionsgarten

Zwischen Theater und Unionsgarten vorbei gings danach aber wirklich ein bissle querfeldein.

Torbogen zur Stadt

Bzw. durch kleine Gassen.

Jitomates

Und vorallem bergauf. Vorbei an kleinen Geschäften, in denen die Tomaten 8$ pro Kilogramm gekostet haben.

blaues Häusle

Und dann weiter kleine Gassen rauf.

Treppauf

Wo sich solcherlei Kuriositäten dem Betrachter boten. Da fragt man sich doch, was vor der Betontreppe da war! Eine hölzerne Leiter für die 80ig-jährige Ommi?

Balkons

Gleich nebenan fanden sich derartige Häuser- und Balkonkunstruktionen. Irgendwie verschroben.

eine durchaus schmale Gasse

Ein paar Meter weiter begegneten wir ein paar in Guanajuato lebenden US-Amies. Freundlich waren sie, grüßten im breitesten US-Akzent mit „Buenas tardes“ (Stellt euch das einfach ganz kehlig vor, wie in … Schweden oder so!) und fragten uns, ob wir denn auch Spanisch sprächen. Klärstens lautete die Antwort, jedoch ohne die verlockende, angehängte Beleidigung, wie sie meine mexikanischen Freunde doch so gern benutzen. Entsprechend blieben wir im Kolonie-Englischen und sie empfahlen uns eine „nice, little eegleyshia“, noch ein bißchen weiter den Hügel hinauf. An dieser Stelle möchte ich mir allen Respekt dafür erbitten, mich nicht auf der Stelle begackeiert zu haben, denn meiner Meinung nach klingen Spanisch sprechende US-Amerikaner genauso lustig, wie Deutsche, die Englisch sprechen. Also, die Mehrheit, ihr wisst schon. Das mit dem th und so.

der Killdozer

So oder so, die iglesia suchend stießen wir noch auf ein Auto, das evtl. auch was für Matthias wäre und wo vielleicht mein Finger mit im Bild ist. Es wäre durchaus denkbar.

meep meep

Der Blick von der Iglese runter war dann doch nicht so spektakulär wie ich mir das im Kopf ausgemalt hab. Wobei ich mir das eigentlich ziemlich ähnlich wie in Taxco vorgestellt hatte. Dafür stand ein lustig bunter Käfer die Straße runter.

meine Uni ist hässlicher als deine: 1:0

Deswegen sind wir da auch schnell wieder weg, genau eben jene Straße runter zur guanajuaquatischen Universität.

Eins der besten spanischen Worte: Pulpo!

Von dort dann Zwischenstopp im Hotel zum – wie Myriam ungern zugibt – Achselhaare striegeln und frisch resozialisiert Richtung Mumienmuseum. Das führte uns am mercado Guanajuatos vorbei.

quadriert

Und mercados faszinierend mich ja immer wieder. Also solange die Verkäufer eine „gute Erziehung“ im westlichen oder fernöstlichen Sinne erhalten eben. Unaufdringlich und höflich zu sein. Aber das kunterbunte Herantragen von lokalen Erzeugnissen ist ja schon was, was uns in der Großstadt verloren gegangen ist, bis auf wenige „Vitten-“ oder „Türkenmärkte“ geschimpfte Geschäftszonen, wo man als respektabler Bürger normalerweise nicht verkehrt.

de Eior!

Ebenso die Preise für eben jene Agrarerzeugnisse.

Kaufkathedrale

Ungeachtet dessen befindet sich der mercado Guanajuatos in so einer hangar-artigen Halle, die zugleich aber auch eine Scientology-Kirche oder sowas sein könnte. Merkwürdig.

Aufstieg

Unser eigentliches Ziel war ja aber das Mumien-Museum, deswegen haben wir den Zeppelin-Hangar-Mercado 2 T-Shirts später wieder verlassen und sind weiter entgegen der westlichen Stadtgrenze gewandert, wo irgendwann eine Schilderroute über steile Gassen, Stock und Stein zur makabren Show leitete.

Slum, bunt, Berge

Beim Friedhof, wo die Mumien nach einiger Vergammlungszeit wieder zu Tage gefördert werden, hatte man dann schonmal eine ganz nette Aussicht auf den Stadtkern, sieht man von den üblichen, unverputzten Armutshütten ab. Also das funktioniert übrigens folgendermaßen, dass der Boden an jenem Berghang eben solcherart lehmig oder so ist, dass die dort Begrabenen von allein mumifiziert werden und nicht verwesen.

