Mit dem dritten Morgen in Tepoztlán rückte auch unsere Abreise von dort unangenehm näher. Leider war die Unterkunft nur für drei Nächte verfügbar gewesen, auch wenn wir noch Zeit gehabt hätten bis zu unserem Flug zurück in die Karibik. Noch vor dem Frühstück hat deswegen Lily angefangen ihren Koffer mit Büchern, Spielzeug und Kuscheltieren zu packen, als Fleißigste von uns allen.
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Weg von Arbeit
Manchmal wird man auf dem Nachhauseweg hier doch ein bißchen belohnt.
Hauptsächlich dann, wenn es neben den Vulkanen einen interessanten Sonnenuntergang gibt, so wie neulich, als Popo und Izta halb in Schäfchenwolken gehüllt und von einzelnen Sonnenstrahlen beleuchtet waren.
Montag, Teotihuacan
Nachdem wir uns am Wochenende mit Safari und Pancakes ja doch eher ausgeruht haben, waren wir am Montag körperlich und vorallem geistig wieder entspannt genug, uns mit einer Google-Maps-Weganweisung und nem ahnungslosen Navi bewaffnet auf den Weg zur Ruinenstätte Teotihuacan zu begeben. Die liegt etwas nördlich von Ciudad de México. Somit führte uns unsere Route diesmal eher am Iztacíhuatl, dem nördlichen der beiden Vulkane Popocatépetl und Izta-popo, vorbei.
Leider führte uns das etwas gehandicappte Navi auch nicht auf der schönen Autobahn, die ziemlich direkt von Puebla nach Teotihuacan führt, zum Ziel, sondern auf einmal in irgendeinen Ort namens Apizaco rein, der komplett in der falschen Richtung lag, weil wiedermal eine Abfahrt nicht ordentlich angezeigt war. So sind wir dort erstmal rumgekurvt und nach einer Weile wieder halbwegs auf der richtigen Strecke gewesen. Allerdings kennt das Navi die richtige Autobahn nicht, sodass wir uns in Schlangenlinien um diese rumbewegt haben, statt gradezu zu fahren.
Trotzdem haben wir mit Hilfe unseres Google-Maps-Ausdrucks dann nach nach Teotihuacan gefunden und nachdem wir auf einem Hinterhof ein paar Tortillas verputzt haben, gings auf zu den Pyramiden.
Dort war allerdings erstmal der nahegelegene Eingang gesperrt, sodass wir zum nächsten wandern mussten, wo sich schon eine ganze Menge Menschen und wegen der Hitze ein Notarztwagen und mehrere Speiseeis-Verkäufer versammelt hatten. Glücklicherweise werden hier Warteschlangen ungefähr 10000x so schnell abgearbeitet wie in Deutschland und wo wir 2h Warterei in der knallenden Mittagssonne erwartet hätten, standen wir vielleicht 10min. an, bis die 50 Menschen vor uns ihre Tickets hatten.
An diesem Eingang zum Gelände befindet sich direkt die Sonnenpyramide, die größte dort und auch insgesamt drittgößte Pyramide der Welt. Allerdings hatte sich auch um die eine Schlange von mordsmäßigem Ausmaß gebildet, sodass wir erstmal davon abgesehen haben, diesen Monumentalbau beklettern zu wollen.
Da zumindest eine der Seiten der Pyramide, also die die hier zu sehen ist, doppelt beschlangelt war und die Schlange noch um 1,5 weitere Seiten geht, kann man wohl mit Fug und Recht behaupten, die war mindestens 777m lang. Was, nunja, ziemlich abgefahren ist, in der Mittagshitze in México am Ende einer 777m langen Schlange zu stehen. Aber wie gesagt, allzu scharf drauf diese Erfahrung zu teilen waren wir nicht, von daher sind wir nur um die Sonnenpyramide drumrum und weiter in Richtung Mondpyramide.
Wobei ich glaub, die Treppen der Sonnenpyramide wären auch mal ein abwechslungsreiches workout gewesen, wenn auch bei weitem nicht so lang wie beim Sport sonst.
