Archiv für den Monat: November 2011

Oaxaca Dienstag

Blumendinger

Da wir in Oaxaca kein Frühstück in unserem Hotel gebucht haben (gibt ja genug Restaurants), standen wir erstmal vor der Frage: Wo gips Futtah!?? Bevor der Tag beginnen durfte.

Hotelflur

Anstatt, wie am Abend zuvor und wie ich ausdrücklich bevorzugt hätte, dem Reiseführer zu folgen und eins der dort empfohlenen Frühstückscafés aufzusuchen, sind wir einfach auf gut Gück in die Stadt und haben uns letztlich in irgendein Kabuff in der Nähe des mercados gesetzt. Das war, wie sich später herausstellte, keine gute Idee, zumindest was meine Verdauung anging. Dort haben wir schnell was gefuttert und dann noch eine Runde durch den mercado gedreht, welcher komplett überladen mit Pan de muertos und allerlei totenbezogenen Süßigkeiten war.

BH-Pavillon

Irgendwie sind wir noch zum mercado de Artesanias, weil der wohl besonders toll sein soll in Oaxaca und dann wieder weiter nördlich unterwegs gewesen.

mehr Kolonialstilhäuser

Wo die Stadt auch wieder netter anzuschauen ist.

hohles Haus

Dort fand sich ein Haus …

ausgehöhlt

das zwar von draußen ganz normal aussah, von drinnen aber komplett ausgehölt war. Ist schließlich auch gemütlich so!

Märktchen

Direkt um die Ecke waren wir wieder auf der Bummelstraße und wir sind nochmal auf den kleinen Freiluftmarkt, auf dem Myriam am Vorabend schon ein Top erstanden hatte.

So eine Bücherei!

Dort gabs neben dem üblichen Klamottenkram auch Figuren, Bilder und auch Bücher zu erstehen.

Oaxaca

Etwa hundert Meter weiter um die Ecke befindet sich die Kirche Santo Domingo mit dazugehörigem Kloster, in dem sich wohl ein großer Schatz befindet.

Santo Domingo

Was, wenn man sich die Kirche und den mexikanischen Goldschick anguckt, nicht schwerfällt zu glauben.

wie immer ordentlich Gold reingepatscht

Familienstammbaum

Während meine Eltern sich das Kloster reingezogen haben, haben Myriam und ich bißchen mit ein paar Gitarre spielenden, mexikanischen Freigeistern unter den Bäumen vor der Kirche und anschließend im Italian Coffee (das hiesige Starbucks) gehockt, nachdem wir nochmal in dem kleinen Nebenstraßen-Märktchen nach Klamotten und Stirnbändern gucken waren.

calle oaxaqueña

Tatsächlich wurden wir dort sogar noch fündig was Stirnband und ein mexikanisch gestyletes Oberteil anging. Leider war es nicht das, was ich mir als Favorit für Myriam rausgepickt hatte.

Santo Domingo von vorn

Da sich das Italian Coffee direkt gegenüber der Kirche befindet, hatten wir aus dem ersten Stock für die verbleibende Wartezeit eine ganz gute Aussicht. Als wir uns dann alle wieder zusammengefunden und zumindest Myriam und ich einen von den Kalorien her zu einem saftigen Steak mit Pommes äquivalenten Kaffee geschlürft hatten, gings nochmal zur Post, die ebenfalls einen Altar aufgebaut hatte.

Ofrenda beim Correos

Natürlich mit den kleinen Totenschädeln und ner Pulle Tequila. Den braucht man vermutlich am ehesten, wenn man aus der Nachwelt zurückkehrt. Als dann Briefe und was weiß ich verschickt waren, haben wir uns auf den Weg nach Monte Albán, einer Ruinenstätte in der Nähe Oaxacas gemacht.

Ausblick

Laut Reiseführer sollte die Straße dort hin gewaltig schlecht sein, also die übliche Staub- und Buckelpiste, die der Todfeind jedes Kats ist. Dementsprechend zeigte das Navi für die ca. 15km oder weniger eine Fahrtzeit von 25min. oder so an. Allerdings stellte sich beim befahren des besagten Monte heraus, dass die Straße inzwischen wunderbar asphaltiert worden war, weshalb die Fahrt dann doch nur ein paar Minuten dauerte.

Aussicht 2

Oben bei den Ruinen angekommen bot sich eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Täler, in denen sich eben auch die Stadt Oaxaca befindet.

Aussicht 3

Monte Albán wurde nämlich, wie der Name schon andeutet, auf dem Gipfel eines Berges gebaut, dessen Spitze speziell dafür abgetragen wurde. Die Ganze Bauerei soll wohl ohne Räder und Krähne stattgefunden haben, was man sich bei der Größe der Bauten nur schwer vorstellen kann. Aber die Zapoteken, die sich das ausgedacht haben gehörten wohl eindeutig zur Familie der Dicke-Eier-Indianer.

Monte Albán

Diese wiederum gehören eindeutig zur Mutter aller Indianerkulturen, die uns beim interkulturellen Seminar nähergebracht wurde: Den Olmeken.

Scheeines Weddor wors

Zu seiner besten Zeit stellte Monte Albán, die eine der ältesten Städte in Mesoamerika sein soll, (das wohl im Gegensatz zum deutschen Konterpart Mittelamerika auch tatsächlich in México lag) wohl das Herrschaftszentrum für die Zapoteken dar und sie haben vom Gipfel des Berges aus erobert und regiert.

Hauptplatz

Spätestens ab dem 10. Jahrhundert wurde sie allerdings nur noch als Begräbnisstätte genutzt, weshalb der ganze Rand des Plateaus von Begräbnispyramiden gesäumt ist.

seitliche Pyramiden

Welche, wenn sie zu begehen wären, sicherlich auch eine nette Aussicht auf die anderen Täler böten, aber leider darf man da nicht drauf, sonst würde sicherlich in 2 Jahren von Pyramiden nicht mehr viel zu sehen sein.

