Mit dem dritten Morgen in Tepoztlán rückte auch unsere Abreise von dort unangenehm näher. Leider war die Unterkunft nur für drei Nächte verfügbar gewesen, auch wenn wir noch Zeit gehabt hätten bis zu unserem Flug zurück in die Karibik. Noch vor dem Frühstück hat deswegen Lily angefangen ihren Koffer mit Büchern, Spielzeug und Kuscheltieren zu packen, als Fleißigste von uns allen.
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Cholula zum Sonnenuntergang
Den Großteil des 27.12. haben wir im und ums Haus, etwa im Garten oder auf dem Balkon, herumgedödelt und versucht die Kinder halbwegs bei Laune zu halten.
Die heilige Stadt
Auch für den zweiten Weihnachtsfeiertag hatten wir über meine Mutter eine Verabredung, nämlich zum Frühstück mit einigen ihrer ehemaligen Kollegen hier. Diese sollten wir im Ciudad Sagrada treffen, einem Restaurant in Cholula, jedoch bestand da ja noch das kleine Problemchen, dass das große Auto nicht startete.
Al Caribe!
Für unseren Abflug in die Karibik hatte ins Doris am Wochenende (nicht zu lange vorher, damit sies nicht vergessen) zwei Taxen bestellt, die in Atlixco echt ziemlich günstig sind, um uns zum poblanischen Flughafen zu fahren, von wo aus wir den kleinen Hüpfer in die Karibik machen würden.
Letzte Gelegenheit also, mal endlich diesen Hundezwinger auf der anderen Straßenseite zu knipsen, der uns soviele Schlafunterbrechungen beschert hat. Das ist dieser spitz zulaufende Käfig da oben, der vielleicht 5m² oder so umfasst und den Großteil des Tages (wenn die Tür nämlich nicht offen steht) vier Hunde beherbergt, die sich dementsprechend gut leiden können.
Als 8:10 Uhr die für um acht bestellten Taxen noch nicht da waren fuhr zufällig Nachbarin Kerstin vorbei und machte schon große Augen, dass wir immernoch da stehen mit fertig gepackten Koffern. Ich weiß nicht ganz wie es den anderen ging, aber ich behaupte mal wir hatten alle etwas mexikanische Entspanntheit im Blut und haben uns da keinen großen Kopf drum gemacht. Vielleicht hatte die vigilancia ja trotz Ankündigung was an unseren Abholern auszusetzen oder sie sind die falsche Richtung um den Golfplatz herum gefahren, wer weiß. Wir würden so oder so gut zeitlichen Puffer haben. Genau in dem Moment kam aber auch eine hellgelb-blaue Taxe um die Ecke gefahren. Okay, da wurde ich schon einen kurzen Moment nervös, ob da vielleicht beim Stillepost-Spiel herausgekommen war, dass wir uns zu fünft – plus Fahrer – in die kleine Karre quetschen würden. Nein, der Kollege komme gleich. Alles in Ordnung.
Siehe da – wenige Momente später standen zwei Taxen vorm Haus, bereit über Puebla zum Flughafen zu fahren. Das einzig Doofe: Der Fahrer ist zwar mit Dreipunktgurt gesichert, für die Fahrtgäste steht solcher Luxus aber nicht zur Verfügung. Auf Nachfrage war sich zumindest der zweite Taxifahrer sicher, dass unter den Sitzbänken noch Gurte versteckt seien. Die wurden dann auch fleißig rausgepult, allerdings handelte es sich natürlich nur um Beckengurte. Nichts für eine Babyschale. Die wurde dann auf dem Beifahrersitz verkehrtrum versteht, weil die Kofferräume zum Bersten voll waren mit den Koffern. Lily dürfte die Fahrt ihres Lebens gehabt haben, uneingeschnürt auf Mamas Schoß sitzen mit Kuscheln und Stillen und was es nicht alles so mit sich bringt.
