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Freitag, Chalcatzingo – Cuernavaca

Hab ich euch eigentlich schon erzählt, wie ich als junger Mann 1940 in Mexiko war?

Freitag haben wir beschlossen, unseren für Mittwoch geplanten Ausflug nach Chalcatzingo – Tepoztlán – Cuernavaca nochmal anzugehen. Allerdings ohne Tepoztlán, weil zumindest dort waren wir ja am Mittwoch.  Das führte uns dann dementsprechend auch wieder über die schicke Route um die Vulkane herum. Glücklicherweise hatte der Popo nicht nur ne schöne, vertikale Rauchwolke über seiner Öffnung, sondern waren auch noch Striemen dahinter!

dampfender Popo mit Striemen

Diesmal hatte das Navi gar keine Schongs, uns die Abfahrt nach Chalcatzingo zu versauen, weil kurz vorher ein Unfall war und man prompt direkt von der Autobahn in irgendein popeliges Bauerndorf umgeleitet wurde, was erstmal nicht so prall ist, wenn das Navi nur ein paar Autobahnen in der Umgebung kennt und man sozusagen nach Sonne und Sternen navigieren muss. Dann allerdings stellte sich raus, dass die Straße durch das Dorf sowieso unter der Autobahn lang ging und nach Chalcatzingo führte. Dort noch über ein paar Staubpisten gebuttert und wir waren an der archäologischen Stätte des Ortes.

Arschologisch? Da is dor jarnischt!

Die nicht nur Pyramiden zu bieten hatte, sondern auch eine schöne Landschaft.

Watt jetz die weiße Pyramide mit dem schwaazen Berg zu tun hat, das werd ich dir jetz ma erklärn Junge.

Wobei jetzt „nur“ Pyramiden falsch gesagt ist, die Buddler dort sind schon an was dran, denn da wird tatsächlich immernoch gebuddelt und ge-presslufthämmert. Denn Chalcatzingo war früher einst eine wichtige Stadt der Olmeken, die auf einer der Handelsrouten zwischen dem Hochland und Südmexiko lag. BOAR RANDOM HUND, DER DA WICHTIG RUMLAG!

Ebenfalls ausgebuddelt: Ein mysteriöses Relikt aus der Olmeken-Zeit

Die Berge wiederum sind erloschene Vulkandinger, wie man sie hier ja des öfteren mal sieht. Und sehen schick aus, so mit Kaktussen Kaktussies Kackten Kakteen bewachsen.

die beste Sandburg soweit

Anscheinend hatte eine von den Olmeken-Sandburgen soger etwas wie ein Abwassersystem. Für das Blut der geopferten Gegner oder so vielleicht.

da schlängelt sich das Abwasser lustig den Berg hinunter

Ein paar Meter weiter führte ein Pfad zu einem kleinem Steinhügel. Hat mich auch fasziniert, war aber nix ausgeschildert. Könnte also der damalige Herrscher drunter verschaufelt sein oder auch das morgendliche Geschäft des derzeitigen.

Wer da wohl verscharrt ist?

An anderer Stelle jedoch war offensichtlicher, was sich da so befindet, wo die sich ein 10x20m großes Areal abgesteckt und den Dreck weggefriemelt hatten. Naja und wo bei uns erstmal drei 10000V-Elektrozäune drumrum wären und davor noch ne Grube voll Krokodile (bzw. Cocodrilos), vertrauen die Mexikaner einfach mal darauf, dass die bekloppten Touris NICHT in die Ausgrabungsstätte ihrer Ahnen tappsen und lassen das einfach mal frei rumliegen.

Buddelkasten für Große, mit extra viel Steinchen

Über einen Weg gings durch die Hitze…

sieh an ... ein ... WEG!

Zu beeindruckenden Bäumen, die erstens ziemlich beinah weiße Rinde hatten. Oder zumindest irgendwie hellgelbe oder so, konnte vor Sonnenschein den Wald nicht erkennen. Und zweitens so aussahen, als würden ihre Wurzeln zerfließen. Naja und drittens waren sie halt ziemlich groß.

große, beinah weiße Bäume und wer meine Eltern findet, darf mich behalten

Irgendwie erinnern mich diese Wurzeln an Cheddar, auf einem Burger, aber das kommt wohl vom mexikanischen Methylalkohol und diesen lustigen, kleinen Kakteen, die es immer als Beilage gibt.

