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Isla Espiritu Santo

eine Bootsfahrt, mit lustigen Scanlines

Der 29. sollte nun endlich der Tag sein, an dems raus auf den Golf von Kalifornien gehen sollte, das Wetter war wie immer morgens gut, aber auch der Wind sollte sich gemäßigt halten. Genauso war es die letzte Möglichkeit, die Tour durch die Bucht und raus ins Meer zu machen und nochmal zu versuchen, Wale zu sehen. Zu dem Zweck hatten Richard und Gloria am Vorabend bei den Bootsleuten angerufen, auf dass uns nach dem Frühstück ein Taxi zum malecón und damit Startpunkt der Bootsfahrt brächte.

Transformers, more than meets the eyes ...

Dort schmissen wir uns erstmal schön in Schale. Wobei ich mit einer Kombo aus Neopren-Einteiler und Fake-Lederjacke vom Costco den nächsten Sommerstyle schonmal vorgegeben habe. Kurze Hosenbeine versteht sich! Aber keine Sorge, ihr habt ja noch ein bißchen Zeit bis zum Sommer. Naja fjedn Fall gings vom Tauchladen über die Straße aufs Boot und von dort mit ordentlich Sha-beng durch die Bucht von La Paz.

Zuckerguss ... aus Kacke

Die Fahrt dauerte schon Einiges länger, als wir angenommen hatten, als wir es endlich zu der Gruppe von Inseln rüber geschafft hatten und ich mir bereits durch den merkwürdigerweise kurzbeinigen Neoprenanzug und die einseitige Sonnenbestrahlung einen äußerst seltsam geformten Sonnenbrand zugezogen hatte.

Pappkulisse

Besagte Inselgruppe besteht, neben der oben abgebildeten Fake-Kulisse, aus mindestens drei weiteren, kleinen Inseln und zwei sehr großen. Naja, je nachdem wie man es sieht, das kommt auf die Tide an. Denn rein theoretisch sind Isla Partida – die zweitgrößte – und Isla Espiritu Santo – der ganz große Hoschi – eine einzige Insel, die nur bei Flut getrennt ist.

Jetz hypf ich!

Hinter der letzten Landzunge der Isla Partida haben wir einen vorläufigen Halt an einigen seebelöwten Felsen gemacht. Wo sich jene Wasserkatzen dann auch gleich aufmachten und spielend herumhüpften.

Chillz0r

Andere aber auch einfach nur gechillt gewunken haben. Da sichs dort nicht so primstens mit Boot anlegen und rumschwimmen machte und es überhaupt auch noch einen Platz mit mehr Seelöwen gab, wo ein richtjer Bootparkplatz war, sind wir auch noch um besagtes Stück Land herumgecruised und haben letztlich an der Isla Lobos angehalten, etwas größeren Felsen im Golf Kaliforniens.

Seestern

Da hieß es dann Schnorchel und Taucherflossen anlegen und ab ins kalte Wasser, vor dem auch der Neoprenanzug nicht sonderlich geschützt hat.

-..-

Als Grüppchen haben wir uns nach und nach den Seelöwen auf der Insel genähert, die sich dann auch prompt um uns herumgetrieben haben und diverse Leute ein bißchen anknabberten.

auck auck auck

Naja, eigentlich zumeist eher die Schwimmflossen. War aber schon lustig, das ganze. Mal so nah von den sonst nur im Zoo rumtauchenden Tierchen umgeben zu sein.

Etwas gröber wurden sie aber bei Matthias.

Happahappa!

Nach absolviertem Schnorchelgang wurden auf dem Boot die fatalities begutachtet und die Seelöwen legten sich wieder zum Faulenzen hin.

faulz0r

Tatsächlich hatten sie in blinder Mordwut versucht Matthias zu verstümmeln.

Matadores

Jetzt wissen wir woher Skynet die Idee mit den Aqua-Terminatorn hatte.

Here be wilde beasts!

Allerdings, durch einige hochmoderne Operationen und weitere Voodoo-Zeremonien, deren Dresscode lediglich einen Lendenschurz vorsieht konnten wir das Bein wieder herstellen. Besser, schneller, wir haben die Technologie.

Köder

Durch ein paar menschliche Fleischbojen, die wir zurückließen konnten wir die Wassermöpse auch besänftigen, nicht bei uns ins Boot zu springen. Mit jenem sind wir wieder in Richtung La Paz fahrend zurück an der Isla Partida entlang, auf der Suche nach einer kleinen Bucht. Wobei wir auf dem Weg auch schon an einigen ziemlich prickelnd aussehenden Buchten vorbeigedüst sind, wo ich mir jedes mal dachte „Dieses soll die unsere sein! Ein jungfräuliches Land, bereit eine neue Zivilisation zu empfangen und großzuziehen!“, jedoch wurden uns dann lediglich immer irgendwelche Steinformationen oder Vögel mit blauen Füßen (ähh!? Ja. Doch.) gezeigt.

(schön wenn man so eine Bootsfahrt) Bucht

Unser Buchtchen war dann aber auch alles andere als übel. Superklares Wasser, 50m rein vielleicht immernoch grade so hüfttief und ein relativ unberührter Strand. Ich vermute fürs Littering gibts dort harte Strafen.