Wir hingegen hatten eine Heidenangst, falls der Taxifahrer doch mal stärker bremsen muss, was bei dem chaotischen Verkehr an und hinter der caseta am Eingang von Atlixco nach Puebla und auf der Stadtautobahn periférico durchaus mal vorkommen kann. Da hilft nur Beten und Hoffen wie ein guter Katholik. Zum Glück hatten sich die Taxifahrer nochmal untereinander und aufgrund meiner Nachfrage auch mit uns abgesprochen, dass sie nicht die kostenlose Straße (Landstraße mit topes – speedbumps – und vielen Dörfchen), sondern die Autobahn nehmen wollen und sich dementsprechend auch das Gekurve durch die engen Einbahnstraßen von Cholula sparen und stattdessen über die erwähnte Stadtautobahn fahren.
Das kam uns sehr gelegen, weil es mit ziemlicher Sicherheit die flottere Strecke ist, selbst wenn sich auf dem periférico noch später Berufsverkehr hätte stauen sollen.
Für die atlixquensischen Taxifahrer war das aber wohl mal ne ganz schöne Abwechslung. Es hat aber alles gut geklappt und wir sind nach nur ungefähr einer Dreiviertelstunde schon da gewesen, hatten somit noch ewig Zeit auf dem Winzflughafen bis kurz nach elf der Flug gehen sollte.
Die hat Lily dann genutzt, um noch überall rumzukrabbeln und wieder herumlaufen zu wollen (was sie ohne Hilfe aber noch nicht kann), wobei wir zum Glück dann bei zwei mexikanischen Kindern gelandet sind, deren Spielzeug interessant genug war, sie bis zum Abflug zu beschäftigen, sodass Myriam währenddessen den Fragebogen für die Hochzeitsfotografen ausfüllen konnte (public hotspots for the win!) und wir anderen Eltern auf unseren Handies rumgespielt haben.
Die Zeit verging dann doch recht schnell und schon saßen wir in der Alubüchse nach Cancun International.
Passenderweise war es dann auch Zeit für Lilys Mittagsschlaf, sodass ich es immerhin geschafft habe bis zum Showdown vom dritten oder vierten Buch, das ich diesen Urlaub gelesen habe, zu kommen.
Leider war es recht diesig, sodass von den Vulkanen nur wenig zu sehen war. Das letzte mal gab es auf dem Rückflug ja sowohl auf den Citlaltépetl, als auch Popo und Izta eine schöne Perspektive im Sonnenuntergang. Ganz nett war aber trotzdem die Grenze vom Hochland nach – vermutlich – der Tiefebene von Veracruz, wo sich die Wolken so gestaut haben.
Kaum hatte ich mein Buch wieder aufgemacht, war auch schon die Küste von Yucatán mit Meer unter uns zu sehen.
Und logischerweise wenige Minuten später der alles überwuchernde, 4-5m hohe Dschungel auf Yucatán, der von so weit oben aussieht wie komplett gleichmäßig gemähter Rasen. Ein bißchen wie Golfplatz.
Erst im Landeanflug sind dann die Schneisen zu erkennen, die wahrscheinlich mit viel Mühe für die Straßen da reingeschlagen wurden.
In Cancun waren dann auf einmal doch mehr Wolken, als wir uns eigentlich gewünscht hätten, aber das muss ja immer noch nichts aussagen. Schwül und heiß kann es schließlich trotzdem sein. Myriams Vater Peter sollte auch kurz nach uns landen und ich musste dann daran denken, wie es wohl ist, wenn man in Winterklamotten (oder naja, ganz so kalt war es ja wohl zuletzt in Berlin nicht) in den Flieger einsteigt und dann in tropischer Hitze wieder rausgeht.