Richtung südosten

Aber auch so wars echt nett, beinah egal in welche Richtung man die Kamera gehalten hat.

Palast und "Ballcourt"

Interessanterweise haben wir auf der Nordplattform unter den sich noch dort oben rumtreibenden 10 Personen oder so sogar noch zwei Deutsche getroffen.

Nordplateau mit Swimmingpool

Was sich auch nur dadurch rausstellte, dass ich grad am Meckern war, dass die Scheiss Begräbnispyramiden voll im Weg sind, als ich grad ein Foto von den letzten Sonnenstrahlen im südlichen Tal machen wollte und mir nicht Myriam antwortete, sondern eine andere Dame.

Säulenstummel

Und ich glaube das waren dann sogar auch die, die uns vor unserer Abfahrt zum Abendbrotschnabbulieren nochmal vorm Hotel begegnet sind.

Dings ähm ... Pyramide!

Aber egal, auf jeden Fall neigte sich sowohl Öffnungszeit, als auch Tageslicht ihrem Ende zu.

B-Teil

Und zusätzlich machte sich eben auch das ungünstig gewählte Frühstück bemerkbar. 🙁

Sicht Richtung Tal von Etla

So hab ich beim Abstieg noch schnell ein paar Fotos mitgenommen soweit möglich und dann gings auch schnurstracks zum nächsten Lokus.

Tal von Oaxaca

Sonnenstrahlen

Auf dem Parkplatz war noch der Typ eines Autos auf interessante Weise durch Abnutzung oder Unfall obfuskiert.

Ford Fies

Auf Empfehlung unseres Nachbarn Kay hin sind wir später des Abends nach Etla gefahren, um uns dort die Festivitäten zu den días de muertos (den Tagen der Toten) reinzuziehen.

Etla

Dort angekommen sahen wir allerdings nichts weiter, als eine leerstehende Bühne und ein paar Taco-Stände auf dem freien Platz, der vermutlich als Veranstaltungsort hätte dienen können. Das allerdings war kein Wunder, denn die Sause dauert bis in die frühen Morgenstunden (schon so bis um 7:00!) und geht dementsprechend spät los. Immerhin gab es wenigstens ein Vorprogramm, das darin bestand, dass über ein paar Boxen ein Ansager alle paar Minuten versichert hat, dass es wirklich gleich losgeht, dass er schon die Info habe, dass die Kostümierten sich gerade auf den Weg machen und dass es höchstens noch ein Momentchen dauert. Und das für zwei Stunden.

Parteypäpste

Aber dann gings auch gleich richtig los, mit Pauken und Trompeten kam die Meute anmarschiert und binnen 5min. gings dort ab wie Schmitts Katze. Zwischen einigen Marsch-Orchester-Einlagen wurde der Kinderkostümwettbewerb abgehalten, bei dem unter anderem ein ziemlich gut gemachter Minotaurus und die allgegenwärtige Catarina – ein Hohnbild des spanischen Bürgertums zur Kolonialzeit – mitgemacht haben.

Im Anschluss wurden die traditionellen Verse zum Besten gegeben, wobei wir im Video zu sehen nach jeder Zeile ordentlich auf die Pauke gehauen, schief ins Horn geblasen und aufgeregt rumgehüpft wurde.

Also die tatsächliche Show mit Wettbewerb und Sprachgesang vorbei war, wurde einfach nur noch lustig kostümiert herumgetanzt, zur leicht schiefen Blasorchestermusik.

pyromanisch-depressiver Lucha Libre

Da wir schon den ganzen Tag unterwegs waren, meine Mutter lieber in Oaxaca sein wollte, Myriam von allem genervt war und ich nicht mehr Herr über meine Darmaktivität war, sind wir dann leider schon kurz nach Beginn der Fete wieder zurückgefahren, längst bevor es auf die Friedhöfe ging, zum andächtigen Futtern und generell picknicken bis der Arzt kommt.

la gente

Neben ein paar Nintendo-Figuren hatten mir dann auch noch ein paar junge Knirpse hinterhergebrüllt, dass ich ein Foto von ihnen machen soll.

Itsameee Marrdio!

Die Gelegenheit packte ich beim Schopf und erkannte, dass es sich um die beim Kostümwettbewerb rausgeflogenen handelte. Eine reelle Chance hat man nämlich nur mit einem traditionellen Kostüm wie das eines Geistlichen oder einer Catarina.

Kostümierte

Als dann im Zentrum Oaxaca nichts mehr zu sehen, haben wir beschlossen, einfach ins Hotel zurückzufahren und es gut sein zu lassen.

Oaxaca Montag

Hügeldinger

Zu den eigentlichen días de muertos sind wir nach dem verblumten Wochenende nach Oaxaca im Süden gefahren. Haben Daniel und Caro wie gesagt die Kätzchen gelassen und Kay und Sandra konnten sich an den neuerlich erstandenen, riesigen, roten Lilien (ich vertraue da jetzt einfach mal auf Myriams Urteil) erfreuen.

oaxakische Berge

Normalerweise würde man von Atlixco aus wohl die Route erst Richtung Norden, durch die Stadt Puebla nehmen, um über die Cuota zu fahren, die trotzdem der schnellere Weg sein soll. Wir allerdings sind einfach mal die vor dem Fraccio-Eingang verlaufende Libre gefahren. Das hat sich gar nicht mal als so üble Idee erwiesen, da südlich von Izúcar de Matamoros – der nächstgrößeren Stadt im Süden – die Landschaft durchaus sehr ansehnlich wurde, mit ihren Bäumchen in schillernden Herbstfarben, die vom ein oder anderen Kaktus durchbrochen waren. Schon sehr speziell das ganze, aber aufgrund meiner Position auf der falschen Seite der Rückbank habe ich davon leider keine Fotos.

noch mehr Hügelei

Mit den Fotos ging das erst los, wo wir schon so im Staat Oaxaca gewesen sein müssten. Dort war die Landschaft aber auch nett. Laut Wiki, weil dort drei große Gebirgsketten zusammenlaufen, die Sierra madre oriental, Sierra madre del Sur und Sierra atravesada.

