Mit dem dritten Morgen in Tepoztlán rückte auch unsere Abreise von dort unangenehm näher. Leider war die Unterkunft nur für drei Nächte verfügbar gewesen, auch wenn wir noch Zeit gehabt hätten bis zu unserem Flug zurück in die Karibik. Noch vor dem Frühstück hat deswegen Lily angefangen ihren Koffer mit Büchern, Spielzeug und Kuscheltieren zu packen, als Fleißigste von uns allen.
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Cholula zum Sonnenuntergang
Den Großteil des 27.12. haben wir im und ums Haus, etwa im Garten oder auf dem Balkon, herumgedödelt und versucht die Kinder halbwegs bei Laune zu halten.
Die heilige Stadt
Auch für den zweiten Weihnachtsfeiertag hatten wir über meine Mutter eine Verabredung, nämlich zum Frühstück mit einigen ihrer ehemaligen Kollegen hier. Diese sollten wir im Ciudad Sagrada treffen, einem Restaurant in Cholula, jedoch bestand da ja noch das kleine Problemchen, dass das große Auto nicht startete.
Da brat mir doch einer ne Gans
Zum ersten Weihnachtsfeiertag waren wir bei Doris nach El Cristo eingeladen. Doris hatte schon lange im Voraus angekündigt, dass es an dem Tag bei ihr einen Gänsebraten mit Klößen geben würde, was natürlich gut zu Weihnachten passt, auch wenn es warm und sonnig ist und wir haben uns schon gefreut wieder mal ins fraccio zu fahren, wo wir uns ja auch schon mal eingelebt hatten und irgendwie zuhause fühlten.
Hurra hurra, die Eltern sind da
Am Morgen des 22.12. war besonders klare Luft und man konnte ziemlich gut die Vulkane sehen. Außerdem sollten im Verlaufe des Tages meine Eltern kommen. Natürlich hatten uns die Kinder dank Jetlag wieder recht früh wach gemacht, sodass vor dem Frühstück, bzw. nach dem Sonnenaufgang noch Zeit war ein bißchen bird watching im Garten zu machen.
Erstmal auskurieren
Als wir am ersten Tag in Lomas nach dem morgendlichen Aufwärmen, meiner Dokumentation des Hauses und Frühstück einigermaßen fertig waren mit Rumlungern und die Kinder auch etwas ausgeruhter waren, sind wir mal zusammen zum westlichen Eingang an der Atlixcayotl gefahren, wo sich ein großer Chedraui-Supermarkt befindet, wie wir ihn ja schon von den letzten malen in Tulum kannten und wo ich am Vorabend, dem nach unserer Ankunft, das Nötigste eingekauft hatte. (Tatsächlich gab es keinen Lappen, kein Geschirrtuch und keinen ordentlichen Spülschwamm im Haus, was ohne Geschirrspüler ganz günstig wäre.)
Al Caribe!
Für unseren Abflug in die Karibik hatte ins Doris am Wochenende (nicht zu lange vorher, damit sies nicht vergessen) zwei Taxen bestellt, die in Atlixco echt ziemlich günstig sind, um uns zum poblanischen Flughafen zu fahren, von wo aus wir den kleinen Hüpfer in die Karibik machen würden.
Letzte Gelegenheit also, mal endlich diesen Hundezwinger auf der anderen Straßenseite zu knipsen, der uns soviele Schlafunterbrechungen beschert hat. Das ist dieser spitz zulaufende Käfig da oben, der vielleicht 5m² oder so umfasst und den Großteil des Tages (wenn die Tür nämlich nicht offen steht) vier Hunde beherbergt, die sich dementsprechend gut leiden können.
Als 8:10 Uhr die für um acht bestellten Taxen noch nicht da waren fuhr zufällig Nachbarin Kerstin vorbei und machte schon große Augen, dass wir immernoch da stehen mit fertig gepackten Koffern. Ich weiß nicht ganz wie es den anderen ging, aber ich behaupte mal wir hatten alle etwas mexikanische Entspanntheit im Blut und haben uns da keinen großen Kopf drum gemacht. Vielleicht hatte die vigilancia ja trotz Ankündigung was an unseren Abholern auszusetzen oder sie sind die falsche Richtung um den Golfplatz herum gefahren, wer weiß. Wir würden so oder so gut zeitlichen Puffer haben. Genau in dem Moment kam aber auch eine hellgelb-blaue Taxe um die Ecke gefahren. Okay, da wurde ich schon einen kurzen Moment nervös, ob da vielleicht beim Stillepost-Spiel herausgekommen war, dass wir uns zu fünft – plus Fahrer – in die kleine Karre quetschen würden. Nein, der Kollege komme gleich. Alles in Ordnung.