Ursprünglich hätte Peter eine knappe Stunde vor uns landen sollen, aber dann wurden zum ersten Februar neue Zeitzonen in Mexico eingeführt, die das Land mehr oder weniger in Norden (-1h), Zentrum (echte Zeit) und Süden (+1h) einteilen. Kuriose Sache das. Somit wurden wir erstmal im AC gekühlten Minibus, wo wir sogar eiskalte Wasserfläschchen bekamen, zur Autovermietung gefahren. Peter würden wir dann in einer zweiten Tour abholen. Wie gehabt, wurden wir dort angekommen erstmal schön auf Englisch vollgequatscht. Natürlich mit breitem Akzent, das können nicht nur wir Deutschen. Ich finde ja immer, es wäre dann einfacher auf Spanisch zu verstehen, als zu versuchen mit zwei Akzenten auf Englisch herauszufinden was man voneinander will, aber manch einer (zum Glück die wenigsten) beharrt einfach darauf mit Weißhäuten Englisch zu blubbern.
Der Shuttle-Fahrer brachte dann tatsächlich Myriam, Lily und mich nochmal zum nicht für Abholende freigegebenen Bereich, wo wir zwischen den ganzen Taxen, Reisebussen und Resort-Shuttles noch ein ganzes Weilchen auf Peter ausgeharrt haben, dessen Flug wohl einfach etwas Verspätung hatte. Dabei haben wir dann wieder „spot the german“ quasi gespielt. Gar nicht mal so schwer, wenn da Leute mit sich zurückziehendem Haaransatz und darunterliegender, erröteter Stirn, Karohemd, Sandalen und Pornobalken rauskommen.
Irgendwann gab es dann auch mal nen Peter und wir konnten uns an das lustige Tetrisspiel machen, in unseren 8-Sitzer die ganzen Koffer, eine Babyschale und uns fünf Leute reinzuquetschen. Tatsächlich gar nicht mal so einfach, wenn man zumindest einen hinteren Sitz braucht. Gut eingebaut saß Peter dann hinten neben dem Handgepäck und wir konnten das letzte Stück Reise, die 307 runter in Richtung Belize, in Angriff nehmen.
Dabei wundert man sich immer wieder, warum man aus Cancun rausfährt, nur um dann genau so in einem von den riesigen Resorts weiter südlich abzusteigen. Am besten noch auf der Straßenseite weg vom Strand, wo man statt Meereswind nur noch tropische Hitze und Klimaanlage hat. Neee nee neee, wir fahren weiter nach Tulum und lassen das alles links (und eben rechts) liegen!
Etwa anderthalb Stunden Fahrt später waren wir auch beim uns bekannten Zeichen für die Strandhotelzone Tulums – dem Chedraui-Werbeschild – angekommen und bogen dort ab. Die Luft, die durchs Fenster reinzog war schon immer kühler geworden und ich hab mir Sorgen gemacht, ob wir wohl etwa schlechtes Wetter abbekommen haben.
Die erwies sich aber spätestens dann als unbegründet, als wir vor den cabañas La Luna zum Stehen kamen und der hochmoderne Astronautengurt in meinem Sitz sich nicht mehr öffnen lassen wollte, während mir von der Stirn der Schweiß in Strömen rann. Mit ein bißchen Technik und viel roher Gewalt hat es dann Peter geschafft mich aus diesem Foltergerät zu befreien und wir wurden von unserer Hochzeitsplanerin Mindy auf der vom Meereswind beströmten Veranda empfangen.
Nach dem check-in wurden wir, wie abgesprochen, rüber zum Nachbarhaus geführt, an das unser Aufenthalt quasi geoutsourced wurde, weil das irgendwie mit den cabañas sonst nicht geklappt hätte. Dort erwartete uns ein älterer Amerikaner (Craig, der Besitzer) und erzählte uns erstmal dies und jenes über das Haus und – inzwischen ein geflügeltes Wort in unserer Gruppe – wie das mit den Schlüsseln funktioniert. Das kam mit in dem Moment zwar etwas seltsam vor, aber ich konnte nicht so ganz festmachen warum. Meine Mutter brachte es dann auf den Punkt: „Erstmal dicke Eier zeigen, wo zum Beispiel Peter grade nach 12h Flug hier ausgestiegen ist und vielleicht bißchen Ruhe haben möchte.“ Stimmt, eigentlich nicht so cool, dann erstmal noch belehrt zu werden was es da alles gibt und was man machen kann und muss, dass man die Kühlschranktür nicht zu lange offen stehen lassen soll (ohne Witz!) anstatt einfach seine Kontaktdaten zu hinterlassen und auf den Info-Ordner neben dem Sofa zu verweisen.