Schokoberge

Zur unfreiwilligen Fotogelegenheit kams nach einigen Stunden Fahrt ein paar Kilometer vor einer steinbruchartigen Baustelle inmitten einer Serpentine, wo sich schon für einige hundert Meter die Karren stauten.

Picnic time!

Auf Nachfrage was eigentlich los sei und warums nicht weitergeht wurde etwas von einer kaputten Maschine erzählt, die im Weg stünde, womit sich vermutlich auf den Bagger bezogen wurde, der mit seinem Arsch auf der Straße stand und an dem die ganze Zeit dicke Laster für den Abraum vorbeifuhren.

(wir machen ma blau)Stelle

Unten in der Mitte des Fotos, das ist wohl der Übeltäter. Nach einer Stunde beharrlichen Einredens einer etwas älteren, mexikanischen Dame auf die Baustellenassis, sind letztere tatsächlich auf den grenzgenialen Trichter gekommen, dass evtl., wenn große Laster, die mehrere Tonnen Schutt transportieren, an dem Buddelbagger vorbeikönnen, es ein paar kleine Fords und VWs auch schaffen könnten. Und keine 10min. später wurde die Annahme dann auch gleich mal wagemutig von uns Verstauten auf die Probe gestellt. Es ging wieder voran.

in der Ferne: Berge mal wieder!

Keine zwei Stunden später waren auch schon die besagten Berge um Oaxaca-Stadt zu sehen und nach weiteren dreißig Minuten standen wir dann auch endlich auf dem Balkon des Hotels.

Oaxaca

Das etwas am Rande Oaxacas lag und dementsprechend eine ganz nette Aussicht bot.

Hotel

Von außen war es leider hübscher als von drinnen, aber für zwei Nächte durchaus auszuhalten. Das Ziel war ja eh, sich Oaxaca selbst zu Gemüte zu führen.

ooch nischt los dort

Was wir dann auch gleich noch gemacht haben, denn in 5 Minuten war man auch vom Hotel ins historische Zentrum gefahren.

Kürsche

Dort haben wir uns das eher ruhige Nachtleben und die Architektur zu Gemüte geführt.

Schief - verdammte Unteralkoholisierung!

Das ganze Zentrum ist komplett im Kolonialstil gehalten, was wohl auch den Reiz der Stadt ausmacht. Einige Straßen sind allein zum Flanieren gedacht, dementsprechend mit Pollern und Ketten für Autos gesperrt.

Hinterm Berg wird damit auch nich gehalten.

Dank des Reiseführers haben wir dann noch ein ziemlich feines Restaurant gefunden, was in einem Hinterhof versteckt war und dort ganz edel gespissen, so mit riesigen Tellern wo in der Mitte nur eine einzige Bohne mit einem halben Teelöffel Soße darüber draufliegt.

Los Danzante's Peak

Im Hof gelegen hatte das Restaurant auch ne durchaus interessante Überdachung, was die ganze Chose dort aber auch etwas kühl machte, weshalb ich meine Jacke nicht anziehen konnte, weil Myriam die brauchte.

Wellzeltdach

Ebenso gabs dort die bis dahin größte/ausgefeilteste Ofrenda für die Toten, die mir bis dahin untergekommen war. Und typisch mexikanisch war die eher humorvoll gehalten. Könnte man sich in Deutschland ruhig mal ne Scheibe von abschneiden.

Altar!

Wieder draußen haben wir die erste Totenparade gesehen. Besonders gefallen hat mir ja der Tot mit dem Riesenhut auf Stelzen.

Aufm Weg zum Parkplatz hab ich noch ne interessante Karre gesehen…

Karre

Und im Artesanias-Markt (also dem Markt für Handwerkskunst) gabs nochmal nen richtig riesigen Altar.

Altaaaar!!

Sogar mit halbausgebuddelter Quasi-Toteleiche!

Knochenskelett

Der Weg führte dann weiter zum Parkplatz, dann zum Späti, Bier und Wein holen – aber Plastebecher vergessen – und ab ins Hotel. Dort noch bißchen was geistiges geschlürft und Big Lebowski geguckt, aber nach spätestens 30min. sind wir alle mehr oder minder weggeratzt.

Blumenmarkt 2

noch mehr Plumen

Am Sonntag vor den días de muertos wollten wir uns in Huaquechula die Riesenaltäre angucken, für die dort wohl so ziemlich das ganze Gehalt in dieser Jahreszeit draufgeht, aber irgendwie waren wir dann doch zu faul und sind zu Hause geblieben tagsüber.

Da lernen sich Rad und Radkasten mal richtig kennen!

Allerdings mussten wir irgendwie noch Daniel und Caro unseren Schlüssel zukommen lassen, bevors am Montag nach Oaxaca auf ging, damit sie sich um die Kätzchen kümmern konnten.

Bewässerung

Die beiden wollten abends auf den Blumenmarkt und noch ein paar Tacos essen. Da wollten wir uns nicht lumpen lassen und haben uns prompt angeschlossen. Abends war die Stimmung genauso geschäftig wie am Tag zuvor, Tonnen von Blumen wurden verladen und doch herrschte irgendwie ein angenehmes, zufriedenes Klima.