Siehe da – wenige Momente später standen zwei Taxen vorm Haus, bereit über Puebla zum Flughafen zu fahren. Das einzig Doofe: Der Fahrer ist zwar mit Dreipunktgurt gesichert, für die Fahrtgäste steht solcher Luxus aber nicht zur Verfügung. Auf Nachfrage war sich zumindest der zweite Taxifahrer sicher, dass unter den Sitzbänken noch Gurte versteckt seien. Die wurden dann auch fleißig rausgepult, allerdings handelte es sich natürlich nur um Beckengurte. Nichts für eine Babyschale. Die wurde dann auf dem Beifahrersitz verkehrtrum versteht, weil die Kofferräume zum Bersten voll waren mit den Koffern. Lily dürfte die Fahrt ihres Lebens gehabt haben, uneingeschnürt auf Mamas Schoß sitzen mit Kuscheln und Stillen und was es nicht alles so mit sich bringt.
Wir hingegen hatten eine Heidenangst, falls der Taxifahrer doch mal stärker bremsen muss, was bei dem chaotischen Verkehr an und hinter der caseta am Eingang von Atlixco nach Puebla und auf der Stadtautobahn periférico durchaus mal vorkommen kann. Da hilft nur Beten und Hoffen wie ein guter Katholik. Zum Glück hatten sich die Taxifahrer nochmal untereinander und aufgrund meiner Nachfrage auch mit uns abgesprochen, dass sie nicht die kostenlose Straße (Landstraße mit topes – speedbumps – und vielen Dörfchen), sondern die Autobahn nehmen wollen und sich dementsprechend auch das Gekurve durch die engen Einbahnstraßen von Cholula sparen und stattdessen über die erwähnte Stadtautobahn fahren.
Das kam uns sehr gelegen, weil es mit ziemlicher Sicherheit die flottere Strecke ist, selbst wenn sich auf dem periférico noch später Berufsverkehr hätte stauen sollen.
Für die atlixquensischen Taxifahrer war das aber wohl mal ne ganz schöne Abwechslung. Es hat aber alles gut geklappt und wir sind nach nur ungefähr einer Dreiviertelstunde schon da gewesen, hatten somit noch ewig Zeit auf dem Winzflughafen bis kurz nach elf der Flug gehen sollte.
Die hat Lily dann genutzt, um noch überall rumzukrabbeln und wieder herumlaufen zu wollen (was sie ohne Hilfe aber noch nicht kann), wobei wir zum Glück dann bei zwei mexikanischen Kindern gelandet sind, deren Spielzeug interessant genug war, sie bis zum Abflug zu beschäftigen, sodass Myriam währenddessen den Fragebogen für die Hochzeitsfotografen ausfüllen konnte (public hotspots for the win!) und wir anderen Eltern auf unseren Handies rumgespielt haben.
Die Zeit verging dann doch recht schnell und schon saßen wir in der Alubüchse nach Cancun International.
Passenderweise war es dann auch Zeit für Lilys Mittagsschlaf, sodass ich es immerhin geschafft habe bis zum Showdown vom dritten oder vierten Buch, das ich diesen Urlaub gelesen habe, zu kommen.
Leider war es recht diesig, sodass von den Vulkanen nur wenig zu sehen war. Das letzte mal gab es auf dem Rückflug ja sowohl auf den Citlaltépetl, als auch Popo und Izta eine schöne Perspektive im Sonnenuntergang. Ganz nett war aber trotzdem die Grenze vom Hochland nach – vermutlich – der Tiefebene von Veracruz, wo sich die Wolken so gestaut haben.
Kaum hatte ich mein Buch wieder aufgemacht, war auch schon die Küste von Yucatán mit Meer unter uns zu sehen.
Und logischerweise wenige Minuten später der alles überwuchernde, 4-5m hohe Dschungel auf Yucatán, der von so weit oben aussieht wie komplett gleichmäßig gemähter Rasen. Ein bißchen wie Golfplatz.
Erst im Landeanflug sind dann die Schneisen zu erkennen, die wahrscheinlich mit viel Mühe für die Straßen da reingeschlagen wurden.
In Cancun waren dann auf einmal doch mehr Wolken, als wir uns eigentlich gewünscht hätten, aber das muss ja immer noch nichts aussagen. Schwül und heiß kann es schließlich trotzdem sein. Myriams Vater Peter sollte auch kurz nach uns landen und ich musste dann daran denken, wie es wohl ist, wenn man in Winterklamotten (oder naja, ganz so kalt war es ja wohl zuletzt in Berlin nicht) in den Flieger einsteigt und dann in tropischer Hitze wieder rausgeht.