Ich bin als nächstes auf die Dachterasse gehuscht, auf die ich mich schon länger gefreut hatte – zusammen mit Kayaks und Propangrill – und es war immerhin noch ein bißchen Sonnenuntergang zu sehen. Das geht hier aber so schnell, dass gar keine Zeit für Stativ und Objektivwechsel war, insofern habe ich ihn einfach mit bloßen Augen beobachtet und nur den obigen Schnappschuss gemacht.
Wieder unten haben wir uns den (wirklich schönen) Strand vorm Haus ein wenig angeguckt und zumindest Peter musste nochmal die Füße ins Wasser stecken und seinen Kollegen in Berlin ein Foto zum Neidischmachen schicken.
Zum Abschluss des Tages sind wir nebenan ins Restaurant von La Luna, weil das natürlich die einfachste Alternative war, nur eine Tür weiter zu ziehen. Am Strand. Leider kam das von mir georderte Ribeye, als es dann mal kam, kalt an und die Kopfschmerzen, die sich schon im Auto angebahnt hatten, hatten sich inzwischen zu einem derartigen Kopfgewitter entwickelt (sowas hatte ich schon richtig lange nicht mehr), dass ich nur noch der Kellnerin abgewinkt habe ich bräuchte nichts mehr, meinen Cocktail halb ausgetrunken stehen ließ und rüber ins Bett bin, wo mir wenig später eine süße Tochter und die von Myriam gebrachten Ibuprofen 600 den Schmerz nahmen.
Besorgungen
Die zweite Nacht mit gejetlaggtem Kind machte sich schon wesentlich besser. Obwohl wir sie am späten Nachmittag und abends (also spät in der Nacht eigentlicht für uns) wachgehalten hatten, war wieder gegen drei Uhr früh Weckruf und wir wieder zu müde, um wirklich viel zu machen, außer das im Bett Rumgewurschtel über uns ergehen zu lassen und aufzupassen, dass sich Lily nicht runterstürzt.
Das langweilig und müde sein ist dann auch auf Lily übergegangen, die zum Glück nochmal eingeschlafen ist, sodass wir auch bis zum Sonnenaufgang ungefähr schlafen konnten. Dann sind wir nach dem Obstsalat-Guacamolebrot-Frühstück zu den Biomédicos nach Atlixco rein gefahren für unsere prenuptiales. Das ist ein Bluttest, den man braucht, wenn man in Mexiko heiraten will und bei dem auf sexuell übertragbare Krankheiten untersucht wird. Dass wir da mit Kind angetanzt sind hat so rein gar nicht gestört.
Jedoch hat man uns nach kurzer Befragung direkt wieder hinaus gewiesen: Einerseits muss man komplett nüchtern da antanzen, weil sonst der Test verfälscht würde und andererseits brauchten wir „fotos infantiles“. Haben wir uns erstmal alle am Kopf gekratzt. Kinderfotos? Davon hatte keiner was gesagt! Nach einigem hin und her sind wir dann drauf gekommen, dass quasi „Fotokinder“ gemeint sind, also ganz kleine Fotos von uns.
