Archiv für den Tag: März 2, 2011

Dienstag, Golfclub

Mond über Arabien, ach ne, Atlixco

Dienstag ging erstmal, wie auch die anderen verjetlaggten Tage, vor dem Morgengrauen los – nämlich mit einer Mondsichel, die knapp unter der Venus und damit etwas über den am Horizont liegenden Bergen schwebte. Nach nem weiterem Frühstück in der Sonne, nachdem sich meine Mutter zur Arbeit verabschieden musste, waren wir leider ohne Auto hier im Fraccionamente gestrandet (wie jetzt, Fahrrad, wasn dis!?), was aber auch nicht so schlimm ist, denn das Ding ist relativ groß und es gibt Einiges zu sehen. Sowohl an schicken Häuschen, als auch an schöner Landschaftsarbeit oder bunten Vögeln. So z.B. vor einem schicken, blauen Haus dieser Blumenstrauch.

Das lag aufm Weg zum Golfplatz, um den dieser Ort, bzw. dieses Fraccionamente aufgebaut ist und den wir uns dann gestern mal reinziehen wollten, weil wir eh zur Clubverwaltung mussten, um mal zu klären, wie wir hier Sport treiben können und so. Der Golfplatz selbst ist dementsprechend groß und schon mal nen Blick wert. Man stellt sich das jetzt vielleicht so als langweilige, genau getrimmte Wiese mit paar Löchern vor, aber in der Tat ist er schöner, als dieses erste Bild. Allein schon weil es dort solche Bäume gibt, die zur Zeit sogut wie gar keine Blätter tragen, dafür aber blau-violett blühen. Was natürlich für Myriam höchst relevant ist.

blau blühender Baum und Myriam drunter, komplementär in Rot

Nicht, dass ich die nich auch schick finden würde, aber ich glaub, mein Ziel ist derzeit eher, ein ordentliches Foto von diesem kleinen Arschlochvogel und von den schwarz-türkisen Metallelstern zu bekommen. Wobei ich im Golfclub/Park komischerweise ein besseres vom Arschlochvogel schießen konnte, als ich grade das Makro drauf hatte, das nun wirklich nicht für Aufnahmen auf weite Entfernung gemacht ist, sagt ja schon der Name, Mensch.

nochma Arschlochvogel, diesmal aufm Golfplatz

Was die Golfer auch noch gut weggekriegt haben, außer den hübschen Bäumen und den Vögleins, ist die Aussicht an manchen Stellen. Gut, gestern wars bißchen diesig, daher musste ich da noch bißchen in Photoshop rumfrickeln, aber prinzipiell ist das doch ziemlich genial, wenn man behaupten kann, man würde Sport treiben, dabei eigentlich nur rumchillt oder mitm Caddy durch die Gegend fährt und dabei noch sonen Ausblick hat.

Popo vom Golfplatz aus

Jo öhhh nochmal paar blau-violette Bäume.

Und denn, nach getaner Arbeit und Akquise einiger Kaltgetränke (die Temperaturen gingen irgendwann so um die 30°C), haben wir bei ner kleinen Verschnaufpause (wie gesagt, der Golfplatz ist groß, meine Fototasche ist schwer und die Höhenluft und sowieso) noch nen Kolibri gesehen, dem ich leider wiederum nur mit meinem Makro auf die Pelle rücken konnte, was jetzt halt nicht so die Mega-Bildqualität verspricht, denn man soll damit ja keine Vögel fotografieren, sondern Krabbelviechter. Aber trotzdem, es ist halt ein fucking Kolibri und ich hab ihn live gesehen!

Dr. Kolibril

Als wir dann wieder zurück zu Hause waren, hatt ich erstmal nen kleinen Besucher in meiner Fototasche, der uns allerdings schon bekannt war, weil er uns immer beim Frühstück Gesellschaft leistet und am Fliegennetz hängend seinen Kreislauf in Schwung bringt. Ist ja auch nicht so leicht, wenn man wechselwarm ist.

unser Hausgecko auf meiner Fototasche

Zum Abschluss des Tages hatten wir uns noch vorgenommen, irgendwo ne coole Fotolocation zu finden, bevor die Sonne untergeht und dann nochmal in der Stadt oder aufm Weg nach Hause was essen zu gehen. Das mit der Sonne haben wir nicht ganz hinbekommen und ich hätt heulen können, weil die Sonne so verdammt cool aussah und eben direkt neben dem Popocatépetl untergegangen ist, während wir noch im Auto unterwegs waren, aber das werden wir hoffentlich wann anders wieder gut machen können. Dafür haben wir uns, nachdem es mit Auto nicht mehr vernünftig weiter ging, noch ein paar Treppen hochgequält, auf einen Hügel, auf dem ganz oben eine Kirche steht. Nunja, ganz hoch sind wir nicht mehr, weil es erstens tierisch anstrengend war und zweitens schon dunkel wurde, aber man hatte auch auf halber Höhe oder so nen guten Ausblick.

