Mit dem dritten Morgen in Tepoztlán rückte auch unsere Abreise von dort unangenehm näher. Leider war die Unterkunft nur für drei Nächte verfügbar gewesen, auch wenn wir noch Zeit gehabt hätten bis zu unserem Flug zurück in die Karibik. Noch vor dem Frühstück hat deswegen Lily angefangen ihren Koffer mit Büchern, Spielzeug und Kuscheltieren zu packen, als Fleißigste von uns allen.
Wir hingegen haben uns nochmal nen Filterkaffee aufgesetzt, der auch gar nicht mal schlecht schmeckte. Anscheinend ist Cuetzalankaffee einfach nur nichts für uns Deutsche, da stimmte auch Doris mit uns überein.
Wäre die Mastersuite weiterhin vakant gewesen, wir wären wohl noch eine Nacht oder evtl. sogar zwei an diesem Ort der Ruhe geblieben, wo wir es uns so gemütlich gutgehen lassen konnten. Dabei hatten wir nicht ein mal den servicio de restaurante in Anspruch genommen, den es laut Airbnb-Seite und später auch von Beatriz bestätigt mit genügend Vorlauf gegeben hätte.
So hätte man eigentlich immer zum Mittag einen Ausflug in die Stadt machen können, dort dann noch den Nachmittag abbummeln und zum Sonnenuntergang wieder zurück in die Finca La Casona und sich und den Kindern was schönes kochen lassen können, das auf der Terrasse verspeisen und dann wie gehabt nen Film anwerfen. Hätten wir mal machen sollen! Es wäre bestimmt noch bequemer und relaxter gewesen.
Nunja, blieb nur noch das Frühstück zwischen den bunten Vögeln und mit Blick auf den kleinen Berg zu genießen, die Sachen zu packen und an den Monsterhunden vorbeizubringen und uns dann auf den Weg an Cuautla vorbei nach Puebla zu verabschieden. Bzw. eigentlich nach Cholula, denn dort hatten wir für die verbleibende Zeit ein Hotelzimmer reserviert.
Nicht nur uns fiel der Abschied von unserem schönen Zimmer und der leicht abgelegenen, ruhigen Umgebung schwer, die ihrerseits für innere Ruhe sorgte, auch Beatriz sagte, dass sie sich ungerne von ihren Gästen verabschiedet und immer ein wenig leidet. Natürlich auch nicht schlecht, wenn man die oberen Zimmer des Hauses auf Airbnb vermietet, aber ich schätze das wird sich wohl irgendwie durch das Treffen neuer Leute aus fernen Gegenden aufwiegen.
Nach einer Umarmung und einigen weiteren Verabschiedungen durch das Autofenster während wir das große Metalltor passierten, sicherlich irgendwo mit den Hunden um uns herum, sind wir langsam losgerollt, die paar Meter bis zur Cuautla-Cuota und in den wohl der Uhrzeit geschuldet geringen Verkehr mit eingestiegen, der uns in der brutzelnden Sonne über endlosen Asphalt führte.
Beim Wechsel von der carretera 160 nach Izúcar auf die 438D Richtung Puebla und Atlixco haben wir angefangen unseren Abstecher über Atlixco zu planen, weil wir ja unterwegs mindestens der Kinder wegen was zum Mittag mampfen mussten und warum dann nicht gleich an einem der netten Orte von damals. Es war uns noch dunkel in Erinnerung, dass wir auf dem Rückweg von Tepoztlán oder Cuernavaca, irgendetwas, was in die Richtung liegt, ein mal noch vor der caseta, an der man für die cuota bezahlt, nach rechts zwischen die Felder abbiegen konnte und dort über eine wenig befahrene, aber gut instand gehaltene Straße zum Südende von Atlixco gelangt, wo wir damals also direkt nach El Cristo rein fahren konnten und zuhause waren.
Diesmal jedoch sind wir nach einem kurzen Umweg an El Cristo vorbei zum Bancomer, um wieder fluide zu werden, auf die andere Seite der Straße zur Casa de Piedra gefahren, das ich nicht unbedingt für seine eigenwilligen Varianten bekannter Cocktails, jedoch für die schöne Zeit mit den Nachbarn in El Cristo und unserer Familie und für seine Steaks in guter Erinnerung hatte.
Das wohl zu Recht, wie mir das perfekt gebratene Arrachera auf dem heißen Stein bestätigte, das mit ordentlich Knoblauch beladen am Esstisch ankam.
Es war zwar nicht so massiv wie das Cowboysteak damals, welches mich die Freuden einer gut gegrillten Schwarte lehrte, aber da ich eh aus der Übung bin, war es ausreichend von der Menge her.
Über die Jahre scheint auch der direkt an den Esstischen gelegene und eingezäunte Spielbereich einem großen Klettergerüst mit Wiese davor gewichen zu sein, was natürlich für die Kinder ganz nett war. Etwas albern und heruntergekommen wirkte hingegen das Bällebad, das in einer der hinteren Ecken an der Wiese gelegen und kaum mit Bällen befüllt war, dafür mit Sandboden auftrumpfen konnte. Bestimmt fast genau so gut, als wäre es voller Bälle.
Wenn mehr Betrieb ist, gibt es dort wohl auch Bespaßung ähnlich wie in der Estancia de Argentina, aber leer wie es war, war das Töchterlein die einzige dort in der Ecke und wirkte etwas verloren. Sie hat es sich aber nicht nehmen lassen mal die Sandalen abzustreifen und im Bällebad herumzuspazieren.