Taquería

Nach kurzer Suche haben wir uns dann einfach an einem kleinen Stand niedergelassen, der Caro wohl noch vom letzten Jahr bekannt vorkam. Bis auf Daniel, der Vegetarier ist, bestellten wir uns alle ein paar Tacos mit Rinderfleisch und „Gemüse“, also Zwiebel und Koriander, nahmen uns, bis auf Myriam, die sowas nicht trinkt, ein Bier aus dem vollgestaubten Kühlbottich und spissen, was ab 2313 das offizielle Präteritum von „speisen“ ist.

bunte Blümchens

Da es in der mexikanischen Gastronomie unmöglich ist Rechnungen zu teilen und wir glaube ich alle keinen Bock auf Rumgezettel hatten, hat Daniel uns kurzerhand eingeladen und wir zogen nochmal wohlgesättigt eine Runde, die auch einen Pancake- und einen Pommesstand mit einschloss, wo noch Nachtisch geholt wurde. Anschließend sind wir nochmal ins „Gebrauchsblumenzelt“, da Daniel und Caro noch kein Blumenshopping betrieben hatten und auch noch was fürs Haus suchten.

Sträußchen

Dort waren immernoch Unmengen von den üblichen Verdächtigen zu finden.

mehr ... Sträußchen ...

Wobei glaube ich keines der Angebote den beiden so richtig das Herz aufgehen ließ. Stattdessen hatte Caro dann eher ein Auge auf die gelben Totenblumen – Cempasúchils – geworfen, die in wohnzimmertauglichen Sträußen aber eher schwer aufzutreiben waren. Ebenso wollte Myriam noch eine von den rot-violetten Terciopelos, die sie weiterhin vor das gleiche Problem stellten. Nachdem Caro für eine Minute irgendwie im Dunkel verschwunden war, kehrte sie erfolgreich mit Strauß zu uns zurück und auch für Myriam fand sich noch eine vom Laster gefallene Blume, von denen es natürlich entsprechend viele gab. Passenderweise trug Myriam violette Bluse, pinken Mantel und pinken Cowboyhut zur violetten Blume, aber wie sollte es auch anders sein!?

Cempasúchils - und zwar nicht zu knapp

Vor dem Fraccio-Eingang wendeten immernoch die bis zur Unmöglichkeit vollgestapelten Pickups und brachten Ladung für Ladung neue Blumen und so ging es dann sicherlich auch noch zumindest durch diese Nacht hindurch, denn wie die Feier mit den Toten, gehört auch das Vorglühen auf dem Blumenmarkt inzwischen mit zur Tradition.

Blumenmarkt 1

vom Lastwagen gefallen

Am Anfang des Monats wurden hier die días de muertos gefeiert. Dazu kehren der Legende zufolge die Seelen der Toten für eine Nacht zurück zur Erde und es wird mit ihnen gefeiert was das Zeug hält. Damit besagte Seelen ihren Weg zum Haus finden, werden Altäre mit allerlei Sachen vorbereitet, die den Toten gefallen hätten und diese werden dann mit den oben zu sehenden, gelben Cempasúchil-Blumen (Aufrechte Studentenblume zu Deutsch, auch nicht schlecht!) geschmückt, weil die Toten die Farbe Gelb laut indianischer Überlieferung besser wahrnehmen können.

Markteingang

Der eigentlich Grund ist sicherlich wohl eher, dass Blumen einfach mal gut riechen und man ja traditionell mit Blumen dekoriert, speziell was so Totenkulte angeht.

Kann man tatsächlich schlecht übersehen.

Auf jeden Fall ergibt es sich dementsprechend jedes Jahr, dass vorm Fraccio, also auf der anderen Straßenseite, ein riesiger Blumenmarkt eröffnet wird, auf dem Lasterweise Blumen angekarrt und verkauft werden. Das sicherlich auch aus dem Grund, dass Puebla insgesamt eine Anbaufläche für Blumen von 3600 Hektar besitzt und speziell auch einer von Atlixcos vier Hauptgeschäftszweigen der Anbau von über 200 Arten von Blumen ist.

Jeder hat so seine Laster.

Aufgrunddessen, dass glücklicherweise eben nicht nur die aufrechten Studenten angebaut werden, ist das ganze auch für uns interessant, da man auch nach Lilien, Gladiolen und was weiß ich noch für Weiberkrams für vergleichsweise wenig dinero shoppen gehen kann.

Eine Kugel gelb und eine rot.

Da der Markt aber eben auch professioneller Umschlagplatz ist, werden die großen Mengen an „Totenblumen“ aus den Feldern rangekarrt, verkauft und mit den richtig großen Lastern in andere Gemeinden, zum Verschönern der Altare geschafft.

die lila-roten sehen zwar puschelig aus, sind sie aber auch

Dabei entsteht ein beträchtlicher Umsatz, sodass sich leider auch die Nebenkultur entwickelt hat, die Blumenfahrer in ihren Pickups auf dem Rückweg zu überfallen und des Geldes für ihre Bauern zu berauben. Der leider typisch mexikanische „dirty underbelly“ sozusagen.

Blumen für jederfrau

Von solchen Unannehmlichkeiten bleibt man als Marktbesucher glücklicherweise allerdings verschont, da der Markt selbst von einer sicherlich ein Dutzend Mann fassenden Polizeitruppe überwacht wird, sodass man in Ruhe Blümchen gucken und kaufen kann.

Gebrauchsblumen

Die Chance haben wir uns nicht entgehen lassen und direkt mal zwei Sträuße fürs Wohnzimmer gekauft und einen für die Hochzeit in der Nachbarschaft, zu der wir abends noch eingeladen waren.

"Und schauet die Lilien!"