Kugel(kopf)fisch

Da’s durch die lange Fahrt und das Geplansche schon Mittagszeit war, wurde aus dem Bootsrumpf der Sonnenschirm, Campingtisch und zu Fratzen geholt. Dazu noch Ceviche und ne Kubikmeter-Kühlbox mit Softdrinks und Light Beer.

Tucktuckboot

Alsdann wurde am Strand gechillt, sich vom frischen Fahrtwind und den klammen Taucheranzügen erholt und der ein oder andere Nährstoff zu sich genommen.

Fischer

Zum Glück etwas weiter weg am Ausgang der Bucht befanden sich noch ein paar von Pelikanen scharf beobachtete Angler. Abseits davon war es ziemlich menschenleer.

lokale Vegetation

Ohne Schuhe war es leider etwas schwerer bis unmöglich weiter ins Land hinvorzudringen, da dort erstens stachelige, ausgetrocknete Büsche wuchsen und zweitens der Boden aus einer Kruste aus getrocknetem Schlamm durchsäht mit feinen Muschelstückchen bestand, die einem schön in die Füße gepiekt hat.

Hinkoffern verboten

Dem zum Trotze und ebenfalls trotz eines Schildes, dessen Errichtung jemand für nötig befand, war nach einiger Zeit im kalten Wasser und danach im klammen Anzug mit darauffolgendem Speis und Trank ziemlich klar, dess den Trip alle mal wagen würden.

Busch

Tatsächlich gab es sogar den auf dem für den dicken Pfahl ziemlich klein ausgefallenen Schild abgebildeten Busch. Als einzigen dort.

Aufs Neue frei zu tun wie einem beliebt hatten sich ein paar Leute nochmal mit dem Boot weiter raus aufgemacht zum Tauchen. Wir anderen sind faul im Sand liegengeblieben wie die zuvor dafür gescholtenen Seehünder.

Unterwasserblumenstrauß aus orangem Blumenkohl

Da mir bei im Sand rumliegen aber schnell langweilig wird und wir noch die Neoprenanzüge, Schwimmflossen und Schnorchel dahatten, hab ich mir die nasskalte Schlabbertracht nochmal angetan und bin ins kristallklare Wasser gewatet. Ein bißchen über langweiligen Sand geschnorchelt und nach 2min. auf einmal schon im flachen Wasser auf Korallem gestoßen.

Seestern macht blau

So vor mich hinschnorchelnd und plätschernd stieß ich auf allerlei Zeugs am Boden, was ich Ben Bär nur zu gern fürs Aquarium eingepackt hätte.

Seestern 2

Ich fühlte mich quasi wie ein Fisch im Wasser. Nur ohne Kiemen und mit Schnorchel. Und ohne Schwimmblase. Naja, wenn man den Kopf nicht mitzählt.

Seeigel, Seeigel, Seeigel

Was mir beim so rumdümpeln ein bißchen Sorgen machte, waren die ganzen Seeigel, wenn ich mal doch an einer Stelle etwas zuviel Tiefgang haben sollte. Sone Wampe voll Zahnstocherkissen macht bestimmt auch keinen Spaß.

Andererseits wars toll die ganzen kleinen Fischies stalken zu können, die sich dort so versteckten und tummelten. Unter anderem den nicht ganz so gut wie er glaubte versteckten Kugelfisch oben, dessen Artgenossen wir ja bislang nur am Strand angespühlt vorgefunden hatten.

Bällsche

Obwohl, wenn er da nur so still rumliegt, ist er doch schwerer zu erkennen.

die bunte Unterwasserwelt

Naja anyway ich fands echt super und war dann doch bissel neidisch auf die Taucher.

Bäumschn

Diese bunten Kringel auf den Bildern sind übrigens nicht wie heutzutage üblich irgendwelche reingeshoppten Unschärfekringel – wie bei den 15-jährigen Hardcore-Twilight-Fans –  die mal jemand vor schwarzem Hintergrund fotografiert hat, sondern tatsächlich Blubberblasen oder andere Schwebeteilchen.

Igeligeligeligel Koralle!

Sehr zu meinem Ungemach hat die Unterwasser-Kodak vom Walmart allerdings anscheinend einen Fixfokus, der trotz Kompaktkamera-Miniobjektiv nicht für einen Makromodus erlaubt. Was mir irgendwie spanisch vorkommt. Denn speziell unter Wasser ist ja je nach Trübung nach 2-3m Ende im Gelände, dann sieht man nur noch Blaugrün. Abgesehen davon ist das Objektiv auch leicht weitwinkelig, weshalb man kleine Fische eben auch nicht sonderlich gut ins Bild bekommt. Aber gut, sie hat eben nur ~1100$ MXN gekostet, da kann man natürlich wirklich keine wasserfeste DSLR für erwarten.

noch mehr ceviche

Obwohl ich schon gerne so’n Gehäuse hätte, aber noch leuchtet es mir nicht ganz ein, für ein hohles Stück Plastik ungefähr den doppelten Neupreis meiner Kamera zu bezahlen. Deswegen lassen wir uns aus Deutschland auch noch eine etwas bessere UW-Camse mitbringen, die mit Zoom und ich vermute mal einem besseren Blitz ausgestattet ist.