Daneben standen noch einige von solchen Kaugummiautomaten, bzw. von solcher Bauart, nur mit kleinen Bällen drin, mit Spielzeug drin, wie ich vermutete. Oder eben einfach Flummis. Kosteten von 10$ bis 30$. Ich hatte aber meine letzten 10$-Stücke für die caseta verwendet, bis auf eines, also blieb nur der günstigste der Automaten. Der mit den Flummis.
Also zumindest … sahen die von draußen wie Flummis aus, mit einem geometrisch-quadratischen Muster drauf. Stellten sich nach Einwurf der zehn Peseten allerdings als einfacher, hohler Plastikball heraus. Zu Anfang hatte ich noch Hoffnung, den irgendwie als Puzzleteil öffnen zu können, des Musters wegen und weil er zwei kleine Lüftungslöcher hatte, allerdings war es wirklich dem Preis angemessen einfach ein hohler Plastikball. Grobe Enttäuschung. Auf der Toilette hätte man immerhin einen Ball mit Zahnputzutensilien bekommen, denn die Zähne können nie sauber genug sein.
Dafür sind wir nach dem Restaurant noch nebenan zum Modelorama rüber, wo ich mir für den Abend nach der Fahrerei wieder ein paar Bierchen besorgen wollte. Im Zuge dessen bekamen die Damen, groß wie klein, dem Wetter angemessen ein Eis, was draußen am Brunnen verspeist wurde, bevor wir wieder ins Auto sind für die letzte Etappe.
Davor mussten wir erstmal noch herausfinden wie wir überhaupt wieder in Richtung Nordosten los kommen konnten, da vor der Casa de Piedra die carretera schon einen abgesperrten Mittelstreifen hat und direkt zu einer Brücke übergeht. Irgendwie konnte man unter dieser hindurch, wenn man sich rechts gehalten hat, aber wie genau das ganze funktioniert, war nach 6 Jahren in unserer Erinnerung etwas schwammig.
Mit ein bißchen Gmaps-Schätzerei haben wir es dann aber herausgefunden und sind in etwa dort wieder herumgedreht, wo wir schon zwischen den Feldern über den Südbogen der carretera herausgekommen waren. Von dort ging es für uns wieder die altbekannte Strecke vom Eingang von El Cristo in Richtung Puebla.
Dort durften wir wieder die wunderbare Erfahrung machen sich einmal mit ordentlich Gas auf dem Periférico einzuordnen und dann direkt über 100m und alle Spuren nach ganz links zu ziehen, ordentlich auf die Bremse zu treten, 180° zu wenden und sich dann wieder in Gegenrichtung auf der linken Spur einzusortieren, um von dort knapp später auf die mittlere Spur zu wechseln, die dann wiederum von rechts heran an den eigentlichen periférico heranläuft, wo man sich abermals einsortieren darf, um dann in die richtige Richtung zu fahren. Hurra!
Wie schon zuvor, sind wir von dort auf die Recta a Cholula gewechselt, von der aus man nach ein paar Runden Einbahnstraßen zwischen bunten Häusern im Zentrum von Cholula angelangt, in dessen Nähe sich das Estrella de Belem befindet. Das ist ziemlich genau einen Häuserblock vom Fuße der großen Pyramide entfernt und wir waren somit auch schon mindestens ein mal, nach dem Besuch in der Ciudad Sagrada, daran vorbei gelaufen. Restaurant und Hotel befinden sich nämlich auf der selben Straße, etwa 100m voneinander entfernt.
Von draußen sieht das Hotel ziemlich unscheinbar aus, aber die Zimmer sind nett, wenn auch unseres nicht so spektakulär war wie das in Tepoztlán. Jedoch hat man statt fehlendem Balkon (man guckt ja aus dem Fenster direkt zur Straße) über eine Treppe im Innenhof, zu dem alle Zimmer öffnen, eine Dachterrasse mit Swimmingpool, von der man Gebrauch machen kann. Etwa, um Drohne zu fliegen.
Nachdem wir erfolglos ein mal um den Häuserblock gezirkelt waren, um einen Parkplatz auf der Straße zu finden, haben wir die Rezeptionisten in Anspruch genommen, die netterweise alles was ich sie von unserem Gepäck in die Hände kriegen ließ pronto auf unser Zimmer brachten und dann auch noch, für uns völlig relaxt, das Auto auf den hoteleigenen Parkplatz manövriert haben während wir schon mal ankommen konnten. Leider war die Sonne seit etwa einer Minute untergegangen, als ich die Drohne dann endlich vom Dach in der Luft hatte, aber gut, was solls. Wir hatten ja noch paar Tage dort und ich war ja auch schon vorher bei der Pyramide geflogen. Währenddessen haben die Kinder natürlich schon mal die Hände in den Pool gehalten, der kurz nach sechs aber schon zu kalt war, um noch darin zu planschen. Januar eben.
Zum Abschluss des Tages haben wir uns von den anderen Gästen auf der Terrasse inspirieren lassen und uns ein paar Club Sandwiches und Tacos de Arrachera aufs Zimmer bestellt, wo wir, wie die letzten Tage auch schon, meinen Laptop an den Fernseher geklemmt und einen Kinderfilm gestreamt haben.