Und dann noch – ich weiß nicht warum – einen dicken … Strauß (?) Rosmarin.

Cempasúchil und Terciopelo

Myriam wollte sich die ganze Zeit noch diese puscheligen Terciopelos mitnehmen, aber die sind eben nur in den kommerziellen Dimensionen von Sträußen mit einem halben Meter Durchmesser zu kaufen, was dann doch etwas viel für die paar Vasen im Wohnzimmer gewesen wäre.

Der auffälligste Spionage-Wachturm aller Zeiten.

Dick beladen mit Blumen haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht, wobei mir noch ein weiter Fotografierender/Filmender auffiel, der in einem der bis zum Achsenbruch beladenen Laster steckte.

Frechdachs 1

Zu Hause hatten es sich die Frechdachse im Blumentopf gemütlich gemacht. Das Feeling von echter Erde unter den Füßen schien ihnen irgendwie zu verlockend zu sein, sodass überall die rausgescharrte Blumenerde rumlag.

Frechdachs 2

Aber überhaupt machen die beiden nur Unsinn.

Halloween

Vampiress

Neulich waren sie, er und seine Ma‘ zu ner Halloweenparty. Mit schier endlosem Einfallsreichtum gesegnet, haben wir uns drei Dracula-Umhänge gekauft. Dazu noch jeder drei Akt-Zess-Wars und fertig war die Laube.

Vampirator - Und auch kein Spiegelbild zu sehen!!

Neben uns gab es auch zwei Darth Vaders …

Vaders

… nen ganzen Arsch Tisch voller Jedis, um die im Zaum zu halten, diverse Teufelinnen …

Frankenjockey

… ein Frankensteins Monster als DJ…

Thriller

…einen Michael Jackson in seiner besten Zeit und einen untoten, vergammelten, der dafür aber auch fetzich abtanzen konnte.

El Cubo

Ebenso abgegangen ist Jacksons Freund „El Cubo“, der zur Party Rock Anthem ne schöne Jumpstyle-Einlage geliefert hat.

Daneben gabs noch einige andere coole Kostüme, wie hübsche Piratenbräute und ein Paar Pantomimen, aber der Star des Abends war offensichtlich Chiqui-Dracula, auf dem Foto oben ganz links am Rand zu sehen.

Miezens 2

Hundeleute überspringen diesen Post bitte einfach.

halbe Spot

Denn hier sind nochmal die Kätzchen. Schon zwei Tage nach ihrer Ankunft bei uns haben die angefangen Blödsinn zu machen!

Spot 6

Wie zum Beispiel die Kissen anzuknabbern in Spots Fall.

Knabberspot

Und sogar Taco ließ mal ein Foto von sich machen, im sicheren Umfeld des Fernseher-Regals.

Taco

Wie gesagt, das ist jetzt ziemlich genau 3 Wochen her. Inzwischen sind die beiden gewachsen und auch viel weniger scheu.

Miezens

Kätzchen

Das Wochenende nach Cuetzalan sind wir zuhause geblieben, zum Rumchillen. Und ich war abwechseln mit Programmieren an BastlerZ, Dr.Pepper-trinken und Zocken beschäftigt, das Haus war bis auf mich leer und die Mucke lief schön, als gegen drei auf einmal Myriam mit einer Milchkiste neben mich aufs Sofa kam, in der sich zwei klitzekleine Kätzchen versteckten. Nachdem die erste Katze, die wir bislang nur per Skype gesehen hatte, Naomi, zwei Tage vor unserer Ankunft in Mexico verschwunden ist (vermutlich von der Vigilancia hier eingefangen :..( ), hatten wir nun zwei neue Miezen.

Die beiden gaben sich etwas schläfrig und insgesamt ziemlich ruhig erstmal. Das hat sich allerdings bald geändert, als sie angefangen wie die Wilden nach ihrer Mutter zu miauen und sich in irgendwelchen unzugänglichen Winkeln wie zum Beispiel unter der Waschmaschine zu verstecken. Die erste Nacht war furchtbar, die beiden haben miaut ohne Unterlass, sodass man es selbst durch mehrere Türen und Wänder noch hören konnte.

Aber zum Glück haben sie sich gegenseitig, was ihnen glaube ich eine große Erleichterung ist.

Es tut mir leid, aber ihr Sessel hat ... Kätzchen!

Am nächsten Morgen sind sie auch schon ein bißchen durch die Wohnung geturnt und haben, wenn wir nur auf dem Sofa saßen, keine großartige Notiz von uns genommen.

Häuschenkatzen

Beziehungsweise saßen sogar halbwegs im Freien, zusammengekuschelt an Jaimes Modellhäuschen.

Stubentiger

Dadurch, dass das direkt am Treppenabsatz steht, kann man von der Treppe aus durch die Scheibe im Treppengeländer gucken, ohne dass die beiden gleich abhauen.

Spot

Speziell Spot, unsere tatsächliche Katze, um Gegensatz zu Taco, dem Kater, ist eher etwas ruhiger was Menschen angeht. Taco hingegen ist der totale Schisser.

wieder Spot

Und obwohl beide meine Kamera nicht mögen, lässt sich Taco wirklich fast gar nicht fotografieren.

nochmal Spot

Wobei es nach nunmehr drei Wochen mit den beiden schon wesentlich besser geworden ist.

Spot zum Vierten

Ich hoffe nur, dass ich es irgendwie nochmal schaffe, ein Video von den beiden beim Rumtoben zu kriegen. Es sieht superlustig aus, aber die sind sowas von flott, dass man selbst beim einfach nur zugucken manchmal nicht hinterherkommt und die Katzen im einen Moment an den Gardinen rumrollen sieht und im nächsten laufen sie schon hinter einem herum.