Ursprünglich hätte Peter eine knappe Stunde vor uns landen sollen, aber dann wurden zum ersten Februar neue Zeitzonen in Mexico eingeführt, die das Land mehr oder weniger in Norden (-1h), Zentrum (echte Zeit) und Süden (+1h) einteilen. Kuriose Sache das. Somit wurden wir erstmal im AC gekühlten Minibus, wo wir sogar eiskalte Wasserfläschchen bekamen, zur Autovermietung gefahren. Peter würden wir dann in einer zweiten Tour abholen. Wie gehabt, wurden wir dort angekommen erstmal schön auf Englisch vollgequatscht. Natürlich mit breitem Akzent, das können nicht nur wir Deutschen. Ich finde ja immer, es wäre dann einfacher auf Spanisch zu verstehen, als zu versuchen mit zwei Akzenten auf Englisch herauszufinden was man voneinander will, aber manch einer (zum Glück die wenigsten) beharrt einfach darauf mit Weißhäuten Englisch zu blubbern.
Der Shuttle-Fahrer brachte dann tatsächlich Myriam, Lily und mich nochmal zum nicht für Abholende freigegebenen Bereich, wo wir zwischen den ganzen Taxen, Reisebussen und Resort-Shuttles noch ein ganzes Weilchen auf Peter ausgeharrt haben, dessen Flug wohl einfach etwas Verspätung hatte. Dabei haben wir dann wieder „spot the german“ quasi gespielt. Gar nicht mal so schwer, wenn da Leute mit sich zurückziehendem Haaransatz und darunterliegender, erröteter Stirn, Karohemd, Sandalen und Pornobalken rauskommen.
Irgendwann gab es dann auch mal nen Peter und wir konnten uns an das lustige Tetrisspiel machen, in unseren 8-Sitzer die ganzen Koffer, eine Babyschale und uns fünf Leute reinzuquetschen. Tatsächlich gar nicht mal so einfach, wenn man zumindest einen hinteren Sitz braucht. Gut eingebaut saß Peter dann hinten neben dem Handgepäck und wir konnten das letzte Stück Reise, die 307 runter in Richtung Belize, in Angriff nehmen.
Dabei wundert man sich immer wieder, warum man aus Cancun rausfährt, nur um dann genau so in einem von den riesigen Resorts weiter südlich abzusteigen. Am besten noch auf der Straßenseite weg vom Strand, wo man statt Meereswind nur noch tropische Hitze und Klimaanlage hat. Neee nee neee, wir fahren weiter nach Tulum und lassen das alles links (und eben rechts) liegen!
Etwa anderthalb Stunden Fahrt später waren wir auch beim uns bekannten Zeichen für die Strandhotelzone Tulums – dem Chedraui-Werbeschild – angekommen und bogen dort ab. Die Luft, die durchs Fenster reinzog war schon immer kühler geworden und ich hab mir Sorgen gemacht, ob wir wohl etwa schlechtes Wetter abbekommen haben.
Die erwies sich aber spätestens dann als unbegründet, als wir vor den cabañas La Luna zum Stehen kamen und der hochmoderne Astronautengurt in meinem Sitz sich nicht mehr öffnen lassen wollte, während mir von der Stirn der Schweiß in Strömen rann. Mit ein bißchen Technik und viel roher Gewalt hat es dann Peter geschafft mich aus diesem Foltergerät zu befreien und wir wurden von unserer Hochzeitsplanerin Mindy auf der vom Meereswind beströmten Veranda empfangen.
Nach dem check-in wurden wir, wie abgesprochen, rüber zum Nachbarhaus geführt, an das unser Aufenthalt quasi geoutsourced wurde, weil das irgendwie mit den cabañas sonst nicht geklappt hätte. Dort erwartete uns ein älterer Amerikaner (Craig, der Besitzer) und erzählte uns erstmal dies und jenes über das Haus und – inzwischen ein geflügeltes Wort in unserer Gruppe – wie das mit den Schlüsseln funktioniert. Das kam mit in dem Moment zwar etwas seltsam vor, aber ich konnte nicht so ganz festmachen warum. Meine Mutter brachte es dann auf den Punkt: „Erstmal dicke Eier zeigen, wo zum Beispiel Peter grade nach 12h Flug hier ausgestiegen ist und vielleicht bißchen Ruhe haben möchte.“ Stimmt, eigentlich nicht so cool, dann erstmal noch belehrt zu werden was es da alles gibt und was man machen kann und muss, dass man die Kühlschranktür nicht zu lange offen stehen lassen soll (ohne Witz!) anstatt einfach seine Kontaktdaten zu hinterlassen und auf den Info-Ordner neben dem Sofa zu verweisen.