Haben wir also unsere Verluste (in Mexiko meistens zeitlich) weggesteckt, beschlossen später nochmal Doris zu fragen, ob es den Fotografen beim Zócalo noch gibt und haben uns auf den Weg nach Puebla gemacht, um in Angelópolis shoppen zu gehen, denn wir Herren waren beide noch anzuglos. Außerdem wollte ich so ungern in schwarzen Skaterschuhen heiraten. In der größeren Stadt ist natürlich auch die Chance auf Micro-SIM-Karten höher, das stand also auch auf der Agenda.
Tatsächlich haben wir recht schnell Leinenanzüge und Bootsschuhe (muss bei Hochzeit in der Karibik einfach sein, auch wenn ich die danach potentiell nie wieder anziehe) gefunden, nur mit den Schnitten und Größen war das so ein bißchen schwierig. Entweder zwickte das Jacket unter der Brust oder es saß alles super, bis auf die Nähte unter den Achseln, die eher so Richtung Bauchnabel angesiedelt waren, sodass ich kaum die Schultern darin heben konnte, ohne wie ein Kampfjet mit Deltawings auszusehen. Wie es die erste Verkäuferin dann recht treffend formulierte „Wenn die Mexikaner groß sind, dann in allen Dimensionen“. Sprich so eine mittelkorpulente Talla für mich wird dort normalerweise nicht verlangt. Entweder man ist klein und schlaksig oder gleich ein richtiger Bulle mit Kanonkugeln als Schultern und einer kräftigen Pansa.
Ein paar Läden weiter haben wir dann aber doch recht flott was für mich gefunden und hatten dann nur das Dilemma, dass Myriam einerseits mit den Farben von Hemd und Krawatte nicht so zufrieden war, andererseits mir nichts vorschreiben wollte worin ich mich nicht wohlfühle. Bwlwwllwrrrll … Frauen halt. Nach nochmaligem Hickhack mit einer sehr geduldigen Verkäuferin habe ich dann einfach entschieden das zu nehmen, was mir schon ganz zu Anfang gefallen hatte. Genauso haben wir dann einfach die etwas zu langen Schuhe aus dem ersten Geschäft geholt (Schuheshoppen mit hohem Spann … wuhey!), um dem mal ein Ende zu bereiten.
Zwischendurch hatten Matthias und ich noch die schon beschriebenen Telcel-SIMs mit grandiosen 200MB Internet à 12€ geholt und waren somit mobil erreichbar und so. Nur leider hatten wir unsere Nummern nur der netten Dame vom Service angesagt, die es zumindest bei mir geschafft hat, Matthias‘ Nummer als Gratisnummer bei mir einzurichten, sie aber nicht gegenseitig gespeichert, was das Wiederfinden im riesigen Angelópolis dann doch etwas erschwert hat.
Auf jeden Fall ist nun so gut wie alles Nötige für die Hochzeit besorgt, was auch nochmal ein großer Stein vom Herzen ist.
Mit erschöpfter Lily ging es zurück nach Atlixco, wo wir nach kurzer Verschnaufpause nochmal mit Doris zusammen in die Stadt gefahren sind, um das mit den Fotos zu regeln und direkt noch ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen einzulegen.
Ein paar Straßen vom zócalo entfernt geparkt (um Parkgebühren zu sparen und den nervigen Parkplatzwächtern mit ihren Pfeifen zu entgehen), sind wir hoch zum Fotografen gelaufen.
Was für ein geniales Gefühl nach Jahren des Fernwehs wieder die Straße zwischen mercado und zócalo langzulaufen!
Das Fotofachgeschäft war wie auch die anderen Läden, Taquerías und sonstwas drumrum ein kleines Kabuff, das leicht zu übersehen wäre, im Erdgeschoss der Kolonialstilgebäude.
