Da wir in Oaxaca kein Frühstück in unserem Hotel gebucht haben (gibt ja genug Restaurants), standen wir erstmal vor der Frage: Wo gips Futtah!?? Bevor der Tag beginnen durfte.
Anstatt, wie am Abend zuvor und wie ich ausdrücklich bevorzugt hätte, dem Reiseführer zu folgen und eins der dort empfohlenen Frühstückscafés aufzusuchen, sind wir einfach auf gut Gück in die Stadt und haben uns letztlich in irgendein Kabuff in der Nähe des mercados gesetzt. Das war, wie sich später herausstellte, keine gute Idee, zumindest was meine Verdauung anging. Dort haben wir schnell was gefuttert und dann noch eine Runde durch den mercado gedreht, welcher komplett überladen mit Pan de muertos und allerlei totenbezogenen Süßigkeiten war.
Irgendwie sind wir noch zum mercado de Artesanias, weil der wohl besonders toll sein soll in Oaxaca und dann wieder weiter nördlich unterwegs gewesen.
Wo die Stadt auch wieder netter anzuschauen ist.
Dort fand sich ein Haus …
das zwar von draußen ganz normal aussah, von drinnen aber komplett ausgehölt war. Ist schließlich auch gemütlich so!
Direkt um die Ecke waren wir wieder auf der Bummelstraße und wir sind nochmal auf den kleinen Freiluftmarkt, auf dem Myriam am Vorabend schon ein Top erstanden hatte.
Dort gabs neben dem üblichen Klamottenkram auch Figuren, Bilder und auch Bücher zu erstehen.
Etwa hundert Meter weiter um die Ecke befindet sich die Kirche Santo Domingo mit dazugehörigem Kloster, in dem sich wohl ein großer Schatz befindet.
Was, wenn man sich die Kirche und den mexikanischen Goldschick anguckt, nicht schwerfällt zu glauben.
Während meine Eltern sich das Kloster reingezogen haben, haben Myriam und ich bißchen mit ein paar Gitarre spielenden, mexikanischen Freigeistern unter den Bäumen vor der Kirche und anschließend im Italian Coffee (das hiesige Starbucks) gehockt, nachdem wir nochmal in dem kleinen Nebenstraßen-Märktchen nach Klamotten und Stirnbändern gucken waren.
Tatsächlich wurden wir dort sogar noch fündig was Stirnband und ein mexikanisch gestyletes Oberteil anging. Leider war es nicht das, was ich mir als Favorit für Myriam rausgepickt hatte.
Da sich das Italian Coffee direkt gegenüber der Kirche befindet, hatten wir aus dem ersten Stock für die verbleibende Wartezeit eine ganz gute Aussicht. Als wir uns dann alle wieder zusammengefunden und zumindest Myriam und ich einen von den Kalorien her zu einem saftigen Steak mit Pommes äquivalenten Kaffee geschlürft hatten, gings nochmal zur Post, die ebenfalls einen Altar aufgebaut hatte.
Natürlich mit den kleinen Totenschädeln und ner Pulle Tequila. Den braucht man vermutlich am ehesten, wenn man aus der Nachwelt zurückkehrt. Als dann Briefe und was weiß ich verschickt waren, haben wir uns auf den Weg nach Monte Albán, einer Ruinenstätte in der Nähe Oaxacas gemacht.
Laut Reiseführer sollte die Straße dort hin gewaltig schlecht sein, also die übliche Staub- und Buckelpiste, die der Todfeind jedes Kats ist. Dementsprechend zeigte das Navi für die ca. 15km oder weniger eine Fahrtzeit von 25min. oder so an. Allerdings stellte sich beim befahren des besagten Monte heraus, dass die Straße inzwischen wunderbar asphaltiert worden war, weshalb die Fahrt dann doch nur ein paar Minuten dauerte.
Oben bei den Ruinen angekommen bot sich eine fantastische Aussicht auf die umliegenden Täler, in denen sich eben auch die Stadt Oaxaca befindet.
Monte Albán wurde nämlich, wie der Name schon andeutet, auf dem Gipfel eines Berges gebaut, dessen Spitze speziell dafür abgetragen wurde. Die Ganze Bauerei soll wohl ohne Räder und Krähne stattgefunden haben, was man sich bei der Größe der Bauten nur schwer vorstellen kann. Aber die Zapoteken, die sich das ausgedacht haben gehörten wohl eindeutig zur Familie der Dicke-Eier-Indianer.
Diese wiederum gehören eindeutig zur Mutter aller Indianerkulturen, die uns beim interkulturellen Seminar nähergebracht wurde: Den Olmeken.
Zu seiner besten Zeit stellte Monte Albán, die eine der ältesten Städte in Mesoamerika sein soll, (das wohl im Gegensatz zum deutschen Konterpart Mittelamerika auch tatsächlich in México lag) wohl das Herrschaftszentrum für die Zapoteken dar und sie haben vom Gipfel des Berges aus erobert und regiert.