Ich bin als nächstes auf die Dachterasse gehuscht, auf die ich mich schon länger gefreut hatte – zusammen mit Kayaks und Propangrill – und es war immerhin noch ein bißchen Sonnenuntergang zu sehen. Das geht hier aber so schnell, dass gar keine Zeit für Stativ und Objektivwechsel war, insofern habe ich ihn einfach mit bloßen Augen beobachtet und nur den obigen Schnappschuss gemacht.
Wieder unten haben wir uns den (wirklich schönen) Strand vorm Haus ein wenig angeguckt und zumindest Peter musste nochmal die Füße ins Wasser stecken und seinen Kollegen in Berlin ein Foto zum Neidischmachen schicken.
Zum Abschluss des Tages sind wir nebenan ins Restaurant von La Luna, weil das natürlich die einfachste Alternative war, nur eine Tür weiter zu ziehen. Am Strand. Leider kam das von mir georderte Ribeye, als es dann mal kam, kalt an und die Kopfschmerzen, die sich schon im Auto angebahnt hatten, hatten sich inzwischen zu einem derartigen Kopfgewitter entwickelt (sowas hatte ich schon richtig lange nicht mehr), dass ich nur noch der Kellnerin abgewinkt habe ich bräuchte nichts mehr, meinen Cocktail halb ausgetrunken stehen ließ und rüber ins Bett bin, wo mir wenig später eine süße Tochter und die von Myriam gebrachten Ibuprofen 600 den Schmerz nahmen.
Besorgungen
Die zweite Nacht mit gejetlaggtem Kind machte sich schon wesentlich besser. Obwohl wir sie am späten Nachmittag und abends (also spät in der Nacht eigentlicht für uns) wachgehalten hatten, war wieder gegen drei Uhr früh Weckruf und wir wieder zu müde, um wirklich viel zu machen, außer das im Bett Rumgewurschtel über uns ergehen zu lassen und aufzupassen, dass sich Lily nicht runterstürzt.
Das langweilig und müde sein ist dann auch auf Lily übergegangen, die zum Glück nochmal eingeschlafen ist, sodass wir auch bis zum Sonnenaufgang ungefähr schlafen konnten. Dann sind wir nach dem Obstsalat-Guacamolebrot-Frühstück zu den Biomédicos nach Atlixco rein gefahren für unsere prenuptiales. Das ist ein Bluttest, den man braucht, wenn man in Mexiko heiraten will und bei dem auf sexuell übertragbare Krankheiten untersucht wird. Dass wir da mit Kind angetanzt sind hat so rein gar nicht gestört.
Jedoch hat man uns nach kurzer Befragung direkt wieder hinaus gewiesen: Einerseits muss man komplett nüchtern da antanzen, weil sonst der Test verfälscht würde und andererseits brauchten wir „fotos infantiles“. Haben wir uns erstmal alle am Kopf gekratzt. Kinderfotos? Davon hatte keiner was gesagt! Nach einigem hin und her sind wir dann drauf gekommen, dass quasi „Fotokinder“ gemeint sind, also ganz kleine Fotos von uns.
Haben wir also unsere Verluste (in Mexiko meistens zeitlich) weggesteckt, beschlossen später nochmal Doris zu fragen, ob es den Fotografen beim Zócalo noch gibt und haben uns auf den Weg nach Puebla gemacht, um in Angelópolis shoppen zu gehen, denn wir Herren waren beide noch anzuglos. Außerdem wollte ich so ungern in schwarzen Skaterschuhen heiraten. In der größeren Stadt ist natürlich auch die Chance auf Micro-SIM-Karten höher, das stand also auch auf der Agenda.
Tatsächlich haben wir recht schnell Leinenanzüge und Bootsschuhe (muss bei Hochzeit in der Karibik einfach sein, auch wenn ich die danach potentiell nie wieder anziehe) gefunden, nur mit den Schnitten und Größen war das so ein bißchen schwierig. Entweder zwickte das Jacket unter der Brust oder es saß alles super, bis auf die Nähte unter den Achseln, die eher so Richtung Bauchnabel angesiedelt waren, sodass ich kaum die Schultern darin heben konnte, ohne wie ein Kampfjet mit Deltawings auszusehen. Wie es die erste Verkäuferin dann recht treffend formulierte „Wenn die Mexikaner groß sind, dann in allen Dimensionen“. Sprich so eine mittelkorpulente Talla für mich wird dort normalerweise nicht verlangt. Entweder man ist klein und schlaksig oder gleich ein richtiger Bulle mit Kanonkugeln als Schultern und einer kräftigen Pansa.
