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Schlüsselübergabe

Pyramide Cholula mit Virgen de Los Remedios von der Dachterrasse des Estrella de Belem aus gesehen

dusselig-diesig

Das erste, was nach dem Frühstück im Estrella de Belem aus Sicht der Kinder gemacht werden musste, war natürlich, sobald die Sonne am Vormittag heiß genug scheint und die morgendliche Winterkälte vertrieben hat, hoch auf die Dachterrasse zu gehen und in den Pool zu steigen. Wobei man für das Frühstück erstmal einen Fragebogen ausfüllen musste, wo anzukreuzen war was man von den drei kleinen Gängen haben möchte und wieviele Kaffees. Außerdem das angeben, was vom menú infantil für die Kinder zu bringen wäre, wofür aber keine Felder oder Kästchen zum Ankreuzen vorhanden waren. Sollten wir einfach an den Rand oder die Rückseite krickeln.

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Mittwoch, Ahuehuetes

Zuckerrohrlaster

Seit unserem Offroadtrip war ich ja scharf drauf, nochmal zu den Ahuehuetes, großen, alten Sumpfzypressen, zu fahren und dort Fotos zu machen und vorallem mal ins klare Wasser zu hüpfen. Da wir Montag nach Teotihuacan sind und Dienstag Spanisch war, was längere Ausflüge unmöglich gemacht hat, haben wir das ganze auf Mittwoch verschoben, wo wir uns dann aber schön mit Picknicktüte, Handtüchern und Badelatschen auf den Badeausflug begeben haben.

Die Quellen und Ahuehuetes liegen eigentlich nicht allzuweit entfernt, allerdings muss man, nachdem man die Straße nach Izucar de Matamoros genommen hat, in Tepeojuma auf einen Feldweg abbiegen, auf dem man mindestens nochmal genausolange fährt wie auf der richtigen Straße, der aber viel unwegsamer und eigentlich kürzer ist.

Und grade am Mittwoch war anscheinend das dort rundum angebaute Zuckerrohr fertig zum Ernten, sodass uns auf der engen Staubpiste einige Laster voll beladen damit entgegengeschlichen kamen.

Nach einer halben Stunde fahrt über die unebene Staubpiste – hatte schon so Safari-Feeling wieder – waren wir dann aber da und haben unser Lager zwischen zwei richtig dicken Bäumen aufgeschlagen.

Zufluss vom Süßwasser und Ahuehuete-Wurzeln im Wasser

Neben denen auch noch direkt eine der vielen Süßwasserquellen war, die auch als Zufluss in den kleinen See/natürlichen Pool diente. An Picknick hatten wir unter anderem Donuts bei, die so aussahen, als wären sie schon in‘ Dreck gefallen, aber umso leckerer schmeckten.

Sand-Donut, extra crispy

Nach ein wenig Rumgeplansche hab ich dann mal ne Runde um den Hauptpool gedreht, der komplett von den großen Ahuehuetes umgeben ist und ne elliptische Form von vielleicht 20x15m Ausmaß hat.

Sumpfzypressen um den Pool

Entgegen der durch den sichtbaren Boden gegebenen Erscheinung, ist der Pool ziemlich tief und geht an den Rändern steil ab. Für den größten Teil ist er etwa 3m tief, wobei man eben durch das klare Wasser trotzdem den Grund sehen kann und durch die Lichtbrechung den Eindruck hat, man würde gleich mit den Zehenspitzen den Boden berühren, obwohl man locker noch einen Meter kerzengerade untertauchen könnte, bevor man da an irgendwas kommt.

Süßwasserquellenpool

Na okeh, sagen wir der Pool ist eher 30x15m. Und lediglich an der Stelle wo das Seil ans Ufer geht gibt es ein paar Steine, auf denen man stehen kann, sodass der Kopf über Wasser ist, wenn man von den ins Wasser gestürzten Bäumen absieht natürlich.

reingestürzte Ahuehuetes

Die waren unterwasser natürlich komplett mit Algen bewachsen, die so eine art fluffiges Fell bildeten was sich ganz witzig anne Füße angefühlt hat, was die Bäume aber auch glitschig machte. Außerdem schwimmen in den Pools dort überall kleine Fischies rum, die sehr an Menschen interessiert zu sein scheinen.

dieser lässt grad für einen Fisch gewaltig einen fahren

Die sind ungefähr so groß wie ein kleinerer kleiner Finger und schwimmen eigentlich immer um einen herum. Leider sind es nicht die Art Fische, die es auch in diesen türkischen Bädern gibt und die einem die alte Hornhaut abfuttern.

Wurzelknubbel

Von interessanter Gestalt sind aber auch die Wurzeln der Sumpfzypressen, die teilweise solche Knubbel bilden und manchmal auch etwas, das man vielleicht als Vulkanlandschaft beschreiben kann.