Zentrum

Von dort aus wars auch nicht mehr allzuweit zum eigentlichen Mumienmuseum. Dort durfte man keine Fotos machen, was mich als 7kg-Kamerataschenträger schon ärgerlich gemacht hat, aber die Museumswebseite selbst stellt ebenfalls eine Galerie zur Verfügung. In der werden solche Prachtstücke zum Beispiel abgebildet.

Die Mexis, selten regelkonform wie sie sind, haben natürlich trotzdem geknipst und beblitzt wie die Blöden, aber ich schätze mal, mir als weißem Touri hätte man das nicht ganz so leicht durchgehen lassen. Auch wenn meine Kamera nichtmal nen Blitz hat. So oder so war das Museum eine gelungene Erfahrung. Trotz Bekanntschaft mit dem berliner Pergamon-Museum und der babylonischen Ausstellung auf der Museumsinsel haben mir speziell die Babymumien ein mir bislang bei Mumien unbekanntes, mulmiges Gefühl in die Magengegend getrieben, sodass ich zum Schluss eigentlich nur noch weg wollte, von den getrockneten Kadavern.

Das Museum ist zum Glück aber auch nicht sonderlich groß und so sind wir schon bald durch den Gift-Shop – wo es noch Postkarten der Mumien mit irgendwelchen makabren Sprechblasen dazu gab – wieder ans Tageslicht getreten.

Den Hügel wieder hinabsteigend warb noch ein Avocadoverkäufer für seine Ware, die er für 10$ die Tüte verschleudert hat.

mercado

Da mag ich gar nicht an die Preise für Avocados in Deutschland denken! Da bekommt man ja nichtmal eine für den Preis eines Säckchens hier! Oben übrigens nochmal der mercado auf dem man sicherlich ebenfalls solche Schnäppchen machen würde.

Midget? Or Dwarf?

Nachdem wir nochmal durchs Zentrum und bei uns am Hotel vorbeigeschlendert waren gings zum furnicular, was praktisch bei uns um die Ecke lag und den Besucher für 30$ pro Nase auf den Berg mit der Siegerstatue zu Ehren Juan José Martínez‘ befördert. Welcher offensichtlich kleinwüchsig war, schaut man sich die Propotionen der Skulptur an. Abseits davon hat er wohl die Tore eines Kornspeichers angesengt und somit Hidalgo seinen ersten Sieg im Unabhängigkeitskrieg ermöglicht.

rote Hütte

Das war mir aber relativ Wurscht, um ehrlich zu sein, so wie vielen anderen Besuchern auch, die einfach nur die schöne Aussicht auf die Stadt genießen wollen.

Rock'n'Roll und Guanajuato

Leider hatte sichs bis zum Abend hin etwas zugezogen, sodass wir keinen schönen Sonnenuntergang über der Stadt hatten, aber nett wars trotzdem.

Sternchen

So kam dann auch die blaue Stunde etwas früher vermutlich und nach und nach gingen hier und da die Lämpchen an, aus denen im Foto dann kleine Sternchen wurden.

Blende zu - Sterne da!

Dann hatten wir aber auch wirklich lang genug da rumgehockt und sind nach einer weiteren Furnicular-Fahrt mit schon plattgelatschten Füßen zurück ins Hotel. Dort erwartete uns direkt um die Ecke noch eine Band aus Estudiantes – also Studenten – von denen meine Kollegen mir schon erzählt hatten.

Die Jungs ziehen sich des abends an wie die stereotypen Conquistadores und bieten dann für die Touristen Führungen durch die Stadt an, während derer sie lustige Lieder trällern und einem die Stadt zeigen. Aufgrund unserer ganztägigen Erkundungswanderung hatten wir da aber irgendwie keinen Bock mehr drauf.

Deswegen gabs nur noch – ebenfalls nebenan- nen Happen zu essen und ne schöne Negra Modelo und dann gings ab inne Koje.

Der Sonntag war dann wie immer als Rückfahrtag reserviert. Dafür mussten wir natürlich das Auto wieder aus dem halb unterirdischen Parkhaus rausholen und durch die Tunnel irgendwie aus der Stadt raus. Das hab ich mal gefilmt, weils irgendwie ziemlich unglaublich ist, wie die ganze Stadt einfach mal untertunnelt ist.

raffiniert

Weiter des Weges gings wieder über den arco norte und so an Tula vorbei, wo sich anscheinend auch Raffinerien für Benzin und / oder Plastik oder Gummi befinden, sodass dort mitten in der grünen Landschaft stinkende, teils Feuer speiende Türme aufragen und es saumäßig nach verbranntem Plastik stinkt.

Puebla schonwieder

Ein paar Stunden danach waren wir wieder daheim und unser letzter Mexiko-Ausflug mit Peter vorbei.