Aussicht vom Ricardo Treviño

Da Myriam ziemlich besorgt war, ob man sich da nicht in einer etwas gefährlichen Gegend befände, hatte ich noch Zeit für zwei-drei Fotos auf die Stadt, bevor wir wieder runter sind und uns auf die Suche nach Essen begeben haben. Nun muss ich zwar zugeben, dass mir auch etwas mulmig zumute war, mit dem ganzen Equipment im Dunkeln, in einer mir unbekannten Gegend, aber andererseits wirken die Leute hier echt nicht wie Raubmörder, in der Tat kam aus manchen Hütten auf dem Hügel lustige, mexikanische Volksmusik, sodass ich nur zugern mal einen Blick da reingeworfen hätte.  Aber da meine Beine auch in kürzester Zeit von den ansässigen Mücken zugerichtet wurden, wars wohl auch okay, dass wir da abgehauen sind.

Atlixco vom Ricardo Treviño aus gesehen

Joar, das war soweit unser Dienstag. Plus noch eine weitere probierte Biersorte. Womit die Statistik folgendermaßen aussieht.

Probiert: Indio, Sol, Victoria, Bohemia, Dos Equis
noch nicht probiert: Tecate, Kloster, Victoria Schwarz
werd ich selbst mitm langen Stock nicht anrühren: Miller Lite, Budweiser (US Version)

Montag, Kackakuhtag

Kackakuh

Montag kann ich eigentlich kurz halten. Montag haben wir nich soviel gemacht. Die meiste Zeit im Wohnzimmer im Internet rumgehangen oder mal bissel in der Sonne gechillt und abends dann zum VW-Werk nach Puebla gefahren, um meine Mama abzuholen. Aufm Weg da hin sind wir wieder an unzähligen, bunt bemalten, am Straßenrand gelegenen Läden vorbei, wo man z.B. Kuhfänger kaufen konnte oder auch Ziegelsteine direkt von der Ladefläche des Pickups.

Denn nen Pickup besitzt hier sogut wie jeder. Also jeder, der sich ne Karre leisten kann. Ist ja auch klar, hast ne riesige Ladefläche, das Ding ist hochgenug aufgehängt, dass dir die Speed-bumps ziemlich Wurscht sein können und du kannst auch ma ohne Sorgen aufs Feld fahren. Ach und mit den Ziegelsteinen hat das nämlich Folgendes auf sich. Der Ratenkauf eines Hauses funktioniert hier in etwa so, dass man sich ein Grundstück besorgt und dann mit jedem Gehalt eine gewisse Anzahl Steine, Mörtel usw. und sich dann halt in der Freizeit mit ein paar Freunden und Familienmitgliedern hinsetzt und dieses Haus hinbastelt.

Oft werden aber auch Nutztiere einfach auf der Ladefläche des Pickups durch die Gegend gefahren. Wie die das aushalten, ohne bei dem Fahrstil und den Geschwindigkeiten runterzufallen oder die Speierei zu bekommen, ist mir schleierhaft, aber die Viechter geben sich da größtenteils gelassen. Sieht man ja auch an der Kuh. Kurioserweise funktioniert hier halt Feldarbeit auch so, dass man sein Pferd zum Feld fährt, es dann in den Pflug spannt und den Acker pflügen lässt, während man selbst mit dem Pickup vor- oder hinterher fährt.

Aber auch egal, wir sind also nach Puebla, Mama eingeladen, dann wieder zurück Richtung zu Hause und auf dem Weg ereignete sich dann das folgende, von mir nur schlecht eingefangene (durch ne grüne Autoscheibe, von der falschen Seite aus, bei 100+km/h) Schauspiel, das durch irgendwelche Vulkanasche oder sowas bedingt war, die schon den halben Tag das Wetter diesig machte.

Popodrama, durch ne grüne Autoscheibe, mit B-Säule links im Bild

 

Dann abends noch jenes 1,2l Bier hier, damit ich immerhin behaupten konnte, überhaupt was gemacht zu haben an diesem Tag und nach ner Folge Enterprise (nach! wohlgemerkt, nicht bei, diese war tatsächlich ziemlich gut) bin ich dann eingepennt.

das ganze Tagewerk ... in einer Flasche

Arschlochvogel


Arschlochvogel

Okay, holen wir erstmal nach, was ich bislang so auf Facebook gepackt hab. Myriam und ich verbringen den März im Jahre 2011 des Herrn komplett in México, weil meine Mama dort arbeitsbedingt für drei Jahre ein Häuschen Haus hat, was bei dem kleinen Örtchen Atlixco, beim Popocatépetl liegt. Um genauer zu sein, in einer abgeschlossenen Wohngemeinde für Wohlhabendere, also was bei uns in Deutschland in etwa so gehobene Mittelklasse ist.