Kleckerburg aus Baumwurzeln

Wieder bei dem Zufluss angekommen, der unter einem Baum neben unserem kleinen Picknicklager entspringt, haben wir den Hauptpool einmal umquert.

prima zum Trinken und Füße waschen: Süßwasser

Neben dem gibt es noch einen relativ flachen Pool (war etwa brusthoch im Wasser) mit flachem Einstieg, von dem ein schmaler Fluss zwischen den Wurzeln der Ahuehuetes in den Hauptpool führt, wobei der Durchgang auch so flach ist, dass man hindurchlaufen kann. Der kleinere, flachere Pool allerdings wird wohl von den Partygruppen von Mexikanern bevorzugt, weshalb da drin schon haufenweise Kronkorken, Laschen von Alu-Getränkedosen und anderer Müll drinliegen, was nicht so cool, aber typisch mexikanisch ist.

Hingegen der große Pool ist relativ sauber, allerdings bewegt sich dessen Boden auch ständig wegen der diversen Schlote aus denen, auch unterwasser, Süßwasser strömt, welches den Sand verwirbelt.

die meisten Leute haben nicht so klares Wasser in ihrem Swimmingpool

Auf dem Bild hier sieht man nochmal wie man einfach direkt auf den Grund des Pools runtergucken kann. Das schwarze Zeug unten ist irgendwelcher Krams, der von den Wurzeln abgefallen ist und unter Wasser zersetzt wird, weshalb es ab und zu auch mal irgendwo blubbert.

Einmal reingehüpft und bißchen rumgeschwommen noch, dann mussten wir auch wieder los, erst über den staubigen Feldweg (nachdem das Auto immer völlig wie Sau aussah) und dann über die Straße aus Izucar de Matamoros.

Baum und Felder

Und während Matthias dann meine Ma abgeholt hat, haben wir schön diese bleierne Erschöpfung, die sich nachm Schwimmen einstellt und die untergehende Sonne genossen.

Zum Abendbrot gabs für mich dann noch die Pulque, die ich mir aus Teotihuacan mitgenommen hab (die mit Kokosgeschmack hatte ich schon beim Schwimmen verputzt), die eigentlich ganz lecker war, ich hatte mich schon auf Schlimmeres gefasst gemacht. Hat ziemlich nach Kefir-Limonade geschmeckt, falls das noch einer kennt. Wie Kefir mit Zitrone und Dattel. Bloß irgendwie dickflüssiger und halt mit Alkohol.

Auf El Tepozteco! Würde ich sagen.

Montag, Teotihuacan

Izta-popo

Nachdem wir uns am Wochenende mit Safari und Pancakes ja doch eher ausgeruht haben, waren wir am Montag körperlich und vorallem geistig wieder entspannt genug, uns mit einer Google-Maps-Weganweisung und nem ahnungslosen Navi bewaffnet auf den Weg zur Ruinenstätte Teotihuacan zu begeben. Die liegt etwas nördlich von Ciudad de México. Somit führte uns unsere Route diesmal eher am Iztacíhuatl, dem nördlichen der beiden Vulkane Popocatépetl und Izta-popo, vorbei.

Leider führte uns das etwas gehandicappte Navi auch nicht auf der schönen Autobahn, die ziemlich direkt von Puebla nach Teotihuacan führt, zum Ziel, sondern auf einmal in irgendeinen Ort namens Apizaco rein, der komplett in der falschen Richtung lag, weil wiedermal eine Abfahrt nicht ordentlich angezeigt war. So sind wir dort erstmal rumgekurvt und nach einer Weile wieder halbwegs auf der richtigen Strecke gewesen. Allerdings kennt das Navi die richtige Autobahn nicht, sodass wir uns in Schlangenlinien um diese rumbewegt haben, statt gradezu zu fahren.

Trotzdem haben wir mit Hilfe unseres Google-Maps-Ausdrucks dann nach nach Teotihuacan gefunden und nachdem wir auf einem Hinterhof ein paar Tortillas verputzt haben, gings auf zu den Pyramiden.

Sonnenpyramide in Teotihuacan

Dort war allerdings erstmal der nahegelegene Eingang gesperrt, sodass wir zum nächsten wandern mussten, wo sich schon eine ganze Menge Menschen und wegen der Hitze ein Notarztwagen und mehrere Speiseeis-Verkäufer versammelt hatten. Glücklicherweise werden hier Warteschlangen ungefähr 10000x so schnell abgearbeitet wie in Deutschland und wo wir 2h Warterei in der knallenden Mittagssonne erwartet hätten, standen wir vielleicht 10min. an, bis die 50 Menschen vor uns ihre Tickets hatten.

Inspiration? Abbey Road?

An diesem Eingang zum Gelände befindet sich direkt die Sonnenpyramide, die größte dort und auch insgesamt drittgößte Pyramide der Welt. Allerdings hatte sich auch um die eine Schlange von mordsmäßigem Ausmaß gebildet, sodass wir erstmal davon abgesehen haben, diesen Monumentalbau beklettern zu wollen.

Und da stellt man sich immer vor, den Mexikanern mangele es an Disziplin, von wegen!