Dynamofische

Trotzdem sind mir finde ich ein paar Schüsse gelungen. Oder andersrum gesagt, lieber solche Bilder, als gar keine! Vorallem was die schönen, bunten Fische betrifft.

beinah unerkannt geblieben: James-Bond-Fisch

Btw. sind wir immernoch nicht wieder bei den Ahuehuetes gewesen. Wir wollten ja immer mal mit den anderen Praktis gehen, aber die Zeit vergeht so schnell, dass die Hälfte von denen schon wieder zu Hause in Deutschland ist. Immerhin konnte ich so aber mein mir selbst und damit quasi euch gegebenes Versprechen halten, beim nächsten mal dort eine UW-Cam dabei zu haben.

Blub? Blub? Blub. Bluuuub!

Dort gibts zwar keine Korallen und auch keine so großen, bunten Fische, aber dafür ist es im Gegensatz zu Baja California auch nur ne halbe Stunde entfernt.

ein Blick zum Dahinschmelzen

Gedanklich nochmal zurück in BC hatte die Kodak dann trotz neuer Batterien abermals den Geist aufgegeben und das war das letzte Paar, was wir so auf die Schnelle auf dem Boot hatten auftreiben können, deswegen wars dementsprechend mit der aquatischen Fotografiererei und Filmerei vorbei. Bin ich also noch ein bißchen irgendwelchen Fischen hinterhergepaddelt und mich dann zum halbwegs trocken werden und Aufwärmen an Land begeben und das nasse Schlabberdings an Matthias abgetreten.

Espiritu Santo im Rückspiegel, den ein Boot aber nicht hat

Nicht allzuviel später kamen auch die Taucher zurück, es wurde abgebaut und wir haben uns zur letzten Etappe der Tour aufgemacht, die wohl nicht immer zum Programm gehört.

Skipper

Wir gehörten allerdings in zweierlei Hinsicht zu den Glücklichen. Nämlich insofern als dass wir noch in die Walhai-Gegend gefahren sind, einerseits.

so ziemlich in der Mitte: der Blick auf die Badebucht von zwei Tagen zuvor

Und dass es dort nicht nur ein „Walhaichen“ gab, sondern gleich ganze fünf ins Speisen vertiefte, friedliche Kolosse.

Ein Vogel? Ein Flugzeug? Nein, ein Walhai!

Von denen gibts allerdings aus zwei Gründen kein Foto, was mehr zeigt, als die Spitze der Rückenflosse, die genausogut ein Stein oder ein grade untertauchender Vogel sein könnte. Erstens haben sich Myriam und ich nämlich nicht entgehen lassen, trotz der abendlich kälter werdenden Luft und den den ganzen Tag schon vollgesogenen Neoprenanzügen nochmal ins Wasser zu hüpfen und mit den Riesenviechtern auf Tuchfühlung zu gehen und zweitens waren ja die Batterien der Kodak leer. Die konnte ich zwar trotzdem nochmal für immer eine halbe Minute zum Leben erwecken, aber letztlich hats bei dem planktongesättigtem Wasser auch nix gehelft.

So sind wir dann nach ein paar Runden schwimmen im hohen Wellengang aufs Boot zurück, völlig durchgefroren und Richtung Kai geballert, wo wir in der Bucht von La Paz noch ein paar kleine Delfine gesehen haben, die dort ab und zu neben dem Boot aus dem Wasser sprangen.

Schon mit Jacke an, aber das Handtuch noch um die Beine gewickelt ging ich wenig später an Land und stand an der Hauptstraße. Zurück gings mit Taxi in die Hacienda Paraíso und von dort zum Abendessen abermals zum TrocaderO vom Vorabend. Denn was soll man groß experimentieren und wie oft ist man schon in BCS? Da kann man schonmal ein Restaurant unterstützen wo’s echt zauberprima geschmeckt hat.

Absinth

Weil es diesmal ja nur Tacos mit Ceviche zum Mittag gegeben hatte, haben wir dementsprechend doller zugeschlagen, uns natürlich erstmal wieder die genialen Ententacos bestellt und nach getanem Hauptgang für Myriam und mich noch ein Stück Kuchen, weil die Crêpes leider aus waren. Nur dummerweise waren die Stücke Kuchen ungefähr so groß waren wie der 400-seitige Mexiko-Reiseführer, was uns nach Ententacos, gehaltvollem Salat und Burger-Hauptgang dann doch Probleme bereitete. Nichtsdestotrotz hatte ich mir, nachdem ich ihn in der reichhaltig gefüllten Schnappsbar gesehen habe, einen Absinth bestellt, der mir auf Angebot des Barkeepers hin stilecht am Tisch „zubereitet“ wurde.

Völlig überfüllt ging es zur letzten Nacht zurück in unser Zimmer „El Sol“ wo es auch bald Lichter aus hieß.