Den zweiten Samstag im Oktober haben wir genutzt, um nach Zapotitlan Salinas zu fahren, ein Ort nahe Teohuacan, wo erstens jede Menge Kakteen wachsen, die auch tatsächlich von der Familie cactus sind, zweitens der nie von den Spaniern erobert wurde, weil es geographische Vorteile für die Indianers hatte und drittens wo es einen Kakteengarten gibt, in dem alle möglichen Arten von Heilkakteen kultiviert werden. Letzteren wollten wir uns mal reinziehen, nachdem wir vom Nachbarn Jaime davon gehört hatten.
Kurz nochmal durch den Ort geirrt, um was zum Schnabulieren zu finden, sind wir dann in einer kleinen, aber feinen Tacería gelandet, in der ich mir nach der Fahrt durch die schöne, sonnige Berglandschaft glatt mal ein Nachmittagsbier gegönnt hab. In der Tat war auch Z. Salinas abseits der Landstraße ein ganz netter Ort, leider haben wir aber nicht viel davon gesehen, weil die Zeit nicht reichte.
Frisch gerstengestärkt sind wir dann in den genannten jardín botánico und haben uns dort vom Guide die verschiedenen Arten von Kakteen und ihre medizinischen Nutzen erklären lassen, wobei zumindest ich aufgrund der spezifischen Terminologie des öfteren nur Bahnhof verstanden hab.
Von den Sachen, die ich verstanden habe, habe ich aber natürlich auch den Großteil wieder vergessen. Den blutenden Baum oben fand ich aber ohnehin einfach nur cool.
Diese gerade nach oben wachsenden, großen Kakteen wachsen übrigens derart langsam, dass die meisten von denen sicherlich hundert Jahre und mehr alt sind.
Und eindrucksvollerweise ist die ganze Gegend voll von 3-5m hohen Exemplaren.
Auf dem Weg noch einige Höhenmeter hinter uns zu bringen, begegneten wir ungefähr auf Kopfhöhe einigen gut adaptierten und nicht grade kleinen Spinnen (Beinspannweite ca. 10cm), die ihre Netze fast unsichtbar über mehrere Meter breite zwischen jeweils zwei Kakteen gesponnen hatten. Die fiesen Biester. Wobei ich finde, dass die oben dargestellte ne ziemlich interessante Zeichnung aufweist. Obs gegen deren Gift dort auch eine Kaktee gibt?
Ihre Nachbarin wiederum hatte sich vor einer Kaktee plaziert, die imho verdächtig nach Pommesgabel aussieht.
Dieser Kaktus könnte gegen Inkontinenz sein. Oder Impotenz. Oder Husten, wer weiß, vielleicht knallt der auch nur ordentlich.
Auf dem weiteren Weg erspähte unser Pflanzenkundler noch eine kurios aussehende Raupe, die er sich prompt spitzfingrig aus dem Busch pflückte, nur um uns zu erklären, dass das kleine Ding entgegen seines Aussehens nicht übertödlich ist, sondern von den locals als Delikatesse angesehen und gerne im Rührei verputzt wird.
Einige Meter weiter gab es einen kleinen Kaktus mit Früchten, die uns ebenfalls direkt angeboten wurden.
Haben wie Himbeeren geschmeckt, die kleinen Dinger.
Neben dem ganzen Heilskrams haben einige Kakteenarten aber auch lustige Namen. Nämlich speziell diese kleinen Puffels, die nur knapp über dem Boden wachsen. Je nach Größe heißen die nämlich „Cáca de gato“ (Katzenkacka) oder „Cáca de burro“ (Eselkacka, oben zu sehen) je nach Größe der zu sehenden Pflanzenteile.
Auf dem Gipfel des Hügels angelangt, gabs einen Hochstand, von dem aus man ganz gut die Landschaft überblicken konnte, was sonst durch die Büsche und Kakteen nicht gegeben ist. Schon schön dort!
Aber selbst auf dem Teil befand man sich grade mal auf Höhe der Kakteen, was einen nochmal über die Wachstumsrate dieser Dinger nachdenken lässt.
Dort oben war dann übrigens auch mein Jesus-Foto entstanden, schön mit weiß-sandfarbenem Baumwollhemd in der Abendsonne.
Zum kröhnenden Abschluss sozusagen gabs nochmal einen von diesen flaschenförmigen Bäumen, wie sie auch am Anfang in etwa 1,20m Größe zu sehen waren.
Diesmal allerdings mehrere Meter hoch, wie man an dem Hundi rechts unten sieht. Soweit ich mich erinnere haben das bei uns zu Hause einige Leute in einem kleinen Topf im Wohnzimmer stehen.
Nebenan gabs dann wirklich zum Schluss die „Mal de mujeres“, eine Pflanze, die wohl gegen „Schmerzen in den Knochen und Kälte“ hilft. 😛
Da inzwischen die Sonne untergegangen war und wir uns recht weit östlich befanden, bot sich uns auf dem Heimweg noch der Anblick der blauen Berge, über dene die feuchte Meeresluft kondensierte.
Das vorentschädigte dann schon so ein bißchen dafür, dass die cuota erst ziemlich voll mit langsamen Brummies war und ca. 30km vor Puebla eine derart behinderte Baustelle eröffnet worden war, dass wir uns streckenweise nur mit 10km/h fortbewegten, bzw. manchmal auch mehrere Minuten am Stück auch einfach nur auf der Autobahn stillstanden, weil hier keiner Reißverschlussprinzip kennt und sowieso bei jedem, der einigermaßen nach Authorität riecht gebremst oder angehalten wird.
Dazu kamen dann noch die Baches – Schlaglöcher – die eben auch immergegenwärtig sind. Spaß garantiert! In der Tat war glaube ich die kostenfreie Landstraße im besseren Zustand, als die Mautstrecke.
Abgesehen vom temporären Zustand führt die cuota aber auch mitten nach Puebla rein und nicht wie die Landstraße schön am VW-Werk vorbei und flott auf den Stadtring „Periférico“, sodass wir da auch noch ne kleine Kurverei zu durchstehen hatten. Ein bißchen genervt und müde davon, haben wir entschieden, nicht zuhause noch kochen zu wollen, sondern eben noch bei der Beer Factory einzukehren.
Schön noch in unseren Klamotten des Tages, Shorts bzw. kurze Jeans, ich im Jesushemd, wars gut, dass dort die Klimaanlage nicht auf allzu hohen Touren lief. Myriam hatte sich dann von den hiesig gebrauten Bieren einen Erdbeermix bestellt und ich mir eine neue Variante des Hauses.
Und zwar hatten die schlauen Braumeister in unserer Abwesenheit aus dem eh schon leckeren guinness-ähnlichen Luna llena die alkoholhaltigere Sorte Heavy Metal kredenzt, die trotz der 10% Alkohol auch wirklich, wirklich lecker schmeckte.
Dazu noch ein „kleines“ Burgerchen (der Kameradeckel links misst 72mm ø zum Vergleich) das einfach mal saugeil geschmeckt hat und alles war im Lot.
Da’s grade so die Zeit war, wurde auch in der Beer Factory ordentlich die Werbetrommel für die lokale Variante des Oktoberfests gerührt. Was irgendwie lustig anzuschauen ist, hier in México.