Drinnen gab es feinste Fototechnik aus den Jahren 1970-1989, was mir das direkt ein bißchen sympathisch gemacht hat, so schwer wie man in Deutschland teilweise an die passenden Batterien für seine Belichtungsmesser, Motorwinders und alten SLRs kommt. Durch eine extrem schmale Tür wurden wir in das von dem rechts zu sehenden Holzverschlag abgetrennte Hinterzimmer geführt, das nur von den modeling lights der zwei großen Softboxen beleuchtet wurde und ansonsten zappenduster war. Zweimal schnell geblitzdingst, wodurch das Zimmer dann wirklich in Schwarz getaucht wurde und man nur noch das Nachglühen des IR-Auslösers sah und ein paar Minuten später hatten wir unsere „Kinderfotos“.
Dann konnten wir weiter uns was zu essen suchen und endlich mal wieder am zócalo langflanieren.
Wie schon vorher so oft, kam uns das Meiste bekannt vor, nur die Restaurantfront wurde in den letzten Jahren neu modelliert, was eigentlich ganz schön war.
Niedergelassen haben wir uns selbstverständlicherweise beim Mexikaner.
Da wurde dann nach kurzer Überlegung eine Grillplatte für 6 Personen bestellt, mit ordentlich Arrachera (yesss!), Hühnchen, gebrutzelter Chorizo und lecker Guacamole und grünem Reis mit jeder Menge Koriander drin. Einfach geil.
Da wir ja aber nur 4 Personen und ein bebé waren und ich mir zudem vorher noch eine Maiscrémesuppe bestellt hatte in vollem Überschwang, waren wir dann alle ganz gut vollgestopft, als wir uns Richtung mercado zurück zu den Autos begeben haben.
Da wir ja mit unserem Abendessen recht früh dran waren, ging in der Stadt natürlich grade erst so richtig das Leben los. Und das ist ja irgendwie auch das Schöne an Mexiko. Dass es so lebt und lebhaft ist. Das gibts in Deutschland irgendwie nur zur Fußball-WM.
Wie auf Bestellung gabs auch direkt nen richtig feinen Sonnenuntergang an dem Abend.
Als wir grade die mal nach ner Lücke im Verkehr schielen wollten, um in die Autos einzusteigen, ist uns aufgefallen, dass nun auch eine schön kräftige fumarola über dem Popo stand.
Also sprich ein Auswurf von heißem Dampf, Asche und ich glaube von Schwefelwasserstoff (faule Eier) ist immer mal die Rede, aber ohne Internet lässt sich das so schwer nachprüfen.
Aber so ein Schauspiel nehmen wir natürlich auch mit mexikanischer Gelassenheit hin. Das Problem ist ja nicht wenn er raucht, sondern wenn er nicht raucht und sich drinnen alles staut, im Popo. Oops, I did it again.
Pass von Cortes
Den Tag zuvor noch von weitem bestaunt, haben wir 8.3. die vorletzte Chance ergriffen und uns ebenfalls in den frühen Morgenstunden auf den Weg zum Pass zwischen den zwei nachbarlichen Vulkanen gemacht.
Der Weg dahin führte zunächst durch Cholula, anschließend über kleine Dörfer mit immer erst zur Hälfte fertig gebauten Gasbetonhütten und schließlich über eine steile Staubpiste durch die Wälder am Fuß der Vulkane.
Etwa 2h nach unserer Abfahrt waren wir dann an der Grenze des Naturparks angekommen, von wo aus man zum ersten Mal richtig freie Sicht auf den Krater des Popocatépetl hatte. Für uns erstmal eine etwas fremde Perspektive, so 90° seitlich und so nahe dran, war es insgesamt schonmal ziemlich majestätisch.
Trotz der Höhe waren die Temperaturen dort oben aber entgegen anders lautender Ankündigungen echt erträglich, auch mit T-Shirt für kurze Zeit. Da das wohl aber nicht immer so sein wird und aufgrund des fehlenden Regens ist die Vegetation aber eher karg. Nadelbäume und vertrocknetes Gras bieten sich während der Trockenzeit dem Betrachter.