Cuetzalan Tag 2

Jitomates, jede Menge davon

Am Sonntagmorgen haben wir uns nochmal auf Cuetzalans Zócalo und den umliegenden Straßen umgesehen, wo wöchentlich der mercado stattfindet und überall Stände zum Verkauf der lokal hergestellten Produkte aufgebaut werden.

Kaffee

Da wir keine 1000 Tomaten aus Cuetzalan nach Hause bringen müssen, die wir genausogut bei uns auf dem mercado kaufen können, hat mich eigentlich nur der Kaffee aus der Gegend dort interessiert, der für uns ja auch der ursprüngliche Grund für den Ausflug war. Gekauft habe ich dann eine von den Tüten aus dem obigen Geschäft und Myriam hatte auch schon eine andere Sorte besorgt, zusammen mit einer Kaffeebohnenkerze.

Rubia und Oma

Natürlich gabs dort auch wieder die auf den mercados allgegenwärtigen, hutzeligen Omas, von denen ich zufälligerweise mal eine direkt im Größenvergleich mit Julia fotografieren konnte. Julia ist nicht, wie das Foto suggeriert, riesengroß oder viel näher an der Kamera. Die beiden laufen nebeneinander, die Mexikanerinnen scheinen nur ab einem gewissen Alter noch kleiner zu werden, als sie im Schnitt eh schon erscheinen, wenn sie die 10cm-Pfennigabsätze weglassen, die sie so gern tragen.

mercado Cuetzalan

An einem der Stände auf dem Markt hat Myriam sich noch Kaffeeschmuck gekauft – ein Armband und zwei Ohrringe – der aus mit Kaffeebohnen verzierten Lederbändchen besteht. Lustige Sache, nur leider nicht sonderlich haltbar, weil die gerösteten Bohnen sehr spröde sind. Aber kostet ja nur ein paar Cent, kann man mal wieder neue Sachen kaufen, wenn man zufällig dort ist.

Steffhund

Auf dem Rückweg vom Hotel hat Steffen noch aus Versehen mein guerilla-style Schnappschussfoto einer Straße gephotobombed, zusammen mit einem Hund. Dann haben wir unseren Krams ins Auto geworfen und die ausgecheckt, wobei es noch Stress gab, da die Zimmer der anderen auf einmal viel teurer sein sollten, als einem Kollegen und mir unabhängig am Telefon bei der Reservierung bestätigt. Naja, vermutlich Touristeuer. In México abgezockt zu werden, damit muss man wohl einfach rechnen.

Geh doch mal an die frische Luft, ein bißchen spielen!

Auf dem Rückweg nach Puebla-Stadt/Atlixco wollten wir noch in eine der Grutas – Cuetzalan besitzt das größte Höhlensystem Lateinamerikas – wobei wir uns eine eher kleine, unbeleuchtete mit Namen „Los Corales“ ausgesucht haben.

Pflänzle

Leider gab es nur drei Helme für unsere Gruppe von 8 Leuten, deswegen haben nur wir drei Größten – in absteigender Reihenfolge Gerrit, Matze und ich – einen bekommen und haben uns somit in höchst begehrenswerte sexuelle Objekte verwandelt.

Jake der Baumeister

Eine kurzer Anweisung durch unsere Höhlenführerin später und es ging auch schon hinab.

Abstieg

Kurz nachdem Abschiednehmen vom Tageslicht wurde es auch schon nass und lehmig, sodass denn auch schon die schöne Sonntagskleidung und auch meine Kamera zu leiden hatte.

Schmuddelmatze

Und ein paar Minuten danach kamen auch die ersten Formationen, die der Höhle ihren Namen geben, weil sie nach Korallen aussehen.

los corales

Das war natürlich noch lange nicht das Ende vom Lied, wir waren ja grade mal ein paar Dutzend Meter in die Höhle gestiegen. Es wechselten sich einige große Kammern mit Kiesboden, in denen es die ganze Zeit „regnete“ mit engen Passagen ab, durch die man sich hindurchducken musste und in denen ich froh war, den Helm zu haben.

Myriam und die Höhlenführerin - Ton in Ton

Es gab allerdings auch Passagen, die sich dadurch schwierig gaben, dass sie relativ glatt schräg abfielen und die ganze Zeit Wasser über den Stein floss, sodass das Ganze ziemlich glitschig wurde. An diesen Stellen hatte man zum Glück ein Seil gespannt.

Ma richtig einen abseilen.

Weiter in die Grotte hinein gabs auch ein paar von diesen typischen Stropfsteinformen, die man auch im Harz oder so hat.

verzapft

Wobei durch die vielen Lampen teilweise interessante Lichtspiele auf den feuchten Steinen entstanden, wenn ich das mal so esoterisch formulieren darf.

Tropfsteine

In der relativ geräumigen Kammer, die auf die Tropfsteine folgte, kam uns noch eine andere Gruppe entgegen, die ihre Führung wohl gerade beendet hatte und zu der sich auch ein paar verängstigte Kinder zählten.

muy eng

Es erwies sich als gute Idee, dass wir noch in der großen Kammer gewartet haben, denn der nächste Part war glaube ich der engste in der ganzen Höhlenwanderung und stellte Gerrit mit seinen 2m und nicht grade schmalen Schultern vor eine ziemliche Herausforderung, denn selbst wir Kleineren mussten dort hockend und mit eingezogenem Kopf die schmierigen Treppen hinabwatscheln.

Leuchtenstein

Wie gehabt wurde es in Folge aber wieder geräumiger. Nach einigen weiteren Auf- und Abstiegen über lehmverschmierte Felsen innerhalb einer sehr großen Kammer bedeutete uns die Führerin, unsere Lampen auszuschalten und hielt indessen ihre gegen einen Tropfstein, der aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung nicht komplett opak war und dementsprechend das Licht gebrochen hat, was ganz nett anzuschauen war in der ansonsten herrschenden Dunkelheit.