Das ist natürlich für uns ne ziemlich geile Sache, weil, ist ja doch netter als so’n Hotel, man muss sich keine Gedanken über schlechte Nachbarschaft machen (wie z.B. an der Grenze zu den USA, mit diesen ganzen Drogenbanden und was man nich alles hört) und, naja es liegt in der Nähe zum Popo,wie er hier genannt wird, also auch die Landschaft ist nett anzuschauen und man hat nicht die crowdedness und den Smog von Mexico-City.

Auf jeden Fall sind wir am letzten Februar-Wochenende hier eingetroffen, nach irgendwelchen 13-14h Flug und einer mehrstündigen Autofahrt, die hauptsächlich daraus bestand aus seinem Delirium hochzuschrecken und festzustellen, dass man von einem wildfremden Mexikaner mit 120km/h über unbeleuchtete Landstraßen chauffiert wird.
Bei meiner Mama angekommen, sind wir so gut wie nur noch ins Bett gefallen, um am nächsten Morgen zu einer wilden Kakophonie aus Vogelgekrächze und Gezwitscher aufzuwachen. Wie sich rausstellte, stammte die Hälfte davon von einem Radiowecker. Den anderen Teil lieferten einerseits elsternähnliche Vögel mit schwarz-türkis glänzendem Gefieder und andererseits etwa meisengroße Viechter mit roter Brust, die manchmal auf Nachbars Zaun sitzen.


die Rückseite von Mudderns Haus, links oben unterm Sonnenschirm mein Stativ, für die ornithologischen Studien, rechts davon unser Schlafzimmer, rechts davon das Schlafzimmer der Vorfahren, darunter das Wohnzimmer und links davon die Küche.

Da unser an unser Schlafzimmer angrenzende Balkon in etwa auf der Höhe des Zauns liegt, dachte ich, man, perfekt, kann ich die kleinen Piepmätze ja mit der Russentonne von hier fotografieren, aber die Mistratten sind dauernd abgehauen, wenn ich von 10-20m Entfernung mein Rohr auf die gerichtet hab. Von daher hab ich sie Arschlochvögel getauft und fordere die wissenschaftliche Gemeinde auf, das baldmöglich in allen ornithologischen Werken nachzutragen.

Nachm Frühstück am selben Tag, also Sonntag, gings dann zu mehreren Blumenverkäufern, die hier direkt am Straßenrand ihre Waren feilbieten, um neues Grünzeug für den Garten zu holen, der bereits mit Guave, Limonen- und Orangen-Bäumchen bestückt ist. Achja, hatte ich erwähnt, dass hier immer gutes Wetter ist? Schon geil, wenn man in Winterjacke losfliegt und am Ziel angekommen grade noch so kurze Hosen und T-Shirt erträglich findet. Auf jeden Fall hab ich bei einem dieser Blumenverkaufer dessen Wachhund fotografiert, von dem ich erwartet hab, mich zumindest anzuknurren oder vielleicht sogar aufzuspringen und zu mir gelaufen zu kommen, der aber stattdessen nach dem Klicken des Verschlusses nur ängstlich guckte und dann ratzdifatz zwischen ein paar Pflanzen verschwand.


Waldi García, ein ängstlicher Hund, der nicht unbedingt den besten Wachhund abgibt

Nachdem der Kofferraum mit Blumen voll war, sind wir noch richtig in die Stadt gefahren, haben noch was für die Rückbank geholt, was gefratzt und sind dann in einen dieser typischen, wellblechüberdachten, vollgequetschten mercados gegangen, wo sich auf der einen Seite Gemüse und Gewürze türmen und es andererseits ganze Hühnchen für weniger als 2€ gibt. Dort haben wir dann diese merkwürdige Frucht gesehen. Also das Grüne links oben, nicht der Blumenkohl.


merkwürdige, grüne Früchte aufm mercado

Nach dem ganzen Spaß gings wieder nach Hause und nachdem ich mir ne Dosis Internet gegeben hab, bin ich dann mal übern Balkon die Leiter hoch und von dort noch den kleinen Vorsprung bis zum Dach rauf, wobei sich durchtrainierte, bärenstarke Trizepsmuskeln als durchaus hilfreich erwiesen. Egal, wo war ich? Achja, da hochzuklettern war aber auch aus dem Grund sinnvoll, als dass man da noch ganz gut die Spitze vom Popo sehen kann und weil der grad von der untergehenden Sonne nett beleuchtet war, bot es sich an, den zu fotografieren.


Popocatépetl vom Dach aus

Und das wars dann auch soweit für Sonntag, hab nochn Bier getrunken und dann hieß es ab ins Bett, dank Jetlag.