Nach der Dreiviertel-Umrundung der Pyramide gings dann über die Straße der Toten (und die Hitze hat einem doch so ziemlich das namensgebende Gefühl vermittelt) zur Mondpyramide.
Trotz ihres namens war die aber ebenso sehr belebt an dem Tag.
Und der Grund für die ganzen Menschenmassen war der Frühlingsbeginn, zu dem manche Hardliner schon zum Sonnenaufgang in ihren Selbstmordsekten-Kutten auf der Sonnenpyramide stehen und das Y von der YMCA machen. Und alle weniger harten gehen halt einfach tagsüber hin und empfangen ihre diesjährige Dosis Solarenergie per Rumliegen, Yogasitz oder eben besagtes Rumstehen als Y.
Die Mondpyramide war zum Glück bei weitem nicht so voll, es gab nichtmal ne Schlange (war ja auch kein Mond), aber der Anstieg ist ja auch ähnlich steil, da quält man sich natürlich lieber auf die renommierte Sonnenpyramide. Unser Glück, haben wir ein gutes Plätzchen auf dem mittleren Plateau gefunden, direkt an der Kante, unter der es erstmal paar Meter steil runter ging, von der man aber auch ne gute Aussicht auf die Sonnenpyramide und Straße der Toten hatte.
Am Fuß der Pyramide standen Polizisten mit Megafonen, die (meiner Meinung nach überflüssigerweise) immer die Leute hoch und runter gelotst und vor der Kante gewarnt haben. Gut, bei älteren Leuten oder Leuten mit Kindern mag das vielleicht noch Sinn machen, denn die Stufen sind ungefähr kniehoch, also als kleiner Mexikaner müsste man sich mit Händen und Füßen da hochbehelfen.
In der Ferne waren etwa ameisengroß die Menschenmassen, die sich die Sonnenpyramide hoch und runter schinderten zu sehen.
Und ein paar Hundert Meter die Straße der Toten runter sah man wie sich das Gelände weiterhin erstreckte, aber dahin zu gehen hatten wir dann keinen Bock mehr. Auch wenn wir es vermutlich hätten tun sollen.
Aber vielleicht ist ja nächstes mal dort nicht ganz so viel los und wir können direkt über die Autobahn hin, dann könnte man ja auch nochmal auf die richtig große Pyramide. Die allerdings wegen hügeliger Landschaft und so an der Spitze gar nicht höher ist, als die Mondpyramide.
Bei einem letzten Rundgang auf dem Plateau haben wir noch ein paar … Opfergaben(?) entdeckt.
Um dann wieder hinabzusteigen und an zich unsäglichen Souvenirverkäufern vorbei gen Ausgang zu gehen.
Auf dem Weg zum Auto sind wir nochmal in nem Restaurant eingekehrt, um ne Kleinigkeit zu trinken, wobei ich dann direkt die sich mir bietende Gelegenheit ergriff, mal ne Pulque, also „Bier“ aus der Agarve zu trinken. Wobei das hier wohl von weiter Weg importiert war und außerdem Mangogeschmack beigesetzt hatte.
War aber gut, so nach der ganzen Sonnenballerei sowatt süßes mit ein klein wenich Alkohol. Der Nahuatl sprechende Kellner hat mir dann glatt noch eine mit Kokosgeschmack vorgeschlagen und auf meine Nachfrage hin auch eine „echte“ Pulque, ohne Zusatzgeschmack – das sei nur für die Touristen – herbeigebracht, die wohl aus dem Nachbarstaat Tlaxcala oder aus Puebla kam und die ich dann ebenfalls mitgenommen habe.
Und à propos Nahuatl, der Typ war echt witzig, konnte ein wenig Deutsch, Französisch, ganz gut Englisch, natürlich Spanisch und eben sein Nahuatl, was wohl so kompliziert und langatmig ist, dass für ihn Fremdsprachen eher eine Erleichtung waren.
Naja und danach gings dann über die – endlich – ordentliche Cuota auf direktem Wege nach Hause, was uns vielleicht zwei Drittel bis die Hälfte der Zeit des Hinwegs gekostet hat, das aber auch nur weil in Puebla, auf dem Weg, viel Verkehr war.