Eine Woche später. Als zweites Mexiko-Kennenlernziel für Peter hatte Myriam Oaxaca festgelegt. Alsdann gings am Freitag nach Feierabend direkt über die Cuota Richtung Orizaba und Tehuacán Richtung ciudad de Oaxaca.
Wie immer waren die Hügel, bzw. der Anfang der zerklüfteten Gebirtsketten südlich von Tehuacán überaus dufte anzusehen.
Etwa 3,5h Fahrt später hatten wir die Stadtgrenze erreicht und stauten uns so langsam auf der 3-spurigen Straße Richtung Monte Albán am Stadtzentrum vorbei, als sich plötzlich so ein Opfer von Bauerntrampel in seinem weißen Pickup dazu entschloss, einfach mal das Pedal flachzulegen und uns volle Kanne in die Seite reinzufahren. Das führte wiederum dazu, dass wir auf der anderen Seite in ein anderes Auto geschoben wurden.
Der Arsch, der den Pickup gefahren ist, hat sich dann auch gleich ausm Staub gemacht und wir standen dann mit dem anderen angebummsten Auto am Straßenrand und durften verhandeln wie wir das nu machen mit Bezahlen und Versicherung und wer eigentlich die Schuld hat.
Nach einigen Anrufen nach Hause und Rücksprachen mit der Firma hatten wirs dann soweit hingebogen, dass sich der andere Geschädigte die Kontaktdaten von Mutter als derzeitige Auto-Inhaberin behält und somit dann seinen „Versicherungsanspruch“ (lol, allein das Wort … in Mexiko … ) geltend machen zu können, sobald unsere Berater im Centro Técnico, der ans Werk angeschlossenen Werkstatt, uns informiert hätten wieviel denn da zu machen wäre.
Somit quasi in bester Laune den Wochenendurlaub beginnend, sind wir noch durch die engen Straßen im Zentrum geschlängelt bis wir unser Hotel und einen Parkplatz, der 24h geöffnet hat, gefunden hatten.
So mit – zugegebenermassen etwas heruntergekommener – Bleibe ausgestattet blieb noch der Hunger zu vertreiben. Darum haben wir mal die umliegenden Straßenzüge nach einem einigermaßen brauchbaren Restaurant abgeklappert.
Als Unterschied zum letzten Mal fanden wir in den Straßen um die Kathedrale Santo Domingo haufenweise dieser kruden Holz-(?)Figuren. Des geringen Detailgrads zum Trotz waren aber alle mit gut sichtbaren Geschlechtsmerkmalen ausgestattet.
Tja, naja, wer weiß, war bestimmt Kunst. Alles ganz tiefgründig. Viel zu deep für uns simples Volk. Auf jeden Fall sind wir letztlich bei einem kleinen Italiener gelandet, der ganz okay aussah. Dort haben wir gespeist und noch ne kleine cerveza getrunken und waren eigentlich ganz zufrieden, als wir nach dem Essen bemerkten, dass uns vom Salzstreuer aus eine kleine cucaracha anglotzte. Nach diesem Initialfund ging uns dann auf, dass die Viechter auch an der Wand hinter uns rumwuselten und so haben wir lieber schleunigst die Rechnung bestellt und uns höflich verabschiedet.
Der Samstag ging hingegen schonmal etwas freundlicher los, mit Sonne im doch ganz nett geratenem „Atrium“ des Hotels.
Und wenig Verkehr auf den benachbarten Straßen. Wegen der guten Erfahrung mit einem Café in der Nähe beim letzten Besuch im November, sind wir einfach dort wieder hin zum frühstücken und haben uns ebenfalls wieder die King-Kong-Hotcakes bestellt. (Pfannkuchen mit Bananenscheibchen darin)
Danach sind wir Briefmarken holen und haben vor der Post noch das obere Wahlplakat vorgefunden, dessen Stil allein es in Deutschland wohl schon disqualifizieren würde. Andererseits ist es wohl die erste indigene Partei Mexikos, die da mithilfe zweier Parteien aus dem linken Flügel wirbt. Da könnte man also durchaus auch Sympatien für die aufsteigenden Unterdrückten hegen.
Im Anschluss führte uns unsere Stadterkundung am eine Ecke weiter südlich gelegenen zócalo vorbei, der auch Ende Januar noch komplett voller Weihnachtssterne blühte. Allerdings keine solch Riesenmonsterviecher wie bei uns hier in der Nachbarschaft.
Ein paar Stunden später, also als quasi alles erkundet war, waren wir grade beim Mitbringselshoppen und hatten so eben zwei kleine hangearbeitete Teppiche eingepackt, als wir auf einen DVD-Stand mit ganz spezieller Ware stießen, die in Alemania zum Teil ja auf dem Index steht, was wegen der vielen braunen Matschbirnen ja auch gerechtfertigt ist.
Mehr oder minder von der Stadt und den in ihr feilgebotenen Waren gesättigt ging es auf den späten Nachmittag nochmal zur meiner Meinung nach spektakulärsten Station in Oaxaca – Monte Albán. Diesmal wie so oft vom Tomtom veräppelt (für México ist das Teil einfach nicht gemacht) allerdings über eine schmale Serpentinenstraße an tiefen Abhängen entlang, mit den ewig gefährlichen Nahverkehrsbussen als Gegenverkehr, die auch das ein ums andere mal schön mit 70 Sachen um die Kurve gerauscht kamen, mit ihrem ausladenden Wendekreis.