Da zumindest eine der Seiten der Pyramide, also die die hier zu sehen ist, doppelt beschlangelt war und die Schlange noch um 1,5 weitere Seiten geht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, die war mindestens 777m lang. Was, nunja, ziemlich abgefahren ist, in der Mittagshitze in México am Ende einer 777m langen Schlange zu stehen. Aber wie gesagt, allzu scharf drauf diese Erfahrung zu teilen waren wir nicht, von daher sind wir nur um die Sonnenpyramide drumrum und weiter in Richtung Mondpyramide.

Mondpyramide von weitem

Wobei ich glaub, die Treppen der Sonnenpyramide wären auch mal ein abwechslungsreiches workout gewesen, wenn auch bei weitem nicht so lang wie beim Sport sonst.

Treppen auf die Sonnenpyramide

Nach der Dreiviertel-Umrundung der Pyramide gings dann über die Straße der Toten (und die Hitze hat einem doch so ziemlich das namensgebende Gefühl vermittelt) zur Mondpyramide.

Straße der Toten, aber echt ey

Trotz ihres namens war die aber ebenso sehr belebt an dem Tag.

Boar! Ich will so eins! Gibts das auch in Drum&Bass??

Und der Grund für die ganzen Menschenmassen war der Frühlingsbeginn, zu dem manche Hardliner schon zum Sonnenaufgang in ihren Selbstmordsekten-Kutten auf der Sonnenpyramide stehen und das Y von der YMCA machen. Und alle weniger harten gehen halt einfach tagsüber hin und empfangen ihre diesjährige Dosis Solarenergie per Rumliegen, Yogasitz oder eben besagtes Rumstehen als Y.

Sonnenfreaks, ob man die auch ab und zu mal gießen muss?

Die Mondpyramide war zum Glück bei weitem nicht so voll, es gab nichtmal ne Schlange (war ja auch kein Mond), aber der Anstieg ist ja auch ähnlich steil, da quält man sich natürlich lieber auf die renommierte Sonnenpyramide. Unser Glück, haben wir ein gutes Plätzchen auf dem mittleren Plateau gefunden, direkt an der Kante, unter der es erstmal paar Meter steil runter ging, von der man aber auch ne gute Aussicht auf die Sonnenpyramide und Straße der Toten hatte.

Pyramiden in Teotihuacan

Am Fuß der Pyramide standen Polizisten mit Megafonen, die (meiner Meinung nach überflüssigerweise) immer die Leute hoch und runter gelotst und vor der Kante gewarnt haben. Gut, bei älteren Leuten oder Leuten mit Kindern mag das vielleicht noch Sinn machen, denn die Stufen sind ungefähr kniehoch, also als kleiner Mexikaner müsste man sich mit Händen und Füßen da hochbehelfen.

Platz vor der Mondpyramide

 

In der Ferne waren etwa ameisengroß die Menschenmassen, die sich die Sonnenpyramide hoch und runter schinderten zu sehen.

Sonnenpyramide von der Mondpyramide aus

Und ein paar Hundert Meter die Straße der Toten runter sah man wie sich das Gelände weiterhin erstreckte, aber dahin zu gehen hatten wir dann keinen Bock mehr. Auch wenn wir es vermutlich hätten tun sollen.

Straße der Toten von der Mondpyramide aus

Aber vielleicht ist ja nächstes mal dort nicht ganz so viel los und wir können direkt über die Autobahn hin, dann könnte man ja auch nochmal auf die richtig große Pyramide. Die allerdings wegen hügeliger Landschaft und so an der Spitze gar nicht höher ist, als die Mondpyramide.

Bei einem letzten Rundgang auf dem Plateau haben wir noch ein paar … Opfergaben(?) entdeckt.

Opfergaben

Um dann wieder hinabzusteigen und an zich unsäglichen Souvenirverkäufern vorbei gen Ausgang zu gehen.

Auf dem Weg zum Auto sind wir nochmal in nem Restaurant eingekehrt, um ne Kleinigkeit zu trinken, wobei ich dann direkt die sich mir bietende Gelegenheit ergriff, mal ne Pulque, also „Bier“ aus der Agarve zu trinken. Wobei das hier wohl von weiter Weg importiert war und außerdem Mangogeschmack beigesetzt hatte.

Mangopulque

War aber gut, so nach der ganzen Sonnenballerei sowatt süßes mit ein klein wenich Alkohol. Der Nahuatl sprechende Kellner hat mir dann glatt noch eine mit Kokosgeschmack vorgeschlagen und auf meine Nachfrage hin auch eine „echte“ Pulque, ohne Zusatzgeschmack – das sei nur für die Touristen – herbeigebracht, die wohl aus dem Nachbarstaat Tlaxcala oder aus Puebla kam und die ich dann ebenfalls mitgenommen habe.

Und à propos Nahuatl, der Typ war echt witzig, konnte ein wenig Deutsch, Französisch, ganz gut Englisch, natürlich Spanisch und eben sein Nahuatl, was wohl so kompliziert und langatmig ist, dass für ihn Fremdsprachen eher eine Erleichtung waren.

Naja und danach gings dann über die – endlich – ordentliche Cuota auf direktem Wege nach Hause, was uns vielleicht zwei Drittel bis die Hälfte der Zeit des Hinwegs gekostet hat, das aber auch nur weil in Puebla, auf dem Weg, viel Verkehr war.