Ein paar Läden weiter haben wir dann aber doch recht flott was für mich gefunden und hatten dann nur das Dilemma, dass Myriam einerseits mit den Farben von Hemd und Krawatte nicht so zufrieden war, andererseits mir nichts vorschreiben wollte worin ich mich nicht wohlfühle. Bwlwwllwrrrll … Frauen halt. Nach nochmaligem Hickhack mit einer sehr geduldigen Verkäuferin habe ich dann einfach entschieden das zu nehmen, was mir schon ganz zu Anfang gefallen hatte. Genauso haben wir dann einfach die etwas zu langen Schuhe aus dem ersten Geschäft geholt (Schuheshoppen mit hohem Spann … wuhey!), um dem mal ein Ende zu bereiten.
Zwischendurch hatten Matthias und ich noch die schon beschriebenen Telcel-SIMs mit grandiosen 200MB Internet à 12€ geholt und waren somit mobil erreichbar und so. Nur leider hatten wir unsere Nummern nur der netten Dame vom Service angesagt, die es zumindest bei mir geschafft hat, Matthias‘ Nummer als Gratisnummer bei mir einzurichten, sie aber nicht gegenseitig gespeichert, was das Wiederfinden im riesigen Angelópolis dann doch etwas erschwert hat.
Auf jeden Fall ist nun so gut wie alles Nötige für die Hochzeit besorgt, was auch nochmal ein großer Stein vom Herzen ist.
Mit erschöpfter Lily ging es zurück nach Atlixco, wo wir nach kurzer Verschnaufpause nochmal mit Doris zusammen in die Stadt gefahren sind, um das mit den Fotos zu regeln und direkt noch ein spätes Mittag- oder frühes Abendessen einzulegen.
Ein paar Straßen vom zócalo entfernt geparkt (um Parkgebühren zu sparen und den nervigen Parkplatzwächtern mit ihren Pfeifen zu entgehen), sind wir hoch zum Fotografen gelaufen.
Was für ein geniales Gefühl nach Jahren des Fernwehs wieder die Straße zwischen mercado und zócalo langzulaufen!
Das Fotofachgeschäft war wie auch die anderen Läden, Taquerías und sonstwas drumrum ein kleines Kabuff, das leicht zu übersehen wäre, im Erdgeschoss der Kolonialstilgebäude.
Drinnen gab es feinste Fototechnik aus den Jahren 1970-1989, was mir das direkt ein bißchen sympathisch gemacht hat, so schwer wie man in Deutschland teilweise an die passenden Batterien für seine Belichtungsmesser, Motorwinders und alten SLRs kommt. Durch eine extrem schmale Tür wurden wir in das von dem rechts zu sehenden Holzverschlag abgetrennte Hinterzimmer geführt, das nur von den modeling lights der zwei großen Softboxen beleuchtet wurde und ansonsten zappenduster war. Zweimal schnell geblitzdingst, wodurch das Zimmer dann wirklich in Schwarz getaucht wurde und man nur noch das Nachglühen des IR-Auslösers sah und ein paar Minuten später hatten wir unsere „Kinderfotos“.
Dann konnten wir weiter uns was zu essen suchen und endlich mal wieder am zócalo langflanieren.
Wie schon vorher so oft, kam uns das Meiste bekannt vor, nur die Restaurantfront wurde in den letzten Jahren neu modelliert, was eigentlich ganz schön war.
Niedergelassen haben wir uns selbstverständlicherweise beim Mexikaner.
Da wurde dann nach kurzer Überlegung eine Grillplatte für 6 Personen bestellt, mit ordentlich Arrachera (yesss!), Hühnchen, gebrutzelter Chorizo und lecker Guacamole und grünem Reis mit jeder Menge Koriander drin. Einfach geil.
Da wir ja aber nur 4 Personen und ein bebé waren und ich mir zudem vorher noch eine Maiscrémesuppe bestellt hatte in vollem Überschwang, waren wir dann alle ganz gut vollgestopft, als wir uns Richtung mercado zurück zu den Autos begeben haben.
Da wir ja mit unserem Abendessen recht früh dran waren, ging in der Stadt natürlich grade erst so richtig das Leben los. Und das ist ja irgendwie auch das Schöne an Mexiko. Dass es so lebt und lebhaft ist. Das gibts in Deutschland irgendwie nur zur Fußball-WM.
Wie auf Bestellung gabs auch direkt nen richtig feinen Sonnenuntergang an dem Abend.