Spätestens ab dem 10. Jahrhundert wurde sie allerdings nur noch als Begräbnisstätte genutzt, weshalb der ganze Rand des Plateaus von Begräbnispyramiden gesäumt ist.
Welche, wenn sie zu begehen wären, sicherlich auch eine nette Aussicht auf die anderen Täler böten, aber leider darf man da nicht drauf, sonst würde sicherlich in 2 Jahren von Pyramiden nicht mehr viel zu sehen sein.
Aber auch so wars echt nett, beinah egal in welche Richtung man die Kamera gehalten hat.
Interessanterweise haben wir auf der Nordplattform unter den sich noch dort oben rumtreibenden 10 Personen oder so sogar noch zwei Deutsche getroffen.
Was sich auch nur dadurch rausstellte, dass ich grad am Meckern war, dass die Scheiss Begräbnispyramiden voll im Weg sind, als ich grad ein Foto von den letzten Sonnenstrahlen im südlichen Tal machen wollte und mir nicht Myriam antwortete, sondern eine andere Dame.
Und ich glaube das waren dann sogar auch die, die uns vor unserer Abfahrt zum Abendbrotschnabbulieren nochmal vorm Hotel begegnet sind.
Aber egal, auf jeden Fall neigte sich sowohl Öffnungszeit, als auch Tageslicht ihrem Ende zu.
Und zusätzlich machte sich eben auch das ungünstig gewählte Frühstück bemerkbar. 🙁
So hab ich beim Abstieg noch schnell ein paar Fotos mitgenommen soweit möglich und dann gings auch schnurstracks zum nächsten Lokus.
Auf dem Parkplatz war noch der Typ eines Autos auf interessante Weise durch Abnutzung oder Unfall obfuskiert.
Auf Empfehlung unseres Nachbarn Kay hin sind wir später des Abends nach Etla gefahren, um uns dort die Festivitäten zu den días de muertos (den Tagen der Toten) reinzuziehen.
Dort angekommen sahen wir allerdings nichts weiter, als eine leerstehende Bühne und ein paar Taco-Stände auf dem freien Platz, der vermutlich als Veranstaltungsort hätte dienen können. Das allerdings war kein Wunder, denn die Sause dauert bis in die frühen Morgenstunden (schon so bis um 7:00!) und geht dementsprechend spät los. Immerhin gab es wenigstens ein Vorprogramm, das darin bestand, dass über ein paar Boxen ein Ansager alle paar Minuten versichert hat, dass es wirklich gleich losgeht, dass er schon die Info habe, dass die Kostümierten sich gerade auf den Weg machen und dass es höchstens noch ein Momentchen dauert. Und das für zwei Stunden.
Aber dann gings auch gleich richtig los, mit Pauken und Trompeten kam die Meute anmarschiert und binnen 5min. gings dort ab wie Schmitts Katze. Zwischen einigen Marsch-Orchester-Einlagen wurde der Kinderkostümwettbewerb abgehalten, bei dem unter anderem ein ziemlich gut gemachter Minotaurus und die allgegenwärtige Catarina – ein Hohnbild des spanischen Bürgertums zur Kolonialzeit – mitgemacht haben.
Im Anschluss wurden die traditionellen Verse zum Besten gegeben, wobei wir im Video zu sehen nach jeder Zeile ordentlich auf die Pauke gehauen, schief ins Horn geblasen und aufgeregt rumgehüpft wurde.
Also die tatsächliche Show mit Wettbewerb und Sprachgesang vorbei war, wurde einfach nur noch lustig kostümiert herumgetanzt, zur leicht schiefen Blasorchestermusik.
Da wir schon den ganzen Tag unterwegs waren, meine Mutter lieber in Oaxaca sein wollte, Myriam von allem genervt war und ich nicht mehr Herr über meine Darmaktivität war, sind wir dann leider schon kurz nach Beginn der Fete wieder zurückgefahren, längst bevor es auf die Friedhöfe ging, zum andächtigen Futtern und generell picknicken bis der Arzt kommt.
Neben ein paar Nintendo-Figuren hatten mir dann auch noch ein paar junge Knirpse hinterhergebrüllt, dass ich ein Foto von ihnen machen soll.
Die Gelegenheit packte ich beim Schopf und erkannte, dass es sich um die beim Kostümwettbewerb rausgeflogenen handelte. Eine reelle Chance hat man nämlich nur mit einem traditionellen Kostüm wie das eines Geistlichen oder einer Catarina.
Als dann im Zentrum Oaxaca nichts mehr zu sehen, haben wir beschlossen, einfach ins Hotel zurückzufahren und es gut sein zu lassen.