Grotteneingang

Ein Stückchen weiter ging es dann noch bis zum eher unspektakulären Ende der Höhle, das sich in einem weiteren großen Raum gestaltete, der von lehmüberzogenen Felsen gefüllt war, über die es zu klettern galt. Das einzig Interessante daran war eigentlich der unterirdische Fluss auf den man in etwa 10m Tiefe von einer Felsklippe gucken konnte und der vermutlich Teil des unterirdischen Flußsystems ist, das die Höhlen erst aus dem Stein geformt hat. An diesem Punkt am Rand war man etwa 150m unter der Erde, wenn ich recht erinnere, also eher in flachem Winkel in die Erde hineingewandert, als runtergeklettert. Das Verlassen der Höhle hat sich einfacher gestaltet als zuerst angenommen und nach kurzer Zeit standen wir auch schon wieder vor dem romantisch zugewachsenen Eingang.

Ich muss zugeben, ich hatte mir ein bißchen mehr erwartet, nach dem was ich beim Rumgooglen so im Voraus an möglichen Höhlentouren gesehen hab, aber vielleicht kann ich ja nochmal jemand überreden, mit mir da hinzufahren und in eine interessantere zu touren.

Auf jeden Fall haben wir uns nach kurzer Raucherpause schön lehmverschmiert und vom Klettern verschwitzt wieder ins Auto gesetzt und auf den Heimweg gemacht, der durch das Wetter und die entsprechend schön beleuchtete Landschaft abermals ganz annehmbar war.

Nord-Puebla

Abends beim VW-Werk angekommen trennten sich dann wieder die Wege der Praktis und ein weiterer schöner Ausflug ging zu Ende.

Cuetzalan Tag 1

La Malinche

Mitte Oktober gabs den Praktiausflug Nummer zwei für uns und Zeit wurds auch! War schließlich schon 2 Monate her, dass wir kaum angekommen völlig furchtlos ins gewaltgeplagte Acapulco gefahren sind und nach den Startschwierigkeiten ein ziemlich nices Wochenende verbracht haben. Diesmal gings aber so ziemlich in die entgegengesetzte Richtung: Nordosten, nach Cuetzalan. Den Ort hatten wir schon seit längerem auf der (bei Google gehosteten multiauthor-) Agenda, weil ich irgendwann mal auf Arbeit gefragt hatte, wieso es eigentlich so schwer ist hier an guten Kaffee zu kommen und mir dann eine Reise ins Kaffeegebiet Pueblas empfohlen wurde, um das Zeug quasi direkt an der Quelle abzufangen, bevor da irgendwas nach Europa geschifft wird.

Zufällig traf es sich, dass von den anderen Praktis Anfang Oktober auch jemand nach Cuetzalan wollte, was dann der Anstoß war, das auch durchzuziehen. Die Fahrt ging nach Puebla raus gen Norden, recht nah vorbei an der Malinche, dem Vulkan direkt nördlich der Stadt.

Pico de Orizaba

Und noch weiter im Norden war dann auch eine mehr oder minder gute Sicht auf den Pico de Orizaba (bzw. Citlaltépetl), den höchsten Berg Mexikos und höchsten Vulkan Nordamerikas.

"There's a storm coming."

Die Landschaft und das Wetter waren auch mal wieder ganz nett, was die Fahrt durchaus erträglicher machte.

paisaje

Weiter im Norden vom Bundesstaat Puebla gibt sich die Landschaft überraschend deutsch, mit einigen Nadelbäumen und generell wenig exotischem Zeugs wie Palmen oder Bananenstauden.

Bäumsche

So Deutsch in der Tat, dass sogar ein kleiner, gelber „Niedernhall“-Aufkleber auf dem Auto der anderen Praktis öhhh … sich manifestierte!

Bimbo, du Mongouh!

Immer wieder etwas skurril erscheint es mir hier, wenn ich die Auslagen oder Werbung zu Produkten der Firma „Bimbo“ sehe, was hier zwar nicht für das politisch völlig korrekte „Neger“ steht, wie bei uns, sondern wie auch in den USA für eine „mujer atractiva y de pocas luces“, also eine hübsche Frau, die etwas unterbelichtet ist, was ja jetzt auch nicht unbedingt etwas ist, womit man sein Unternehmen als Namen kröhnen will.

extra für deutsche Touries importiert, der ganze Quark

Alsbald gings dann aber auch schon wieder in bergigere Gefilde, da Cuetzalan so ziemlich an der Grenze zwischen Hochland und zum Atlantik hin flach laufenden Tiefland liegt.

Jebürge

Ganz im Gegensatz zur Landschaft entgegen dem Pazifik, die immer höher und höher zu steigen scheint, bis man dann auf einmal da ist und grade aus dem Gebirgsnebel gekommen schon an der Meeresküste steht.

Tlayoyos

Ähnlich beschissen sind allerdings die Straßen in beide Richtungen, auf den letzten 50km gibt es jeweils hunderte von Baches – Schlaglöchern – und die Straßen sind aufgrund ihrer Serpentinenhaftigkeit eigentlich so schon anstrengend zu befahren. Deswegen kann man für ~200km schonmal gut 3,5h brauchen, wenn man Wert darauf legt mit intakten Reifen anzukommen. Was wir zum Glück geschafft haben. Im Hotel haben wir uns erstmal ein bißchen was zu futtern und ein Nachmittagsbier bestellt. Gegeben hats unter anderem die lokaltypischen Tlayoyos, Teigtaschen gefüllt mit einer Paste aus Avocadoblättern und mit Salsa und Käse bedeckt. Ich muss sagen, mein Fall ist es gar nicht. Dieses badezusatzartige der Avocadoblätterpampe widerspricht meiner Vorstellung von herzhaftem Essen.