Als wir grade die mal nach ner Lücke im Verkehr schielen wollten, um in die Autos einzusteigen, ist uns aufgefallen, dass nun auch eine schön kräftige fumarola über dem Popo stand.
Also sprich ein Auswurf von heißem Dampf, Asche und ich glaube von Schwefelwasserstoff (faule Eier) ist immer mal die Rede, aber ohne Internet lässt sich das so schwer nachprüfen.
Aber so ein Schauspiel nehmen wir natürlich auch mit mexikanischer Gelassenheit hin. Das Problem ist ja nicht wenn er raucht, sondern wenn er nicht raucht und sich drinnen alles staut, im Popo. Oops, I did it again.
Der erste Tag wieder da
Als wir am ersten Tag dann alle wieder auferstanden waren und ausgiebig gefrühstückt hatten (die Früchtevielfalt machts natürlich auch mit Lily leichter), wurde sich mal in Richtung Clubhaus begeben. Das ist einerseits über den offiziellen Eingang mit Chipkarte zu erreichen, andererseits kann man auch unerbetenerweise über den Golfplatz latschen, was von den Golfern natürlich nicht so gerne gesehen wird. Sagen tut aber auch keiner was dazu.
Der Rasen ist natürlich von einer Horde von Gärtnern immer gut gepflegt und das Ambiente ist zusammen mit der Aussicht auf den Popo also insgesamt schon ziemlich bombe. Wenn man dann noch Spaß an Polohemden und Golfcarts findet …
Einmal angekommen, kann man auf der Terasse echt ganz gemütlich sitzen, die kühle Briese genießen und zumindest früher mal gab es ganz nette Saftmischungen für nen schmalen Taler, die einem das Leben versüßt haben.
Da aber zu dem Zeitpunkt noch keiner von uns mit Peseten gesegnet war, blieb uns nur einfach mal kurz das Club-WLAN zu nutzen, um unsere E-Mails nach Rechnung für die Restbeträge der Hochzeit betreffenden Dinge zu checken und mal ne kurze Nachricht abzusetzen, dass es uns überhaupt noch gibt.
Während Myriam da so checkte hab ich nochmal ein Foto von den kuriosen Baumblüten in der Umgebung gemacht.
Damit wir uns nicht wieder in die Schusslinie der fiesen Golfer begeben müssen, haben wir kurz drauf dann den offiziellen Zugang gewählt, um dann die Runde zurück zum Haus zu drehen.
Von der leichten Anhöhe des Clubhaus aus hat man auch nochmal nen ziemlich schicken Blick über den kleinen See zum Popo hin.
Tatsächlich mussten wir dann gar nicht mal frech an der Empfangsdame vorbeischlendern, sondern konnten durch das offenstehende Tor für die Golfcarts unbemerkt wieder hinausspazieren und nochmal einen Blick zurück übern See werfen, um den herum auch schick gegärtnert wird.
Leider ist die Runde außen um den Golfplatz herum auch wesentlich länger, als quer durchs Feld und zu dem Zeitpunkt hatten wir dann ob der ganzen Sonne doch langsam etwas Durst.
Myriam war immernoch tapfer dabei Lily zu tragen und wir würden ja auch bald wieder zu Hause sein, um uns dort ein paar Becher des köstlichen, kühlen Nasses hinterzukippen.
Der Weg am Eingang zum fraccionamiento führte uns auch am Oxxo vorbei, der wahrscheinlich schon einigen Parties das Leben gerettet hat und auch uns immer mal ganz gelegen kam, wenn dann doch mal das Feierabendbier oder zum Frühstück die Milch gefehlt hat.
Etwas weiter bestachen wieder diverse Gärten mit Büschen und Bäumchen zu geometrischen Grundformen gestutzt.
Zurück am Haus waren wir auf einmal mit der Situation konfrontiert, dass an der Eingangstür der Schlüssel zwar das Schloss drehte, die Tür sich aber dennoch nicht öffnen ließ. Die Verandatür schien mit dem Haustürschlüssel gar nicht kompatibel. Da war die Kommunikation fehlgeschlagen – ich hatte vorne den Riegel vorgeschoben und Myriam hatte die Verandatür vorm Rausgehen verschlossen (amerikanisches Prinzip mit Knöpfchendrücken). Davon haben wir uns aber gegenseitig nichts gesagt. Genausowenig hatten meine Eltern uns gegenüber erwähnt, dass ihnen Doris die Nacht zuvor noch gesagt hatte, dass man den Riegel nicht zuschieben soll, weil man nur durch die Fronttür hereinkommt. So waren wir also erstmal ausgeschlossen.