Käsebaum

Da wir ja eigentlich noch nach Cuernavaca wollten und mit diesem Vorhaben nicht noch ein zweites mal scheitern wollten, musste ich mich sputen, noch an den aktiven Grabungsstätten vorbei einen Hügel hinaufzuklettern, um noch ein weiteres Exemplar fotografieren zu können.

ernsthaft, ein Käsebaum

Und ich muss sagen, nach der halben Stunde in der Sonne, die abseits vom Hochland doch ein ganzes Stück heißer ist, sympathisierte ich sehr mit dem armen Baum.

Käsewurzeln

Aber so köstlich unser Moment empatischer Zweisamkeit auch war, um noch was von Cuernavaca zu sehen, mussten wir weiter und so sprintete ich schweißtriefend mit dem ganzen Fotogeraffel wieder den Berg runter und weiter ging die wilde Fahrt.

ein kleiner Zapata reitet in Cuernavaca

Leider wars schon relativ spät, als wir in Cuernavaca ankamen und ich muss sagen, die Stadt wirkt auf den ersten Blick auch nicht besonders schön, aber man muss sich wohl einfach an die Touri-Attraktionen halten und nicht zuviel auf das Stadtbild geben.

Was allerdings nett anzusehen war in den letzten Wochen, ist dass die meisten fotografierenden Leute hier noch mit Faltkameras und Rollfilm arbeiten.

Kein Hipster, sondern nur arm: ein Faltkamerafotograf

Naja, wohl gezwungenermaßen, aber ne kleine DSLR hier und da sieht man auch schon mal. Was uns aber auch noch übern Weg gelaufen ist, war die berühmt-berüchtigte Cucaracha, also Kakerlake.

La Cucaracha, la cucaracha!

Und auf der gleichen Straße eine Mariachi-Truppe, die zur gleichen Kirche unterwegs war wie wir.

Keine Ahnung was die hier gegen Antonio Banderas haben.

Erschossen haben sie allerdings keinen und in den Koffern waren soweit ich sehen konnte auch tatsächlich Instrumente drin. Vor besagter Kirche kam uns dann überraschenderweise eine kleine Gesellschaft entgegen, die von einer Frau im roten Kleid und weißen Turnschuhen angeführt wurde.

Junge, junge wattn fettes Teil! Also die Kamera.

Wobei uns nicht klar ist, was die da eigentlich gemacht haben. Aber man kann ja auch mal im roten Kleid und mit Kameramann in die Kirche gehen. Die übrigens so aussah, mit kleinem Totenschädel und crossbones überm Eingang, passend zu den Palmen im Garten.

Kirche in Cuernavaca

Zu der Kirche sind wir aber genau zur richtigen Zeit, als dort nämlich durch ein rotes Fenster das abendliche Sonnenlicht genau auf die Maria schien.

ausnahmsweise mal nicht überall Goldkitsch

Zumindest … schätze ich mal, dass sie das sein soll, keine Ahnung.

Rotlichtmilieu

Die Quelle der feierlichen Beleuchtung war eigentlich auch ganz fetzich.

Ob das nicht den falschen Eindruck erweckt?

Und nach der ganzen Kirchenbeguckung wollten wir noch in einen nahegelegenen Garten, sozusagen als Ersatz für den richtigen, botanischen Garten, für den uns die Zeit fehlte, aber auch der kleinere Garten hatte schon zu. Da wir eh irgendwie kaputt waren und Cuernavaca heiß und stickig ist, haben wir dann beschlossen, es gut sein zu lassen und wieder nach Hause zu fahren, so ein Garten oder Museum läuft einem ja nicht weg.

Sonnenuntergang Cuernavaca

Auf dem Weg zum Parkplatz sind wir noch an einem Computer-Krankenhaus vorbei.

Computerkrankenhaus

Und denn gings bei beinah Vollmond mit offenem Dach und offenen Fenstern über die Autopista nach Hause.