Einen Kilometer oder so vom Eingang entfernt liegt dann auch der Pass von Cortés, über den Hernán Cortés damals nach Tenochtitlán (heutiges Mexiko Stadt) eingezogen ist. Von dort lässt sich auch die Izta gut sehen und man ist gefühlt nochmal ein kleines Stückchen näher am Krater des Popo.
Den kann man aber nicht erklimmen, da er noch aktiv ist. Gerade dadurch wäre es vermutlich wesentlich interessanter, als auf die durchaus begehbare Izta zu steigen, aber nungut. Haben wir uns eben nicht die Füße am Feuer aus dem inneren der Erde gewärmt!
Da das wie gesagt ein Naturschutzgebiet ist dort oben, kann man auch davon ausgehen, dass dort irgendwelche schützenswerten Tier- und Pflanzenarten vorhanden sind. Und tatsächlich fand sich unweit vom Parkplatz dieses Schild, das darauf hinweist, dass in dieser Zone Pumas ihren Zufluchtsort finden.
A propos Schild, über die Schreibweise von Cortés scheint man sich da oben nicht ganz einig zu sein. Deswegen vielleicht auch die Einschusslöcher.
Das Monument, dass den Pass selbst markiert ist übrigens dieser unspektugale Steinklotz da im Hintergrund, der schon schön mit hässlichen Graffitti beschmiert ist.
Da wir alle nicht so den Drang hatten, über die Izta zu wandern, haben wir uns nach der kleinen Erkundungsrunde und ein paar Fotostops dann auch wieder auf den Weg gemacht, zurück nach Hause.
Den uns zum Glück ein wohlgezeichnetes und wohlplatziertes Schild wies.
Da wir ja eh durch Cholula durch mussten, haben wir uns entschieden, dort nochmal nach mehr Mexiko-Pullovern zu gucken und gleich noch nen Happen zum Mittagessen zu speisen. Dabei beschallte uns vom zócalo her die Mucke aus einem Zahnart-Trailerwagon! Irgendwie gabs da wohl ne Dentalfete. Schien auch halbwegs gut besucht zu sein. Trotzdem ne merkwürdige Vorstellung.
Nen Sack voll Pullover, Tischdecken und anderen handgemachten Krams später gings auch zurück nach Atlixco dann.
Auf dem Weg dort hin haben wir auf der Autobahn (!) einem massigen Polizeitrupp folgend so eine Art Prozession oder Demonstration gesehen.
Prinzipiell nicht so die beste Idee, sowas auf einer zweispurigen Autobahn/Schnellstraße abzuhalten, finde ich, aber gut, zum Tag der Jungfrau von Guadalupe sind ja auch schon hunderte Mexikaner in der Nähe vom VW-Werk nachts und dunkel gekleidet quer über die Autobahn-Auf- und Abfahrten gepilgert, ohne auf den Verkehr zu achten, da ist sone Demo im grellen Sonnenschein, begleitet von jeder Menge Bullerei noch zu verkraften.
Tja und das war dann unser Vulkantrip, der uns zwar mehr Fahrtzeit als Vulkanzeit eingebracht hat, aber wir haben gesehen was wir sehen wollten und waren nun endlich mal auf den Bergen drauf, die 7 Monate lang unseren Horizont geziert haben.
Uffn Huejel ruff
Schon so ziemlich am Anfang – es müsste sogar im August gewesen sein – hab ich mir beim allmorgendlichen Weg auf Arbeit ausgemalt, wie es wär, die Vulkane mal nicht aus dem 140km/h fahrenden Auto durch das grüngetünchte, hintere Seitenfenster zu fotografieren, sondern ganz ungestört von Atlixcos cerro (Hügel) mit der Kirche oben drauf. Durch Kornis Arschtret-Power und meiner Foto-Affinität hat das dann auf den letzten Drücker sogar mal noch geklappt, einen Tag nach unserem Einkauf auf dem Markt haben wir uns zu unkoscherer Stunde aus der Koje gequält und in die Karre gesetzt, durch die kleinen Einbahnstraßen der Stadt zum Hügel zu finden.