Doris to the rescue, nach ein paar kurzen Versuchen mit Werkzeug den Schieber durch den Briefkastenschlitz zu öffnen wie ein paar schlechte Einbrecher, wurde der Gärtner angerufen, der einen Schlüssel für das Vorhängeschloss des an der Küche liegenden Muchacharaumes besitzt und uns somit wieder ins Haus lassen konnte.
Mit etwas neuer Energie sind wir eine Stunde später noch ohne Myriam und Lily zur Bodega in Atlixco gefahren, um einerseits Zaster zu zocken und andererseits ein paar von diesen coolen Telcel-SIMs mit 30 Tagen Laufzeit und 3GB Interwebs zu kaufen, von denen ich gelesen hatte.
Das mit dem Geld war recht schnell erledigt, das Tageslimit auf Myriams und meiner Kreditkarte erschöpft. So konnten wir erstmal Doris die Anzahlung für das Haus zurückgeben und dann auch zum Handyladen. Da wir ja in Mexiko sind, hat das ganze Prozedere dort aber natürlich keine 15min. in Anspruch genommen wie wenn man zu Hause bei O2 oder so nen Surfstick kauft, sondern wir haben dort bestimmt ne Stunde damit verbracht dem Verkäufer drei SIM-Karten aus dem Kreuz zu leiern, festzustellen, dass er die weder in Mikro noch in Nano hat, die bestehenden SIM-Karten dann vom Stand um die Ecke zuschneiden zu lassen, mehrfach erfolglos in unseren Geräten zu testen und dann zu erfahren, dass die wohl einfach nicht aktiviert sind und der Verkäufer auch keine anderen mehr hat.
Abgesehen davon hätte es auch keine solche coolen Pakete mit ordentlich Internet dabei gegeben. Das höchste der Gefühle sind 200MB surfen für etwa 12€. So eher erfolglos aus der Sache herauskommend sind wir zumindest noch schnell für einen Schlenker in die Stadt und haben beim Imbiß auf Doris‘ Empfehlung hin ein paar Flautas und ein Grillhähnchen gekauft, das ich dann mit zu Myriam nach Hause genommen hab, während die älteren Herrschaften uns ein Auto von der VW Flotte besorgt haben.
Wieder zu Hause angekommen hat sich die leichte Kreislaufschwäche, die sich bei mir beim Telefonkarten-besorgen angedeutet hat, zu einem full blown circleruntogetherbreak manifestiert, sodass ich mit Kopfschmerzen, Schwindel und leichtem Schüttelfrost zu den Mädels ins Riesenbett gefallen bin und dort die nächsten Stunden vor mich hin gestorben bin.
Ein Glück war es wohl nur Dehydration und zuviel Sonne nach den drögen, grauen Monaten in Berlin, die mir zugesetzt haben, sodass ich dann auch wieder – so plötzlich wie es mir bekloppt ging – fit war, als Lily aufgeweckt werden musste, damit sie nicht wieder so jetlaggt. Die Kleine dann wachzuhalten über den späten Nachmittag war ein bißchen herzzerbrechend, aber auch sehr lustig anzusehen, wie immer die kleinen Augen aufgeflattert sind, einem von uns ein glasiger Blick zugeworfen wurde und dann die Lider unter Grinsen wieder zufielen.
De Vuelta, nach 3 Jahren
Fast 3 Jahre später sind wir wieder da. Endlich! Und – wer hätte es gedacht – jetzt auch mit Kind. Das macht die Reise natürlich nicht viel einfacher, aber auf jeden Fall aufregender.
Vorallem wenns so eine 22,5h Tour ist wie wir sie dieses mal erwischt hatten. In die Richtung nach Mexiko hin hatten wir einen 11:50h Flug, nach dem Hüpfer von Berlin nach Amsterdam, der ja auch schonmal anderthalb Stunden geht und die ganze Zeit muss natürlich das Kind einigermaßen bei Laune gehalten werden, abseits vom eigenen – zurückgestellten Wohlbefinden. Naja, ich brauch es kaum noch zu schreiben, zumindest ich hab mir ziemlich Sorgen gemacht, was das für eine Qual wird für alle Beteiligten.
Aber Lily hat richtig gut mitgemacht. Der Amsterdamflug war gar kein Problem, bis auf ein bißchen Druck auf dem Ohr und einen weggenommenen Plastikbecher, der für viel Geschrei sorgte und der lange Flug war tatsächlich auch gut zu überstehen, weil natürlich Lily auch wieder allen schöne Augen gemacht hat und so auch die Stewardessen bezaubert genug waren, sich nicht zu sehr an der ständig belegten Küche zu stören.