Diesmal wars leider nicht sehr sonnig, aber das hat andererseits natürlich auch den Vorteil, dass man sich keinen Sonnenbrand holt und auch nicht völlig ausgetrocknet ist, wenn man da ein Weilchen rumwandert. Außerdem gibts den Ruinen nochmal ein ganz anderes, dramatischeres Feel.
Tatsächlich hatte sich an selbigen seit letztem Mal nicht so sonderlich viel geändert. Sie waren immernoch dabei, das Observatorium der alten Zapoteken und daneben einen extra mit Anleitung nach Zahlen versehenen Bau wieder aufzubauen.
Und während wir da so rumwanderten und die steilen Stufen erklommen wurde das Wetter immer düsterer und unheilvoller, weil aus Pazifikrichtung ein Unwetter heraufzog.
Aber wie gesagt, das machte die Szenerie ja nur dramatischer und da der Regen auf sich warten ließ, haben wir uns nicht hetzen lassen. Wohl auch einer der Vorteile, den die Indianer darin sahen, ein ganzes Bergplateau für eine Stadt abzutragen, nicht nur feindliche Armeen, auch Unwetter sieht man schon Stunden vorher heranziehen.
Von der Südplattform abgestiegen gings an „den Tänzern“ und einigen anderen auf Steinen eingeritzten Bildern vorbei auf die andere Seite.
Die *tamtamtaaaam* Nordseite.
Als der Regen dann doch langsam näher kam und das Tageslicht mehr und mehr schwand, hamwa uns dann aber auch gedacht wir lassens mal gut sein.
Und sind über die halsbrecherische Treppe vom Nordplateau wieder runter zum Ein-/Ausgang.
Wo Myriam noch die effiziente Zutrittsbeschränkung bemerkte.
Den Rest des Abends hats in Oaxaca genieselt und geregnet, sodass wir nicht mehr allzuviel unterwegs waren. Lediglich noch weitere Mitbringsel kaufen, darunter einen Mezcal mit Wurm drin für Matthias zum Geburtstag und ein T-Shirt vom Sonnenstein im D.F. für mich. Damit ich wenigstens auch ein richtig klischeeiges Mexiko-Shirt zum Mitnehmen habe. (Zusätzlich zu den zwei tatsächlich lokal angehauchten und irgendwie authentischer wirkenden, die es zu Weihnachten für mich von meinen Eltern gab!)
Danach sind wir lediglich noch ins uns ebenfalls von letztem Mal bekannte Restaurant Los Danzantes, um diesmal ohne Kakerlaken und richtig lecker zu Abend zu speisen. Es hat sich wiedermal gelohnt, kann ich euch sagen! Wenn man nach Oaxaca fährt, sollte man auf jeden Fall dort essen! Allein schon wegen der hammermäßigen Triple-Chocolate-Souflés!
Da wir uns am Samstag ja schon sattgesehen hatten von der Stadt, außerdem 8:00 Uhr der Parkplatz schloss und die anderen erst gegen 9:00 oder 10:00 öffneten, blieb am Sonntagmorgen eigentlich nur noch schnell irgendwo was zum Frühstück einzusammeln und dann die Rückreise nach Atlixco anzutreten, sodass man dort noch den Nachmittag zum Rumchillen hätte.
Ersteres war mit ein paar Doseneiskaffees und Kekspackungen vom Oxxo erledigt, wo uns beim Bezahlen irgendwo noch ein Obdachloser reingeplatzt ist, der erst Geld von uns erbetteln wollte, dann für seine 11,50$ einen Becher scharfe Soße kaufen wollte, wovon ihm die Kassiererin aber abriet. Jener war anscheinend schon bekannt, mit seiner Macke zusammengeschnorrtes Geld für sinnlosen Scheiss auszugeben. Als nächstes sollte es ein Feuerzeug sein, was sie ihm aber auch nicht verkaufen wollte. Dementsprechend hat er sichs in einem kleinen Handgemenge einfach genommen und sein Geld auf den Tresen geschmissen, ist rausgerannt und war von dannen.
Auf der Rückfahrt isses so langsam auch aufgeklart hinter uns, sodass die Gebirge um Oaxaca richtig Herr der Ringe mäßig aussahen.
Wir allerdings hielten Kurs aufs schlechte Wetter.
Haben dafür aber noch nen herbstlichen Wald dazu serviert bekommen.
Auf der Fahrt wurde es dann immer düsterer und der geplante, gechillte Nachmittag in Puebla schien ins Wasser zu fallen.
Ebenso meine geplanten Fotos von den Schluchten zwischen Oaxaca und Tehuacán.
Aber wie schon bei Monte Albán hatte das Wetter auch da irgendwie was. Ab und zu mal ein Fleck Sonne, dann wieder düsterste Wolken im Hintergrund dazu und die majestätischen Berge dazwischen.
Hatte was Endzeitliches.
Und hat abermals Lust gemacht, Markus‘ Vorschlag zu folgen, nach Los Moches zu fliegen/fahren und von dort mit der Bahn durch die Kupferschlucht zu fahren.
Aber dafür fehlt uns das dinero und vermutlich auch die Zeit.
Egal, am Sonntag in Puebla angekommen war dann irgendwie nichts mehr mit Rumchillen. Meine Grippe/Darmverstimmung/allesaufeima hatte sich während der Fahrt wieder gemeldet und so war mir kotzübel als wir angekommen sind, sodass ich mich einfach direkt ins Bett gelegt und dort den Rest des Tages verbracht hab.