Das hat tatsächlich auch besser geklappt, als ichs mir vorgestellt hätte, weswegen wir genau zum Sonnenaufgang auf dem Parkplatz angekommen sind und dort schonmal ein paar Fotos geschossen hab, um nicht gleich beim Aufstieg die ersten Sonnenstrahlen auf der Spitze des Popo zu verpassen. Auf dem steilen Weg hoch kamen uns noch so ein paar Besoffene von letzter Nacht entgegen, die uns erstmal auf einen Schluck aus ihren noch gut befüllten Bechern einladen wollten. Dass mir Kaffee lieber gewesen wäre und ich dann doch eher flott auf die Spitze vom Hügel wollte wegen Fotos machen, haben sie nicht ganz geschnackelt.
Deswegen hab ich sie zwei Fotos später einfach ihr Ding machen lassen und bin hustend und prustend – vorallem hustend – hinter Korni und Mandy hinterher, den steilen Betonweg hoch. Lässt sich als morgendliches Training nur empfehlen, sone Runde oder zwei auf den Hügel rauf und wieder runter. Das haben tatsächlich auch viele Leute gemacht, inklusive ihrer Köter. Und selbst die waren ordentlich am Hecheln, als sie oben ankamen. Sogar unser ganzer Stolz als Land und beliebtestes Exportprodukt: (nein, nicht Rammstein!) der deutsche Schäferhund konnte sich nur grade so noch japsend auf den Läufen halten.
In den paar Minuten zwischen Parkplatz und Gipfel war die Sonne schon über den ganzen Vulkan bis ins „Tal“ gewandert. Man bedenke, das ist alles Hochplateau, also selbst das Tal hat so seine 1700m ü.N.N.
Sogar mit der Luft hatten wir einigermaßen Glück. Es war zwar keiner von diesen glasklaren Morgenden, aber trotzdem mehr als ordentlich. Hätte nur noch bißchen mehr Schnee auf dem Krater gefehlt.
Auf dem Nachhauseweg sind wir noch auf den Blumenmarkt gestoßen, der gerade auf der Straße in die Stadt aufgebaut wurde. Da das Korni und Mandy natürlich nicht verpassen durften, haben wir in einer Seitenstraße die Karre abgestellt und sind ne Runde zwischen den ganzen Händlern rumgeschländert.
Das zahlte sich gleich auf mehrfachte Art und Weise aus. Nämlich erstens insofern, als dass wir gleich noch was typisch mexikanisches zum Frühstück holen konnten: zwei Becher Atole und ein paar Tamales, die Korni rechts im Bild in einer kleinen Plastetüte trägt. (Leider hatten sie keine süßen, mit Fruchtgeschmack)
Zweitens, dass die beiden die Spottpreise und riesige Auswahl mal live erleben konnten.
Drittens, das wir nochmal bißchen günstige Deko fürs Haus holen konnten. Für Mandy einen kleinen Straus Sonnenblumen für 10$ und für Myriam ein Sträußchen rosa Rosen. Von den etwa 1m hohen und mit 100-150$ ziemlich teuren Lilien haben wir dann aber die Finger gelassen. 😛
Arbeitsweg 7 und somit Schluss
An meinem vorletzten Arbeitstag bot sich nochmal ne ziemlich glasklare Sicht auf die Vulkane morgens. Das fandsch gut.
Da sind wir glatt mal mit runtergelassener Scheibe gefahren morgens, damit ich nicht diesen dämlichen Grünstich auf den Fotos hab.
Am letzten Arbeitstag hatte ich zwar die Kamera nochmal mit auf Arbeit, aber bei der ganzen Rennerei und dem Abschiedsstress hab ich nicht ein einziges Foto geschossen. 🙁
Arbeitsweg 6
Arbeitsweg 4
You know the drill.
Einmal morgens …
einmal abends.