Beim boarding in Amsterdam stach noch einigen Leuten das oben zu sehende Duo ins Auge, das für mich als Knorkatorfan leicht zu identifizieren war.
Es handelte sich natürlich um den Captain Rummelsnuff und seinen Maat, die ihr erstes Konzert in Mexiko – in D.F. – zwei Tage später bestreiten würden.
Die beiden saßen von uns aus auch nur einmal durch die Küche hindurch zusammen mit allen anderen eingepfercht in der Holzklasse (sich vermutlich anonym wähnend) und als die sich dann auch mal die Beine vertreten mussten, bin ich ganz frech rüberspaziert und hab um ein paar Fotos gebeten, die mir freundlich gewährt wurden.
Hätte ich mir ja gerne reingezogen, was die Mexikaner so zur Raspelstimme und dem „muscle snuff monster“ gesagt haben. Electroshanties passen ja wahrscheinlich ganz gut zu mariachi und romantische klagendem Gesang.
Nach einem abgebrochenem Landeanflug (braucht man nach 12h Flug und 20h Reisezeit so gar nicht) und der Fahrt von D.F. nach Atlixco empfing uns gegen halb zwölf nachts Orstzeit Doris vor dem Mietshaus, das sie für uns organisiert hat und in dem wir die zwei Wochen in El Cristo hier wohnen. Kurz Zahnbürsten ausgepackt, Lily bettfertig gemacht – für mich gab es noch eine cerveza Victoria – und dann sind wir hundemüde ins Bett gefallen.
Nur um wenige Stunden später von einer völlig verjetlaggten Lily wieder geweckt zu werden.
Ich möchte behaupten damit haben wir nicht so richtig gerechnet, dass ja Lily auch ziemlich mitgenommen wird von der Zeitverschiebung und sie hat von uns allen ja noch die stärkste biologische Uhr. Oder besser gesagt, gerechnet haben wir damit, aber so stark gehofft, dass sie genauso fertig ist und ihr Rythmus so durcheinander, dass es an Glauben gegrenzt hat.
Myriam hat sich dann nach einigem Gezappel und Gemecker seitens Lily erbarmt und ist mit ihr aufgestanden, hat sie von 3 bis 7 Uhr morgens irgendwie bei Laune gehalten und dann hatte ich Schicht, während Myriam zumindest noch ein bißchen Schlaf nachgeholt hat.
Woher sie die Kraft genommen hat danach immernoch recht gut drauf zu sein weiß ich nicht. Auf jeden Fall hatte die für mich dann relativ normale Aufstehenszeit den Vorteil, dass ich zum Sonnenaufgang schonmal ein bißchen auf den Golfplatz knipsen gehen konnte. Meine Eltern waren ja auch gejetlaggt, sodass ich dort Lily kurzerhand nochmal abladen konnte.
Wie auch schon das erste mal, dass wir da waren, verabschieden sich die violetten Bäume auch jetzt schon wieder von ihren Blüten und wir haben das Glück sie grade noch in voller Pracht zu sehen.
Ist schon irgendwie genial vom einstelligen Grad-Celsius-Bereich direkt in den Frühling auszusteigen (nach nur zwei Flügen und einer langen Autofahrt, heieiei) und dann von soviel schönem Vogelgezwitscher – darunter wieder die uaracas – geweckt zu werden.
Gefrühstückt wird natürlich im Garten, wo diesmal statt Limette und Granatapfel ein mächtiger Zitronenbaum von etwa 2,5m Höhe und 3m Durchmesser steht.
Das Haus ansich ist sehr mexikanisch, viel Brauntöne und drinnen recht dunkel gehalten, weil man ja eh immer soviel Sonne und gutes Wetter hat. Es wurde wohl aber auch seit 10 Jahren nicht mehr bewohnt, was man ihm durchaus anmerkt. (Oh … Fotos von Fernsehern und Computer hier sollte ich wohl noch machen) Davon abgesehen kann man nicht wirklich klagen. Soviel frisches, reifes Obst, tolles Wetter und die schöne Umgebung lassen einen zum Beispiel die alberne Lichtschalterbelegung vergessen. Außerdem hat Doris wirklich schon soviel Vorarbeit geleistet, dass wir uns einfach nur richtig willkommen gefühlt haben.
So und nun müssen wir uns mal ein bißchen Internet am Clubhaus klauen, um diesen Post hier hochzuladen, da unsere SIM-Karten nur 200MB Internet – statt den erwarteten 3GB – haben und ich die vermutlich mit ein paar wenigen, hochgeladenen Blogposts dann auch ausgeschöpft wären. Jene müssen ja aber auch erstmal geschrieben werden. Vielleicht find ich ja heute Abend wieder ne Minute.