Straße in Cuetzalan

Alsdann gings ab in die City, weil wir noch Höhlen erkunden oder Wasserfall sehen wollten. Wie in Guanajuato sind die Straßen in Cuetzalan aufgrund der Lage speziell. Speziell ungeeignet für Autos, deren Unterboden nicht in den meisten Situationen einen großen Abstand zur Straße aufweisen kann. Denn die Straßen dort sind steil und wenn man dann doch ein mal ein planes Plateau erreicht, geht dies einfach in einem Knick von der Straße ab, sodass man allein schon für das Überwinden des Steigungsunterschieds ein wenig Spielraum braucht.

Müllmexis

Das aber war uns zu dem Zeitpunkt pupegal als wie als ob wir zu Fuß unterwegs waren. Was allerdings doch wiedermal sauer aufgestoßen ist, war diese mexikanische Müllwirtschaft, wobei schöne Natur eigentlich immer von alten Plastikflaschen, leeren Dosen und sonstwas für Verpackungen verunstaltet wird.

Bosque biatch!

Nach kurzem Fußweg aus der Stadt raus (vielleicht 300m vom Stadtkern zum Rand) haben wir uns zu 20 Mexikanern in so ein Gefährt gedrängt, was früher vermutlich auch mal ein Pickup oder sowas war, nun aber ein dünnes Stangengestell aufgeschweißt bekommen hatte, über das eine Plane gespannt war, also eigentlich so gut wie ein Bus ist. Da 20 Mexikaner + 8 Deutsche für sone Ladefläche noch längst nicht genug sind, haben sich hinter uns noch ein paar reingedrängelt, was die Fahrt eigentlich nur kuscheliger gemacht hat. Hatte ich erwähnt, dass es in Cuetzalan wesentlich wärmer ist, als hier? Wir hatten also noch ein wenig kostenloses Sauna&Spa-Programm bei der lediglich 5$ MXN billigen Fahrt mit dabei. Toll! Ansonsten gings dann über Topes und Stein, wobei zumindest der nicht grade klein geratene Gerrit seine liebe Not damit hatte, während der vielen Beschleunigungsvorgänge in diese und jene Richtung seine Birne nicht mit dem Stangengestellt allzu enge Bekanntschaft schließen zu lassen.

wahrscheinlich auch alles aus alten Styroporbechern gebaut

Und denn waren wir auch schon quasi da, ein kleiner Junge hat uns für 5 Peseten über einen schmalen am Hang liegenden Pfad, durch diverse kleine Randsiedlungen geführt, die schon bald im tropischen Wald lagen, bis wir beim Wasserfall angekommen sind, der tatsächlich fast völlig frei von irgendwelchem Plastikscheiss war.

kleine Köppe da unten

Dadurch wars auch wirklich schön dort und hätte der Autor gewusst, dass es nicht in die Höhlen, sondern dort hin ging, hätte er auch seine Badehose dabeigehabt und wäre ins kalte Nass getipselt, aber leider wusste ers nicht und ihr müsst nun mein Wort aus zweiter Hand für voll nehmen, dass die Suppe kalt war.

Waldhütte

Nachdem ich mit unserem kleinen Guide und Matze ordentlich Steine übers Wasser hüpfen lassen hab, wars den Badenden dann langsam auch genug und nach einer Wiederbegegnung mit einer großen Gruppe anderer Praktikanten, die auch genau an diesem Wochenende nach Cuetzalan gefahren sind, haben wir uns auf den Rückweg gemacht, wieder durch die besagten Siedlungen.

Weg

Neben den üblichen schmucklos-kargen Betonhütten und einigen niedlichen Kätzchen, die bei einer alten Frau lebten gab es hier und da auch mal ein frei wanderndes Huhn zu sehen, von denen sich Steffen direkt mal eins schnappen wollte. Aber das Huhn war ihm körperlich und intellektuell überlegen. Wie es Hühner der menschlichen Rasse im Allgemeinen ja sind.

Plátanos

Weniger schwere Ziele stellten die am Wegesrand wachsenden Bananen…

Kaffö

und der Kaffee da, der mich überhaupt erst auf den Ort aufmerksam werden ließ. Da wir keinen Bock hatten auf nen Bus zu warten, geschweigedenn auf die merkwürdige Fahrt, sind wir die läppischen 1-2km zurück in die Stadt gelaufen, vorbei an jeder Menge schwarzen Hühnchen und Truthähnen, diversen Aussichtspunkten über fruchtbare Schluchten und sogar einigen romantisch verwitterten Ruinen.

Voladores v2.0

Am Zócalo bereiteten sich grade die lokalen Voladores auf ihre Show vor, die aufgrund der Höhe des Stammes doch nochmal ein Stückchen spektakulärer ist, als die gleiche Geschichte in Cholula oder Atlixco. Leider brauchten sie noch eine halbe Ewigkeit, bis sie endlich hochgeklettert sind, aber oh well, ist halt ein Spektakel.

Nach Sonnenuntergang dann herrschte immernoch geschäftiges Gewusel in den Straßen, als wir uns auf die Suche nach was zu Futtern gemacht haben.

Die hotcakes am Stand links wirkten auf jeden Fall schonmal verlockend.

Was wir dann in einem Restaurant direkt am Zócalo gefunden haben, deren Speisen und Service von grandios weit entfernt waren, aber was solls. Zurück im Hotel wurden die vorher besorgte Kiste Bier und der Havana Club angerissen und das ansonsten sehr ruhige Hotel noch ein bissle aufgemischt, bis es dann gegen drei oder vier auch für die letzten Zeit zum Schlafen wurde.

Nachti-schlampe